Ein Vorwort
1917 wird bereits als hoher Oscarfavorit gehandelt. Sam Mendes inszeniert hier eine Geschichte, die er seinen Großvater, einem Kriegsveteran, widmet. Die Geschichte hat er aus den Erzählungen dessen entwickelt und versucht den Familien und Veteranen der „verlorenen“ Generation Tribut zu zollen.
Die Handlung
Lance Corporal Tom Blake (Dean-Charles Chapman) und Lance Corporal William Schofield (George McKay) werden zum General (Colin Firth) beordert. Dieser hat den wichtigen Auftrag die beiden zu Colonel Mackenzie zu schicken, um den bevorstehenden Angriff abzublasen, da es sich um einen Hinterhalt der Deutschen handelt. Dafür müssen sie durch Niemandsland. Da Blakes Bruder in der Einheit Mackkenzies ist, ist er sehr motiviert den Auftrag auzuführen.
Meine Meinung
Zuletzt brachte uns Christopher Nolan mit seinem gefeierten Dunkirk ins Frankreich in Kriegszeiten. Dort ging es jedoch während des zweiten Weltkrieges um die Evakuierung der britischen Soldaten aus Dünkirchen. Sam Mendes reist nun noch ein Stück weiter in die Vergangenheit. Genau genommen ins titelgebende Jahr 1917. Auch hier verfolgen wir zunächst britische Soldaten, die die Ruhe vor dem Sturm nutzen, um sich etwas auszuruhen. Schnell lernen wir unsere beiden Protagonisten Blake und Schofield kennen. Doch um die Ruhe ist es bald vorbei. Denn der General hat einen Auftrag für die beiden. Und die Kamera wird sie auch nicht mehr allein lassen.
Wo wir schon beim bemerkenswertesten am Film wären. Die Kameraarbeit. Denn diese bleibt an unseren Protagonisten kleben und fährt mal vornweg, mal nebenher, mal hinterher. Dadurch wirkt der Film wie ein einziger Take, auch wenn dies natürlich nicht sein kann. Aber Achtung an alle Leute mit schwachen Magen. Die Kamera „marschiert“ praktisch mit, weswegen immer ein verstärkter Wackeleffekt eintritt, der einen leicht auf den Magen schlagen kann, wenn man dafür empfindlich ist.
Ebenso erwähnenswert ist dadurch auch die schauspielerische Leistung der beiden Protagonisten, deren Emotionen permanent von der Kamera eingefangen werden. Gerade der Marsch durch das Niemandsland wird in allen Details gezeigt. Dies wirkt am Anfang ein bisschen Langatmig, aber auch absolut realistisch, was die Länge wieder wett macht. Und die Langatmigkeit wird auch schon bald durch ein paar hochspannende Szenen ersetzt. Und auch wenn man ein paar Entscheidungen der beiden nicht nachvollziehen kann, bleibt man doch immer mit dran und leidet praktisch bei jeder Wendung wieder neu mit. So bleibt 1917 bis zur letzten Szene hochspannend.
Zwischendurch gibt es auch ein paar ruhigere Momente, wo auch immer mal wieder eine Hollywoodpersönlichkeit auftauchen darf, so dass es auch über die aus dem Trailer bekannten hinaus immer wieder ein bekanntes Gesicht zu erkennen gibt. So ist 1917 letztlich ein erschreckend reales Abbild des ersten Weltkrieges, der beinahe vollkommen auf überdramatische Augenblicke verzichtet und dadurch nur noch bestürzender ist.
Das Fazit
1917 ist ein von der Grundidee her sehr undramatischer und realistisch gehaltener Kriegsfilm, der aber gerade durch den Realismus bestürzt und dadurch lange im Gedächtnis bleibt. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.
1917 läuft seit dem 16.01.2020 in den deutschen Kinos.
Habe das leider nicht so gesehen. Die Technik ist natürlich brilliant, aber mir haben weder die Figuren etwas bedeutet, noch hat mich der Krieg wirklich mitgerissen. Zumindest nicht so wie bei vergleichbaren Genre-Klassikern. Für mich zu sehr Abenteuer Film als Ant-Kriegs-Film. Kam eher mit gemischten Gefühlen aus dem Kino
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Ich mochte die Figuren gerade, weil sie nicht hochpatriotisch waren, sondern eben eher so „Na gut, wenn es ein Befehl ist, unser Leben aufs Spiel zu setzen, dann machen wir das halt“. Auch gab es halt nicht die große Schlachtszene, sondern es war eher diese untergründige ständige Bedrohung. Das mochte ich.
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Fand es waren schon ein paar sehr patriotische Szenen dabei. Sie hätten wenigstens 5 Leute oder mehr den Befehl geben sollen, dann wäre die Grundhandlung für mich noch nachvollziehbarer gewesen als „ein Typ der Karten lesen kann“ und noch jemand.
Diese indirekte Bedrohung hat für mich Dunkirk besser gemacht. Außer auf der Technick-Ebene hat der Film mir nichts neues oder besseres gezeigt als die ganzen Anti-Kriegs-Klassiker. Bei weitem kein schlechter Film, versteh mich nicht falsch 😀 Meine Erwartungen waren wohl einfach zu hoch
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Ich glaube fünf Leute wären wieder zu auffällig geworden, bzw hätten sie dann den gefühlen One Take nicht so hinbekommen.
Aber da sieht man, wie unterschiedlich man den Patriotismus empfinden kann. 🙂
Was ist denn deiner Meinung nach ein wirklich guter Anti-Kriegs-Film?
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Stimmt, die Sache mit dem Patriotismus kann man unterschiedlich aufnehmen. War für mich auch kein Dealbreaker. Immerhin sind es Briten aus dem Jahr 1917, die können ruhig patriotisch sein 😀
Apocalyse Now, Im Westen nichts Neues, Johnny got his Gun, Dunkirk, Paths of Glory. Das wären so meine Favoriten. Dazu kommen noch viele Kriegsfilme, aber die Grenze zwischen „Anti“ und reiner Kriegsfilm ist ja fließend.
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Der hat mich leider emotional so gar nicht abgeholt und wenn man mal die technische Komponente aussen vor lässt, passt die erzählte Geschichte auch locker auf nen Bierdeckel.
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Ich fand die Bierdeckelgeschichte gut inszeniert. Das reicht mir manchmal auch. Verstehe aber, wenn er dich nicht abgeholt hat, dass er dir dann weniger gefallen hat
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Visuell und ausstattungstechnisch auf jeden Fall ein Augenöffner. Keine Frage. Den Film muss man allein deshalb unbedingt im Kino gesehen haben.
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