Ein Vorwort
Bereits 1960 schrieb Michael Ende sein Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, das 1962 um den zweiten Teil „Jim Knopf und die Wilde 13“ erweitert wurde. Die Geschichte der Insel mit zwei Bergen – na wer hat schon einen Ohrwurm? – begeisterte daraufhin groß und klein über viele Generationen, unter anderem meine Wenigkeit. Eines der ersten Bücher, die ich alleine gelesen habe und seit dem immer wieder verschlingen konnte. 1976/77 drehte die Augsburger Puppenkiste die Geschichte in Farbe – ein Schwarz-weiß Version existierte bereits – und auch diese Variante ist Teil meiner Kindheit und kann mich noch immer begeistern. Nun präsentiert uns die deutsche Kinolandschaft eine neue Variante. Doch kann sie mit den Kindheitserinnerungen mithalten?
Die Handlung
Die kleine Insel Lummerland hat nur vier Einwohner. König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte (Uwe Ochsenknecht), Herr Ärmel (Christoph Maria Herbst), Frau Waas (Annette Frier) und Lukas, der Lokomotivführer (Henning Baum) mit seiner Lokomotive Emma. Doch eines Tages kommt ein Päckchen auf Lummerland an, in dem der kleine Jim (Solomon Gordon) steckt, adressiert an eine Frau Mahlzahn. Da Frau Waas die einzige weibliche Bewohnerin ist, darf sie Jim behalten. Doch als dieser immer größer wird, beschließt König Alfons, dass Lokomotive Emma weg muss, damit genug Platz für alle ist. Lukas, will sich jedoch nicht trennen und will mit Emma gehen. Jim bekommt das mit und beschließt mit den beiden zu gehen. Durch Zufall landen sie in Mandala und erfahren, dass die Prinzessin Li Si entführt wurde. So entsteht der Plan den langen Weg bis zur Drachenstadt anzutreten und Li Si aus den Fängen von Frau Mahlzahn zu befreien.
Meine Meinung
„Eine Insel mit zwei Bergen…“ Schon alleine, wenn die Lummerland-Melodie wieder ertönt, habe ich nicht nur gleich einen Ohrwurm, sondern fühle mich auch wieder in meine Kindheit zurückversetzt. Nun war die große Frage, was die Neuverfilmung denn nun kann. Und so auf den ersten Blick muss sich der Film von Regisseur Dennis Gansel auch gar nicht verstecken. Denn optisch ist der Film wunderbar gelungen. Seien es nun fantastische Landschaftsaufnahmen, die sich in keiner Weise hinter denen aus Hollywood verstecken müssen, oder die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Kostüme. Rein optisch taucht man zu 100% in die Welt von Lummerland ein. Auch Mandala und die anderen Schauplätze werden neu zum Leben erweckt. Also im optischen Bereich kann der Film durchaus punkten.
Handlungstechnisch hat sich Jim Knopf ein großes Ziel gesetzt. Denn der Film hat gerade mal eine Länge von 100 Minuten. Eigentlich viel zu knapp, um die komplette Geschichte ausführlich zu erzählen. Das ungute Gefühl in dieser Richtung verstärkte sich, als die Einführung der Lummerländler auch einen ordentlichen Teil der Zeit fraß, ohne dass überhaupt die eigentliche Geschichte losging. Aber trotzdem wird für jede Etappe genau die richtige Zeit aufgewendet, die nötig ist, um die Geschichte verständlich zu erzählen. Leider aber auch nicht mehr. Gerade die Zeit in Mandala hätte etwas länger sein können. Die Filmfassung hat versucht sich sehr stark an die Buchvorlage zu halten und hat das auch die meiste Zeit durchhalten können. Nur ein paar Änderungen tauchen auf, die aber nicht groß stören. Störender ist für eingefleischte Buchfans wohl eher, dass die Charaktere teilweise ein bisschen neu interpretiert wurden. So ist Christoph Maria Herbsts Herr Ärmel ein wenig zu schnöselig und Uwe Ochsenknechts König Alfons der Viertelvorzwölfte ein wenig zu verpeilt und Ich-Bezogen. Aber auch hierüber kann man hinwegsehen und wer die Bücher nicht kennt, wird sich schnell für die Filmcharaktere begeistern können. Leider ist auch Michael Bully Herbigs Nepomuk ein bisschen zu viel Bully. Da geht auch wieder einiges an Herzlichkeit weg und es wird versucht mit Albernheit zu kontern.
Das größte Problem für Jim Knopf dürfte jedoch sein, dass er seine Zielgruppe nicht erreicht. In einem halb vollen Kinosaal mit einem Verhältnis von 70% Kindern zu 30 % Erwachsene, habe ich keines der Kinder auch nur einmal lachen gehört. Lediglich eine Hand voll Erwachsener konnte den Film stellenweise mit mir lustig finden. Denn die einzigen Witze, die gezündet haben, sind die, die für die Eltern geschrieben wurden. Und das ist praktisch der Todesstoß für einen lustigen Kinderfilm.
Erst vor kurzem lief die Kinderbuchverfilmung die kleine Hexe in den Kinos. Sowohl die kleine Hexe als auch Jim Knopf sind die Bücher meiner Kindheit, die ich bis heute immer wieder gerne lese. Und während die Verfilmung der kleinen Hexe mich unweigerlich wieder in diese unbeschwerte Zeit zurückversetzen konnte, vermag Jim Knopf genau dies leider nicht. So nostalgisch ich beim Soundtrack wurde, der immer wieder die Lummerland-Melodie mit anspielte, so blieb ich doch als Erwachsene im Kino und kam nicht mit neuen Kindheitserinnerungen heraus. So schön der Film auch umgesetzt war, der gewisse Funke, der den Film zauberhaft gemacht hätte, wollte einfach nicht auf mich überspringen.
Das Fazit
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer macht in seiner Gesamtheit an sich eine gute Figur. Handlungstechnisch ist er sehr solide, optisch herausragend. Nur erreicht er seine Zielgruppe nicht und ihm fehlt letzten Endes das gewisse Etwas, der besondere Funke, für einen guten Kinderfilm. Daher gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer läuft seit dem 29.03.2018 in den deutschen Kinos.
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