Meine Tage als Studentin waren kurz und sind auch schon wieder ein paar Jährchen her. Trotzdem fühlte ich mich von dem Buch „Studierst du noch oder lebst du schon?“ direkt angesprochen.
Jeanne möchte ihr Sabbatjahr nutzen, um eine Doktorarbeit zu schreiben. So ist sie außer sich vor Freude, als ihr dieses genehmigt wird. Allerdings erhält sie kein Stipendium. Kein Problem, denkt Jeanne, dann arbeite ich halt nebenbei an der Uni. Doch der Alltag als Doktorantin ist ganz anders, als man ihn sich vorstellt.
Tiphaine Rivière war einst selbst Doktorantin, gab dieses jedoch zu Gunsten einer Karriere als Comic-Zeichnerin auf und berichtet nun von ihren Erfahrungen, die sie während ihres dreijährigen Versuches gemacht hat eine Doktorarbeit zu schreiben.
Jeanne ist von ihren Beruf als Lehrerin total genervt, denn ihre Schüler haben keinen Respekt und sind überhaupt nicht zu bändigen. Also beschließt sie ein dreijähriges Sabbatjahr einzulegen (in Frankreich laut Buch ohne Probleme möglich) und in diesen drei Jahren ihre Doktorarbeit zu schreiben. Schnell wird sie auch als Doktorantin angenommen, leider ohne Stipendium. Also will sie nebenbei an der Uni dozieren. Doch das Schreiben einer Doktorarbeit ist trotzdem kein Zuckerschlecken. Die verschiedensten Probleme werden in dieser Graphic Novel ausführlich dargestellt. Durch viele innere Monologe wird die Nähe zur Protagonistin sehr stark, man fühlt durchgängig mit ihr. Durch viele Schilderungen von Alltagssituationen findet man sein eigenes Studentenleben in einigen wieder, was die Nähe noch mehr verstärkt. Gleichzeitig schildert die Graphic Novel jedoch einen Zeitraum von ca. 5 Jahren auf 179 Seiten. Dadurch gibt es viele Zeitsprünge, die nur leider nur selten gekennzeichnet werden, wodurch man zwischendurch doch den Überblick verliert. Doch der Leser kann den Faden schnell wiederfinden, so dass man das Buch gut in ein paar Stunden durchgelesen hat. Die Bilder sind im ganz eigenen Stil gezeichnet und haben dadurch einen ganz persönlichen Charme. Die Handlungen und Emotionen sind alle passend dargestellt, so dass man zu den Denk- und Sprechblasen gleich die richtige Betonung erkennt. Das Bild/Text-Verhältnis ist passend. Der Text ist gut lesbar und überdeckt das Bild dabei nicht. Wenn einmal mehr Text nötig ist, so wurde das Bildmaterial verringert, aber trotzdem passend um den Text drapiert.
Der einzige Haken am Buch ist der Titel. Denn dieser gibt dem Leser das Gefühl, es handele sich um eine Graphic Novel, die wirklich das Leben eines Studenten unter die Lupe nimmt. Denn zwischen Student und Doktorant ist noch einmal ein himmelweiter Unterschied. Aber vielleicht überrascht uns Autorin Rivière mit einer Fortsetzung.
Alles in allem ist „Studierst du noch oder lebst du schon?“ ein kurzweiliges, aber realistisches Abenteuer in die Abgründe eines Doktorantenlebens.
„Studierst du noch oder lebst du schon?“ wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Bloggerportal der Verlagsgruppe Random House zur Verfügung gestellt. Vielen Dank hierfür!