Ein Vorwort
Bleib bei mir, Sam war eins meiner Favoriten im Jahr 2023 und ich war mir sicher: Das ist ein Einzelband. 2024 hat Autor Dustin Thao dann Ich warte auf dich, Haru nachgeschoben, der vom Stil her ähnlich war, aber eine komplett andere Geschichte erzählte. Nun wurde es Zeit für Finde mich, Oliver, das tatsächlich ein Sequel zu Bleib bei mir, Sam ist und die Geschichte eines daraus bekannten Charakters aufgreift.
Das Buch wurde mir vom Bloggerportal als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich dafür und kennzeichne diesen Beitrag als Werbung.

Die Vorgänger
Bleib bei mir, Sam: Julie und Sam haben klare Pläne, was sie nach ihrem Abschluss machen wollen. Zusammen an die Uni und der Kleinstadt entfliehen. Doch dann stirbt Sam und lässt Julie zurück. Diese kann sich auf nichts mehr konzentrieren und versucht ihre Trauer zu verarbeiten. Dabei wählt sie Sams alte Handynummer, um seine Stimme nochmal zu hören. Doch statt der Mailbox geht Sam ran. – Sehr starker Anfang, guter Mittelteil, gegen Ende wurde es etwas langatmiger. Vielleicht waren meine Vorstellungen vom Buch auch nur etwas anders. Dennoch starker Umgang mit dem Thema Trauerbewältigung.
Ich warte auf dich, Haru: Eric versinkt gern in Tagträumen. Nach einem Verlust, der ihn den Boden unter den Füßen wegreißt, denkt er immer wieder an Haru, einem jungen Mann, den er vor Jahren in Tokyo über den Weg gelaufen ist. Bis dieser wirklich vor ihm steht. Nur, kann ihn kein anderer sehen. – Nach Bleib bei mir Sam, wieder eine sehr traurige Geschichte, die so viel unterschwellig sagt. Haltet die Taschentücher bereit!
Die Handlung
Oliver ist nach dem Tod seines besten Freundes Sam noch nicht wieder ganz in der Spur. Als dann auch noch seine beste Freundin für ein Auslandssemester wegzieht, fehlt ihm jeglicher Anker. Daher schreibt er weiter Nachrichten an Sam, bis er eines Abends aus Versehen auf den Anrufbutton kommt. Und jemand, der nicht Sam ist, geht ran. Ben wird nicht lange ein Fremder bleiben, dennoch ist etwas merkwürdig an ihren Treffen.
Meine Meinung
Immer wenn ein neues Buch von Dustin Thao erscheint, bin ich sofort begeistert und kann es kaum erwarten, es zu lesen. Nur, um dann wieder festzustellen, dass es sich hierbei niemals um Feelgood Bücher handelt. Nachdem wir zweimal die aktive Trauerbewältigung hatten, hoffte ich, dass diesmal niemand tot ist. Und so viel sei vorab gesagt: Beide Beteiligte leben diesmal. Dennoch war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis der Haken an der Sache kommt.
In die Geschichte bin ich gut reingekommen, auch wenn zwei Jahre zwischen Band Eins mit Sam und Julie lagen. Ich konnte mich dennoch grob an Oliver erinnerung und auch bei den beiden ist einige Zeit vergangen, so dass ich ziemlich schnell wieder im Bilde war und mit den wichtigsten Infos versorgt wurde. Die Ziellosigkeit Olivers konnte ich gut nachvollziehen und so haben wir hier weniger einen Roman über Trauerbewältigung als einen über das Finden des eigenen Platzes in der Welt. Als Ben dann auftaucht und sich die beiden näher kommen, wusste ich, dass es einen Haken geben musste. Das ging zu glatt für Dustin Thao.
Den Plottwist habe ich zwar schon früh vorhergesehen, aber er wurde erst spät final aufgeklärt. Das war auch vollkommen okay, weil ich so meine Vermutung immer wieder hinterfragen konnte und mich Oliver und Ben weiter gerätselt habe. Auch hier dreht sich die Geschichte im Mittelteil leider wieder sehr im Kreis, was mir hier jedoch weniger aufgestoßen ist, als noch in den vorherigen Teilen.
Auch bei Finde mich, Oliver schafft Thao es wieder das Finden zu sich selbst und das aus sich Herauskommen, um die eigenen Probleme anzugehen, sehr einfühlsam zu beschreiben, so dass sich das Buch trotz der erneut niederdrückenden Thematik wie eine warme Umarmung anfühlt.
Das Fazit
Finde mich, Oliver greift gut bekannte Charaktere auf, schafft aber eine ganz eigene und neue Geschichte, die tiefgründig ist und dennoch spannend genug, um das Buch kaum aus der Hand legen zu können. Für alle Dustin Thao Fans ein Muss.
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