Willkommen in der Cinemathek, heute mit: Rückkehr nach Montauk. Der Film lief ursprünglich ab dem 11.05.2017 in den deutschen Kinos.
Ein Vorwort
Montauk ist ein kleines Küstendörfchen auf Long Island. Das Wahrzeichen ist der Leuchtturm und viel mehr hat Montauk auch nicht zu bieten. Trotzdem zieht es immer wieder Filme oder Bücher als Handlungsort an. Dazu gehören der fiktive Ort Amity aus der weiße Hai, der bei Montauk liegen soll, die Serie „the Affair“ spielt zu großen Teilen in Montauk und Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“ spielt teilweise beim Leuchtturm von Montauk. Auch der Schriftsteller Max Frisch widmete sich in seinem Werk „Montauk“ einer autobiographischen Erinnerung. An eine Liebe, die er nie vergessen konnte und die er unmittelbar mit Montauk verbindet. Diesem Werk widmet der Regisseur Volker Schlöndorff seinen Film „Rückkehr nach Montauk“, der irgendwo auf Frischs Werk basiert, aber trotzdem vielen verschiedenen Einflüssen unterzogen wurde.
Die Handlung
Der in Berlin lebende Autor Max Zorn (Stellan Skarsgård) ist für ein paar Tage in New York, um sein neustes Werk zu präsentieren. Darüber freut sich besonders seine jüngere Lebensgefährtin Clara (Susanne Wolff), die in New York lebt. Doch eine alte Geschichte lässt Zorn nicht los. Und so sucht er seine ehemalige Liebe Rebecca (Nina Hoss) auf, die aber nichts mehr von ihm wissen will. Dennoch brechen sie ein paar Tage später zu einem Ausflug nach Montauk auf, wo Rebecca sich ein Haus ansehen möchte und wo sie einst so glücklich zusammen waren.
Meine Meinung
Dass der Film sehr literarisch angehaucht ist, merkt man bereits in der allerersten Einstellung, in der Stellan Skarsgård als Max Zorn mindestens fünf Minuten lang nur aus Zorns neustem Werk vorliest. Hier bleibt die Kamera zu 100% an Skarsgårds Gesicht, was aber dennoch erstaunlich gut funktioniert, zumindest im Originalton. In der deutschen Synchronisation fällt zuerst auf, dass Skarsgårds eigentliche Synchronisationsstimme ausgetauscht wurde. Die neue passt weder zum Wesen des Schauspielers noch sind die Lippenbewegung wirklich synchron. Wenn man hierrüber aber hinweg sieht, ist es eine sehr interessante Art der Einleitung, weil der Zuschauer zunächst nicht weiß, wem wird diese Geschichte gerade erzählt. Erst nach über fünf Minuten wird die Kamera geschwenkt und man sieht die faszinierten Gesichter der Zuhörer.
Nach dieser Einleitungsphase beginnt eine etwas zähe Geschichte, die zwischen verschiedenen Presseterminen, Lesungen und privaten Ausflügen von Zorn hin und her schwenkt. Die zähe Erzählweise passt zwar zu Skarsgårds Interpretation seiner Rolle, die er sehr schwerfällig und grüblerisch mimt. Wirkliche Sympathien kann man aber an keiner Stelle zu ihm aufbauen, ebenso wenig wie zu seiner Freundin Clara. Im Gegensatz dazu stehen seine PR-Agentin Lyndsay, die durchgehend für den lockeren Teil und eine gute Atmosphäre sorgt und die ehemalige Freundin Rebecca. Auch wenn diese am Anfang sehr forsch, abweisend und leicht arrogant rüberkommt, ändert sich dies im Laufe des Films sehr stark und sie entwickelt sich zur Sympathieträgerin des Films.
So richtig ins Rollen kommt der Film aber erst nachdem bereits die Hälfte vorbei ist und der Ausflug nach Montauk ansteht. Ab hier entwickelt der Film eine ganz eigene Dynamik und wird trotz langer Phasen ohne ein gesprochenes Wort und dann wieder längerer Phasen mit langen Monologen spannend. Hier entfaltet sich erst das gesamte schauspielerische Können von Skarsgård und Hoss, die in ihren Rollen brillieren. Die Gefühle überrollen die Charaktere, wie die Wellen des Atlantiks den Strand von Montauk. Leider muss man erst den ersten Teil über sich ergehen lassen, um zu diesem interessanten und spannenden Teil überzugehen. Und obwohl der zweite Teil sehr spannend gestaltet ist, bleibt der Film in Montauk doch immer etwas verträumt und in der Erzählweise doch sehr ruhig.
Das Fazit
„Rückkehr nach Montauk“ ist wie ein alter Klassiker. Man muss wissen, dass man sich auf einen Film einlässt, der stark literarisch geprägt ist und daher sehr ruhig erzählt wird. Die schwächere erste Hälfte wird mit einer umso viel stärkeren zweiten Hälfte getoppt, muss den Zuschauer aber erst einmal wieder aus einer gewissen Trance herausholen. Für Fans von stark gespielten und ruhig erzählten Stücken. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.
Pingback: Jahresrückblick #2 – Cinemathek 2017 | ShalimasFilmweltenKritik