Ein Vorwort
Habt ihr euch auch als Kinder bei Klassenfahrten, Zeltlagern oder Ferienlagern nachts im Dunkeln Gruselgeschichten erzählt? Ja? Nun ich nicht. Ich saß bei den Kindern, die sich Witze erzählt haben und versuchten trotz Lachanfällen einzuschlafen. Und abgesehen von einer kurzen Phase als Jugendliche in der ich erstaunlich viele Horrorfilme gesehen habe, meide ich das Genre eigentlich weitgehend. Warum genau mich mein bester Freund nun doch wieder für den Besuch eines Horrorfilms, der hier im Kino auch nur um 23Uhr lief, überreden konnte, weiß ich nicht. Aber ich verrate euch in meiner Kritik, was Scary Stories to tell in the dark kann.
Die Handlung
1968. Stella (Zoe Colletti), Auggie (Gabriel Rush) und Chuck (Austin Zajur) ziehen zusammen an Halloween zu „Süßes oder Saures“ los. Unterwegs treffen sie Ramon (Michael Garza) und zu viert besuchen sie das Spukhaus, das einst der Familie Bellows gehört hat, die eine ihrer Töchter, Sarah, im Keller eingesperrt haben soll. Die Legende sagt, dass Sarah Bellows aus ihrem Verlies den Kindern in der Stadt Geschichten erzählt haben soll, und das die Kinder daraufhin verstarben. Stella, die total fasziniert von der Geschichte ist, finden Sarahs Geschichtenbuch und nimmt es kurzerhand mit. Doch nach und nach tauchen zusätzliche Geschichten auf. Und die Hauptcharaktere sind lebende Personen, zumindest noch.
Meine Meinung
Scary Stories to tell in the dark verfolgt ein ähnliches Konzept, wie Gänsehaut aus dem Jahr 2015. Er greift die Kurzgeschichten von Autor Alvin Schwartz auf und kreiert eine Rahmenhandlung drum herum. Da ich die Bücher nicht gelesen habe, kann ich nicht sagen, ob die Geschichte von Sarah Bellows auch auf einer Kurzgeschichte basiert oder eben diese für die Rahmenhandlung erfunden wurde. Mit der Einordnung der Handlung in der Vergangenheit versucht der Film auf den Nostalgiezug aufzuspringen, den Erfolgskonzepte, wie Es oder auch Stranger Things in letzter Zeit befeuert hat. Während diese jedoch (filmisch) in den 1980er Jahren angesiedelt sind, siedelt sich Scary Stories jedoch in den 1960er Jahren an. Die angesprochene Zielgruppe ist daher etwas ungenau definiert. Denn während sich die Geschichte der vier Freunde ähnlich wie Gänsehaut an ein eher jüngeres Publikum zu richten scheint, sind die Horrorelemente dann doch so präsent, dass es ein FSK 16 wurde. Die Generation, deren Nostalgie mit dem Setting der 1960er Jahre befeuert werden könnte, dürfte jedoch eher wenig Interesse am Film zeigen.
So ist die Rahmenhandlung eher durch kindlich-naive Dialoge geprägt. Auch fehlt die Gruppendynamik, die die Vorbilder Es und Stranger Things wunderbar etablieren konnten, da man über die meisten Charaktere nur ganz dünne Informationen erhält. Lediglich Stella kriegt ein wenig Hintergrundgeschichte und zu Ramon fallen zumindest ein paar erklärende Sätze, aber Auggie und Chuck sind dann eher Anhang.
Hingegen sind die eigentliche Stärke die erscheinenden Monster, die szenenartig auftauchen und so den Kurzgeschichtencharakter prägen. Diese sind wunderbar durchdacht und definitiv keine Standartmonster. In diesen Horroreinschüben wird praktisch die gesamte Atmosphäre des Films aufgebaut. Und die ist eindeutig gruselig. Auch wenn die Monster auf dem ersten Blick harmlos wirken, schafft es Regisseur André Øvredal durch gekonnte Kameraeinstellungen und dem Setting eine solche Spannung zu erzeugen, dass man sich förmlich in den Sitz krallen will. So ganz ohne Jumpscares kommt der Film dann aber doch nicht aus, was man ihm an dieser Stelle jedoch verzeihen mag, da er sie nicht anstatt einer Atmosphäre nutzt, sondern beide Elemente gekonnt verbindet.
Leider reichen die einzelnen Horrorszenen nicht aus, um den Film als Gesamtwerk zu retten. Gerade die Rahmenhandlung rund um das Spukhaus und die Geschichte mit Sarah Bellows gerät sehr stereotypisch. Zwar ist das große Geheimnis zunächst sehr spannend und hält den Zuschauer auch mit im Kino, da man die Auflösung wissen will. Doch gerade diese gerät dann so enttäuschend, da man hier nur noch auf die einfachste Lösung bedacht war, um den Film irgendwie zu Ende zu bringen. Das hat dem Film noch einmal so viel Charme genommen, dass es besonders bedauerlich ist, dass sich die Macher hier nicht einfach nochmal ein paar Minuten mehr Zeit genommen haben, um den Handlungsaufbau von ca. 90 Minuten auch richtig zu würdigen.
Das Fazit
Scary Stories to tell in the Dark versucht sich an einer Mischung aus Gänsehaut und Es, kann mit beiden, was die Szenenartigen Monstererscheinungen angeht auch mithalten, hält dieses Niveau aber nicht über die Rahmenhandlung und verpasst gerade am Ende die Rundung. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.
Scary Stories to tell in the Dark läuft seit dem 31.10.2019 in den deutschen Kinos.
Den schau ich mir an, wenn er irgendwo verfügbar ist 🙂
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