Ein Vorwort
2016 erschien der von Nathaniel Rich verfasste Artikel über den jahrelangen Rechtsstreit zwischen Robert Bilott und dem Großkonzern DuPont in der New York Times. Er wurde bereits für die Dokumentation „The Devil we know“ aufgegriffen. Jetzt hat Regisseur Todd Haynes daraus einen Spielfilm gemacht. Warum Vergiftete Wahrheit gleichzeitig gut und erschreckend ist, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung
Anwalt Robert Bilott (Mark Ruffalo) will eigentlich nur einem Bekannten seiner Großmutter einen Gefallen tun. Doch das mysteriöse Viehsterben auf der Farm von Wilbur Tennant (Bill Camp) lässt ihn nicht los. Eigentlich will er mit einer kleinen Klage gegen DuPont nur herausfinden, ob diese Giftmüll in Tennants Fluss gekippt haben. Doch dabei stößt er auf ein viel größeres Verbrechen. Sein Kampf für Gerechtigkeit soll 19 Jahre dauern.
Meine Meinung
Vergiftete Wahrheit hat das gleiche Problem wie andere investigative Filme. Er muss eine Geschichte, die aus vielen bürokratischen Schritten besteht, irgendwie spannend verpacken. Hinzu kommt diesmal, dass Robert Bilott auch eher unscheinbar wirkt für einen Anwalt, der ein Unternehmen wie DuPont verklagt. Kein leichtes Spiel für Regisseur Todd Haynes.
Doch genau dies wird gekonnt umschifft, da es immer wieder neue Verwicklungen gibt. Durch die Aufteilung der Recherche im Büro und vor Ort, ist auch ständig Bewegung drin. Wir lernen verschiedene Betroffene kennen, arbeiten mit mehreren Anwälten zusammen und können doch die Übersicht über alle wichtigen Charaktere behalten. Man wird nicht mit Namen überschüttet, hat aber trotzdem genug Personen, um die Verwicklungen mit Gesichtern verfolgen zu können. Wie viel Zeit vergeht, wird nicht nur durch die übliche Zeitleisteneinblendung deutlich, sondern auch durch die verändernde Optik, beispielsweise von Frisuren und Autos, aber auch durch Bilotts Kinder, die immer größer werden.
Doch vor allem bleibt der Zuschauer am Ball weil es immer wieder Zwischendurcherfolge gibt, die zwar schnell wieder kippen, anhand derer sich der Film aber wie Etappen entlanghangeln kann. Natürlich ist immer noch vieles dem Laien nicht so ganz klar, manchmal fehlen ein paar Erklärungen, um wirklich nachzuvollziehen, warum der nächste Schritt so gemacht werden muss, wie er gemacht wurde. Aber im großen und ganzen kann man der Handlung gut folgen und fühlt sich nicht durch zu hoch gestochene Dialoge außen vor gelassen.
Auch schauspielerisch kann sich der Film sehen lassen. Allen voran Mark Ruffalo, der mit Robert Bilott als Vorlage zwar die Schwierigkeit hatte den Charakter realitätsnah und doch nahbar darzustellen, was ihm in den wichtigen Szenen aber immer wieder gelingt. Auch der restliche Cast mit unter anderem Anne Hathaway, Bill Pullman und Tim Robbins verleihen dem Film eine gute Basis.
Auch wenn der Ausgang des Films bekannt sein könnte, ist der Weg dahin doch nicht weniger Erschütternd. Die bewusste Vergiftung der eigenen Mitarbeiter und auch der Bevölkerung durch DuPont und die mangelhafte Regulierung der US-Behörden gehört auf jeden Fall auf die Kinoleinwand, um sie einem größeren Publikum bewusst zu machen.
Das Fazit
Vergiftete Wahrheit ist ein Film, der die üblichen Stolpersteine der investigativen Filme aus dem Weg räumt und eine spannende und erschütternde Geschichte erzählt. Dabei nimmt sie die meiste Zeit auch den Laien mit. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.
Vergiftete Wahrheit läuft seit dem 08.10.2020 in den deutschen Kinos.
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