Heimwärts

Ein Vorwort

Ich liebe die Bücher von Kate Morton, seit ich durch Zufall über „Die fernen Stunden“ gestolpert bin. Ein ums andere Mal konnte sie mich verzaubern, in den Bann ziehen und aus der Realität entfernen. Mit Heimwärts ist der Name Programm, denn Morton holt uns in ihre eigene Heimat Australien. Wie mir die Reise nach Down Under gefallen hat, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung

1959 findet ein Reisender die Familie Turner nach einem Picknick am Fluss tot auf. Das Geschehene erschüttert den beschaulichen Ort Tambilla. 2018 kehrt Jess von London nach Sydney zurück, da ihre Großmutter Nora gestürzt ist. Im Krankenhaus scheint Nora verwirrt zu sein und Angst zu haben, dass man ihr ihr Baby wegnähme. Jess versucht die Ursache herauszufinden und stößt auf ein altes Familiengeheimnis.

Meine Meinung

Die Verbindung zu Kate Mortons Heimat Australien war auch bereits in früheren Werken mal Thema, dennoch spielten ihre Bücher bisher eher in Großbritannien, Mortons Wahlheimat. Doch durch die Corona Pandemie zog sie mit ihrer Familie zurück nach Australien. Diesen Aufbruch zu den Wurzeln hat sie in ihrem neuen Werk verarbeitet. Und das dieser Roman in schweren Zeiten geschrieben wurde, merkt man ihm durchaus an, schwingt doch überall eine gewisse Schwere mit.
Das Problem mit Werken von Lieblingsautor*innen ist, dass die Erwartungen unglaublich groß sind. Und auch wenn im Nachhinein betrachtet mir auch nicht jedes vorherige Werk so gut gefallen hat, wie „Die fernen Stunden“, so hatte ich dennoch mit Heimwärts zunächst größere Probleme. Ich bin einfach nicht in die Geschichte reingekommen. Das liegt allerdings nicht an unserer Protagonistin, denn mit Jess bin ich sehr schnell warm geworden. Noch in Großbritannien fand ich sie mit der gescheiterten Beziehung etwas klischeebeladen, aber sobald sie in Australien agiert, mochte ich sie sehr.
Mein Problem an der Geschichte liegt wohl eher am Buch im Buch. Denn die Geschehnisse aus dem Jahr 1959 wurden hier nicht lebendig als Rückblenden erzählt, sondern in Form eines eigenen Buches von einem fiktiven Journalisten geschrieben. Ich verstehe, warum dies genutzt wurde, aber die Distanz, die dadurch geschaffen wurde, ist beim Lesen sehr kontraproduktiv. Ich habe mich ertappt, wie ich am Beginn eines solchen Kapitels nachgeschaut habe, wann es wieder ein „normales“ Kapitel gibt. Dadurch, dass es aus Sicht eines Außenstehenden erzählt wurde, hatten wir natürlich einen sehr unzuverlässigen Erzähler, wobei die Wendungen und Enthüllungen am Ende des Buches (für mich) unvorhersehbar waren, aber der Preis dafür war, dass es mich kaum noch interessiert hat.
In Heimwärts befasst sich Kate Morton viel mit dem Thema Familie und Identität und was die beiden miteinander zu tun haben. Das fand ich sehr interessant umgesetzt, zumal sich das Motiv über drei Generationen hinweggezogen hat. Dennoch schien Morton hier immer wieder abzuschweifen und trotz einer Dicke von fast 700 Seiten, wurden nicht alle Fäden final dem Roten hinzugefügt.
Was Heimwärts auf jeden Fall bietet ist Mortons toller Schreibstil, den ich immer wieder bewundere, eine Handlung mit spannenden Enthüllungen am Ende und vor allem eine wunderbare Beschreibung von Australien im Sommer. Vor allem South Australia wurde hier gut eingefangen und der für uns merkwürdige Kontrast von heißem Sommer und Weihnachten zeigte deutlich die andere Realität in Down Under. Dabei fühlte man sich stets in der Ferne, ohne die gängigen Klischees über Australien einbauen zu müssen.
So war Heimwärts in seiner Gesamtheit auf jeden Fall ein starkes Buch und ohne Vorwissen zu Mortons anderen Werken hätte es mir wohl wesentlich besser gefallen. Nur im Vergleich zu ihren anderen Werken kann es einfach nicht final mithalten.

Das Fazit

Heimwärts bietet eine fantastische Reise ins sommerliche Australien, mit den Morton typischen Wendungen, einer tollen Protagonistin, alles durchzogen von einer gewissen Melancholie. Durch das Buch im Buch wird der Erzählfluss regelmäßig gestoppt, was ein wenig störend ist. Trotz kleinerer Stolperer war es wieder ein sehr starkes Buch, das lediglich im Schatten der bisherigen Werke der Autorin steht.

Heimwärts wurde mir von Heyne als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Ich kennzeichne diesen Beitrag hiermit als Werbung.

Ein Gedanke zu „Heimwärts

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