Herzlich Willkommen zur zweiten Ausgabe der buchigen Handvoll in diesem Jahr. Heute mit: vielen Crushes, einer buchigen Buchhandlung, K-Pop in Seoul, Liebe zum Schach und dem Verschwinden.

The 99 boyfriends of Micah Summers
Die Handlung: Micah hatte in seinem Leben bereits 99x einen Crush auf einen Jungen. Diese hat er auf seinem Instagramkanal als Zeichnungen festgehalten. Leider hatte er aber noch nie ein Date bzw eine Beziehung. Mit Crush 100 soll alles anders werden. Und als er in der Bahn den perfekten Jungen trifft, ist er sich sicher. Das ist Crush 100. Aber sie wurden getrennt, ehe er auch nur den Namen erfahren konnte. Und so beginnt eine Suche durch Chicago.
Meine Meinung: Ich hab das Buch gesehen, mich in Titel und Cover verliebt, Klappentext hat auch gepasst und schwupps durfte es bei mir einziehen. Habe mich auch direkt zu Anfang in die Geschichte und die Charaktere verliebt und bin nur so durch die Seiten geflogen. Ich mochte Micah, ich mochte seine Suche und die Idee hinter seinem Instagram Account. Allerdings haben wir nach ca. 150 Seiten gefühlt den Höhepunkt des Buches bereits erreicht. Ich war gespannt, was danach noch kommen sollte, hatte ich doch noch einige Seiten vor mir. Die Wendung des Buches hat mir dann leider eher weniger gefallen. Da sie so früh im Buch stattfand, war leider ziemlich offensichtlich worauf es hinauslief und ich hatte das Gefühl, dass es dem Anfang einfach nicht gerecht wurde. Als ob ich ein wenig um die Geschichte betrogen wurde. Ich möchte nichtmal sagen, dass es unlogisch oder schlecht war, es war einfach nur nicht das, worauf ich mich bei der Geschichte gefreut habe. Und das hat meine anfängliche sehr starke Begeisterung zu dem Buch leider getrübt. Dennoch eine deutliche Empfehlung!
Die Buchhandlung in der Baker Street
Die Handlung: Valentina ist seit ihrer Kindheit entfremdet von ihrer Mutter, die sie früh verlassen hat. Umso überraschter ist sie, als sie die Buchhandlung in London von ihrer Mutter erbt. So verlässt sie Seattle und will eigentlich das Erbe so schnell wie möglich verkaufen. Doch in London lernt sie Menschen kennen, die ihr schnell ans Herz wachsen und sie lernt Dinge über sich und ihre Mutter, die ihre Entscheidung stark ins Wanken bringen.
Meine Meinung: Ein Zufallsfund in einer Buchhandlung. Nach dem Titel und Cover habe ich eine deutlich andere Geschichte erwartet und war daher zunächst etwas enttäuscht. Doch nachdem ich dem Buch eine richtige Chance gab, bin ich schnell in die Geschichte eingetaucht, die sowohl die Geschichte der Mutter, als auch die der Tochter erzählt. Mit diesen Perspektivwechseln hatte ich auch nicht gerechnet, aber beide Geschichten ergeben nur zusammen Sinn und so hab ich mich freudig auf beide gestürzt. Hier ist eine Menge Liebe zu Büchern und Geschichten zu spüren, auch wenn hier wieder einmal eine Buchhandlung gerettet wird, die außerhalb der Buchwelten wohl so gar nicht existieren, geschweige denn überleben würde. Eine Buchhandlung rein auf Sammler ausgelegt, ohne den aktuellen Buchmarkt zu berücksichtigen? Aber davon mal abgesehen, war es eine sehr schöne Geschichte, die mir trotz einiger dramatischer Aspekte stets ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Und ganz im Sinne der Geschichte: Manchmal sucht man Bücher nicht, manchmal finden sie einen.
Chasing Melodies
Die Handlung: June lebt mit ihrer Mutter in New York und versucht durch Jobs diese finanziell zu unterstützen. Doch als sie ein Praktikum bei Blossom Entertainment, einem Musikmanagement in Seoul, bekommt, ergreift sie die Chance ihren Vater wiederzusehen. Gleichzeitig kommt sie ihren liebsten Idols ganz nah. Über eine Dating-App lernt sie Alexander kennen, mit dem sie sich sofort verbunden fühlt, nichtsahnend, um wen es sich dabei wirklich handelt.
Meine Meinung: Ein Buch, das ich unbedingt direkt zum Erscheintermin haben und lesen wollte, habe ich mich doch im Vorfeld schon sehr auf die Geschichte gefreut. Am Anfang braucht sie zwar ein bisschen, aber sobald wir mit June in Seoul ankommen, gibt es kein Halten mehr. Es ist tatsächlich ein realistisches Kennenlernen und auch, dass June sich mit den Sitten und der Sprache so gut auskennt, ist gut erklärt. Dennoch nimmt sich das Buch Zeit, um die Geschichte in aller Ruhe auszubreiten, was mir manchmal ein wenig zu sehr slow burn war, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Auch dass das obligatorische Drama ausfiel, bzw. auf ein gutes Maß geschrumpft wurde, hat mir gut gefallen. Es ist immer noch eine gut getroffene K-Pop-Romance, aber es wurden dennoch einige Klischees ausgelassen. Auch die wichtigsten Begrifferklärungen am Anfang helfen, um es zu einer guten Einstiegslektüre ins Genre zu machen. Und selbst, wenn man nichts mit K-Pop anfangen kann, ist es eine funktionierende Liebesgeschichte.
Check & Mate
Die Handlung: Mallory hat Schach einst geliebt, doch inzwischen scheint es ihr ein Fluch zu sein. Doch als sie in einem Wohltätigkeitsturnier ausversehen den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer schlägt, wird sie wieder in die Welt des Profischachs gerissen. Denn Nolan will unbedingt erneut gegen sie antreten und Mallory braucht Geld für ihre Familie.
Meine Meinung: Ich liebe die Bücher von Ali Hazelwood. Zumindest die beiden mit den sehr langen deutschen Titeln, die ich bereits gelesen und verschlungen habe und die sogar Jahresghighlight waren. Dabei habe ich besonders ihre Liebe zur Wissenschaft und ihre doch etwas älteren Protagonist*innen genossen. Nun ging es diesmal um Schach, ein Spiel, das ich zwar beherrsche, aber nie sonderlich gut drin war, und die Hauptcharaktere sind diesmal wieder jünger. Herausgekommen ist wieder ein Werk, das ich einfach nur verschlungen habe – der Schreibstil macht es einem auch sehr leicht – dass dennoch etwas gewöhnungsbedürftiger war. Um ehrlich zu sein, habe ich die Liebesgeschichte bis zum Ende nicht so ganz verstanden, da es viel mit Schachanalogien erzählt wurde, bzw. sich auch viel beim Schachspielen entwickelt wurde. Aber das zieht die Geschichte keineswegs hinab, die sich auch viel über die klassische Liebesgeschichte hinwegsetzt und Mallorys Leben in allen Facetten erzählt und dabei bereits genug Drama bietet. Ihre besondere Beziehung zu Schach, ihrer Familie und ihre Rolle als Frau im Profischach reicht allein, um das Buch zu füllen. Dennoch ist es nicht überfüllt, sondern erzählt rund alles aus. Beziehungsweise fast alles. Gerade am Ende lässt es einiges offen, was irgendwie zur Geschichte passte, mir aber missfiel. Nun, man kann eben nicht alles haben.
Die Kunst des Verschwindens
Die Handlung: Nico trifft durch Zufall die Schauspielerin Ellen Kirsch und freundet sich mit ihr an. Während jede Begegnung mit ihr, sich beinahe magisch anfühlt, scheint Ellen etwas zu bedrücken. Und dann verschwindet die Schauspielerin ohne ein Wort. Doch Nico kommt mit der Leere, die ihr Verschwinden hinterlassen hat, nicht zurecht.
Meine Meinung: Ein Buch, das ich geschenkt bekam, ansonsten wäre ich wohl nie darüber gestolpert. Und erstaunlicherweise ist es auch ein Buch mit einem Schreibstil, den ich normalerweise meide, mit einer Geschichte, die mir normalerweise viel zu langsam erzählt wurde, mit Protagonistinnen, die mir normalerweise zu ruhig wären. Doch Die Kunst des Verschwindens schafft es eine Geschichte zu erzählen, die mich zu faszinieren wusste, bei der ich wie im Fiebertraum immer weiter gelesen habe und mich immer weiter in Vermutungen verstrickt habe. Eine Geschichte, die mich immer wieder zu überraschen wusste, die mich immer wieder zu schocken wusste, die einfach nicht vorhersehbar war. Wir starten bei einer Zufallsbekanntschaft in Berlin, doch landen irgendwie sogar in den Pariser Untergrund und ich kann gar nicht so genau beschreiben, wie dieses Buch es hinbekommen hat, dass das alles sinnvoll und logisch erscheint, obwohl es eigentlich sehr wild wirkt und doch so eine Ruhe ausstrahlt, die auf einen übergeht. Es war definitiv mal eine ganz andere Leseerfahrung und hat mich aus meiner üblichen Komfortzone geholt.
Habt ihr eins der Bücher gelesen? Wie fandet ihr sie?
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