Herzlich Willkommen zur dritten Ausgabe der buchigen Handvoll in diesem Jahr. Heute mit: einer Vampirin in Werwolfgebiet, einem überfürsorglichem Vater, Online Dating, die Liebe zur Musik und einem Detektiv in Mecklenburg-Vorpommern.
Bride
Die Handlung: Misery ist die Tochter eines einflussreichen Vampirs. Nachdem sie in ihrer Kindheit bereits einmal als Pfand in die Menschenwelt geschickt wurde, soll sie nun ein neues Opfer eingehen: Sie soll den neuen Werwolf-Alpha heiraten, um die verfeindeten Spezies zu einem Frieden zu zwingen. Doch Misery hat ihre ganz eigenen Gründe, um der Hochzeit zuzustimmen.
Meine Meinung: Ali Hazelwood konnte mich mit ihren Romancebüchern bereits mehr als einmal begeistern inklusive Jahreshighlights. Nun stand ihr erster Ausflug ins Fantasygenre bevor. Aus der Erfahrung konnte das funktionieren, konnte aber auch eine Geschichte einfach nach Lehrbuch sein. Zumal die Grundidee schon sehr nach letzterem klang. Aber die Autorin konnte mich nicht nur vollkommen überraschen, sondern eben auch wieder absolut begeistern. Denn wir bekommen hier wieder eine starke Frau geliefert, die trotzdem irgendwie in das Machtgefüge eingebunden wird und sich erst daraus befreien muss. Dabei ist die Geschichte sehr intelligent geschrieben, spielt gekonnt mit Genreklischees, greift einige auf, dreht andere um und zeitgleich schafft sie es wieder uns mit einer tollen – diesmal auch sehr spicigen – Liebesgeschichte zu verzaubern. Ich mochte den Weltenbau, die Charaktere und natürlich vor allem wieder den Schreibstil. Habe das Buch in zwei Tagen komplett verschlungen und bin so sehr in die Geschichte abgetaucht, wie schon lange nicht mehr. Nach der Geschichte wieder in der Realität anzukommen war ganz schön schwierig. Große Empfehlung an alle Fantasyliebenden, Fans von Vampirgeschichten oder einfach nur von Ali Hazelwoods Schreibstil.
Der fürsorgliche Mr. Cave
Die Handlung: Nachdem Terence Cave nicht nur Mutter und Frau verloren hat, sondern auch den Tod seines Sohnes mit ansehen musste, beschließt er auf seine Tochter Bryony ganz genau acht zu geben und merkt nicht, dass er sie mit seiner Fürsorge immer weiter erdrückt.
Meine Meinung: Matt Haig hat es schon geschafft mich mit seiner Mitternachtsbibliothek zu überzeugen. Hat er sich da schon viel mit dem Thema Tod auseinander gesetzt, geht er es hier nochmal von einer ganz anderen Seite an. Denn Terence Cave ist definitiv vom Tod verfolgt. Dabei erfahren wir erst nach und nach, was es mit den einzelnen Geschehnissen auf sich hat. Eine Besonderheit ist hier auch der Erzählstil. Denn es ist aus Terrence Sicht geschrieben, aber wie ein langer Brief an seine Tochter, in der er viel Vorshadowing betreibt, aber auch gern zwischendurch in die Vergangenheit abschweift und man nicht so genau weiß, was einem als Nächstes erwartet. Und hat man am Anfang noch deutlich Verständnis für sein Handeln und will die Tochter auch mehr als einmal ordentlich durchschütteln. Dabei geht Matt Haig mit der anstehenden Eskalation der Situation sehr behutsam vor, so dass man sie selbst erst viel zu spät merkt und anfängt seine eigenen Gedanken zu hinterfragen. Hätte man wirklich in der Situation so gehandelt oder war man einfach von dem erklärenden und rechtfertigen Schreibstil so eingespannt? Auf jeden Fall habe ich so einiges nicht kommen sehen und bin noch immer nicht so ganz von der „übernatürlichen“ Komponente überzeugt. Auf jeden Fall kein Wohlfühlbuch, aber gut zum nachdenkenund reflektieren.
Love Game
Die Handlung: Hallie und Jack haben nach einer Hochzeit einen One-Night-Stand. Danach wird beiden klar, dass sie eher die große Liebe suchen und sie melden sich unabhängig bei einer Dating-App an. Dadurch treffen sie wieder aufeinander und schließen Freundschaft. Gleichzeitig schließen sie eine Wette ab: wer zuerst die Liebe findet, gewinnt.
Meine Meinung: Nach dem Klappentext war ich auf jeden fall angefixt und habe das Buch spontan gekauft. Dass ich es daraufhin direkt verschlinge und kaum aus der Hand legen kann, war dann doch eine kleine Überraschung. Denn die Geschichte ist an sich eigentlich ziemlich vorhersehbar und entwickelt sich auch genau so, wie man es erwartet. Aber der Weg ist dennoch unglaublich sympathisch und auch einfach sehr gut geschrieben. Das liegt vor allem an den beiden sehr sympathischen Charakteren, die sich ihre Zeit zum entwickeln geben und so die Geschichte tragen, auch wenn man weiß, worauf es hinausläuft und welche Zwischenstationen zwangsläufig erst durchlebt werden müssen. Ich habe mich auf jeder Seite gut unterhalten gefühlt, denn in die Geschichte wird auch eine gute Portion Witz eingestreut und lockert so nochmal mehr auf. Es wird auch nicht ständig über Online Dating hergezogen, auch wenn einige gute Anekdoten dabei sind. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.
More than roommates
Die Handlung: Annie ist als Musikerin mit ihrem Freund erfolgreich auf YouTube unterwegs und sie haben gerade einen Plattendeal an Land gezogen. Das ändert sich jedoch, als ihr Freund sie kurzerhand gegen seine neue Flamme ersetzt. Doch Annie findet in der WG ihrer besten Freundin eine neue Bleibe, auch wenn ihr von Moon das freie Zimmer direkt vor der Nase weggeschnappt wurde. Auch er scheint gerade eine Niederlage erlebt zu haben. Zusammen versuchen sie die Scherben ihres Lebens zusammenzukehren und kommen sich dabei immer näher.
Meine Meinung: Sind wir bereit für ein weiteres Highlight? Ich habe zur Zeit einfach einen echt guten Riecher für herausragende Bücher und habe hier gleich das nächste Buch, dass ich absolut verschlungen habe und dabei jede Seite geliebt habe. Denn hier haben wir eine wunderbare Kombination aus Liebe zur Musik über YouTube und die koreanische Idolwelt. Wir bekommen München und eine tolle WG und wir bekommen aber auch Teile der Geschichte in Seoul und die Unterschiede präsentiert. Annie und Moon sind einfach nur zum knuddeln und verlieben. Ich habe so mit ihnen mitgefiebert und hätte nicht gedacht, dass Kristin Ullmann es schafft die Geschichte am Ende zu lösen, denn die Probleme wirkten absolut unüberwindbar. Aber sie hat es geschafft und das ganze auch noch auf sehr logischem Weg und nicht einfach nur optimistisch gewollt. Dass ich ihren Schreibstil absolut liebe, habe ich glaub ich schon mehrfach zu ihren anderen Büchern geschrieben, aber hier hat sie sich noch einmal selbst übertroffen. Ich liebe Bücher über K-Pop und hier sind einfach auch so viele tolle Anspielungen dabei, dass man die Liebe der Autorin ebenfalls auf jeder Seite merkt. Auch wenn ich es etwas schändlich finde einen Hund und keine Katze nach Suga zu benennen. Aber das war auch mein einziger – und sind wir mal ehrlich auch sehr subjektiver – Kritikpunkt am Buch. Leute, lest diese Geschichte, wenn ihr euch auch nur ein bisschen für K-Pop interessiert oder einfach nur auf der Suche nach einer tollen flauschigen Liebesgeschichte seid.
Waldsterben in Vertikow
Die Handlung: Peer Wesendonks zweiter Fall, diesmal geht es um einen Waldraub. Der ortsansässigen Firma wurden viele Bäume abgeholzt und geklaut. Nun steht diese vor dem finanziellen Ruin. Die Baronin höchst selbst beauftragt Peer mit den Ermittlungen, denn die Polizei soll nicht eingeschalten werden.
Meine Meinung: Wir machen genretechnisch nochmal eine absolute Kehrtwende, denn ich habe es geschafft noch diesen zweiten Band der wunderbaren cozy Crime Reihe von Frank Friedrichs in der dunklen Jahreszeit zu lesen, bevor ich jetzt im Frühjahr wieder keine Lust darauf habe. Es ging wieder in das beschauliche Städtchen Vertikow mitten in Mecklenburg-Vorpommern. Wir treffen wieder auf Peer, der auch in diesem Band wieder mit vielen Hindernissen zu kämpfen hat. Dabei ist die Repräsentation durch ihn als Ermittler im Rollstuhl wieder gut gelungen. Man lernt viel über die Schwierigkeiten, die das mit sich bringt, Peer hadert immer noch mit sich und seinem neuen Leben, denn einiges geht einfach nicht mehr so gut wie früher. Zeitgleich hadert er aber auch stark mit dem Fall, denn hier scheint alles möglich und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Zusammen mit Peer bin ich mehr als einmal verzweifelt, weil einfach nichts zusammenzupassen schien. Bis zum Ende hatte ich nichtmal den Ansatz einer Ahnung, wie der Fall zu lösen wäre. Umso überraschter war ich dann auch am Ende. Und das ich das Ende überhaupt erreicht habe, war zwischenzeitlich leider gar nicht gesagt. Denn auch wenn ich die Geschichte des Autors sehr schätze, ein wichtiger Schreibgrundsatz heißt einfach „Save the cat“ und daran wurde sich nicht gehalten. Als Katzenliebhaberin war das natürlich ein ziemlicher Schlag, doch sobald man sich davon erholt hat, kann man mit der Geschichte sehr mitfiebern.
Habt ihr eins davon gelesen? Wie hat es euch gefallen?