Monsterwochen Reloaded – Der Untergang des Hauses Usher I & II

Nachdem ich die Monsterwochen im letzten Jahr pausiert habe, geht es dieses Jahr weiter. Zwar nicht direkt mit Monstern, aber dafür wieder mit einem Klassiker aus dem Bereich Horror bzw. Schauerroman, den ich lese und mir dann verschiedene filmische Interpretationen dazu anschaue.
So waren es in den Jahren zuvor bereits Dracula, Frankenstein, Das Phantom der Oper und Das Bildnis des Dorian Gray.
Eine weitere Änderung in diesem Jahr ist, dass ich die vier Versionen aus zeitlichen Gründen lediglich in zwei Beiträgen erläutern werde.

Und damit Vorhang auf für „Der Untergang des Hauses Usher“

Ein aufgeschlagenes Buch mit Illustrationen zum Untergang des Hauses Usher, so wie ein Tablet mit Standbild zum Kurzfilm. Umring von einer lila Fledermaus und einem dekorativen Glas.

Die Buchvorlage

Die Handlung: Der namenlose Erzähler reist zum Anwesen der Familie Usher, die sein Jugendfreund Roderick Usher und seine Zwillingschwester Madeline bewohnen. Ein Brief von Roderick hatte ihn hergebeten, doch er muss erkennen, dass die letzten lebenden Ushers sehr krank sind. Ein Sturm zieht auf und der Erzähler muss den Untergang des Hauses hautnah miterleben.

„Was war das nur – ich hielt inne, um darüber nachzugrübeln -, was mochte es sein, das mich Anblick des Hauses Usher so bedrückte?“*

Meine Meinung: Poe gilt nicht nur als Begründer des Kurzromans, er hat eben diese auch perfektioniert. In meiner Ausgabe ist der Untergang des Hauses Usher gerade einmal 25 Seiten lang und schafft es doch ab der ersten Seite eine Beklemmung auszulösen, ohne, dass Poe diese genauer beschreiben muss. Im Gegenteil es ist gerade seine zugegebene Unfähigkeit dieses genauer zu erläutern, die es noch realer wirken lässt. Auch weiß er mit der Grundangst der Menschen vor Krankheit und Tod zu spielen. Dabei muss er die Krankheit, die die Familie Usher heimsucht, gar nicht benennen. Allein der stetige Gedanke, dass es gesundheitlich zu Ende geht und damit auch die Erblinie komplett ausgelöscht wird, schafft es die Charaktere an den Rande des Wahnsinns zu treiben. Und nachdem man sich darauf eingelassen hat, schafft er es dann doch noch in einer stürmischen Nacht den wahren Horror herauszuholen, der mehr ist als nur die Metaebene der Geschichte.

„Ich musste mich endlich mit der unbefriedigenden Folgerung begnügen, dass völlig simple und unnatürliche Dinge in bestimmter Anordnung zweifellos die Macht haben, in solcher Art auf uns zu wirken; dass aber ein Ergründen dieser Macht jenseits unserer Fähigkeiten liegt.“*

Funfact zu Edgar Allen Poe: Er ist berühmt geworden für seine Schauerkurzgeschichten und gilt als Meister der Metaebene. Doch auch das Krimigenre hätte es ohne seine Ideen so vielleicht nie gegeben. Sei es Doyles Sherlock Holmes oder Christies Hercule Poirot, sie alle basieren in irgendeiner Weise auf Poes Arthur Gordon Pym.

Funfact zu Untergang des Hauses Usher: Viele Motive der Geschichte sind biographisch entstanden und daher nicht rein als Effektsteigerung zu verstehen. DIe Liebe unter nahen Verwandten basiert zum Beispiel auf seiner Ehe mit seiner jüngeren Cousine und auch Opiumrausch ist dem Autor nicht fremd gewesen.

Die erste Verfilmung

Die Handlung: Familie Usher bestehend aus Roderick und Madeline Usher sitzen entspannt beim Abendessen. Dabei befallen Madeline ungewöhnliche Bilder, die sie in den Wahnsinn und schließlich in den Tod treiben. Roderick befürchtet nun das gleiche Schicksal. Der Reisende besucht ihn und versucht zu helfen.

„Zweifellos war ich mir der abergläubischen Furcht – weshalb sollte ich sie nicht bei diesem Namen nennen? – bewusst, die in mir aufstieg, und zweifellos begünstigte gerade dieses Wissen ihre beklemmende Zunahme.“*

Meine Meinung: Bei der gesehenen Version handelt es sich um die erste amerikanische Verfilmung von 1928. Die französische Verfilmung aus dem gleichen Jahr konnte ich nicht auftreiben. In 13 Minuten wurde die Geschichte nachempfunden, was bei einer Kurzgeschichte durchaus ausreichend sein kann. Durch den Stummfilm gab es keine erklärenden Dialoge und es wurden auch keine Dialogtafeln eingeblendet, wodurch die Handlung ein bisschen schwierig zu entwirren war. Denn um den aufkommenden Wahnsinn der beiden Geschwister darzustellen wurden oft einzelne Bilder übereinander gelegt und ineinander verwoben, wodurch aber die Kulissen schwerer auszumachen waren. Wirklich folgen konnte ich der Handlung nur, weil ich die Buchvorlage vorher gelesen hatte. Da es nur Innenaufnahmen gab, war die Ankunft des Reisenden nicht nachvollziehbar, auch fehlt dadurch die bedrückende Stimmung durch das einschüchternde Haus an sich. Der Film zählt zu den ersten avantgardistischen US-Filmen und das merkt man auch. So fasst die Verfilmung zwar die Grundzüge der Kurzgeschichte zusammen, aber nicht auf wirklich verständliche oder nachvollziehbare Weise.

„Bei meinem Eintreten erhob sich Usher von einem Ruhebett, auf dem er ausgestreckt gelegen hatte, und begrüßte mich mit lebhafter Wärme, die, wie mir anfangs schien, viel von übertriebener Herzlichkeit an sich hatte – von dem gekünstelten Bemühen des blasierten Weltmannes.“*

Funfact zu Edgar Allen Poe: Poe hatte ein Glückspielproblem. Seine Schulden versuchte er mit dem Geld für die Universität zu begleichen, doch sein Ziehvater merkte dies, nachdem Poe immer mehr Geld forderte und drehte ihm schließlich den Geldhahn zu. Dadurch verlor er sein Studium.

Funfact zu Untergang des Hauses Usher: Der Ich-Erzähler wird als Außenstehender eingeführt und erzählt die Geschichte sehr rational, weswegen es den Lesenden so erscheint, als ob noch mehr Geheimnisse zu erkunden sind, die aber offen bleiben.

Kennt ihr die Werke?

Ein Gedanke zu „Monsterwochen Reloaded – Der Untergang des Hauses Usher I & II

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