Am 01.12.2016 erschien der inzwischen fünfte Teil der Underworld-Reihe in den deutschen Kinos.
Selene hat ihre Tochter Eve zurückgelassen und ihr versprochen nie nach ihr zu suchen, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Nun wird sie sowohl von Vampiren als auch von Lykanern gejagt. Schließlich schafft es David sie aufzutreiben und zu überreden den Vampiren zu helfen. Denn die Lykaner haben sich das erste Mal seit Lucian wieder richtig organisiert, um ihren neuen Anführer Marius.
2003 erschien der erste Teil der Underworld-Reihe in den deutschen Kinos. Dort lernten wir zum ersten Mal die Todeshändlerin Selene kennen und erfuhren von einem jahrhundertealten Kampf zwischen Vampiren und Lykanern – einer weitentwickelten Form der Werwölfe, deren Verwandlung nicht mehr vom Mond abhängig ist. 2006 erschien dann die Fortsetzung Evolution, der schon deutlich schwächer war als der erste Teil, aber trotzdem noch ein guter Genre-Film war. 2009 lief dann der dritte Teil Aufstand der Lykaner in den Kinos, der ein Prequel zum ersten Teil darstellte und mit der Leistung des ersten Teils mithalten konnte. Soweit so gut, die Handlung schien abgeschlossen, man hatte noch ein schönes Prequel dazu gebaut und so eine Trilogie erschaffen. Fans waren zufrieden. Dann kam das Jahr 2012 und der nicht erwartete vierte Teil lief in den Kinos an. Unter dem Namen Awakening setzte er 12 Jahre nach der Handlung von Evolution an und warf alles bisher erarbeitete auf einen großen Haufen, schüttete Kerosin drauf und tanzte lachend um das Feuer. Die Handlung war abstrus, bis auf die Protagonistin Selene war niemand mehr vom ursprünglichen Cast vorhanden und trotz einiger guter Castingentscheidungen mit Theo James, Michael Ealy und allen voran Charles Dance konnte der Film nicht mehr gerettet werden. Die in drei Filmen mühsam aufgebaute Geschichte von einem jahrhundertealten Krieg war vergessen und stattdessen hatten auf einmal die Menschen das Ruder in der Hand. Awakening passte einfach nicht ins Schema und wird von Fans bis heute verschmäht.
Umso größer war die Überraschung, als in diesem Jahr ein fünfter Underworld-Teil angekündigt wurde. Aber nach dem ersten Trailer kam die Ernüchterung, sah der Trailer doch schon genauso schlecht aus, wie der damalige von Awakening. Trotzdem trieb es mich als eigentlich sehr großen Underworld-Fan ins Kino. Auf das schlimmste gefasst und mit einer sehr geringen Erwartungshaltung, um auch ja nicht wieder enttäuscht zu werden, saß ich im Kino und muss sagen: ich bin sehr positiv überrascht worden!
Underworld – Blood Wars hat nämlich vor allem eins: aus der schlechten Kritik Awakenings gelernt. So gab es eine komplette Kehrtwende, die Menschen wurden wieder außer Acht gelassen und die Geschichte und Handlungsstränge der ursprünglichen Trilogie wurden wieder aufgegriffen und weitergesponnen. Natürlich konnten sie nicht alle Geschenisse und Charaktere Awakenings ungeschehen machen und bauten daher diese auch teilweise wieder mit ein, entfernten aber die nervigsten Parts. So gibt es nun endlich wieder einen Vampirorden und es wurde sich wieder auf die alte Blutfehde konzentriert. Trotzdem ist der Film nicht ganz rund geworden. Vor allem wurde sich an vielen Stellen wieder des ersten Teils bedient. So gibt es praktisch einen Victor als Ältesten, der die angedrohte Bedrohung nicht ernst nimmt, und es gibt wieder eine neue Intrige innerhalb der Mauern des Ordens, wie seinerzeit Kraven. Auch gibt es wieder einen neuen Anführer der Lykaner, Marius, der damit Lucien beerbt. Durch die neuen Charaktere wird versucht trotzdem neuen Schwung in die Sache zu bringen und mitunter waren auch wirklich gute und erfrischende Ideen dabei.
Der größte Kritikpunkt des Films dürfte aber die sehr schwache Tonmischung sein, bzw die völlig übertriebene Tonmischung. Denn praktisch jeder Schlag wird mit einer Geräuschkulisse begleitet, die einem nicht selten das Lachen ins Gesicht holt, anstatt Spannung zu erzeugen. Das übertriebene Gegenteil dazu sind die Szenen, wenn zwei Charaktere kurz vor einem Zweikampf stehen und auf einmal alle anderen Geräusche ausgeblendet werden und man nur noch ihr Atmen hört. Was das bezwecken soll, außer einen Lachanfall im Publikum auszulösen, ist mir unbegreiflich.
Die schauspielerischen Leistungen sind auch hier weder grundsolide, stechen aber auch nicht weiter heraus. Am überzeugendsten spielte hier noch Charles Dance seine Rolle als Thomas, wobei er eigentlich wieder den Tywin Lennister aus Game of Thrones spielte, nur mit cooleren Klamotten.
Die Spannungskurve wird versucht hoch anzusetzen, sie bleibt aber durch viele vorhersehbare Handlungen – da die meisten Stränge dem ersten Teil gleichen – auf einer überschaubaren Höhe. Trotzdem gab es keinen Punkt an dem sich der Zuschauer vollständig gelangweilt hätte und durch die überschaubare Spielzeit von 91 Minuten konnten keine Längen entstehen.
Als Fan bleibt nun nur die Hoffnung bestehen, dass die Reihen nun endgültig beendet ist, denn nun dürfte wirklich lles erzählt sein.
Alles in allem mach Underworld – Blood Wars wieder vieles richtig und dürfte die Fangemeinde damit besänftigt hben, schafft es aber trotzdem nicht die Reihe zur alten Größe zurük zu helfen. Da die positive Überraschung und trotzdem nicht übersehbare Kritikpunkte hier die Waage halten, gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.