Ein Vorwort
1983 wurden Tami Oldham und Richard Sharpe gebeten von Tahiti nach Kalifornien zu segeln. 2002 schafft es Tami in ihrem Buch Red Sky in Mourning ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Nun 2018 nimmt sich Regisseur Baltasar Kormakur der Sache an und verfilmt das Buch. Dabei lässt er die Darsteller alles geben und filmt nicht im Titanic-Filmbecken, sondern auf offener See. Lohnt sich der Aufwand?
Die Handlung
Tami Oldham (Shailene Woodley) reist kreuz und quer durch die Welt und nimmt überall Übergangsjobs an. Auf Tahiti lernt sie schließlich den Segler Richard Sharpe (Sam Claflin) kennen. Sie verlieben sich ineinander. Eines Abends trifft Richard befreundete Segler, die ihn bitten ihre Yacht von Tahiti nach Kalifornien zu segeln. Tami und Richard brechen auf, geraten aber 1.500 Seemeilen vor Hawaii in einen heftigen Sturm. 27 Stunden später wacht Tami auf und findet sich auf der inzwischen halb zerstörten Yacht. Ein Überlebenskampf beginnt.
Meine Meinung
Die Vermarktung von Die Farbe des Horizonts erwies sich ein wenig schwer. Noch vor Beginn des Films war unklar, ob es sich nun um eine Liebesgeschichte handelt, die mit ein bisschen Survival Drama gespickt wurde, oder es sich um ein Survival Drama handelt, das auch eine Liebesgeschichte beinhaltet. Das Problem ist in diesem Fall: Weder noch. Denn Liebesgeschichte und Survival Drama werden hier absolut gleichwertig behandelt. So sieht der Zuschauer zwar gleich zum Anfang, dass etwas Schlimmes passiert sein muss, lernt die beiden Protagonisten aber erst einmal kennen, wenn sie sich beide selbst kennenlernen. Von da an wechselt der Film in gleichmäßigen Abständen zwischen der Liebesgeschichte der Beiden und dem Stand nach dem Sturm, der das Boot teilweise zerstört hat. Der Wechsel ist gekonnt in Szene gesetzt und beide Geschichten bekommen einen ähnlich großen Anteil am Film.
Problematisch wird es jedoch schon ziemlich zu Beginn. Eine durchaus talentierte Shailene Woodley wird auf einem kaputten Boot von A nach B geschickt, um überall mal herumzutaumeln. Schnitt zu ihrer Ankunft auf Tahiti. Sie bekommt dort einen Job, Schnitt zurück zum kaputten Boot. Sie versucht das Boot zu reparieren, Schnitt zurück zu Tahiti, wo nun Sam Claflin seinen ersten Auftritt hat. Ihr merkt, es wird teilweise sehr schnell und sehr wahllos hin und hergeschnitten. Man kommt in keiner der beiden Handlungen richtig an. Beide erzählen ihre Vorgeschichten nur sehr kryptisch, so dass man zu beiden Charakteren immer eine Distanz bewahrt. Es dauert eine ganze Weile, bis man sich an den ständigen Wechsel gewöhnt hat und auch realisiert hat, dass der Part der Vorgeschichte sich über gut zwei Jahre streckt.
Schauspieltechnisch geben Woodley und Claflin alles. Was sie aber trotzdem nicht schaffen, ist eine Chemie zwischen ihren Charakteren aufzubauen. Selbst am Ende nimmt man ihnen die Liebesbeziehung nicht wirklich ab.
Hinzukommt, dass sich Regisseur Kormakur mit der Wahl des offenen Meeres statt eines Studios nicht gerade geholfen hat. Die gleichen sehr einfachen Kameraeinstellungen wiederholen sich immer wieder, da nicht wirklich mehr Spielraum gewesen sein dürfte. Von der Optik her ist die Farbe des Horizonts jedoch absolut herausragend. Gerade Unterwasseraufnahmen sind liebevoll und mitunter teilweise kunstvoll inszeniert.
Das Fazit
Die Farbe des Horizonts erzählt eine interessante und wahre Geschichte und kann mitunter durch tolle Aufnahmen bestechen. Leider wird zwischen zwei Erzählabschnitten sehr schnell hin und her geschnitten, was den Charakteren viel Tiefe nimmt und sich auch auf die Chemie zwischen den beiden Darstellern auswirkt. Hinzu kommen viele sehr einfache Kameraeinstellungen, so dass man nicht wirklich überzeugt den Kinosaal verlässt. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.
Die Farbe des Horizonts läuft seit dem 12.07.2018 in den deutschen Kinos.
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