Netflix Originals: To all the boys

Ein Vorwort

2018 erschien der erste Teil „To all the boys I loved before“ und ich habe ihn damals direkt gesehen und für gut befunden. Danach ist es irgendwie völlig an mir vorbei gegangen, dass ein zweiter Teil erschien. Erst als Netflix mich nun darauf aufmerksam gemacht hat, dass nun der dritte Teil erschienen ist, ist mir das aufgefallen. Und so sah ich noch einmal den ersten Teil, um dann voll in die anderen beiden einzusteigen. Warum mir die Reihe insgesamt gefällt, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

To all the boys I loved before

Die Handlung: Lara-Jean lebt nach dem Tod ihrer Mutter zusammen mit ihrem Vater und ihren beiden Schwestern. In ihrem Leben war sie bisher fünfmal verliebt. Jedes Mal wenn sie in der schlimmen Verknalltphase war, hat sie dem Jungen einen Liebesbrief geschrieben, aber nie abgeschickt. Bis dies eines Tages jemand anderes für sie übernimmt und ihr sonst so geordnetes Leben ordentlich aus der Bahn wirft.

Meine Meinung: Über diesen Teil habe ich bereits einmal ausführlich geschrieben, also werde ich mich hier eher kurz fassen. Im Prinzip handelt es sich um ein typisches Teeniedrama. Allerdings sind die Charaktere so sympathisch und der ganze Film hat einfach eine ganz eigene Dynamik, die mir sehr gefallen hat, weswegen es für mich einer der Vorzeigevertreter des Genres ist. Klar wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber dennoch etwas besonderes draus gemacht. Ich glaube jetzt nach dem zweiten Mal sehen, fand ich den Film sogar nochmal ein bisschen besser.

To all the boys – PS: I still love you

Die Handlung: Endlich glücklich! Lara-Jean und Peter haben endlich zusammen gefunden. Doch als die Highschool ein Freiwilligenprogramm startet und die beiden sich für unterschiedliche Projekte einteilten, wird es kompliziert. Denn zusammen mit Lara-Jean im Belleview – einem Seniorenheim – arbeitet ausgerechnet John Ambrose. Eben jener, der den fünften Brief erhalten hat und sich jetzt durchaus Chancen ausrechnet. Wird das die Beziehung der beiden überstehen?

Meine Meinung: Ich war ja sehr skeptisch, ob es noch einen zweiten – und dann auch noch einen dritten Teil – der Reihe braucht. Denn eigentlich ist das Ende vom ersten Film rund. Dann habe ich die Handlung gelesen und fragte mich, ob es nicht einfach zu viel künstliches Drama dann wird. Aber ich muss sagen, dass die Macher das sehr gut umschifft haben. Denn sie verarbeiten gleich zwei Themen in einem. Zum einen natürlich Lara-Jeans Konflikt mit John Ambrose, der gerade in der zweiten Hälfte den Großteil einnimmt. Doch gerade am Anfang geht es vielmehr im die Beziehung von Lara-Jean und Peter, und wieso es noch immer kompliziert ist. Peter ist halt sehr beliebt und wird gerade am Valtinstag mit Briefen überschüttet. Lara-Jean hat Angst nicht richtig reinzupassen in seine Welt, was verständlich und nicht übertrieben dargestellt wird. Das ganze wird dann noch in Zusammenhang gebracht mit Peters Ex Gen, die weiterhin eine Rolle spielt. Grundsätzlich ist also sehr viel los in dem Film, was ihn aber auch wieder sehr abwechslungsreich macht. Es bleibt die sehr sympathische Grundstimmung des ersten Teils und die Geschichte wird logisch weiterentwickelt. Ich habe eigentlich nur zwei kleine Kritikpunkte. Zum einen gibt es doch ein paar Stellen, die sehr gezwungen dramatisch werden, einfach weil noch etwas Drama reinmusste. Zum anderen wurde mit Holland Taylor als Stormy ein sehr toller und spannender Charakter eingeführt. Leider bekommt Stormy sehr wenig Screentime. Hier hätte ich mir einfach ein bisschen mehr gewünscht, als nur ab und an als Stichwortgeberin aufzutauchen.

To all the boys – Always and forever

Die Handlung: Im letzten Highschooljahr wird es noch einmal aufregen bei Lara-Jean und Peter. Der Abschlussball und die Hochzeit von Lara-Jeans Dad steht bevor. Doch viel wichtiger ist die Frage, ob beide in Stanford angenommen werden. Denn Lara-Jean hat sich  auch noch an anderen Colleges beworben, unter anderem auf Drängen ihrer älteren Schwester in New York.

Meine Meinung: Der dritte Teil hatte das Problem und den Vorteil, dass er noch einmal eine ganz neue Richtung einschlug. Problem, weil eben schon alle Briefe abgearbeitet waren und es nur noch um Lara-Jean und Peter ging und ob ihre Beziehung eine eventuelle Fernbeziehung aushalten würde. Vorteil, weil dadurch kein neues künstliches Drama erzeugt wird, sondern gewisse Punkte in Ruhe abgehandelt werden können. An sich schafft der dritte Teil es auch einen tollen Abschluss zu sein, allerdings ist er etwas holpriger erzählt als die vorherigen Teile. Denn hier gibt es ganz bewusst die erzählerischen Unterteilungen in Abschnitte, wie Abschlussball, die Hochzeit oder auch eine Schulfahrt nach New York. So wird zwar allen wichtigen Abschnitten genügend Platz eingeräumt, gleichzeitig ist aber gerade die Collegefrage stets übergeordnet. Letztlich wird aber die ganze Reihe zu einem schönen Ende gebracht. Auch hier ist einfach die sympathische Grundstimmung wieder zu fühlen, die sich durch alle drei Filme zieht.

Das Fazit

To all the boys I loved before ist eine sehr sympathische Filmreihe aus dem Genre Romance. Gerade die tollen Charaktere und die sympathische Grundstimmung macht die Reihe zu einem tollen Genrevertreter. Zwar wird hier handlungstechnisch das Rad nicht neu erfunden, aber auf eine gute Weise umgesetzt. Auf jeden Fall eine Sehempfehlung, mindestens für den ersten Teil und wer den mochte, sollte auch weiterschauen.

To all the boys I loved before ist bei Netflix verfügbar

Werbung

Picard & Inhumans – Ein Duo Serienkritiken

Eigentlich sollte es hier wieder eine Handvoll Serienkritiken geben, genug Staffeln hatte ich zusammen. Doch dann schrieb ich die ersten beiden Beiträge und sie wurden immer länger. Also beschloss ich, es bei einem Duo zu belassen. Passenderweise gefiel mir eine Serie richtig gut, während mich die andere nicht überzeugen konnte.

Star Trek – Picard – Staffel 1

Die Handlung: 2399. Jean-Luc Picard hat 14 Jahre zuvor die Sternenflotte verlassen, nachdem es durch den Zerfall des romulanischen Imperiums und einem Androiden-Angriff auf dem Mars zum Zerwürfnis kam. Als jedoch die junge Dahj ihn um Hilfe ersucht, stellt er eine neue kleine Mannschaft zusammen, um ihre Zwillingsschwester Soji zu retten. Auf seiner Reise trifft er auf alte Freunde und neue Feinde.

Meine Meinung: Ich war nie der größte Trekkie. Während mein Lebensgefährte alle bisher erschienenden Serien gesehen hat, habe ich immer mal wieder eine mitgesehen. Star Trek – Next Generation kannte ich bereits aus meiner Kindheit, da meine Mutter großer Fan der Serie ist. Mit Discovery habe ich es selbst probiert, bin bisher aber nicht über die erste Staffel hinaus gekommen. Erst Picard konnte mich so richtig in seinen Bann ziehen. Obwohl ich eigentlich großer Fan von Einzelepisoden – dem sogenanten „Monster of the Week“-Prinzip – konnte ich mir hier mit der großen Handlung über eine Staffel anfreunden und war jede Woche wieder gespannt auf die neue Folge.
Für alle Star Trek-Neulinge, bietet die Serie genug Erklärungen, um die Rahmen-handlung zu verstehen. Natürlich werden einige Dinge vorausgesetzt. Man soll wissen, wie die einzelnen Spezies sind, was also ein Romulaner ausmacht und was es mit den Borg auf sich hatte. Aber auch ohne dieses Wissen kann man sich relativ schnell in die Serie reinfuchsen und kann sie gut verstehen. Für Star Trek-Fans gibt es dann natürlich die Anspielungen auf frühere Abenteuer. Es gibt mehrere Gastauftritte, die immer wieder für ein freudiges Wiedersehen sorgen. Trotzdem ist es eine komplett neue Handlung, in der man auch als Fan immer wieder neues entdeckt.
Die Geschichte an sich, ist gut durchdacht, hat überraschende Wendungen und schafft es interessante neue Charaktere einzuführen. Lediglich eine etwas überambitionierte Gegenspielerin strapaziert die Nerven der Zuschauer, hat sie doch keinen Tiefgang. Ihre einzige Motivation ist ihr Ziel zu erreichen. Während man am Anfang das neue Team einfach vorgesetzt bekommt, erhalten jedoch alle Charaktere immer wieder Raum in den Folgen, um auf ihre Hintergründe einzugehen und ihnen Tiefgang zu geben. So fiebert man auch mit ihnen mit und auch Handlungsstränge, an denen Picard nicht teilnimmt, bleiben interessant und spannend.
Die erste Staffel ist in sich geschlossen, kann also als alleinstehendes Abenteuer gesehen werden. Dennoch freue ich mich auf die angekündigte zweite Staffel.

Das Fazit: Star Trek – Picard bietet zugleich Auftakt für viele neue Abenteuer, als auch eine in sich geschlossene Geschichte. Es werden neue Charaktere, Welten und Szenarien geboten, ebenso wie ein Wiedersehen mit Altbekanntem. Die geschickte Verflechtung von beidem macht Picard zu einem spannenden Weltraumabenteuer.

Star Trek: Picard ist auf Amazon Prime verfügbar

Inhumans – Staffel 1

Die Handlung: Inhumans sind eine eigene Spezies, die bei einer Prozedur einzigartige Fähigkeiten erhalten, und sich dadurch von den Menschen unterscheiden. Sie leben im Verborgenen auf dem Mond, in der Stadt Attilan. Durch ein strenges Kastensystem wird der Unmut in der Bevölkerung immer größer. Doch König Black Bolt und Königin Medusa halten an dem alten System fest. Ebenfalls mit zur königlichen Familie gehören die Cousins Karnak und Gorgon, sowie Medusas Schwester Crystal.  Black Bolts Bruder Maximus, der durch die Prozedur zu einem gewöhnlichen Mensch wurde, neidet seinem älteren Bruder und putscht schließlich mit Hilfe der königlichen Leibgarde. Die königliche Familie kann zur Erde fliehen, landet jedoch an unterschiedlichen Punkten in Hawaii. Nun müssen sie sich wieder finden und ein Plan muss her. Maximus verspricht dem Volk die Aufhebung des Kastensystems, verfolgt aber ganz eigene Ziele.

Meine Meinung: Eine schwierige Serie, die nicht ohne Grund bereits nach der ersten Staffel wieder eingestellt wurde. In acht Folgen wird der Fall und die Rückkehr der königlichen Familie erzählt. Dabei bleibt der Spannung wegen vieles auf der Strecke. Alle Gefallenen finden auf der Erde Verbündete. Hier entstehen ein paar interessante Geschichten, auf die lediglich kurz eingegangen wird. Eigentlich hastet die Serie von Schauort zu Schauort und findet keine Zeit, um etwas zu erklären. So wird vieles angedeutet, aber nicht fertig erklärt.
Die erste Hälfte der Serie ist man noch damit beschäftigt aufzuzeigen, was für ein schlechter Herrscher Black Bolt war, nur um ihn direkt danach wieder zum Helden zu deklarieren. Maximus, der von Anfang an zwischen eigenen Interessen und dem Wohl des Volkes hin und herschwankte, wird dann komplett zum egoistischen Herrscher erklärt. Man macht es sich also sehr einfach, ohne wirkliche Diskussion, was alles falsch lief. Lediglich Medusa darf am Ende dann doch noch ein paar Sachen auf beiden Seiten anzweifeln. Die Zahl der agierenden Charaktere bleibt stets übersichtlich, so dass man kein Problem hat, sich die wichtigsten Namen einzuprägen.
Ich bin zwar ein großer Fan von kürzeren Staffeln, damit die Handlung nicht künstlich gestreckt wird, doch hier wäre eine längere Staffel tatsächlich angebracht. Man hätte sich zunächst mit den Inhumans und Attilan auseinander setzen können. Dann wäre man zu dem Disput der beiden Brüder übergegangen, die im Putsch geendet hätte. Nun hätte jeder gefallene Charakter eine eigene Folge bekommen, um die kleinen Einzelgeschichten etwas näher beleuchten zu können. Dann geht es wieder nach Attilan und zeigt Maximus, der wirklich Änderungen und Maßnahmen vornimmt. Danach finden sich die Gefallenen wieder und kehren nach Attilan zurück. Dort versuchen sie ihre Macht wieder zu erlangen. Maximus wird dadurch immer paranoider und es stellen sich seine eigennützigen Absichten heraus. Black Bolt und Maximus vernichten sich gegenseitig und Medusa wird Königin, die von beiden Seiten lernt. Genauso hätte ich mir die Staffel gewünscht und dann hätte sie vielleicht auch besser funktioniert.

Das Fazit: Inhumans gehört zwar zum Marvel Cinematic Universe, erzählt aber eine schwache unausgereifte Geschichte, die zu sehr springt und ständig versucht neue Spannungsszenen einzubauen, dabei aber vergisst den Zuschauer in die neue Welt einzuführen.

Inhumans ist auf Disney+ verfügbar

Verpasst, aber nicht vergessen – Teil 9.5

Hier kommt nun der zweite Teil von 2018. Hier noch einmal die vorherigen Artikel meiner großen Kategorieaufräumaktion: 2014/2015, 2016, 2017, 2018.1

2018:

1) Isle of Dogs – Ataris Reise

Nach dem Ausbruch des Schnauzenfiebers werden Hunde für alle möglichen Sachen, z. B. Flöhe, Schuldig gesprochen und ins Exil auf eine Müllinsel deportiert. Unter anderem auch Spot, der Wachhund von Atari Kobayashi. Als dieser aufbricht, um seinen Hund zu finden, schließen sich ein paar andere Hunde an. Dabei decken sie nicht nur eine Verschwörung auf, sondern erleben auch allerlei Abenteuer.
Der Stop-Motion-Film ist eher eine Aneinanderreihung kleinerer Episoden, die durch die große Geschichte zusammengehalten werden. Während die Haupthandlung der Gesellschaft gerne den Spiegel vorhält, hier ist es die Ausgrenzung der Hunde wegen angeblicher Vergehen, die sich aber auf viele Vorurteile und andere aktuelle Ereignisse übertragen lässt. Dabei sind es jedoch gerade die kleinen Nebenepisoden und running gags, die den Film von seiner hochtrabenden Kunsterzählweise herunterheben und sehbar machen. Es bleibt dennoch ein sehr speziell erzähler Film, der aber, wenn man sich einmal an den Erzählstil gewöhnt hat, gut funktioniert.

2) Anna und die Apokalypse

Ein Weihnachtsfilm, ein Zombiefilm und ein Musical in einem. Was erst einmal unvereinbar klingt, funktioniert hier tatsächlich sehr gut.
Die Weihnachtsaufführung in Annas Schule steht bevor. Doch eine Virusinfektion lässt die halbe Bevölkerung zu Zombies werden. Anna und ihre Freunde können sich in eine Bowlingbahn flüchten. Sie versuchen zur Schule durchzukommen, wo Eltern und Mitschüler sich versteckt halten.
Für viele ist der Film inzwischen zum absoluten Geheimtipp mutiert. Ich habe leider so meine Probleme mit dem Film. Zum einen bin ich absolut kein Fan von Zombiefilmen. Sobald Zombies anfangen durch die Gegend zu wanken, bin ich raus. Trotzdem hat mich der Film gereizt, durch die Kombination mit dem Musical. Leider enttäuschte mich dieser Aspekt auch, denn die Lieder sind sehr einfallslos und funktionieren alle nach dem gleichen Popschema. So waren sie zwar alle nicht schlecht, aber eben auch nicht gut. Ich bin ein großer Musicalfan und erwarte hier schon, dass ich Lieder voneinander unterscheiden kann, bzw, sie hinterher auch nochmal wiedererkenne. Darüber hinaus ist die Geschichte rund erzählt, kommt zwar mit dem typischen Klischees daher und kann nur an wenigen Stellen überraschen, dennoch macht sie an vielen Stellen einfach Spaß. Wer sich also nicht vom Zombiethema abgestoßen fühlt und auch weniger hohe Erwartungen an den Musicalaspekt hat, kann hier durchaus mal einen Blick werfen.

3) Das Haus der geheimnisvollen Uhren

Lewis ist ganz frisch Waise und wird zu seinem Onkel Jonathan geschickt. In dessen Haus gibt es allerlei Kuriositäten und auch die Nachbarin Mrs. Zimmermann scheint Dauergast zu sein. Schnell findet er heraus, dass sein Onkel ein Zauberer ist und nachts eine geheimnisvolle Uhr im Haus sucht.
Der Film ist in erster Linie ein Fantasy-Film, der sich nebenbei noch mit den Themen Verlust und Außenseitertum beschäftigt. Dabei ist Jack Black als Onkel Jonathan voll in seinem Element, während sich Cate Blanchett eher im Hintergrund hält. Für den Zuschauer hat man Lewis an seiner Seite, mit dem man das Haus erkunden kann. Der Film ist eindeutig für ein junges Publikum konzipiert und hat mit einer Freigabe ab 6 Jahren auch keinen Anspruch wirklich gruselig zu sein. Das ist hier auch gar nicht nötig, da man hier auch als Erwachsene die kindliche Freude über das Unbekannte wiederentdeckt. Hinzu kommen allerhand kuriose Charaktere, die beim Sehen einfach Spaß machen. So bleibt der Film immer leicht hinter seinen Möglichkeiten zurück, bietet aber trotzdem gute Unterhaltung für einen Abend. Ein zweiter Blick lohnt sich dann aber eher nicht.

4) Crazy Rich

Der Überaschungserfolg mit einer rein asiatischen Besetzung.
Rachel Chu reist mit ihrem Freund Nick Young nach Singapur, um dessen Familie bei einer Hochzeit kennenzulernen, bei der Nick Trauzeuge sein wird. Dabei muss sie feststellen, dass Nick zu einer der reichsten Familien Singapurs gehört. Vor Ort hat sie nicht nur Probleme sich dem Lebensstil von Nicks Freunden anzupassen, auch scheint seine Mutter eine Abneigung ihr gegenüber zu haben, die sie nicht nachvollziehen kann.
Crazy Rich fährt mit einem guten Cast auf. So richtig ist der Komödienaspekt bei mir nicht angekommen. Währenddessen hat der Dramaaspekt bei mir wesentlich besser funktioniert. So habe ich relativ wenig gelacht, aber immer mit Rachel mitgefühlt. Dennoch ist der Film ein fasziniertes Eintauchen in eine ganz andere Welt, die gleichzeitig so vertraut ist. Denn die wohl wichtigste Botschaft des Films ist, dass es eben keine weißen Darsteller braucht, damit ein Film funktioniert.

5) Spider-Man – a new Universe

Angeteasert wurde der Film bereits in einer ziemlich langen Afer-Credit-Scene von Venom. Diese schreckte mich jedoch eher ab, da sie sehr rasant daher ging und mein übliches Übelkeitsproblem durch die Perspektive auftrat. Zu Hause auf dem Fernseher ging das dann aber doch ohne Zwischenfälle.
Miles Moralis ist ein ganz normaler Junge, in einer Welt, in der Peter Parker alias Spider-Man gestorben ist. Doch auch Miles wurde von einer radioaktiven Spinne gebissen und verfügt über die gleichen Fähigkeiten. Dabei trifft er auf einen gealterten Peter Parker, die aus einem anderen Universum zu kommen scheint. Nach und nach treffen immer mehr Spider-Mans und Spider-Womans aufeinander. Zusammen versuchen sie Kingpin aufzuhalten, der mit einer Maschine versucht seine geliebte Vanessa zurückzuholen.
Erfrischend neu ist die Geschichte, die sich nur bedingt an dem typischen Superheldenschema orientiert und sich von bestehenden Erzählsträngen loslöst. Dabei ist sie auch animiert und orientiert sich am ursprünglichen Comicstil. Hinzu kommt eine spannende Geschichte und ein Miles Moralis, der eben mit ganz anderen Problemen kämpft. Dennoch bleibt irgendwo die Grundessenz eines Spider-Man erhalten und wird mit einer Menge Humor durch die verschiedenen Spider-Mans ergänzt. Nicht umsonst hat der Film den Oscar für den besten Animationsfilm erhalten.

6) Juliet, Naked

Annie und Duncan führen seit vielen Jahren eine leidenschaftslose Beziehung. Duncan ist ein riesiger Tucker Crowe Fan, der nach einem kurzen Erfolg mit zwei Alben vor über 20 Jahren komplett von der Bildfläche verschwand. Nun soll ein neues Album erscheinen, das die Lieder des ersten Albums noch einmal neu vertont hat. Nachdem Annie, frustriert über die Leidenschaft Duncans Crowe gegenüber, eine schlechte Kritik über das neue Album verfasst, kontaktiert sie niemand geringeres als Crowe selbst. Kurz darauf verlässt Duncan Annie wegen einer Affäre und Annie beschließt sich mit Crowe zu treffen. Dieser führt jedoch weniger das glamuröse Rockstarleben, als vielmehr ein Leben voller Gram und zu vieler Kinder von zu vielen Frauen.
Juliet, Naked ist ein kleiner Film, der wohl neben den ganzen Hollywood Blockbustern untergegangen ist. Dabei ist er liebevoll erzählt und zeigt die Schattenseiten einer kurzzeitigen Berühmtheit. Dabei geht es jedoch auch um Annie, die sich so gerne einen Neuanfang wünscht. Annie und Duncan sind ein Beispiel eines Paares, das irgendwie am Erwachsensein gescheitert ist und nur aus Treue zusammen bleibt und nicht, weil es sie selbst irgendwo glücklich macht. So ist es ein Film zum Nachdenken und gleichzeitig zum stillen Schmunzeln, wenn Duncan merkt, dass sich Annie mit seinem großen Idol trifft. Auch der Cast aus Ethan Hawke, Rose Byrne und Chris O’Dowd harmoniert wunderbar.

Verpasst, aber nicht vergessen – Teil 9.4

2018 sind es ein paar mehr Filme, die ich inzwischen nachgeholt habe, demnach werde ich das Jahr wohl auch nochmal teilen. Aber hey, so langsam komme ich doch voran… Wer noch einmal die vergangenen Beiträge meiner großen Aufräumaktion in dieser Kategorie ansehen möchte, kann dies hier tun: 2014/2015, 2016, 2017

2018

1) Das Zeiträtsel

Meg Murry trauert um ihren Vater, einem Physiker, der nach einem Experiment verschwunden ist. Eines Tages stehen drei seltsame Damen vor ihrer Tür, die sie in eine andere Welt mitnehmen, zusammen mit ihrem kleinen Bruder Charles Wallace. Dort besteht die Möglichkeit, dass sie ihren Vater wiederfindet.
Klingt diese Zusammenfassung seltsam und sehr plump? Das könnte daran liegen, dass ich den gesamten Film schon beim Sehen wieder vergessen habe. Am Ende wusste ich nicht mehr, wie er angefangen hat, oder wie die Kinder wieso von a nach b kamen. Und genau das ist das Problem des Films. Er hat keine richtige Richtung, die er einschlägt, sondern hangelt sich von einer belanglosen Szene zur nächsten, versucht mit seinem Cast Eindruck zu schinden und vergisst ganz nebenbei die neue Welt auch nur ansatzweise zu erklären. Ständig wird Meg in ein neues Setting geschickt, immer nur mit wagen Andeutungen, was sie dort sehen könnte und dies manchmal vielleicht auch tut. Letztlich versteht keiner die Welt, die Andeutungen sind keine Hilfe und einem ist sehr schnell egal, was mit den Charakteren passiert. Die Protagonistin ist eigentlich nur damit beschäftigt, alle zu fragen, warum und wieso sie etwas tun soll, keine richtige Antwort erhält und es dann einfach tut. Kurzum ein absoluter Griff ins Klo aus dem Hause Disney.

2) Lady Bird

Christine McPherson (Saoirse Ronan) möchte lieber Lady Bird genannt werden. Sie wächst in einer armen Familie auf, träumt aber von größerem. Dadurch gerät sie oft mit ihrer Mutter aneinander, die denkt, dass sich Lady Bird für sie schämt.
Lady Bird ist Greta Gerwigs Regiedebut, die uns dieses Jahr den wunderbaren Film Little Woman brachte. In Lady Bird bereits bewies sie die kleinen Feinheiten eines pubertierenden Mädchens einzubauen, das den Kopf voller Träume hat und diese sich aber nicht mit den realen armen Verhältnissen ihrer Familie zusammenpassen. Dabei sind es gerade die Dialoge zwischen Mutter und Tochter, die sehr schnell eskalieren und einem doch so aus der Seele sprechen. Dabei hat Lady Bird keine große Handlung, sondern verliert sich in kleinere Episoden, unter anderem in Liebeleien mit den großartigen Lucas Hedges und Timothee Chalamet. Von fünf Oscarnominierungen konnte er leider keinen mitnehmen, spielt sich aber ganz unscheinbar in die Herzen der Zuschauer.

3) Vielmachglas

Marleens (Jella Haase) Leben stagniert. Lieber würde sie ebenso abenteuerlustig sein, wie ihr Bruder, doch stattdessen jobbt sie nach ihrem Abi in einem Kino. Erst ein Schicksalsschlag lässt sie aufwachen und sie zieht los, um in kürzester Zeit einen Dampfer in Hamburg zu erreichen. Dabei lernt sie allerhand komische Gestalten kennen.
Vielmachglas versucht sich an einem Abenteuerfilm mit tiefsinnigen Botschaften im Gewand einer Komödie. Letztlich scheitert er aber an beiden Genres. Zu platt sind die Gags, die allein dadurch zustande kommen, dass Marleen auf neue Personen trifft, wo einer abgefahrener als der nächste ist. So ist es ein Roadtrip der unspaßigeren Art, auch wenn Jella Haase merkbar alles gibt, um aus ihrem Chantal-Klischee herauszukommen. Während der Film am Anfang noch versucht irgendwo eine tiefere Ebene zu etablieren und Marleen als zwiegespaltene Person darstellt, die eigentlich gerne vorankommen möchte, sich aber nicht den nächsten großen Schritt traut. Dies wird aber schnell über Bord geworfen, um lieber mit Klischees um sich zu werfen und eine absolut austauschbare Handlung zu kreieren.

4) I, Tonya

Tonya Harding (Margot Robbie) lebt seit frühester Kindheit nur fürs Eiskunstlaufen. Ihre strenge Mutter (Allison Janney) triezt sie solange, bis sie immer besser wird und versucht sich für Olympia zu qualifizieren. Dabei hat sie ständig Eheprobleme mit Mann Jeff (Sebastian Stan). Bis heute ist ungeklärt, in wie weit sie verwickelt war, in den Angriff auf Konkurrentin Nancy Kerrigan.
Der Film erzählt sich halbwegs chronologisch und wird getragen durch Intervieweinschübe der Akteure viele Jahre nach den Geschenissen. Aber auch in der erzählten Geschichte durchbrechen die Darsteller gerne die vierte Wand. Bereits am Anfang wird durch widersprüchliche Aussagen Tonyas und Jeffs bezüglich ihrer Ehe ein sehr unzuverlässlicher Erzähler aufgebaut, der das darauf erzählte einen immer hinterfragen lässt. Da bis heute nicht final geklärt ist, wie viel Tonya wusste, legt sich der Film damit auch nicht fest, ob nun alles wirklich so stimmt. Die große Debatte um den Anschlag auf ihre Konkurrentin ist dann auch nur das große Finale des Films, der sich zuvor mit Hardings Leben von Kindesbeinen an beschäftigt und dabei vor allem mit der On/Off-Beziehung zu Jeff und ihren sportlichen Leistungen. Dabei ist der Film stark gespielt, auch wenn nur Allison Janney den Oscar dafür einheimsen konnte. Dabei schwankt man immer wieder hin und her zwischen Sympathie und Antipathie zu Tonya. So richtig fassen, kann man ihren Charakter zu keiner Zeit, was aber auch gar nicht Ziel des Films war. Insgesamt ist er stark erzählt und gespielt.

5) The Death of Stalin

1953. Stalin erleidet eine Hirnblutung, wird jedoch erst am nächsten Tag gefunden. Die Mitglieder seines Kabinetts wetteeifern nun um die Nachfolge und schmieden eine Intrige nach der nächsten.
The Death of Stalin befasst sich mit dem titelgebenden Tot Stalins und den Kampf um seine Nachfolge. Dies mischt er mit einer Menge schwarzen Humor, auch wenn einige Sachen tatsächlich historischen Tatsachen entspringen. Da niemand ohne Erlaubnis Stalins Gemächer betreten darf, wird er erst viele Tage nach seinem Schlaganfall gefunden. Da er kurz zuvor die besten Mediziner des Landes verhaften ließ, müssen nun die zweitbesten ran. Die realen Ereignissen werden gemischt mit fiktiven oder verdrehten Ereignissen. Leider schafft es der Film nicht seine Zuschauer final abzuholen, da er sich in zu vielen Charakteren mit zu vielen laufenden Intrigen verrinnt. So fällt es einem schwer mitzukommen, warum die Figuren so handeln und warum wieder etwas gemacht wird, während man sich eigentlich auf die lustigen Einschübe konzentrieren mag. Ein Film, der mehr gekonnt hätte, wenn er weniger erzählt hätte.

6) Goodbye Christopher Robin

Wer kennt nicht A. A. Milnes Werk „Puh der Bär“? Aber wer kennt auch die Geschichte dahinter, um einen traumatisierten Vater, der seinen eigenen Sohn vermarktet, weil er das beliebteste Kinderbuch überhaupt geschrieben hat? Genau davon handelt Goodbye, Christopher Robin. Wir treffen den Autor Alan Milne (Domhnall Gleeson), der nach dem ersten Weltkrieg mit sich auf keinen grünen Zweig kommt. Er zieht mit seiner Familie aufs Land und macht dort viele Spaziergänge. Als seine Frau (Margot Robbie) ausbricht und ins Stadtleben zurückkehrt, kommt er auf einmal seinem Sohn näher. Nachdem er diesem Geschichte mit seinen Kuscheltieren erzählt, kommt ihm die Idee zu seinem Buch. Doch der spätere Medienrummel nimmt weniger ihn ins Visier als vielmehr den Sohn, der für den wahren Christopher Robin gehalten wird. Während seine Eltern den Rummel zunächst ausnutzen, um möglichst viel Kapital aus ihrem Kind zu schlagen, steht nur dessen Nanny auf seiner Seite.
Goodbye, Christopher Robin befasst sich mit der Schattenseite einer traumhaften Geschichte. Ein Kind, das wenig Elternliebe bekommt, und dann noch als Marketinginstrument genutzt wird und sehr lange darunter leidet. Ein Film, der einem das Herz bricht, wo man sich immer wieder fragt, wie Eltern nur so sein können und es doch nicht schafft den Zauber der Figur Winnie Puh zu brechen. Trotz guter Schauspieler, verliert sich der Film in zu vielen langweiligen Szenen und kommt einfach nicht auf den Punkt. Dabei sind einige wichtige Szenen dabei, die aber zwischen dem ganzen drumherum verloren gehen. Schade, hier wäre mehr möglich gewesen.

Cinemathek: Hotel Artemis und Kindeswohl

Wirklich oft habe ich es ja nicht in die Cinemathek bisher geschafft. Das liegt zum einen daran, dass die Sneak teilweise zeitgleich läuft, es mit meinen Arbeitsschichten kollidiert, oder mich der Film nicht interessiert bzw. ich ihn schon zur regulären Spielzeit gesehen habe. Zu Erinnerung: Das Format Cinemathek läuft regelmäßig in meinem Stammkino und zeigt Filme, deren Kinostarts einige Wochen oder Monate zurückliegen, die vorher aber nicht in meinem Stammkino liefen. Hier nun zwei Kurzkritiken über die zwei Filme, die ich in diesem Jahr tatsächlich gesehen habe.

Hotel Artemis

Die Handlung: In Los Angeles des Jahres 2028 ist ein Wassernotstand ausgebrochen, das noch vorhandene Wasser wird teuer verkauft. Daraus entwickelt sich ein Aufstand, der das öffentliche Leben der Stadt lahm legt. Mitten in der Stadt liegt das von Jean Thomas (Jodie Foster) geführte Hotel Artemis. Die ist eine mit modernster Technik ausgestattete Krankenstation für Verbrecher. Durch einen Schusswechsel müssen die Verbrecher Sherman (Sterling K. Brown) und sein Bruder (Brian Tyree Henry) dort Unterschlupf suchen. Doch zeitgleich kündigt sich hoher Besuch an. Der Wolfking (Jeff Goldblum) der Besitzer des Hotels wurde verletzt und ist auf dem Weg dorthin. Das Chaos ist vorprogrammiert.

Meine Meinung: Hotel Artemis ist ein Film, der mit einem unglaublichen Cast auffährt. Allen voran Jodie Foster, die man zunächst kaum wiedererkennt und sich fragt, wie lange man sie wohl schon nicht gesehen hat. Letztendlich kann ich alle beruhigen: So alt seid ihr noch nicht, Mrs. Foster wurde älter geschminkt. An ihrer Seite ist Dave Bautista, der den meisten als Drax aus Guardians of the Galaxy bekannt sein dürfte. Dann geht es weiter mit Jeff Goldblum (Jurassic Park), Zachari Quinto (Star Trek), Sofia Boutella (Kingsman), Sterling K. Brown (Predator – Upgrade) und Charlie Day (Pacific Rim).
Zu Anfang baut der Film eine interessante Grundsituation mit dem Wasseraufstand auf, um dann das Hotel vorzustellen. Hier verbirgt sich ein unglaubliches Potential, aus der Idee hätte man einiges machen können. Macht der Film aber nicht. Stattdessen verliert sich der Film zunächst in Pöbeleien und spitzen Dialogen zwischen den einzelnen Patienten, während Jodie Foster gehetzt von einem zum nächsten eilt. Und als schließlich der Wolfking eintrifft, eskaliert einfach alles nur noch ohne Sinn und Verstand. Aus einem interessanten Setting wird eine banale Actionsequenz, bei der viel geballert wird und viel zerstört wird.
Am Ende geht man leider aus dem Film mit einem Schulterzucken und hat ihn innerhalb kürzester Zeit vergessen. Und das obwohl ich ihn nach Setting und Cast wirklich mögen wollte.

Das Fazit: Interessantes Setting, guter Cast und trotzdem leider eher enttäuschend, da die Handlung erst nicht richtig läuft und sich dann in sinnlosem Geballer verliert. Potential nicht genutzt. Dafür gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.

Hotel Artemis lief urspünglich ab dem 26.07.2018 in den deutschen Kinos.

Kindeswohl

Die Handlung: Richterin Fiona Maye (Emma Thompson) muss darüber entscheiden, ob ein Junge, der Zeuge Jehovas ist und jegliche Behandlung mit fremden Blut ablehnt, gegen seinen Willen behandelt werden soll. Zeitgleich eröffnet ihr Mann (Stanley Tucci) ihr, dass er eine Affäre möchte. So ist sie hin- und hergerissen zwischen ihrer Arbeit, für die sie lebt, und ihren privaten Problemen.

Meine Meinung: Um es vorweg zu nehmen, ich habe das Buch, auf das der Film basiert, nicht gelesen. Was ich aber so aus den Kritiken herausgehört habe, ist der Vorteil des Buches, dass dort die inneren Gedanken und Gefühle von Richterin Maye beschrieben werden. Das ist etwas, was der Film nicht bietet. Wirklich durch Taten ist auch vieles nicht zu erklären, auch wenn mit Emma Thompson wohl die bestmöglichste Darstellerin gefunden wurde. Sie schafft es nämlich mit nur geringer Veränderung der Mimik sehr viel auszudrücken. Leider aber eben doch nicht genug, um einige Taten und Handlungen ihres Charakters nachzuvollziehen.
Mit Fionn Whitehead (Dunkirk) und Stanley Tucci (Spotlight) wurden zwei Schauspieler gefunden, die sich eigentlich nicht hinter Thompson verstecken müssen. Doch beiden ist zu wenig Raum zur Entfaltung ihrer Rolle gegeben worden. Während Whitehead nicht über den bockigen Teenager hinauswächst, erkämpft sich Tucci überhaupt Screentime, während seine Rolle auf den durchschnittlichen Ehebrecher heruntergebrochen wird. Dass hinter den Eheproblemen wohl einiges mehr steckt, wird im Film jedoch nur angedeutet.
Das Grundproblem ist aber auch die Handlung an sich, obwohl sie sich wohl sehr stark an die Buchvorlage halten soll. Denn der Gerichtsfall selbst, ist nach wenigen Szenen auserzählt. Die Gesetzeslage dazu ist eindeutig. Es wird sich danach viel lieber mit den Konsequenzen für die Beteiligten auseinander gesetzt, aber eben auch nur angedeutet. Während sich Adam, der Junge, um den es in dem Fall ging, mit seiner Familie überwirft, klammert er sich eisern an die Richterin. Anstatt jedoch seine Hintergedanken über irgendwelche Wege zu erklären, wird er banal als Stalker abgestempelt. Und das Eheproblem von Richterin Maye verkommt zu einem Hintergrundrauschen, dass irgendwo da ist, aber für den Ausgang des Films, keinerlei Bedeutung hat. Dabei hat sie zu Anfang des Films einen wirklich interessanten Fall auf dem Tisch, für den es kein so eindeutiges Urteil gibt. Diesen von allen Seiten zu beleuchten, wäre durchaus interessanter gewesen.

Das Fazit: Kindeswohl kommt nicht so richtig in Schwung, zumal das Gerichtsdrama aufhört, ehe es richtig angefangen hat. Der weitere Verlauf ist ohne die Gedanken der Charaktere zu kennen (wie im Buch) leider nicht richtig nachvollziehbar. In Filmform ist die Geschichte daher nicht gut. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Kindeswohl lief urspünglich ab dem 30.08.2018 in den deutschen Kinos lief.

Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.

Ein Vorwort

Manchmal springen mich Cover ja förmlich an. Nicht besonders oft, weil meiner Ansicht nach doch viele Cover sehr ähnlich aussehen oder einfach sehr lieblos gestaltet werden, doch ab und an kommt es vor. So zog mich der Dodo auf dem Cover beinahe magisch an. Auch der Klappentext machte sofort Lust darauf es zu kaufen. Doch mit fast 900 Seiten im Hardcover war das Buch auch so ein Werk mit dem man Leute erschlagen kann. Hinzu kam der stolze Preis von 30 Euro. Also legte ich es erst einmal wieder weg. Doch der Gedanke an die Geschichte ließ mich nicht los. Umso erfreuter war ich, als mir der Goldmann Verlag ein Rezensionsexemplar zukommen ließ und ich nun nicht mehr grübeln musste, ob der Preis gerechtfertigt war. Falls ihr wissen wollt, was es mit Dodo auf sich hat und ob es sich lohnt ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen, ist hier meine Kritik dazu.

9783442314904_Cover

Die Handlung

Die Linguistin Melisandre Stokes wird überraschend vom geheimnisvollen Tristan Lyons angeworben für eine Geheimorganisation der amerikanischen Regierung zu arbeiten, die unter dem Decknamen D.O.D.O. operiert. Das Ziel ist es die Magie mit Hilfe von Zeitreisen zurückzuholen, die seit 1851 vollständig erloschen ist.

Meine Meinung

Es ist schwierig eine Handlungswiedergabe zu geben, ohne zu viel zu verraten. Kurz gesagt geht es um den Aufstieg und Fall des Departments of Diachrone Operations – also um Zeitreisen. Zu Anfang besteht das Team aus Tristan und Melisandre (im weiteren kurz Mel genannt). Nach und nach treffen sie auf immer mehr Leute, die sich dem Team anschließen. Hier sind noch liebenswerte Charaktere, wie Rebecca und Frank Oda dabei, oder auch Erszebet, die letzte verbliebene Hexe der Welt. Nach und nach lernen Sie eine Maschine zu bauen, in der Magie noch wirksam ist und die ersten Zeitreisen zu unternehmen. Nach den ersten Erfolgen wird D.O.D.O. durch das Pentagon erst richtig wahrgenommen und mit finanziellen Mitteln unterstützt. So verfolgt man innerhalb von fünf Jahren die gesamte Unternehmensgeschichte immer wieder gespickt mit den Berichten von verschiedenen Zeitreisen.
Besonders bemerkenswert ist die Liebe zum Detail. Nicht umsonst fasst das Werk 850 Seiten. So wird die Geschichte nirgendwo gekürzt, sondern wirklich von Anfang bis Ende erzählt. Dies erfordert gerade zwischenzeitlich eine Menge Durchhaltevermögen. Zwischendurch gab es immer wieder Entwicklungen, die mir weniger gefielen, weswegen ich das Buch wieder für ein bis zwei Tage aus der Hand legen musste. Letztendlich gewann aber immer die Neugier und ich versank weiter in der Geschichte.
Gerade am Anfang wird viel Physikalisches diskutiert. Da Tristan und Frank Oda beide Physiker sind, sprechen sie viel in einem Kauderwelsch für Normalsterbliche. Aber da es auch genug Charaktere gibt, die das ebenfalls nicht verstehen, wird es dann doch noch halbwegs verständlich erklärt. Dafür sind diese Charaktere dann wieder an anderer Stelle für das Erklären zuständig, so dass niemand nur für das Verstehen des Lesers da ist.
Ich möchte hier noch einmal in aller Form den Hut heben für die sehr guten Recherchen des Autorenteams! Denn egal um welche Wissenschaft es ging, Physik, Geschichte, Linguistik, Waffenkunst, etc. jedes Detail war ordentlich recherchiert und bis zum Ende in teilweise sehr komplexen Zeitreisesträngen verknüpft. Aber auch hier wurde alles logisch durchdacht. Jede Änderung in der Vergangenheit hatte logische Konsequenzen für die Gegenwart oder auch für andere Zeitreisen. Hier wurde nicht einfach auf die Erklärung „wegen der Magie“ vertraut, sondern Erklärungen gefunden, die wissenschaftlich und logisch vereinbar sind.
Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus Mels Sicht als eine Art Erlebnisbericht. Je größer die Organisation jedoch wird, desto weniger konnte sie selbst alles miterleben. So fungieren auch diverse Briefwechsel, Tagebucheinträge oder Unterhaltungen im D.O.D.O. Intranet als Erzählmittel. Gerade im Mittelteil sind es fast nur noch die Einträge im Intranet, was den Handlungsfluss etwas ins Stocken geraten lässt und sehr gewöhnungsbedürftig ist. Letztendlich aber auch das einzige Mittel, um den Leser glaubwürdig alle möglichen Vorkommnisse mitzuteilen, die Mel einfach nicht alle wissen kann.

Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O. ist ein Buch, wie ich noch keines zuvor gelesen habe. Die Geschichte ist so weit gestrickt und wird doch geradlinig erzählt. Das Autorenteam hat so viel Stolpersteine geschickt überwunden und gerade durch ihre erstklassige Recherche auch eine glaubwürdige Geschichte – ja trotz des Vorkommens von Magie! – gestrickt. Hier hat man wirklich den Aufbau einer neuen Geheimorganisation mit den Motiven der Wissenschaftler, der Hexen und des Militärs durchdacht und bis zu ihrem Fall zu Ende erzählt. Zwischendurch gab es zwar auch einige Entwicklungen, die sehr stereotypisch verliefen und die man schon vorab erahnen konnte, dennoch bleibt die Geschichte bis zum Ende spannend.

Das Fazit

Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O. ist ein Buch, das man selbst erleben muss. Ein solch komplexes, durchdachtes, logisches, gut recherchiertes und doch magisches Buch habe ich noch nie gelesen. Selbst wenn man mit ein paar Wendungen nicht einverstanden ist oder der Schreibstil zwischendurch merkwürdig erscheint, bleibt es im Ganzen doch ein sehr gutes Buch.

„Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.“ wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Bloggerportal der Verlagsgruppe Random House zur Verfügung gestellt. Vielen Dank hierfür!

Der Junge muss an die frische Luft

Ein Vorwort

Hape Kerkeling dürfte dem breiten Publikum durch seine Karriere als Comedian, Autor, Schauspieler oder auch Synchronsprecher bekannt sein (u. a. Olaf aus die Eiskönigin) bekannt sein. Seine Alter Egos (u.a. Horst Schlämmer) und Fernsehshows sind bekannt. 2015 erschien die erste Verfilmung zu seinem Buch „Ich bin dann mal weg“, was seine Erfahrung auf dem Jakobsweg abarbeitet. Schon hier zeigte sich seine ernstere und verletzlichere Seite. Mit „Der Junge muss an die frische Luft“ schrieb er 2014 ein Buch, in dem er mit seiner Kindheit aufräumt. Hier soll es nun um die Verfilmung von Caroline Link gehen.

Die Handlung

Hans-Peter wächst im beschaulichen Recklingshausen auf. Seine Kindheit ist geprägt von seiner ihn liebenden Familie und von seiner schon früh ausgeprägten Komikerseele. Doch während zu Hause die Probleme immer größer werden, versucht er die Stimmung mit seinen Improvisationen zu lockern, was ihm aber auch nur bedingt gelingt.

Meine Meinung

„Der Junge muss an die frische Luft“ wurde im Trailer noch als relativ lockerer Film beworben. Was hat man über den kleinen Jungen geschmunzelt, der sich als Frau verkleidete oder sich in einer Kutsche herumfahren ließ. Und genau mit dieser Stimmung beginnt der Film. Denn zunächst lernen wir Hans-Peter und seine Familie ganz genau kennen. Welche Konstellation gibt es, Vater, Mutter, Bruder, beide Großeltern, Tante, Onkel, ähnliches. Doch bereits nach dem ersten Viertel des Films, fängt die Stimmung langsam an zu kippen. Denn die Stimmung, die der Trailer noch verspricht, ist für den Film gar nicht angesetzt. Stattdessen geht es eher um das Schicksal eines Jungen, der für jeden Spaß zu haben ist und doch ein ganz großes Päckchen zu tragen hat.
Um es genauer zu sagen, geht es darum, dass seine Mutter sehr krank ist. Sein Vater ist dauerhaft auf Montage und sein großer Bruder ist ins Dachgeschoss gezogen, bekommt also auch nur noch die Hälfte mit. Also versucht der kleine Junge mit den Launen der Mutter zurecht zu kommen und sie und alle anderen regelmäßig zum Lachen bringen. Dadurch entwickelt sich schnell eine beklemmende Stimmung, die aber durch die Comedyeinlagen immer wieder aufgelockert wird. Dennoch sollte man genügend Taschentücher dabei haben.
Die Geschichte selbst wird frei von der Leber weg erzählt, ohne etwas großartig zu beschönigen. Auch wenn manche Szenen nicht explizit gezeigt werden, ist am Ende doch klar erkennbar, was passiert ist. Am Ende kommt eine runde Sache bei raus.
Schauspielerisch ist „Der Junge muss an die frische Luft“ Top besetzt. Vor allem Julius Weckauf als Hans-Peter begeistert und überzeugt in seiner Rolle vollkommen. Hier hat das Castingteam nicht nur optisch einen Volltreffer gelandet, sondern als Newcomer schafft es Weckauf bereits die schwierigsten Szenen zu meistern und angemessen rüberzubringen. Ein Jungdarsteller, von dem wir hoffentlich noch mehr sehen dürfen. Auch der übrige Cast ist gut besetzt und liefert eine solide Leistung ab, bleibt aber hinter Weckauf zurück.

Das Fazit

„Der Junge muss an die frische Luft“ ist ein sehr ernster und teilweise beklemmender Film, der seine Stimmung jedoch immer wieder aufzulockern weiß. Mit einem grandiosen Jungdarsteller begeistert der Film letztendlich, Taschentücher sollte man aber genug dabei haben. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

Der Junge muss an die frische Luft läuft seit dem 25.12.2018 in den deutschen Kinos.

Die Tochter des Uhrmachers

Ein Vorwort

Wenn ich erfahre, dass Kate Morton ein neues Buch herausbringt, dann bin ich ein paar Tage später in der Buchhandlung meines Vertrauens und kaufe es. Dabei ist es mir auch egal, dass die Hardcover, die zunächst erscheinen, einen stolzen Preis haben. Denn seit „Die fernen Stunden“ konnte mich Mrs. Morton (fast) immer vollständig in ihren Bann ziehen und mit ihren Geschichten verzaubern. So stand nun die Tochter des Uhrmachers auf dem Plan.

Die Handlung

Elodie stößt bei einem Archivjob auf einen Brief und ein Bild, die ihr keine Ruhe mehr lassen. Bei ihren Nachforschungen trifft sie auf Birchwood Manor. Einst das Haus des Künstlers Edward Radcliffe birgt es zahlreiche Erinnerungen und Geheimnisse.

Meine Meinung

Kate Morton ist eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an das Buch, denn bisher konnten mich (fast) alle Bücher von ihr sofort in den Bann ziehen und verzaubern. Am Anfang kam ich diesmal etwas schwieriger in die Geschichte rein, eben gerade weil ich erwartete, sofort verzaubert zu werden. Nachdem ich es jedoch noch einmal ein paar Tage liegen ließ und dann mit einer erwartungsvollen Spannung, aber nicht mehr mit hohen Anforderungen einen neuen Versuch startete, stellte sich auch bereits nach ein paar Seiten das altbekannte Gefühl ein.
Morton schafft es sofort sympathische Charaktere zu erschaffen, mit denen man mitfühlt. Hier sind es zunächst Elodie und Birdie, die damit die beiden Protagonisten bilden. Dabei ist es diesmal schwierig von Protagonisten zu sprechen, denn eigentlich steht Birchwood Manor selbst im Mittelpunkt. Es geht um die verschiedenen Bewohner von einer Tragödie im Jahre 1883 bis in die heutige Zeit. Dabei hat jeder seine ganz eigene Geschichte zu erzählen und doch zieht sich ein Geheimnis wie ein roter Faden durch das Buch. Dabei wird jede Geschichte mit gleichviel Respekt geschrieben und kein Aspekt scheint unwichtig und doch kann man das große Finale mit der Aufklärung des großen Rätselns kaum erwarten. Hier wird man auch nicht enttäuscht, denn Morton verbindet alle einzelnen Handlungsstränge miteinander. Leider ist mir der Ausgang der Geschichte um Elodie dann doch etwas zu kurz gehalten und zu viel Raum für ein eigenes Ende gelassen.

Das Fazit

Eine wundervolle Geschichte über ein Anwesen, dass die Jahre überdauert im typischen Morton-Stil. Hier nach Schwachstellen zu suchen ist wirklich ein Meckern auf ganz hohem Niveau, denn auch wenn das Ende etwas zu kurz gekommen wirkt, ist es dennoch rund.

Mary Poppins‘ Rückkehr

Ein Vorwort

1928 schrieb Pamela L. Travers ihren ersten Roman über das wohl berühmteste Kindermädchen der Welt. Mary Poppins bekam noch drei Folgebände. 1964 brachte Walt Disney dann nach langem Rechtekampf den Film ins Kino, der lose auf den Büchern basiert. So lernte das breite Publikum Familie Banks kennen und wusste, mit einem Löffelchen voll Zucker klappt alles gleich nochmal so gut. Bereits 20… nahm sich Regisseur … dem Stoff noch einmal an und erzählte die Hintergrundgeschichte zur Verfilmung, hochkarätig besetzt mit Emma Thompson als P. L. Travers, Tom Hanks als Walt Disney und Colin Farrell als Travers Vater. Hier wurde die Hintergrundgeschichte zur Mary Poppins erzählt, aber vor allem die schwierige Entstehungsgeschichte des Films. Wie viel Wahrheit wirklich enthalten ist, sei einmal dahingestellt. Nun sollte 54 Jahre nach dem ersten Film, der zweite Teil in die Kinos kommen. Schon nach dem ersten Trailer wurden die ersten zweifelnden Stimmen laut. Kann Mary Poppins‘ Rückkehr mit dem Erfolg und vor allem der Nostalgiebrille mithalten?

Die Handlung

Michael Banks (Ben Wishaw) ist inzwischen erwachsen und alleinerziehender Vater dreier Kinder. Da ihn finanzielle Sorgen plagen, soll er ein Wertpapier der Bank finden, um sein Haus behalten zu können. Seine Schwester Jane (Emily Mortimer) steht ihm dabei zur Seite. In dieser schweren Zeit kehrt Mary Poppins (Emily Blunt) zurück und sorgt für die Kinder. Immer mit dabei ist Straßenlampenanzünder Jack (Lin-Manuel Miranda).

Meine Meinung

Ich bin ein sehr großer Mary Poppins Fan. Die Lieder laufen bei mir bis heute regelmäßig rauf und runter. Inzwischen habe ich auch die ersten beiden Bände der Bücher von P. L. Travers nachgeholt. Als ich hörte, dass es eine Fortsetzung geben sollte, war ich also alles andere als Begeistert. In Zeiten von Prequels, Sequels, Remakes und Reboots war also nun einer meiner absoluten Lieblingsfilme betroffen. Ein bisschen beruhigter war ich dann, als Emily Blunt als Mary Poppins bekannt gegeben wurde. An eine Julie Andrews würde für mich zwar sowieso niemand herankommen, aber Blunt schien eine würdige Nachfolgerin.
Ich habe wirklich versucht sehr neutral an den Film zu gehen, aber natürlich war da die große Nostalgiebrille. Dennoch hat mich der Film am Ende mitgerissen. Während ich am Anfang sehr lange brauchte, um in die Geschichte reinzukommen und mich auch einige Dinge gestört haben, konnte ich am Ende doch mit einem halbwegs guten Gefühl aus dem Film gehen.
Das dürfte vor allem daran liegen, dass ich doch einige Elemente aus den Büchern wiedererkannt habe. Während die Bücher episodenartig erzählt werden, haben beide Filme eine übergeordnete Handlung. Und da im Film nur wenige Monate vergangen sind, im Film aber viele Jahre, war klar, dass einiges angepasst werden musste.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass Mary Poppins erneut ein Film ist, der zu verzaubern weiß. Mit den verschiedensten Charakteren bringt der Film größtenteils ein Lächeln auf die Lippen der Zuschauer. Mary Poppins zeigt den Kindern verschiedene „Welten“, die optisch einfach herrlich anzusehen sind. Dennoch gibt es ein paar Abstriche, die einfach nicht richtig funktioniert haben.
Zum einen wäre da die übergeordnete Handlung an sich. Die Suche nach dem Wertpapier der Bank ist zum einen in ihrem Ausgang sehr vorhersehbar, was nicht weiter tragisch wäre, wenn wir nicht Colin Firth in der Rolle des Bänkers hätten. Was weniger an Firth liegt, als vielmehr am Charakter seiner Rolle. Denn hier haben wir tatsächlich eine Art Bösewicht. Das passt leider so gar nicht in die bunte supercalifragilisticexpialigetische Welt und wirkt bis zum Ende sehr stereotypisch angelegt.
Zum anderen liegt es leider an den Liedern. Im ersten Teil noch ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg des Filmes, sind die neuen Lieder leider sehr uninspiriert, klingen sehr ähnlich und sind leider überhaupt nicht eingängig. Sobald ein Lied endet, hat man es schon wieder vergessen. Als ich diesen Kritikpunkt gegenüber meines besten Freundes äußerte (der den ersten Teil noch nicht kennt), meinte er, dass er das Grundtheme schon sehr eingängig fand. Ich musste ihm zustimmen, jedoch beruht das Grundtheme auf den Song „Ein Löffelchen voll Zucker“ aus dem ersten Film. Wirklich schön fand ich nur das Lied der Straßenlaternenanzünder, welches sich aber auch stark am Lied der Schornsteinfeger – in Gesang und Tanz – orientiert.
Emily Blunt als neue Mary Poppins funktioniert sehr gut und die wesentlichsten Züge des Charakters hat sie sehr verinnerlicht. Dennoch hat sie ein bisschen zu viel Spaß beim Dreh gehabt, was ihr die Strenge der Mary Poppins nimmt. Dennoch ist sie eine würdige Erbin von Julie Andrews – die im Gegensatz zu Dick van Dyke leider keinen Gastauftritt hatte.

Das Fazit

Mary Poppins‘ Rückkehr ist leider eine der Sequels, die nicht notwendig gewesen wären. Obwohl einige Stellen großen Spaß machen, bleibt der Gesamtfilm uninspiriert in Handlung und Liedern. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Mary Poppins‘ Rückkehr läuft seit dem 20.12.2018 in den deutschen Kinos.

Mortal Engines – Krieg der Städte: Kritik über Buch und Film

Ein Vorwort

Durch Zufall stieß ich im letzten Jahr auf das Buch Mortal Engines von Philip Reeves, als es mir als Leseexemplar angeboten wurde. Vom Klappentext begeistert, sagte ich zu und begann zu lesen. Kurz darauf erschien der erste Trailer zu Peter Jacksons neuestem Werk. Ich war noch mehr angefixt von der Geschichte, denn durch Jacksons Vision wurde die Geschichte nun beim Lesen noch lebendiger. Leider enttäuschte mich das Buch immer mehr. Trotzdem gab ich dem Film eine Chance. Konnte er die Fehler des Buches richten?

Die Handlung

Im dritten Jahrtausend hat sich die Menschheit im sogenannten 60-Minuten-Krieg fast vollständig selbst zerstört. Die übrig gebliebenen Städte haben sich mobil gemacht und versuchen nun nach dem Städtedarwinismus zu überleben. Das heißt, das die größeren Städte die kleineren „fressen“, um sich Sklaven, Rohstoffe und Lebensmittel zu sichern. Der junge Tom Natsworthy (Robert Sheehan) lebt als Historiker in London, eine der größten der rollenden Städte. Sein großes Vorbild Thaddeus Valentine (Hugo Weaving) wird nach einem erfolgreichen Beutezug von der geheimnisvollen Hester Shaw (Hera Hilmar) angegriffen, die jedoch fliehen kann. Valentine voller Angst vor dem was Hester weiß und Tom erzählt haben könnte, der die Verfolgung aufnahm, stößt ihn ebenfalls durch einen Müllschacht. Auf einmal ist er auf Hesters Hilfe angewiesen und erfährt ihre Geschichte. Eine Verfolgungsjagd beginnt, denn Valentine will mit Hilfe der geheimnisvollen Waffe Medusa den Wall der Anti-Traktions-Liga durchbrechen will. Tom und Hester wollen aus unterschiedlichen Gründen zurück nach London.

Das Buch

Ihr seid ein wenig verwirrt durch die lange Handlungszusammenfassung? Dann wisst ihr, wie es mir ging, als ich das Buch las. Denn ständig wurden neue Orte und Personen in den Raum geworfen, die man als Leser aber nicht so schnell zuordnen kann. Hinzu kommen Begriffe, wie Städtedarwinismus und Anti-Traktions-Liga, die man sich zwar noch irgendwie logisch herleiten kann, die aber als selbstverständlich vorausgesetzt werden.
Aber fangen wir noch einmal ganz von vorne an. Reeve versetzt den Leser direkt in eine Welt, die der unseren zwar noch entfernt ähnelt, aber durch den sogenannten 60-Minuten-Krieg fast vollständig ausgelöscht wurde. Was es genau damit auf sich hat, bleibt bis zum Ende ungeklärt. So lernt der Leser zunächst den Historiker-Lehrling Tom kennen, der die Geschichte bis zum Ende begleitet. Er kann uns zwar das Leben in London ein wenig erklären, aber alles darüber hinaus ist auch für ihn neu.
Handlungstechnisch hat sich Reeve leider sehr auf den Spannungsfaktor konzentriert. So werden Tom und Hester auf ihren Weg zurück nach London von einer brenzligen Situation in die nächste gestoßen und kommen daher leider nicht dazu ihre Situation genauer zu beschreiben oder ihre Welt zu erklären. Bis zum Ende bleibt alles ein Mysterium. Sie treffen auf Charaktere, die man ein paar Seiten später schon wieder vergessen hat.
Der zweite Handlungsstrang spielt auf London und begleitet Valentines Tochter Catherine. Dieser ist dann zwar sehr actionarm, dafür voller Geheimnisse, die es zu lüften gilt. Leider braucht Catherine dafür sehr viel Zeit, so dass man am Ende fast schon wieder vergessen hat, auf welche Auflösung man genau noch wartet. Dennoch sind die Passagen ganz gut, um wieder Ruhe einkehren zu lassen.
Leider verwirrt sich das Ende dann wieder in einer Actionwut. Tom und Hester haben zwischenzeitlich Hilfe von Anna Fang erhalten, eine Pilotin der Anti-Traktionisten. Irgendwo zwischendrin ging es auch noch um eine Art Roboter und warum Valentine Hesters Mutter ermordet hat. Das ist übrigens ihr Motiv für den Mord an Valentine. Ihr seid jetzt noch mehr verwirrt? Ist okay, war ich am Ende des Buches auch. Spannend ist es übrigens ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr, da man nur noch frustriert ist, dass nichts aufgelöst oder erklärt wird.

Der Film

Man spricht immer von Peter Jacksons neustem Werk. Der Fairness halber sollte man erwähnen, dass er zusammen mit seinem Herr der Ringe Team das Drehbuch schrieb, die Regie selbst übernahm Christian Rivers. Rivers war bisher bei den Jackson Filmen meist als Visual Effects Supervisor beteiligt. Mit Mortal Engines gibt er sein Regiedebüt unter Jackson als Produzent.
Dennoch zeigt der Film deutlich Jacksons Handschrift, gerade was die Gestaltung der Welt angeht. Im Buch war die Beschreibung von London doch immer ein wenig seltsam, konnte ich sie mir doch nicht wirklich auf Rädern vorstellen. Doch genau dies wurde ausgezeichnet umgesetzt und so bekommt Reeves Welt Konturen. Vom Aussehen her macht die Verfilmung auf jeden Fall schon einmal alles richtig!
Auch Castingtechnisch sind die Charaktere sehr gut besetzt. Sei es die isländische Schauspielerin Hera Hilmer als Hester Shaw oder ein Hugo Weaving als Thaddeus Valentine oder letztendlich Robert Sheehan als Tom. Hinzu kommen Neuentdeckungen, wie Jihae oder Leila George, die ihre Rollen gut umsetzen.
Auch Drehbuch-/Handlungstechnisch macht der Film erst einmal viel richtig. Denn er schreibt einige Passagen des Buches komplett um und charakterisiert ebenfalls teilweise neu. Dadurch bekommt der Film einen wesentlich besseren Drive als noch das Buch und ergibt an vielen Stellen auch mehr Sinn. Leider ist die Handlung immer noch der Hauptkritikpunkt, denn das Buch wird nun einmal nicht komplett neu erfunden. So wird zwar schon mehr erklärt als im Buch, aber immer noch zu wenig. Und auch ist der Actionanteil weiterhin viel zu hoch und die Dialoge werden auf ein nötigstes beschränkt.

Das Fazit

Als vom Buch enttäuschte Leserin war ich von der Verfilmung wahrscheinlich begeisterter als die reinen Filmseher. Trotzdem kann ich leider nicht sagen, dass ein spannender und runder Film herauskam. Letztlich bleibt es ein Film, der rein auf die Optik beschränkt herausragend ist, aber leider zu starke Schwächen in der Handlung hat. Dafür gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.

Mortal Engines – das Buch gibt es 24.10.2018 im örtlichen Buchhandel zum kaufen.
Mortal Engines – der Film läuft seit dem 13.12.2018 in den deutschen Kinos.