Ein Vorwort
Wie oft entführten uns die Filme schon ins Weltall? Wie weit sind wir vorgedrungen? Nur bis zur dunklen Seite des Mondes oder doch bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter? Aber waren wir jemals schon auf dem Neptun? Hierhin entführt uns James Gray neustes Werk. Mit dabei ein hochmotivierter Brad Pitt. Ob der Flug durchs Weltall ein Erfolg, zumindest auf filmischer Seite, ist, erfahrt ihr in meiner Kritik.
Die Handlung
Roy McBride (Brad Pitt) verunglückt bei Arbeiten an einer Weltraumantenne, während ein elektromagnetische Stürme aus dem Weltraum die Erde erschüttert. Geprägt vom frühen Verlust seines Vaters Clifford (Tommy Lee Jones) bei einer Weltraummission und der Trennung von seiner Frau (Liv Tyler) stimmt er zu eine Mission zu übernehmen, die ihm zum einem zum Neptun führt, die aber auch dazu führt, dass er sich mit sich selbst und seiner Vergangenheit auseinander setzen muss.
Meine Meinung
Ad Astra ist ein Film, der konsequent falsch vermarktet wurde. Denn auch, wenn der Trailer nicht sonderlich aufregend geschnitten war, so erwartet man doch eher eine spannende Weltraummission mit einem Brad Pitt, der auf den Spuren seines Vaters so einige Geheimnisse aufdeckt. So war es nicht verwunderlich, dass der Großteil der Zuschauer schon nach kurzer Zeit ziemlich enttäuscht und einige anscheinend sogar zu Tode gelangweilt waren. Die 123 Minuten fühlen sich für manche demnach eher wie fünf Stunden an.
Aber fangen wir noch einmal ganz vorne an. Die Ausgangssituation ist noch völlig normal und wird im angemessenen Tempo erzählt. So lernen wir Roy McBride kennen, der seiner Arbeit an der Weltraumantenne mit einer Routine nachgeht, die erahnen lässt, dass er sie schon sehr lange ausübt und dabei sehr eigenbrötlerisch vorgeht. Der nachfolgende ausschlaggebende Unfall ist zwar ruhig inszeniert, aber dennoch durchaus spannend. Kurz darauf erfahren wir, dass sein Vater Clifford bei einer Weltraummission mit dem Namen „Lima“ beteiligt war, die ihm zum nationalen Helden werden ließ, aber auch dazu führte, dass Clifford nie zurückkehrte. Roy wird gebeten zum Mars zu reisen, um dort Nachrichten an seinen möglicherweise doch noch lebenden Vater auf dem Neptun zu senden, der angeblich Schuld an den elektromagnetischen Stürmen hat. Roy muss sich einigen Tests unterziehen, unter anderem einer psychologischen Einschätzung, bei der man erstmals wirklich feststellt, wie leer die Rolle ist. Denn Roy scheint beinahe während des ganzen Films keine Emotionen zu zeigen. Auch die Stimme aus dem Off, die von Pitt gesprochen wird und Roys Gedanken wiedergeben soll, monotoniert sich zu einer einschläfernden Erzählerstimme, die einem zwar oftmals auch notwendige Informationen gibt, die über die Dialoge und das Spiel nicht übertragen worden wären, aber eben auch überflüssige Informationen, die der durchschnittliche Zuschauer durchaus selbst entdeckt hätte.
Anstatt also die wichtigsten Informationen gekonnt in die großartigen Bilder Hoyte van Hoytemas einzupflegen, wird der Zuschauer durch die Off-Stimme an die Hand genommen und durch den Film geführt. Dieser verliert sobald Roy in das Shuttle zum Mond steigt auch weiter an Geschwindigkeit. So wirkt, verstärkt durch einen sehr zurückgenommenen Soundtrack, der Weltraum wie eine große Blase, in die man eindringen kann, der man aber auch nicht entkommen kann. Grundsätzlich als Stilmittel gut eingesetzt, leider wird hier über kurz oder lang auch noch der letzte Zuschauer verloren, der sich noch nicht von der Off-Stimme in den Schlaf hat wiegen lassen.
Das liegt aber nicht nur am Tempo, sondern auch an der Oberflächlichkeit mit der die nächsten Geschehnisse abgearbeitet werden. Die Landestation auf dem Mond wirkt mit großen Fastfood-Läden wie ein Abbild gefühlt jeder Innenstadt/Bahnhof/Flughafen, schnell das Bild wechseln. Auf dem Weg von der Mond-Landestation zur Startstation für den Mars werden Roy und ein paar anderen von Mondpiraten angegriffen? Ist in der nächsten Szene schon fast wieder vergessen. Unterwegs zum Mars wird ein Shuttle gefunden mit mutierten Tieren an Bord? Lasst uns lieber ohne Kommentar schnell weiterfliegen. Der Pilot des Shuttles hätte fast alle umgebracht, weil er eine Panikattacke hatte? Ich sag’s keinem, wenn ihr es keinem erzählt. Man versteht, was Regisseur Gray einem sagen will. Aber man will einfach auch mehr Informationen dazu. Wie kam es dazu, was passiert nun, und warum ist es Roy so egal? Um diese Fragen zu beantworten, wäre der Film wahrscheinlich nicht nur gefühlt fünf Stunden lang, sondern auch wirklich. Aber warum sich dann nicht auf ein Phänomen beschränken und etwas genauer erklären, statt alle anzuschneiden und dann lustlos abzuhaken. Doch leider verfährt der Film auch genauso weiter, denn auf dem Mars geht es dann weiter mit der großen Verschwörung der Vorgesetzten McBrides. Auch hier gibt es keine Informationen, keine großen Dialoge, sondern nur McBrides ungebrochenen Willen seinen Vater wiederzusehen und ihm die Frage zu stellen, um die sich der ganze Film zu drehen scheint. Denn unter den ganzen Bildern, der ganzen angedeuteten Gesellschaftskritik und der großen Verschwörung auf dem Mars, bleibt die Vater-Sohn-Beziehung der McBrides das zentrale Thema. Der Vater, der seine Mission wichtiger fand und der Sohn, der mit dem Verlust nicht klar kam und sich so in sich selbst zurückgezogen hat. So wird zumindest am Ende versucht Roys Emotionslosigkeit zu erklären, die dem Film zuvor leider die Identifikationsfigur genommen hat. Denn auch ein Brad Pitt konnte dem Charakter kein Leben einhauchen. So scheint der Zuschauer selbst während des ganzen Films ziellos im Weltall zu schweben, ohne von einem Charakter an die Hand genommen zu werden, mit dem man die unendlichen Weiten erkunden kann.
Das Fazit
Ad Astra ist ein sehr langatmiger Film ohne Identifikationsfigur, die den Zuschauer mit gesellschaftskritischen Bildern überschwemmt, sie durch eine monotone Off-Stimme noch übermäßig erklärt und letztendlich nicht auf den Punkt kommt. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.
Ad Astra läuft seit dem 19.09.2019 in den deutschen Kinos.
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