Verpasst, aber nicht vergessen – Teil 10

In Zeiten von Corona mit geschlossenen Kinos, fällt es mir leichter Filme zu Hause doch einmal nachzuholen – wenn ich nicht gerade Serien binge oder meinen SuB abarbeite (der leider eher wächst als schrumpft). Und so kommen wir heute direkt zu einem neuen Teil meiner im Kino verpassten Filme, die ich jedoch nicht vergessen, sondern zu Hause nachgeholt, habe. 

Mit dem Herz durch die Wand

Sie ist Pianistin und zieht in ein neues Appartement. Sie muss viel für ein neues Stück proben, für das sie vorspielen will. Doch ihr Nachbar ist davon wenig begeistert, entwickelt er doch im stillen Puzzle. Nach einem Kleinkrieg versuchen sie sich an einem Kompromiss. Und merken nach und nach ihre Gefühle füreinander, ohne sich je gesehen zu haben. Es beginnt eine Beziehung mit einer Wand zwischen den Liebenden.
Ungewöhnlich an dem Film ist bereits, dass beide Protagonisten keinen Namen haben, sondern sich  immer nur mit Madame und Monsieur anreden. Ansonsten entwickelt sich der kammerspielartige Film sehr ruhig. Von beiden erfährt man nur das, was der jeweils andere durch die Wand mitbekommt. Auch scheinen beide Berufe zu haben, die sie dazu verleiten, viel Zeit in der Wohnung zu verbringen, weswegen sie sich auch gerade ständig auf die Nerven gehen. Und so entsteht ganz nebenbei eine zuckersüße Liebesgeschichte, die darauf basiert, dass sich beide nur hören können und niemals sehen. Wie das funktionieren soll, zeigt dieser Film. Das Liebe auch auf nicht körperlicher Basis entstehen kann. Dabei nimmt er sich relativ viel Zeit, auch wenn der Film mit 92 Minuten normale Spielfilmlänge hat. So muss man schon in der Geschichte versinken, wenn er einem nicht langatmig erscheinen will. Aber wenn man das schafft, dann ist es für den Film ein Leichtes einen zu verzaubern.

Ihre beste Stunde

Catrin Cole lebt zu Zeiten des zweiten Weltkriegs in London. Sie bekommt einen Job im Informationsministerium und wird schnell in die Filmabteilung versetzt. Sie soll dort an Drehbüchern für Kino- und Propagandafilme mitschreiben, damit diese eine weiblichere Note erhalten. So sollen auch Mütter und Frauen angesprochen werden, die Söhne und Männer an der Front haben. Dabei muss sie nicht nur mit schwierigen Schauspielern klar kommen, sondern auch mit vielen Vorurteilen kämpfen.
Ihre beste Stunde vereint Liebesgeschichte, Historienfilm und Blick hinter die Kulissen der Filmbranche in einem und verwebt die einzelnen Bestandteile sehr geschickt. Am Ende fragt man sich zwar, ob es die Liebesgeschichte überhaupt gebraucht hätte – ich würde sagen: nein – aber der Aspekt ist auch nicht störend. So wird der Film von einer starken, aber zurückhaltend spielenden, Gemma Arterton geführt, die gegen die Männerdomäne anspielt. Der Krieg ist allgegenwärtig, aber nie dominant im Bild. So wird der Krieg noch einmal von einer ganz anderen Seite beleuchtet, ohne ihn klein zu spielen. Es zeigt, das es auch abseits von der Front Männer und Frauen gab, die mit allen Mitteln versucht haben, die Laune im Volk hoch zu halten.

Wind River

Wind River ist ein Indianerreservat im verschneiten Wyoming. Als dort die Leiche eines vergewaltigtenn Mädchens gefunden wurde, wird die schlecht ausgestattete Jane Banner vom FBI geschickt. Sie bittet den Wildhüter Cory Lambert um Hilfe.
Wusstet ihr, dass es für jede Bevölkerungsgruppen mit Ausnahme der amerikanischen Ureinwohner eine Vermissten-Statistik in den USA gibt? Darauf weißt der Film am Ende noch einmal hin. Denn Taylor Sheridan will mit seinem Regiedebüt genau darauf hinweisen. Nachdem er zu Sicario und Hell or High Water bereits das Drehbuch schrieb, führte er zu diesem von ihm verfassten Drehbuch auch Regie. Dazu führt er uns ins verschneite Wyoming in das Indianerreservat Wind River. Dort stellt er uns zunächst den Wildhüter Cory Lambert, gespielt von Jeremy Renner, vor. Als Weißer im Reservat wird er als Außenseiter behandelt. Bindeglied ist seine Ex-Frau. Als er die Leiche der besten Freundin seiner ebenfalls ermordeten Tochter im Schnee findet, kommen alte Gefühle und Erinnerungen hoch. Das FBI sendet Jane Banner. Diese ist nicht für die Bedingungen ausgerüstet und bekommt auch keine Unterstützung vom FBI. So bittet sie Cory um Hilfe. Jane ist wirklich an der Aufklärung interessiert, steht aber mit begrenzten Mitteln da und bekommt die Abneigung des Reservats zu spüren, die anscheinend viele schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben. So bietet Wind River nicht nur einen spannenden Thriller mit einer ziemlich verstörenden Aufklärung, sondern auch einen Einblick in die Trostlosigkeit ohne reale Zukunftsperspektive in einem Reservat.

Das schönste Mädchen der Welt

Roxy ist vom Internat in England geflogen und muss nun ganz kurzfristig mit auf Klassenfahrt. Sie freundet sich mit Außenseiter Cyril an, der wegen seiner großen Nase gemobbt wird. Dieser hat eine große Leidenschaft zum Rap und tritt heimlich mit goldener Maske auf, da er für seine Nase nicht auch noch dort gehänselt werden will.
Der Film kann mit vielen guten Kritiken aufwarten und wurde mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ der Deutschen Film- und Medienbewertung ausgezeichnet. Beides kann ich leider überhaupt nicht nachvollziehen. Denn Das schönste Mädchen der Welt bedient zunächst alle Negativklischees einer Klassenfahrt und inszeniert eine absolute Horrorklasse. Platte Charaktere, noch plattere Witze und eigentlich sollen alle nur brav ihr Klischee erfüllen, damit die absolut vorhersehbare Handlung auf den Punkt kommt. Unterbrochen wird dies von ein paar wenigen Rapbattles, die erstaunlich gut funktionieren. Hinzu kommt, dass Roxy ein absolut wankelmütiger Charakter ist und man so auch keine Sympathien für sie aufbauen kann. Allgemein schafft es kein Charakter, das man ihn auch nur ansatzweise mag und mit ihm mitfühlt.

Little Monsters

Der erfolglose Musiker Dave hat sich in die Grundschullehrerin Miss Caroline seines Neffen verknallt. Um sie zu beeindrucken stimmt er zu die Klasse auf einem Ausflug zu einem Erlebnisbauernhof zu begleiten. Leider kam es in der nahe gelegenen Militärbasis zu einem Zombieausbruch, die schnell den Bauernhof entdecken. Dave und Miss Caroline müssen nun alle Kräfte einsetzen, um alle Kinder in Sicherheit zu bringen, ohne diese zu ängstigen.
Ich bin immer noch kein Fan von Zombiefilmen, wurde aber einmal mehr überredet mir doch einen anzugucken. Und tatsächlich hat mir dieser sogar relativ gut gefallen. Denn hier liegt das Augenmerk weniger auf dem Horroraspekt, sondern vielmehr auf dem komödiantischem. Und mal ganz ehrlich? Eine Lehrerin, die den Kindern auf der Ukulele vorspielt, während sie versuchen an den Zombies vorbeizukommen? Die Ideen waren einfach nur super. Davon, dass der Film in Australien spielt, bekam man leider relativ wenig mit. Also ein Zombiefilm auch für Nicht-Zombie-Fans geeignet.

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2 Gedanken zu „Verpasst, aber nicht vergessen – Teil 10

  1. Oh – Wind River ist klasse 🙂 Ich mag meistens ja eh Filme im Schnee, die haben so eine ganz spezielle Atmosphäre.

    Ich muss aber zugeben, dass ich Little Monsters dagegen eher etwas fad fand.

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  2. Pingback: Mein Jahresrückblick 2020 – #3 – Heimkino | ShalimasFilmweltenKritik

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