Ein Vorwort
Eigentlich gibt es bei den alljährlichen Oscars zumindest in der Kategorie Bester Animationsfilm kaum Überraschungen. Disney reicht ein Film ein und mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnt dieser. Während im letzten Jahr Studio Ghibli mit „Der Junge und der Reiher“ den Preis nach Japan holen konnte, ist es diesmal ausgerechnet ein kleiner lettischer Animationsfilm mit niedrigem Budget, der den Mäusekonzern übertrumpfen konnte. Warum Flow auch abgesehen von dieser Tatsache ein absolutes Erlebnis ist, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung
In einer von Menschen verlassenen Welt hat eine kleine Katze sich ein sicheres Plätzchen zum Überleben gesucht. Doch eine Flut sucht die Welt heim und egal, wie hoch sie klettert, die Wassermassen holen sie direkt ein. In letzter Sekunde kann sie auf ein kleines Boot fliehen, was bisher nur von einem Capybara bewohnt ist. Zusammen versuchen sie zu überleben und treffen unterwegs noch andere Weggefährten.
Meine Meinung
Abgesehen von seinem Erfolg bei der Oscarverleihung hatte ich zuvor bewusst wenig über den Film gehört. Ich habe den Trailer nicht gesehen und von meinem besten Freund bekam ich nur den Hinweis, dass er sehr ruhig sei und dennoch eine unglaubliche Atmosphäre aufbaue. Nachdem er eigentlich bereits nicht mehr im Kino lief, gab mein heimisches Kino doch noch eine Vorstellung, die ich dann auch gleich nutzte. Und ich kann der Aussage nur zustimmen.
Doch beginnen wir am Anfang. Wir lernen zunächst die kleine schwarze Katze kennen, die wir den ganzen Film über begleiten. Mit ihr erkunden wir die Umgebung und treffen auch das erste Mal auf eine Gruppe Hunde, die im späteren Verlauf noch eine Rolle spielen wird. Zwar sieht die Welt so aus, als hätten hier mal Menschen gelebt, doch wir begegnen keinen mehr. Relativ schnell kommt die namensgebende Flut und wir müssen um unsere Protagonistin bangen. Auf der Reise im Boot mit dem Capybara und immer mehr weiteren Weggefährten, entwickelt sich auch die besondere Dynamik des Films.
Denn die hier dargestellten Tiere werden nicht vermenschlicht. Das heißt, dass sie nicht sprechen, sondern nur ihre tiereigenen Laute von sich geben. Auch im Verhalten sind sie größtenteils rein auf ihre Instinkte reduziert. Lediglich beim Steuern des Bootes fehlt irgendwie die Lernkurve, denn hier wissen irgendwie alle Tiere wie das Ruder funktioniert. Davon abgesehen liegt aber gerade hier die große Stärke des Films, denn wer wollte nicht schon einmal sehen, wie eine Katze mit dem Schwänzchen eines Lemurs spielt, einfach weil es so verführerisch herunterhing?
Zeitgleich schafft Flow es auch Konflikte zwischen den Tieren zu schaffen und doch auch das Thema Freundschaft und Verbundenheit über Krisensituationen hinaus zu erzählen und das ganz ohne Worte. Untermalt wird das Ganze von einer absolut einnehmenden Optik. Während die vordergründigen Animationen z.B. der Tiere doch teilweise sehr einfach wirken, wurde für den Hintergrund alles aus dem Budget herausgeholt. Dies wirkt besonders beeindruckend, da der gesamte Film mit Blender, also einer freien 3D-Grafiksoftware, erstellt wurde.
Der Grundton des Films ist an sich sehr langsam im Aufbau. Dennoch wird er an keiner Stelle langatmig. Das liegt zum einen daran, dass hinter jeder Welle eine neue Entdeckung zu machen ist und sich die Tierclique schnell in die Herzen der Zuschauenden schleicht. Andererseits sind es aber auch die allgegenwärtigen Gefahren und gerade für Tierliebhabende sind manche Szenen auch sehr schwer, denn hier muss mehr als einmal um die Clique gebangt werden.
Botschaften werden sehr subtil eingebaut, dennoch ist es gerade die Freundschaft, die im Vordergrund steht, die sehr deutlich durchkommt. Und diese wird mehr als einmal auf die Probe gestellt. Die Flutkatastrophe ist zwar durchgehend präsent, aber auch die verschiedenen Konsequenzen dieser werden immer wieder gezeigt, so dass sie nicht als zu „normal“ hingenommen werden kann. Insgesamt ist der Film sehr stark erzählt und bietet sehr viel Raum für Diskussion und viele kleine Details, die einem nicht unbedingt beim ersten Sehen auffallen.
Das Fazit
Flow ist optisch und erzählerisch ein Highlight, das es schafft einfache Voraussetzungen so zu gestalten, dass sie absolut beeindruckend sind. Die erzählten Themen sind gut aufgearbeitet und trotz des ruhigen Grundtons kommt keine Langeweile auf. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.
Flow läuft seit dem 06.03.2025 in den deutschen Kinos
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