Cinemathek: Morris aus Amerika

Willkommen in der Cinemathek, heute mit Morris aus Amerika. Der Film lief ursprünglich ab dem 03.11.2016 in den deutschen Kinos.

Morris ist aus Amerika, musste aber nach dem Tod seiner Mutter zu seinem Vater nach Heidelberg ziehen, weil dieser hier einen Trainerjob hat. Er tut sich schwer die Sprache zu lernen und möchte eigentlich gerne Rapper werden. Doch Freunde findet er auch keine, bis er auf Katrin trifft.

Man stelle sich vor, man wird mit 13 Jahren aus seinem normalen Leben gerissen und muss in ein fremdes Land ziehen, in dem man die Sprache nicht spricht und niemanden kennt, außer den eigenen Vater, der aber wiederum den ganzen Tag arbeiten ist. So ist man größtenteils auf sich allein gestellt. Nun die Situation ist vielleicht kein Einzelfall, wird aber in Morris aus Amerika aufgegriffen.
Wir lernen zunächst Morris und seinen Vater beim Musik hören kennen. Schon hier merkt man, dass sie beiden eigentlich ein sehr kumpelhaftes Verhältnis haben und es Morris teilweise schwer fällt, seinen Vater als Respektperson ernst zu nehmen. Beide kommen ursprünglich aus Amerika, genauer gesagt aus New York. Jetzt wohnen sie in Heidelberg, Deutschland, weil sein Vater Curtis hier einen Job als Fußballtrainer angenommen hat. Morris Mutter ist erst vor kurzem verstorben und gerade Curtis hat den Tod noch nicht überwunden und fragt sich immer wieder, wie er ohne sie Morris groß ziehen soll. Morris spricht bisher nur gebrochenes Deutsch und besucht daher eine Deutschlehrerin, die ihn gleichzeitig ermuntert in den Sommerferien ein Jugendzentrum aufzusuchen und dort Freunde zu finden. Widerwillig geht Morris tatsächlich zu diesem Jugendzentrum. Doch dort trifft er nur auf Vorurteile. Die anderen Kinder hänseln ihn, weil er etwas dicker ist und nennen ihn abwertend „Big Mac“. Die einzige, die ein bisschen Interesse an ihm zu haben scheint ist die 15-jährige Katrin. Allerdings bringt sie Morris auch immer wieder in Schwierigkeiten.
Morris aus Amerika ist ein Film, der sich nicht so ganz sicher zu sein scheint, was er aussagen möchte. Zum einen nimmt er sich dem Thema Integration an und wie schwer es einem dabei gemacht werden kann. Gleichzeitig auch die Entfremdung der eigenen Kultur, wenn man auf eine neue trifft. Andererseits aber auch die Rebellion von Teenagern und der schwierigen Erziehung dieser. Da sich der Film nicht entscheiden kann, bezieht er alle Themen mit ein und sagt einfach gar nichts aus. Die 91 Minuten Laufzeit tröpfeln so vor sich hin, ohne das wirklich etwas passiert. Ständig wartet man darauf, dass wenigstens ein Thema genauer beleuchtet wird, doch nichts passiert. Stattdessen gibt der Film leere Phrasen wieder – wenn überhaupt mal ein richtiger Dialog geführt wird, was selbst schon relativ selten vorkommt – und versteckt sich hinter Vorurteilen.
Auch die Charaktere sind sehr eindimensional. Morris ist der dicke schwarze Junge aus Amerika. Deswegen mag er unweigerlich Rap und will natürlich Rapper werden. Weil seine Rap-Vorbilder natürlich nur über Nutten, Sex, Alkohol und Beleidigungen schreiben, können auch seine Texte nur davon handeln. Naiv lässt er sich von Katrin immer wieder in Schwierigkeiten bringen, obwohl er natürlich irgendwo weiß, dass sein Handeln falsch ist. Damit ist er aber auch noch der am besten charakterisierte Charakter des Films. Denn Katrin ist einfach nur diejenige, die komplett gegen ihre Eltern rebelliert, ohne das man weiß, wieso sie das tut, oder was ihre Eltern ihr getan haben. Deswegen raucht sie, nimmt Drogen, geht immer wieder heimlich auf Partys und hat natürlich einen Studenten als Freund, der sie auch schon zum Sex verführen will. Während dies alles in das Klitschee ihrer Rolle passt, hat sie doch irgendwo ein Interesse an Morris. Man weiß nicht wieso, denn es scheint über das allgemeine „Lass uns über Morris lustig machen, weil er dick ist“ hinaus zu gehen. Sie schleppt Morris mit auf Partys und will ihn zum Rauchen und zum Drogen nehmen verführen, scheint ihm damit aber nicht schaden zu wollen. Hier verliert sich der Film dann gänzlich und erzählt praktisch nichts mehr.
Curtis ist der typische frisch gebackene alleinerziehende Vater. Er ist mit der Erziehung überfordert, trauert noch immer und muss gleichzeitig versuchen den Lebensunterhalt für sich und Morris zu verdienen. Daher arbeitet er viel und lange und hat wenig Zeit für Morris. Trotzdem versucht er alles, um ein guter, aber auch ein cooler Vater zu sein.
So verliert Morris aus Amerika sich in Vorurteilen, nichtssagenden Dialogen und hat auch nach 91 Minuten noch keine Aussage getroffen. Das einzig wirklich positive am Film ist die wunderschöne Kulisse der Stadt Heidelberg (und ja ich bin voreingenommen, denn ich halte Heidelberg für die schönste Stadt Deutschlands!).

Ein Film, der sich besser aus ein Thema konzentrieren und seinen Charakteren sinnvolle Handlungen geben sollte. Für diese doch sehr schwache Leistung gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.

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Ein Gedanke zu „Cinemathek: Morris aus Amerika

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