Ghost in the Shell

Am 30.03.2017 erschien ein Film, der auf einem Manga basiert, in den deutschen Kinos.

Major ist selbst in ihrer futuristischen Welt noch einzigartig, denn zum ersten Mal wurde ein menschliches Gehirn in einem androiden Körper verpflanzt. Nun arbeitet sie als Agentin für die Eliteeinheit Sektion 9. Bei einem Einsatz treffen sie auf eine terroristische Verschwörung, die es auf die Köpfe hinter Hanka Robotics, der führenden Firma für androide Ersatzteile, abgesehen haben und Major muss feststellen, dass das, was sie zu wissen glaubt, vielleicht nicht ganz die Wahrheit ist.

Ghost in the Shell basiert relativ lose auf dem gleichnamigen Manga und orientiert sich eher an dem 1995 erschienenen Anime. Allerdings wurden auch hier nur die wenigsten Elemente übernommen und stattdessen eine neue Handlung erdacht. Geblieben ist das Grundszenario und der Handlungsort. Eine kurze Zusammenfassung zu dem Film zu geben, wie oben versucht, ist sehr schwierig, weil man entweder zu wenig sagt, um es verständlich auszudrücken, oder gleich wieder zu viel sagt und daher spoilert.
Fangen wir also ganz am Anfang an und entschlüsseln erst einmal den Namen des Films. Ghost in the Shell spielt in einer undefinierten Zukunft, in der die Menschen sich durch androide Ersatzteile “verbessern” können. Führend in dieser Branche ist Hanka Robotics. Doch die Forscher sind damit nicht zufrieden und versuchen daher ein menschliches Gehirn den “Ghost” in einen kompletten androiden Körper den “Shell” zu verpflanzen. Also ist der “Ghost in the Shell” ein Androide mit menschlichem Gehirn. Hanka Robotics gelingt auch dieser Versuch bei Major. Hinterher kann sie sich an nichts mehr erinnern, aber ihre Ärztin und Vertraute Dr. Ouelet erzählt ihr, dass sie und ihre Familie auf einem Flüchtlingsboot waren und von Terroristen angegriffen wurden. Ihre Familie wurde dabei getötet und auch ihr menschlicher Körper zerstört. Soweit zu den ersten fünf Minuten des Films. In der nächsten Szene sehen wir eine futuristische asiatische Stadt, die nicht genauer benannt wird. Überall flimmern Hologramme mit Werbungen über die Stadt. Major ist inzwischen der Eliteeinheit Sektion 9 beigetreten, die Jagd auf Terroristen macht. Beim folgenden Einsatz wird einer der führenden Köpfe von Hanka Robotics zuerst gehackt und dann getötet. Bei der Verfolgung des Mordes stoßen die Mitglieder auf Kuze, der hinter den Attentaten steckt. Er hat es noch auf weitere Mitglieder von Hanka Robotics abgesehen. Auf der Jagd nach ihm, erfährt Major immer mehr von seinen Beweggründen und muss ihre wieder neu hinterfragen. Denn die Nachforschungen bringen Geheimnisse ans Licht, die gut verborgen waren.
Ghost in the Shell ist mit 107 Minuten ein relativ kurzer Actionfilm, zumal er uns in eine neue Welt entführt, die auch erst erklärt werden müsste. Aber genau diesen Teil versucht der Film zu überspringen und stellt den Zuschauer vor vollendete Tatsachen. Die Stadt ist einfach da, die Figuren auch. Was hinter Hanka Robotics und Sektion 9 steckt und in wie weit alles zusammengehört, bleibt bis zum Ende des Films offen. Stattdessen wird sich rein auf viele bildgewaltige Actionsequenzen konzentriert. Auch am Dialog wird stark gespart. Gesprochen wird nur, wenn es absolut notwendig ist. So ist am Ende des Films alles und doch irgendwie nichts gesagt. Bedeutet: Alles, was im Film wirklich thematisiert wurde, also alles rund um Kuze und seinen Attentaten, wurde aufgeklärt. Aber alles andere, Hintergründe, Geschichten, ähnliches, wird nicht mal erwähnt. Einziger Vorteil ist, dass die langatmige Diskussion, ob es schlau ist sich mit androiden Ersatzteilen “verbessern” zu lassen oder welche Gefahren das birgt. Abgesehen von einem kurzen Dialog von Majors Kollegen, wird das Thema nicht angeschnitten. Keine halb verborgene Moral über die Macht, die Androiden irgendwann über uns haben könnten und keine Diskussion über die Möglichkeit des Missbrauchs durch Hacker. Danke an die Macher des Films, dass sie uns das erlassen haben. Allerdings haben sie uns auch praktisch alles andere erlassen. Beispielsweise Charaktertiefe. Gerade einmal eine Handvoll von Charakteren hat genügend Screentime, um überhaupt einen Charakterzug zu bekommen. Doch selbst dann sind sie sehr platt oder am Ende des Films noch immer undefiniert. Nehmen wir beispielsweise Majors Kollegen Batou. Während des Films merkt man, dass er nicht nur der große Schlägertyp ist, sondern auch irgendwo die gute Seele der Sektion 9. Der große Bruder für alle anderen, so dass man ihm vertrauen kann und er sich immer um das Wohlergehen der Anderen sorgt. Das sind genau zwei Charaktereigenschaften, und damit ist er für die Maße des Films gut charakterisiert.
Wirklich sehenswert ist Ghost in the Shell lediglich, wenn man überhaupt keine Ansprüche an die Handlung stellt, sondern sich lediglich ein paar spektakuläre Actionszenen in einer futuristischen Welt ansehen möchte. Denn genau dann birgt Ghost in the Shell großes Potenzial und hat jede Menge Energie in das Leinwandbild gesteckt. So kann man durchaus zufrieden aus dem Film hinaus kommen. Doch sobald man anfängt ein bisschen mehr über den Film nachzudenken, fallen die Mängel unweigerlich auf.

Alles in allem hatte Ghost in the Shell großes Potenzial, das leider nicht genutzt wurde. Dafür gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.

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2 Gedanken zu „Ghost in the Shell

  1. Pingback: Rückblick auf das 1. Quartal 2017 – Highlights und Enttäuschungen | ShalimasFilmweltenKritik

  2. Pingback: Animes in Hollywood sind immernoch eine schlechte Idee. Kritik – Ghost in the Shell – filmexe

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