Verpasst, aber nicht vergessen -Teil 9.3

So weiter geht es mit meiner Aufräumaktion in dieser Kategorie. Diesmal geht es um das Jahr 2017. Die Beträge für 2014/15 und 2016 findet ihr verlinkt in den Jahreszahlen.

2017

1) Begabt

Frank Adler (Chris Evans) sorgt seit dem Suizid seiner Schwester für deren Tochter Mary. Das diese ebenso hochbegabt wie ihre Mutter ist, ist offenkundig, dennoch versucht Frank ihr eine normale Kindheit zu ermöglichen. Als sich die Schulleiterin einmischt, da sie Mary eher auf einer Begabtenschule sieht, wird Großmutter Evelyn hinzugezogen. Ein Gerichtsstreit um das Sorgerecht entbrennt.
Begabt setzt sich mit der Frage auseinander, ob hochbegabte Kinder wirklich eine Frühförderung brauchen oder ob sie wie jedes andere Kinder aufwachsen sollen. Dabei drückt der Film die Charaktere ganz bewusst in Extreme, was der eigentlichen Diskussion jedoch schadet. Lediglich die Onkel-Nichte-Beziehung ist mit so viel Herz überschüttet, das die Sympathie im Film doch noch entstehen kann.

2) Das Belko-Experiment

Der Horror für jeden Büroangestellten. In einer Filiale von Belko Industries sind alle Mitarbeiter mit einem Chip im Nacken angeblich vor Entführungen geschützt. Eines Tages wird das Bürogebäude abgeriegelt und eine Stimme fordert über die Sprechanlage alle Mitarbeiter auf drei Kollegen zu töten, ansonsten würden über die Sprengsätze in den Chips die doppelte Menge getötet werden.
Herzlich Willkommen zu den diesjährigen Büro-Spielen, und möge das Glück stets mit euch sein. Als Vorbild dürfte Drehbuchautor James Gunn (Guardians of the Galaxy) gewiss entweder die Hunger Games Reihe oder deren Vorbild Battle Royal gedient haben. Die Frage ist hier, wie wird mit so einer Ankündigung umgegangen. Schnell teilt sich das Büro in zwei Lager. Den Pazifisten, die versuchen Hilfe zu holen und zu fliehen, und denen, die jeden töten würden, um nur ihr eigenes Leben zu retten. Kein Film für Leute mit schwachen Nerven.

3) Jahrhundertfrauen

Die alleinerziehende Dorothea (Anette Benning) ist mit der Erziehung ihres Sohnes Jamie (Lucas Jade Zumann) völlig überfordert und hat Angst, dass die männliche Komponente der Erziehung einfach fehlt. Sie bittet Jamies Freundin Julie (Elle Fanning) und ihre Untermieterin Abbie (Greta Gerwig) um Hilfe.
Braucht es einen Mann um einen Mann großzuziehen? Diese Frage ist im Film allgegenwärtig. Drei Frauen, die sehr unterschiedlich sind, versuchen Jamie zu helfen und vertreten dabei zum einen absolut unterschiedlich Ansätze und zum anderen haben sie auch noch ihre ganz eigenen Probleme. Daraus wird ein Film, der über seine tiefgründigen Dialoge hinaus versucht auch eine witzige Komponente einzufügen, diese aber nicht so richtig umsetzen kann.

4) Boston

2013 kommt es beim Boston-Marathon zum undenkbarem: Beim Zieleinlauf explodiert eine Bombe. Schnell ist klar, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Die zuständigen Polizisten und ein Spezialteam arbeiten in den nächsten Tagen fieberhaft an der Aufklärung und damit gegen die Zeit.
Boston ist erzählt aus der Sicht des Polizisten Tommy Saunders (Mark Wahlberg), der sowohl beim Marathon anwesend war, als auch bei den weiteren Ermittlungen hilft. Dadurch ist der Zuschauer bei allen Entwicklungen direkt dabei. Während der Film am Anfang eine ungeheure Wucht hat und mit der Darstellung wohl alle fassungslos macht, verliert er gegen Ende leider seine erzählerische Macht. Denn der Anschlag selbst wird aus verschiedenen Sichten erzählt und baut damit bereits einen großen Spannungsbogen auf. In Folge dessen verfolgt der Zuschauer zum einen das schnell gegründete Spezialteam, das sich sofort in die Ermittlungen stürzt. Andererseits bleibt die Kamera bei den Läufern. Bei dem Entsetzen der Zuschauer. Bei den schnell überfüllten Krankenhäusern. Die berührendste Szene für mich war die im OP einer Läuferin, bei der die Ärzte das Bein untersuchen und sehr schnell feststellen, dass es nicht zu retten ist und damit zur Knochensäge greifen, um eine Amputation durchzuführen. Denn während der Film bereits wieder bei den Ermittlungen war, war ich gedanklich noch immer in diesem OP-Saal, wo ein junges Mädchen ihr Bein verlor. Genau diese Emotionalität wird dann aber absolut verschwendet, indem sich der Film auf das Fassen der Täter in einer unübersichtlichen Nacht und Nebel Aktion verliert.

5) Table 19

Eloise (Anna Kendrick) hat die beinah perfekte Hochzeit für ihre älteste Freundin geplant. Doch als sie sich von ihrem Freund trennt und dieser der Trauzeuge des Bräutigams ist, wird sie von ihrer Pflicht als Brautjungfer entbunden. Als sie dennoch anreist, landet sie am Tisch 19. Der Tisch, der am weitesten von allen entfernt ist und nur die Gäste beinhaltet, die eigentlich keiner dabei haben wollte. Die ungleiche Gruppe lernt sich im Laufe der Feier besser kennen und erfahren so manche Geheimnisse von den anderen.
Table 19 ist ein Film mit mehreren Komponenten. Die Ex-Brautjungfer Eloise steht dabei deutlich im Mittelpunkt. Eine Hochzeit einmal aus der Sicht der „Verstoßenen“ zu erleben, hat zwar bis zu einem gewissen Punkt seinen Reiz, verliert sich aber irgendwann in zu vielen Geschichten, so dass zwar eine engagierte Anna Kendrick und der restliche Cast sich sichtlich Mühe geben, doch Regisseur Jeffrey Blitz nicht ohne Slapstick-Momente auskommt.

6) Hampstead Park

Emily Walters (Diane Keaton) ist Witwe und lebt im Londoner Nobel-Viertel Hampstead. Sie fühlt sich zunehmend eingeengt in der perfekten Fassade ihrer Freundinnen und den Erwartungen an sie. Eines Tages sieht sie im gegenüberliegenden Park einen Mann (Brendon Gleeson), der so gar nicht in das Viertel passen mag. Als sie ihn in seiner Hütte besucht, ist sie sogleich von ihm fasziniert. Sie hilft ihm dabei sich vor den Immbobilienhaien zu schützen, die es auf das Land unter seiner Hütte abgesehen haben und beide kommen sich näher.
Hampstead Park befasst sich mit dem Ausbrechen aus bekannten Konventionen und schnappt sich dafür die begabte Diane Keaton. An ihrer Seite wird Brendon Gleeson zu einem mürrischen Gesellen, die sich gerade durch ihre Gegensätze anzuziehen scheinen. Herauskommt eine süße kleine Geschichte, die sich der Liebe von mehreren Seiten nähert und beleuchtet.

7) The Circle

Die junge Psychologie-Absolventin Mae (Emma Watson) bekommt ihren Traumjob bei der Firma „The Circle“, die in einer nahen Zukunft alle Social Media Aktivitäten in sich vereint. Dabei wird von Transparenz gesprochen, was jedoch in mehreren Beispielen als absolute Kontrolle dargestellt wird.
Der Film ist ein absolut gelungenes Beispiel für eine gute Idee, die wohl auch auf einem starken Buch basieren soll, jedoch mit einer absolut grottigen Umsetzung aufwartet. Den Bezug zu Protagonistin Mae hat man bereits nach 20 Minuten verloren und beobachtet nun kopfschüttelnd ihre Naivität. Während hier die Dystopie durch eine Übermacht der sozialen Medien demonstriert wird, kommt genau diese Diskussion viel zu kurz. Dabei versucht der Film die Sichtweise immer wieder zu ändern, scheint sich dabei aber eher lose an einem Gesamtwerk zu orientieren. Kurzum: Der Film funktioniert einfach nicht.

8) What happened to Monday

In dieser Zukunftsversion kommt es immer vermehrt zu Mehrlingsgeburten, was zu einer absoluten Überbevölkerung führt. Es wird eine Ein-Kind-Politik eingeführt, die dazu führt, dass nur ein Kind bei seiner Familie verweilen darf. Als Terrence Settmann vor den Siebenlingen seiner bei der Geburt verstorbenen Tochter steht, nimmt er kurzerhand alle mit und trichtert ihnen ein, dass sie nur an einem Wochentag das Haus verlassen dürfen. Sie werden benannt nach eben diesem Wochentag und verkörpern außerhalb alle die Person Karen Settmann (Noomie Rapace). Doch eines Tages kehrt Monday nicht zurück.
Eine brutale Zukunftsversion, die sich mit diesem Szenario dem Thema Überbevölkerung nähert. Dabei inszeniert Regisseur Tommy Wirkola einen spannenden Thriller, der neben einer angespannten Familiengeschichte auch das Zukunftsszenario auserzählt.

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5 Kurzkritiken – fehlende Kritiken Juli-September

In den letzten Wochen war ich wieder wesentlich häufiger im Kino. Das liegt vor allem daran, dass in meinem Kino zum einen sowieso mehr Filme liefen und zum anderen auch mehr Filme, die mich interessierten. Leider hänge ich dadurch ziemlich hinterher und einige Filme laufen inzwischen auch gar nicht mehr im Kino. Um wieder auf einem halbwegs aktuellen Stand zu sein, möchte ich mich diesen Filmen nun in Kurzform widmen. 

Ferdinand

Der einzige Film, der tatsächlich bereits im Dezember letzten Jahres lief und den ich aus irgendeinem Grund immer wieder übersehen habe zu schreiben.

Die Handlung: Ferdinand ist ein Stier, der sich leider so gar nicht für die Kämpfe seiner Artgenossen interessiert und stattdessen lieber Blumen züchtet. Als sein Vater eines Tages für die Arena ausgewählt wird und nicht zurückkehrt, flieht Ferdinand. Er trifft auf den Blumenzüchter Juan und dessen Tochter Nina und beide schließen ihn sofort ins Herz. Doch Ferdinand wird immer größer und nach einem Vorfall mit einer Biene, muss er sich seiner Vergangenheit stellen.

Meine Meinung: Ferdinand ist ein liebevoll animierter Film mit ganz viel Herz. Auch wenn nicht Disney, sondern Blue Sky das animierende Studio ist, kommt der Schicksalsschlag schon sehr früh. Die Geschichte von Ferdinand und Nina ist dafür umso herzerwärmender. Erst als Ferdinand nach seinem Vorfall mit der Biene wieder zurück zu den Stieren seiner Kindheit muss, schwankt der Tenor des Films. Denn nun wechseln sich lustige Szenen und neue Charaktere mit dramatischen Einschlägen ab. So wird dem jüngeren Publikum der Film an vielen Stellen wahrscheinlich ganz viel Spaß bereiten, dass innere einer Schlachtanlage zu sehen, dürfte für einige dann aber doch zu viel des guten gewesen sein. So weiß der Film an manchen Stellen nicht, ob er eine Familienkomödie sein möchte, oder doch lieber auf die Missstände beim Fleischkonsum und den spanischen Stierkampf aufmerksam machen möchte.

Das Fazit: Ferdinand ist eine herrlich süße und witzige Komödie, die vor allem das jüngere Publikum ansprechen soll. Bis auf ein paar Stellen, an dem der Film vom lockeren Tenor abkommt, ist der Film auch für seine Zielgruppe gut geeignet. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Ferdinand lief ab dem 14.12.2017 in den deutschen Kinos

Sicario – Day of the Soldado

Die Handlung: Die Drogenkartelle an der mexikanischen Grenze waren bereits im ersten Teil Ziel gesonderter Ermittlungen. Nach einem Terroranschlag in einem Supermarkt sind die Kartelle nun auch im Verdacht neben Menschen auch bewusst Terroristen zu schmuggeln. Matt Graver (Josh Brolin) wird gerufen, um das Problem zu lösen. Wieder mit dabei ist Auftragsmörder Alejandro Gillick (Benicio del Toro).

Meine Meinung: Nach Deniz Villeneuves Überraschungshit aus dem Jahr 2015 war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee käme ein Sequel zu machen. Leider nicht Villeneuve selbst, denn dann wäre der Film vielleicht weniger eine Enttäuschung geworden. Zwar hat das Sequel Josh Brolin und Benicio del Toro wieder gewinnen können, doch die Rolle von Emily Blunt wurde kurzerhand gestrichen. Damit fehlt dem Film nicht nur seine starke weibliche Figur und wird wieder zur Männerdomäne, sondern verliert auch die Identifikationsfigur für den Zuschauer, da der erste Teil davon lebte, dass Blunt alles herausfinden musste und der Zuschauer dadurch mit ihr. Desweiteren scheint die Fortsetzung die spannenden Aspekte des ersten Teils übernehmen zu wollen, packt dabei aber eine Schippe zu viel oben drauf, so dass es einfach nur noch sehr übertrieben, statt logisch durchdacht wirkt. Das Handtuch geworfen habe ich dann beim Ende, dass nicht mehr logisch und erklärbar war und anscheinend Potential für einen dritten Teil bieten sollte.

Das Fazit: Schwache Fortsetzung eines sehr starken ersten Teils. Manchmal sollte man Stoffe einfach ruhen lassen und sich was neues ausdenken. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Sicario – Day of the Soldado lief ab dem 19.07.2018 in den deutschen Kinos.

Christopher Robin

Die Handlung: Christopher Robin hat in seiner Kindheit viel mit Winnie Pu und seinen Freunden im Hundertmorgen-Wald gespielt. Doch das Leben kam irgendwann dazwischen und inzwischen ist Christopher Robin (Ewan McGregor) erwachsen. Eingeengt im Alltag muss er täglich versuchen seinen Job zu behalten und genügend Zeit für seine Familie finden, was ihm nicht immer sonderlich gut gelingt. Und dann taucht eines Tages ein Freund aus alten Tagen auf.

Meine Meinung: Während vor ein paar Monaten bereits Goodbye Christopher Robin in den Kinos lief und die schwierige Geschichte des Autors A.A. Milne und seines Sohnes Christopher Robin beleuchtete, konnte Disney es natürlich nicht auf sich sitzen lassen, dass jemand anderes ihre Figuren in einen ernsten Film einbaute und musste gleich einen Film in typischer Disneymanier herausbringen, inklusive Tod eines Elternteils am Anfang, dass kaum jemanden überraschte. Am Cast wurde auch nicht gespart. So kann man neben Ewan McGregor auch Hayley Atwell (Marvels Agent Carter) und Mark Gatiss (Sherlock) bewundern, die sich alle gut in die Geschichte einfügen. Die Handlung selbst kann man in zwei Teile teilen und beide sind in ihrer Aussage leider viel zu übertrieben. Während der erste Teil sich überwiegend mit Christophers Entfremdung von seiner Kindheit und seiner Familie und seiner Identität bei der Arbeit befasst, tut er dies mit einer unglaublichen Langsamkeit, dass man sich schon anstrengend muss, um mit den Gedanken nicht abzuschweifen. Beim ersten Auftauchen von Winnie Pu freut man sich natürlich ein Gesicht aus der Kindheit wiederzusehen – ich persönlich bin ein großer Fan – aber leider ist dieser Puh noch einmal wesentlich langsamer in allem, als der animierte, und verlangsamt so noch einmal mehr das Tempo des Films. Glücklicherweise kommt nun ein bisschen Humor in die Sache, der den Film aber auch nur bedingt auflockert. Und nach dem Abenteuer im Hundertmorgenwald, beginnt praktisch der zweite Teil des Films und nun wirft er den ernsten Grundton des bisherigen Films einfach über Bord und arrangiert eine rasante Jagd nach der Zeit und einen verzweifelten Gegenpart zum erwachsenen Christopher Robin. Dies passt leider überhaupt nicht mehr zum Grundton und ist so abgedreht, dass es zwar in einen Kinderfilm passt, aber die eigentliche Zielgruppe scheinen dann doch die Erwachsenen zu sein, was sich alles einfach widerspricht.
Letztendlich hat Christopher Robin die schöne Aussage, dass man zwar erwachsen werden kann, dafür aber nicht die Kindheit komplett aufgeben muss. Leider ist der Film aber handlungstechnisch und vom Grundton und Tempo her gescheitert.

Das Fazit: Es hätte ein Wiedersehen mit meinen Kindheitsfreunden sein können, ist aber nichts halbes und nichts ganzes und trotz guter Aussage stört das Gesamtkonzept an allen Ecken. Dafür gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.

Christopher Robin lief ursprünglich ab dem 16.08.2018 in den deutschen Kinos.

Predator Upgrade

Die Handlung: Der Scharfschütze Quinn McKenna (Boyd Holbrook) wird unfreiwillig Zeuge als ein Predatorschiff auf die Erde stürzt. Heimlich schickt er Ausrüstung an seinen Sohn Rory (Jacob Tremblay), als Beweis. Kurz darauf wird er von einer Militärorganisation festgenommen und zum Verhör geholt. Schließlich landet er mit anderen Sträflingen in einem Bus. Diese kapern den Bus jedoch und versuchen nun Rory zu schützen, denn ein zweiter größerer Predator ist ebenfalls auf der Erde gelandet und sucht nun die Ausrüstung des ersten. Ebenfalls mit von der Partie ist Casey Brackett (Olivia Munn), die zwischen die Fronten geraten ist und sich Quinn und den anderen Sträflingen anschließt.

Meine Meinung: Ich sollte vielleicht dazu erwähnen, dass ich vorab noch nie einen Predatorfilm gesehen habe und nur durch Zufall im Kino gelandet bin. Aber was ich gesehen habe, macht mit auch keine Lust darauf die anderen Teile zu sehen. Denn Predator-Upgrade versucht sich an verschiedenen Genres und mischt so Thriller, Action, Horror und Science-Fiction. Das ganze wurde dann noch mit einer ordentlichen Portion durchgeknallter Charaktere vermischt, einer sehr hohen Portion Testosteron und einer gewollt starken Frau, die leider nicht überzeugen kann und doch eher für die Frauenquote dazugeholt wurde. Herausgekommen ist ein Film, dessen Humor teilweise bei Deadpool geklaut scheint, aber ohne dessen Charme. Dabei schien der Cast auf dem ersten Blick doch vielversprechender mit Jacob Tremblay (Raum, Wunder), Trevante Rhodes (Moonlight) und Alfie Allen (Game of Thrones). Leider zieht sich der Film über 107 Minuten hin (die sich wesentlich länger anfühlen) ohne eine richtig durchdachte Handlung aufzubauen, arbeitet dabei mit klischeebelasteten Charakteren und setzt eigentlich nur auf großes Geballer. Letztendlich geht man aus dem Film raus und fragt sich, was das denn nun genau für ein Scheiß war und warum er sich in ein bekanntes Frachise einnisten musste.

Das Fazit: Ich habe nichts gegen gut gemachte Action und dann darf die Handlung auch gerne kürzer kommen, aber bei Predator – Upgrade passt einfach nichts zusammen. Herausgekommen ist ein Machofilm mit viel Geballer, das man auch schonmal spannender gesehen hat. Dafür gibt es 02 von 10 möglichen Punkten.

Predator – Upgrade läuft seit dem 13.09.2018 in den deutschen Kinos.

Searching

Die Handlung: David Kim (John Cho) und seine Tochter Margot (Michelle La) haben ein gutes Verhältnis zueinander. Zumindest dachte David das, bis zu jenem Abend als Margot verschwindet. Auf einmal bricht das ganze Kartenhaus zusammen und David muss nicht nur seine Tochter neu kennenlernen, sondern auch aktiv nach ihr suchen.

Meine Meinung: Im Grunde erzählt Searching eine ganz normale Krimifolge einer beliebigen Crimeserie. Aber statt den Fall nach 45 Minuten aufgeklärt zu haben, braucht er 102 Minuten. Dabei orientiert sich die Qualität auch an einer beliebigen Crimeserie, was nicht zwangsläufig negativ ist. Aber statt das typische Ermittlerteam bei ihrer Arbeit zu verfolgen, verfolgt man hier David Kim auf der Suche nach seiner Tochter. Das besondere an Searching ist allerdings, dass es sich um einen Desktop-Film handelt. Sprich die komplette Handlung wird nur über einen Bildschirm verfolgt. Wenn David versucht Margot zu finden, geht er beispielsweise auf ihr Facebookprofil und sucht dort nach Hinweisen. Gespräche finden grundsätzlich über Videochat statt. Das ist keine völlig neue Erfindung, aber im Thriller/Krimibereich war es mir noch nicht bekannt und ist hier auch seht gut umgesetzt. Natürlich setzt der Film damit voraus, dass man viel auf dem Bildschirm mitliest. Wer darauf keine Lust hat, sollte den Film lieber meiden.

Das Fazit: Searching setzt das Prinzip des Desktop-Films gut um und überzeugt auch mit der erzählten Geschichte. Sehr viel Tiefgang darf man hier allerdings nicht erwarten, was aber auch nicht das Ziel war. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Searching läuft seit dem 20.09.2018 in den deutschen Kinos.

Cinemathek: The Secret Man

Ein Vorwort

Wenn man das Wort Whistleblower hört, dann denkt man im ersten Moment wohl an Edward Snowden, der in den letzten Jahren nicht nur für Schlagzeilen sorgte, sondern bekam mit Cititen Four und Snowden auch einen eigenen Dokumentains- sowie Kinofilm. Aber wem genau sagt der Name Mark Felt etwas? Der Mann, der Watergate in Gang brachte und viele Jahre weit oben beim FBI arbeitete und insgeheim einer der größten Whisteblower der Geschichte ist? Genau um ihn geht es in the Secret Man, der den Originaltitel „Mark Felt, the man who brought down the white house“.

Die Handlung

Mark Felt (Liam Neeson) bereitet sich nach dem Tod von J. Edgar Hoover auf die Übernahme dessen Postens beim FBI vor. Der Präsident setzt jedoch Patrick Gray (Marton Csokas) an den Posten. Als die Ermittlungen zu Watergate auch noch sehr schnell abgehandelt werden sollen, bekommt Felt Zweifel am System und gibt gezielt Informationen an die Washington Post weiter.

Meine Meinung

The Secret Man wartet mit einer tollen Optik und einem gut gewählten Cast auf. Allen voran Liam Neeson als Mark Felt kann nach seiner Karriere als Action Star endlich wieder beweisen, dass er auch abseits davon ein toller Charakterschauspieler ist. Zudem scheint ihm die Rolle des Vize-Präsidenten des FBI auf den Leib geschnitten zu sein. Er muss nur den Raum betreten und schon strahlt er eine Bedeutsamkeit aus, die der Rolle sehr gut bekommt. Doch auch der restliche Cast muss sich nicht verstecken. Bei Ike Barinholtz ist das doch sehr überraschend, hat der Comedian bisher doch eher in Blödelkomödien, wie Bad Neighbours, Beilight oder Der Sex-Pakt mitgespielt. Hier beweist er das erste Mal, dass er auch ernste Rollen spielen kann, wenn er möchte.
Die Handlung ist stringent aufgebaut und die Geschehnisse werden erzählt, kurz nachdem Hoover gestorben ist und Watergate aufgedeckt wurde. Auch hier tritt The Secret Man mit einem starken Drehbuch auf und überzeugt vor allem durch stark geschriebene Dialoge. Doch leider liegt hier in der größten Stärke des Films auch die größte Schwäche. Zumindest für den durchschnittlichen Zuschauer, der keinen Abschluss in amerikanischer Politik hat. Denn die Gespräche fanden größtenteils hinter verschlossenen Türen statt. Diese werden zwar im Film „geöffnet“, aber selbst dahinter konnten immer nur Andeutungen gemacht werden. Und wenn einem nicht gerade geläufig ist, wie genau das amerikanische System funktioniert und wie viel Einfluss beispielsweise das Justizministerium hat, dann fällt es einem sehr schwer den Dialogen und ihrer Bedeutung zu folgen. Dennoch versteht sich The Secret Man darin, die Geschichte weitestgehend spannend zu erzählen und die wichtigsten Entwicklungen deutlich zu machen.

Das Fazit

The Secret Man triumphiert mit starkem Drehbuch und starkem Cast, verliert sich aber in seiner eigenen Stärke und hätte vielleicht ab und an mal einen Hinweis an die Zuschauer senden können, wie groß die Wichtigkeit gewisser Männer oder Institutionen war, damit der Film für den Laien besser verständlich wäre. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

The Secret Man lief ursprünglich ab dem 02.11.2017 in den deutschen Kinos.

Cinemathek: The Square

Ein Vorwort

Willkommen in der Cinemathek, heute mit: The Square.
Was hat The Square mit The Insult, Körper und Seele und Loveless gemeinsamen? Genau sie alle unterlagen Eine fantastische Frau aus Chile im Rennen um den besten fremdsprachigen Oscar 2018. The Square erhielt ebenfalls eine Nominierung als bester fremdsprachiger Film bei den Golden Globe Awards und gewann in Cannes die goldene Palme. Doch was kann der Film eigentlich, der die Kritiker begeisterte?

Die Handlung

Christian (Claes Bang), der Kurator eines schwedischen Kunstmuseums, wird auf der Straße Opfer eines Trickbetrugs. Da er aber sein gestohlenes Handy orten kann, stellt er alle Mieter unter Generalverdacht, um seine Sachen wiederzuerlangen. Gleichzeitig gibt es in seinem Museum ein neues Kunstprojekt namens the Square, welches es zu vermarkten gilt. Den Kopf voller privater Dinge, lässt Christian zu, dass das Marketingunternehmen freie Hand bekommt, um einen viralen Hit zu erzeugen.

Meine Meinung

The Square ist einer dieser Filme, die hochtrabend künstlerisch sein wollen und dabei vergessen ihre eigentliche Geschichte zu erzählen. So trieft der Film nur so vor Metaphern, die ihren belehrenden Zweck aber mit der Zeit verlieren, da eine Metapher noch nicht ganz fertig erzählt ist und schon die nächste anfängt.
Zunächst startet The Square ganz ambitioniert. Das neue Kunstprojekt wird aufgebaut und mit einer Inschrift versehen, die bei jedem Leser erst einmal Fragen aufwirft. Doch statt diese zu klären, baut der Film erst einmal eine ganz neue Handlung auf rund um den Kurator Christian. Dabei entgeht ihm wohl, dass er sein namensgebendes Kunstprojekt immer noch nicht erklärt hat. Erst viele Minuten später fällt ihm das wieder ein und es wird eine Szene mit Marketingexperten eingespielt, die The Square vermarkten sollen. Leider hält er sich auch in dieser Szene mit so vielen Kleinigkeiten und Nebenerzählungen auf, dass man am Ende noch genau so schlau wie vorher ist. Und so geht es leider immer weiter. Nach 2,5 Stunden, hat der Film eine Handlung gezeigt, die auch in 90 Minuten fertig erzählt wäre und dann immer noch genug Zeit hätte, um sich seinem eigentlichen Kunstprojekt zu widmen. Stattdessen wird der Film durch langgestreckte künstlerische Einlagen so sehr gezerrt, dass man zwischendurch die Handlung komplett vergisst und der ein oder andere Zuschauer mag auch weggenickt sein.
Darstelltechnisch mag es teilweise auch etwas plump rübergekommen sein, weil die deutsche Synchronisation nicht so recht zu passen schien. Da will ich mich nicht festlegen, ohne den Film mal im OmU gesehen zu haben, allerdings hat Hauptdarsteller Claes Bang seine Rolle im deutschen selbst synchronisiert.

Das Fazit

The Square hat viel gewollt und es dann aber mit den künstlerischen Ambitionen so übertrieben, dass sie vom eigentlichen Ziel abgekommen sind. Man weiß zwar, was der Film einem sagen will, aber die Umsetzung lässt trotzdem stark zu wünschen übrig. Dafür gibt es 03 von 10 möglichen Punkten.

The Square lief ursprünglich ab dem 19.10.2017 in den deutschen Kinos.

Cinemathek: The Big Sick

Ein Vorwort

Herzlich Willkommen in der Cinemathek, heute mit The Big Sick.
In romantischen Komödien wird immer wieder versucht eine möglichst reale und doch zuckersüße Liebesgeschichte zu erschaffen, in der die Protagonisten immer mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, ehe sie sich final finden. Doch bekanntlich schreibt ja das Leben die besten Geschichten. Das dachte sich wohl auch der amerikanische Komiker Kumail Nanjiani, der kurzerhand beschloss seine eigene Ge-schichte zu verfilmen. Nämlich die Geschichte, wie er seine eigene Frau kennenlernte. Damit auch die weibliche Rolle richtig dargestellt wird, hat Emily V. Gordon, die Frau von Nanjiani, ebenfalls am Drehbuch mitgeschrieben, dass auch gleich eine Nominierung als bestes Originaldrehbuch bei den diesjährigen Oscars erhielt und sich am Ende aber Get Out beugen musste.

Die Handlung

Kumail (Kumail Nanjiani) versucht in Chicago als Stand-up Comedian Fuß zu fassen und verdient sein Geld als Uber-Fahrer. Eines Abends lernt er Emily (Zoe Kazan) kennen. Beide verlieben sich und alles könnte so schön sein, wären da nicht Kumails pakistanische Eltern, die für Kumail nur eine arrangierte Ehe mit einer Muslimin akzeptieren. Und dann wird Emily auch noch sehr krank und Kumail steht auf einmal vor den Trümmern seines Lebens und lernt unter den ungünstigsten Umständen Emilys Eltern kennen.

Meine Meinung

The Big Sick ist einer dieser Filme, der bei den meisten komplett unter Radar läuft, da er kaum für sich warb. Hätte er nicht zumindest die eine Oscarnominierung für das beste Originaldrehbuch erhalten, so wäre der Film auch bei mir völlig untergegangen. Aber so war mir der Film zumindest ein Begriff, als er dem aktuellen Cinemathekprogramm erschien und so beschloss ich ihn mir anzusehen. Hätte ich dies nicht getan, hätte ich einen sehr süßen kleinen Film verpasst.
The Big Sick ist ein sehr ruhig erzählter Film, der keine allzu große Spannungskurve aufweist, aber dafür mit seinem ganz eigenen Charme überzeugen kann. Es wird sich ausreichend Zeit genommen, um alle Figuren vorzustellen und ihnen Gesicht und Charakter zu geben. Auch wenn Emily zwei Drittel des Films im künstlichen Koma liegt, bekommt sie genug Screentime, um ihre Handlungen nachvollziehbar zu machen.
Die Handlung selbst konzentriert sich auf Kumail und seine beiden Konflikte. Zum einen weiß er nicht, wie er seiner Familie sagen soll, dass er sich in eine Nicht-Muslimin verliebt hat, da diese ihn dann komplett verstoßen würde. Andererseits versucht er mit Emilys Eltern umzugehen, die ihre ganz eigenen Probleme mitschleppen und auch nicht sonderlich gut auf Kumail zu sprechen sind. Der Film verliert sich dabei ein bisschen in sich selbst und ist mit einer Lauflänge von 120 Minuten etwas überfordert. Eine Kürzung des Stoffes wäre angebracht gewesen.
Ansonsten entwickelt der Film so seinen ganz eigenen Charme und macht ihn dadurch sehenswert. Leider ist er aber als romantische Komödie von einem Comedian, was das Humorlevel angeht, sehr enttäuschend. Denn wirklich gelacht, habe ich an keiner Stelle. Kleine Schmunzler lagen mir öfter auf den Lippen, aber zu einem wirklichen Lachen hat es nicht gereicht. So verfehlt der Film leider auch irgendwo sein Genre. Wenn man sich nicht vorab auf eine Komödie einstellt, dann kann der Film durchaus wieder funktionieren.

Das Fazit

The Big Sick ist ein kleiner sehr charmanter Film, der durchaus eine Sichtung wert ist, aber leider doch mit mehreren Mängeln zu kämpfen hat. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

The Big Sick lief ursprünglich ab dem 16.11.2017 in den deutschen Kinos.

Cinemathek: Die Lebenden reparieren

Ein Vorwort

Herzlich Willkommen in der Cinemathek, heute mit Die Lebenden reparieren. Organspende ist ein Thema, das bisher noch nicht wirklich Einzug in die Filmwelt erhalten hat. In der ein oder anderen Krankenhausserie wurde das Thema natürlich schon einmal verarbeitet, aber so wirklich tiefgründig diskutiert über das Für und Wider wurde auch dort nicht. Nun hat sich das Team um Regisseur Katell Quillévéré ebendiesem Thema noch einmal angenommen, herausgekommen ist der Film „Die Lebenden reparieren“.

Die Handlung

Simon (Gabin Verdet) ist ein lebenslustiger Junge, der jedoch nach einem Autounfall einen Hirntod erleidet. Nun ist Eile geboten, denn Simon ist ein guter Kandidat für eine Organspende. Und an einer ganz anderen Stelle in Frankreich wartet die Familienmutter Claire (Anne Dorval) dringend auf ein Spenderherz.

Meine Meinung

Die Lebenden reparieren ist ein sehr ruhig erzählter Film, der sehr atmosphärisch anfängt. Mit vielen langen Kamerafahrten lernen wir den lebenshungrigen Simon kennen, der gerne surft und frisch verliebt ist. Obwohl einem nach der Beschreibung des Films bereits klar ist, dass er sterben wird, nimmt sich der Film die Zeit, um ihn zumindest ein bisschen vorzustellen. Dann kommt es auch schon zu besagtem Unfall und die Ärzte müssen den Eltern erklären, dass ihr Sohn Hirntod ist und was das bedeutet. Dann kommt es schon zum entscheidenden Gespräch bezüglich der Organspende, da den Ärzten nur sehr wenig Zeit bleibt. Die Eltern sind natürlich aufgebracht und stürmen aus dem Krankenhaus. Hier verpasst der Film die Chance über Organspende wirklich zu diskutieren. Zumal die Eltern nur einen Tag später wiederkommen und die Unterschrift geben. Das war zu einfach und ging doch zu schnell.
Cut und Schnitt zu Claire. Ihr Herz macht nicht mehr lange mit und Claire freundet sich langsam mit dem Gedanken an bald zu sterben. Ihre beiden Söhne gehen mit dem Thema ganz unterschiedlich um. Auch hier nimmt sich der Film wieder Zeit und stellt den Charakter ausführlich vor. Wir lernen auch ihre Ärztin kennen. Und dann kommt letztendlich die entscheidende Nachricht. Es gibt ein Spenderherz. Claire fängt noch mit ein paar Argumenten an, möchte wissen, von wem das Herz kommt. Das darf natürlich alles nicht verraten werden, aber hier wird der Film das erste Mal wirklich menschlich. Das letzte Drittel des Films befasst sich dann rein mit der Transplantation. Und hier nimmt es der Film sehr genau – vielleicht sogar etwas zu genau – und zeigt auch die Operationen ausführlich. Das bedeutet, dass teilweise minutenlang nur von oben auf den Operationstisch gefilmt wird.
Die Lebenden reparieren hält sich stringent an die oben beschriebene Dreiteilung. Nach jedem Abschnitt gibt es einen harten Cut und das Thema wird geändert. Die ruhige Erzählweise und die Vorliebe für lange langsame Kamerafahren bleiben aber erhalten. Und so ist die Lebenden reparieren zwar ein sehr künstlerischer Film geworden, aber kratzt beim Thema Organspende nur an der Oberfläche. Keine Diskussion über das Für und Wider. Nur ein Statementfilm, über die Wichtigkeit von Organspende, was zumindest ein Anfang ist, aber bei weitem nicht das Resultat, dass man sich vom Film erhofft hat.

Das Fazit

Die Lebenden reparieren verpasst leider die Chance ausführlich über Organspende zu diskutieren und zeigt auf künstlerisch angehauchte Weise lediglich, wie es dazu kommt, dass wenn ein Mensch stirbt ein anderer gerettet werden kann. Für die verpasste Chance gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Die Lebenden reparieren lief ursprünglich ab dem 07.12.2017 in den deutschen Kinos.

Star Trek Discovery

Ein Vorwort

Der Weltraum unendliche Weiten. Na wer weiß, wie es weitergeht? 1966 brachte uns Gene Roddenberry eine neue Serie rund um Raumschiff Enterprise mit seiner Besatzung Captain Kirk, der Vulkanier Spock, Scotty, Pille und so vielen mehr. Nach nur drei Staffeln war jedoch Schluss mit der Serie, nicht jedoch mit dem Franchise. Es folgten die Folgeserien „Next Generation“, „Deep Space Nine“, „Voyager“, sowie die Prequel Serie „Enterprise“. 10 Kinofilme brachte Star Trek hervor.
Dann 2009 traten Kirk und seine Crew wieder in Aktion. Wesentlich verjüngt durch eine komplette Neubesetzung startet der Film wieder bei Null. Star Trek bekam ein Reboot und mit den Folgefilmen „Into Darkness“ und „Beyond“ auch eine neue Zeitlinie. Denn während die Serien und bisherigen Kinofilme alle auf der gleichen Zeitlinie basierten, möchte sich J. J. Abrams nicht daran halten. Nach dem nicht mehr so erfolgreichen Beyond kündigte Netflix an, nun auch eine neue Serie im Star Trek Franchise anzuordnen. Diese ordnet sich aber wieder in der alten Zeitlinie ein und spielt noch vor Kirk zur Zeit des großen Krieges mit den Klingonen.

Die Handlung

Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) ist Sternflotten-Offizierin auf der USS Shenzhou. Dort trifft sie mit der restlichen Besatzung auf das Klingonenschiff von T’Kuvma, der sich als Erlöser sieht und das Klingonenreich vereinen will. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit ihrem Captain Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) meutert sie, kann den dadurch resultierenden Krieg aber trotzdem nicht aufhalten. Verurteilt zu lebenslanger Haft gelangt Burnham durch mehrere Zufälle an Bord der Discovery. Captain Gabriel Lorca (Jason Isaacs) nimmt sie trotz ihrer Vorgeschichte mit an Bord und unterstellt sie dem Wissenschaftler Lieutenant Commander Paul Stamets (Anthony Rapp). Zusammen versuchen sie einen neuen Antrieb für das Raumschiff zu konstruieren und gleichzeitig greift die Discovery immer wieder ins Kriegsgeschehen ein, obwohl sie eigentlich ein Wissenschaftsschiff ist.

Meine Meinung

Ich muss gestehen ich bin nicht mit allen Serien und Filmen des Star Treks Universums vertraut. Die meisten Folgen habe ich wohl von Star Trek – Next Generation gesehen. Dennoch reizte mich die neuste Serie, die seit dem 25.09.2017 auf Netflix zu sehen ist. Die 15 Episoden wurden dabei wöchentlich immer 24 Stunden nach der Ausstrahlung in den USA gezeigt. Von November bis Januar pausierte die Ausstrahlung nach neun Folgen. Die restlichen sechs Folgen wurden ab Januar ebenfalls im wöchentlichen Rhythmus gezeigt.
Das erste, was bei der Sichtung von Discovery auffiel, ist wohl das neue Design der Uniformen, die den Rang nicht mehr deutlich sichtbar in den Farben rot, gelb und blau zeigten, sondern eine blaue Grundfarbe hatten und mit Gold und Silber als Ranganzeige arbeiteten. Auch die Klingonen bekamen ein ganz neues Aussehen – leider ebenfalls nicht im Positiven. Eine Modernisierung des Stoffes in allen Ehren, aber warum mussten die Uniformen und Klingonen so hässlich werden? Einmal darüber hinweggekommen, begeistert das neue Intro, dass sich zwar am Intro von Voyager orientiert, es aber noch einmal abstraktiert und nun neu und frisch anzusehen ist.
Während die früheren Star Trek Serien sich noch häufig am Episodenprinzip, also dem „Monster of the week“ orientierten, wirft Discovery dieses Prinzip direkt über Bord und präsentiert sich als ein Spielfilm aus 15 Folgen mit ca. 45 Minuten Länge. Zunächst etwas ungewohnt, funktioniert das Prinzip doch sehr schnell sehr gut, auch wenn einzelne Folgen mitunter ein wenig wie ein Lückenfüller wirken, um die Staffel auf 15 Folgen zu strecken. Auch konzentriert sich Discovery nicht mehr primär um den Captain und seine Hauptbesatzung, wie man es bisher kannte, sondern macht die Außenseiterin Michael Burnham zur Protagonistin. So wenig Screentime wie Captain Lorca hatte wohl noch kein Star Trek Captain. Aber genau das bringt diesen frischen Wind in die Serie und dadurch schafft Discovery es zu funktionieren. Denn hätten die Showrunner nur stur wieder das gleiche Prinzip angewandt, wären die Vergleiche mit den älteren Serien sofort zur Hand gewesen. Aber so lässt sich Discovery einfach nicht mit einer der bisherigen Serien vergleichen und genau das ist gut so.
Die erste Staffel von Discovery schafft es geschickt die Hauptcharaktere komplett durch zu charakterisieren und doch die Handlung permanent voranzutreiben. Während man bisher sehr sicher war, dass die Hauptcrew alle Staffeln überlebt, wird dies bereits in der zweiten Folge zerstört. Auch danach bleibt kein Charakter sicher, auch wenn es noch lange keine Game of Thrones Ausmaße annimmt. Dadurch bleibt die Serie jedoch auch spannend. Durchkreuzt wird das durchgehend hohe Niveau leider durch einen Handlungsstrang in den letzteren Folgen, der mir dann doch etwas zu abstrus war. Gut geschrieben und gut umgesetzt war er ohne Frage. Doch leider für eine erste Staffel schon viel zu übertrieben.
Neben der großen Haupthandlung bringt Discovery auch immer wieder kleinere Nebenhandlungen mit hinein, in dem es um Freundschaft, Vertrauen und Liebe geht. So hat Discovery das erste homosexuelle Pärchen an Bord. Gerade die kleineren Anspielungen setzen Discovery auf ein ganz hohes Niveau, das bis zum Ende durchgehalten wird.
Schauspielerisch hat Discovery ebenfalls viel zu bieten. So wurde Sonequa Martin-Green – vielen wohl aus The Walking Dead bekannt – als Michael Burnham gecastet. Geschickt schafft sie es den von Vulkaniern erzogenen Menschen zu spielen, die immer wieder gegen ihre Gefühle ankämpft, sie aber doch nicht immer vollständig verbergen kann. Jason Isaacs tritt nach seiner Rolle als Lucius Malfoy in den Harry Potter Filmen nun einem neuen Franchise bei und übernahm die Rolle des Captain Lorca. Auch hier weiß er durch minimalistisches Spiel zu überzeugen und schwankt zwischen strengem Captain und Vaterrolle hin und her. Doug Jones überzeugte erst in der vergangenen Oscarsaison als Wasserwesen in The Shape of Water. Auch in Star Trek bekam er wieder ein aufwendiges Make-up und wurde so zu dem Kelpianer Saru. Desweiterem sind in den Hauptrollen Anthony Rapp als Lieutenant Commander Paul Stamets, Mary Wiseman als Fähnrich Sylvia Tilly – und damit als die gute Seele der Serie – und Shazad Latif als Lieutenant Ash Tyler zu sehen.

Das Fazit

Alles neu bei Star Trek Discovery, aber auf eine gute Art und Weise. Ein würdiger Erbe im großen Franchise, auch wenn nicht jede Folge zu 100% überzeugen kann und die Handlung gegen Ende doch etwas abdriftet. Aber Fans des Franchises können sich die Serie gut und gerne einmal ansehen. Zeit ist bis 2019, wenn die zweite Staffel voraussichtlich erscheinen soll.

Cinemathek: Aus dem Nichts

Willkommen in der Cinemathek, heute mit: Aus dem Nichts. Der Film lief ursprünglich ab dem 23.11.2017 in den deutschen Kinos.

Ein Vorwort

In den letzten Wochen erschien es immer wieder in den Nachrichten. Inzwischen sind es 26 Anschläge auf Moscheen innerhalb von acht Wochen. Kurdische Bekennervideos sind zwar aufgetaucht, doch so richtig weiß man noch nicht, wer und welche Gründe dahinter stecken. Damit bekommt Fatih Akins Film Aus dem Nichts erneut eine Aktualität, die man doch lieber im Bereich der Fiktion gesehen hätte. Der Film basiert jedoch eigentlich auf dem Nagelbomben-Attentat in Köln von 2004. Erst viele Jahre später (2011) konnte der Anschlag dem nationalsozialistischem Untergrund zugeordnet werden. Bei der Verleihung der Golden Globe Awards gewann der Film in der Kategorie des besten fremdsprachigen Films. Bei den Academy Awards schaffte er es zwar als deutscher Kandidat auf die Shortlist von neun Filmen, wurde aber letztendlich nicht nominiert.

Die Handlung

Katja Sekerci (Diane Kruger) ist glücklich verheiratet mit dem Kurden Nuri und liebt ihren kleinen Sohn Rocco. Als beide bei einem Nagelbomben-Attentat sterben, bricht für Katja die Welt zusammen. Nicht nur ermittelt ihr die Polizei in eine völlig falsche Richtung, auch muss sie sich letztendlich einem langen Prozess stellen, gegen zwei Tatverdächtige.

Meine Meinung

Aus dem Nichts, ist nicht nur brandaktuell, er geht auch ohne die realen Bezüge tief unter die Haut. Unterteilt in drei Teile beginnt er mit der Geschichte des Nagelbomben-Attentats. Hier treffen wir direkt auf eine Diane Kruger in Höchstform. Denn ihre Handlungen und Emotionen sind so verständlich dargestellt, nicht übertrieben und sehr berührend. Wir lernen hier eine verzweifelte Frau kennen, die nicht weiß, wie sie ohne ihre Familie weiterleben soll. Dem gegenüber stehen die Bemühungen der Polizei, die jedoch für Katja völlig unverständlich bleiben, da sie meint, die Mörder bereits gesehen zu haben. Hochemotional geht es auch um ihre Beziehung zu ihren Eltern und Nuris Eltern, die beide jeweils gegen die Ehe von Katha und Nuri waren.
Im zweiten Teil durchleben wir mit Katja die nervenaufreibende Gerichtsverhandlung gegen die beiden Tatverdächtigen. Hier treffen verschiedene Charakter aufeinander und auch das Hassobjekt des Films ist schnell gefunden. Obwohl sich in dieser Episode fast ausschließlich im Gerichtssaal abspielt, bleibt der Film spannend und unvorhersehbar. Über den dritten Teil mit dem Titel „Das Meer“ möchte ich an dieser Stelle nicht so viel sagen, da ich ansonsten ziemlich viel von der Spannung aus dem Film nehmen würde. Zu sagen ist lediglich, dass er ein bisschen abstrakter ist und sich zunächst nicht so richtig an das Muster der ersten beiden Teile halten will. So kommt man doch nicht so begeistert aus dem Film, wie es möglich gewesen wäre. Hier hätte man den Teil deutlich kürzen können.
Die ursprünglich aus Deutschland stammende, aber inzwischen Hollywood eroberte, Diane Kruger trägt den Film praktisch allein auf ihren Schultern. Ebenso wie Larraín 2016 seine Jackie Kennedy gespielt von Natalie Portman fast durchgehend in die Kamera blicken ließ, so hält auch Arkin an Kruger Gesicht fast pausenlos fest, um alle Emotionen vollständig einzufangen. Das gelingt ihm vor allem deswegen, weil Kruger eine herausragende Performance abliefert. Dagegen kommen die anderen Darsteller im Film leider nicht an und so scheint es immer wieder einen starken Qualitätsabfall zu geben.
Auch kann der Spannungsbogen zwar größtenteils gehalten werden, aber fällt im letzten Teil doch deutlich ab. Hier hat sich Arkin etwas überschätzt und so verlässt man das Kino wenig begeistert, obwohl zwei Drittel des Films durchaus zu überzeugen wussten.

Das Fazit

Weniger ist manchmal doch mehr. Mit einem deutlich kürzeren dritten Abschnitt des Films, hätten die starken ersten beiden Abschnitte mehr Gewicht gehabt. Auch schaffen die Schauspieler es nicht an Diane Kruger heranzureichen, was mitunter etwas störend wirkt, auch wenn Kruger den Film meisterhaft auf ihre Schultern hievt. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Paddington 2

Am 23.11.2017 erschien die Fortsetzung rund um den Bär aus Peru und seinen Abenteuern in London in den deutschen Kinos.

Ein Vorwort

Bereits seit 1957 schreibt Autor Michael Bond über den kleinen Bären aus Peru, der von seiner Tante und Onkel nach London geschickt wurde und dort am Bahnhof Paddington von der Familie Brown gefunden wird. 25 Bücher umfasst die Reihe, von der nur zehn auf Deutsch übersetzt wurden. 2014 erschien bereits ein erster Film, der sich mit Paddingtons Ankunft in London beschäftigt und ein Abenteuer nach sich zieht, in dessen Folge Paddington und die Browns eine Familie werden.

Die Handlung

Paddington möchte seiner Tante Lucy zu ihrem 100. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk machen. Schnell findet er in einem Antiquariat ein Buch über London. Doch um es kaufen zu können, muss er einige Nebenjobs annehmen. Als er endlich das Geld zusammen hat, wird das Buch gestohlen und Paddington des Diebstahls beschuldigt. Nun versucht Familie Brown seine Unschuld zu beweisen.

Meine Meinung

Das es zu dem ersten Film von Paddington eine Fortsetzung geben würde, stand außer Frage. Die eigentliche Frage war eher, um was würde es in der Fortsetzung gehen. Denn der Trailer, so süß er auch gemacht war, ließ keine großen Schlüsse zu und schreckte doch eher von einem Kinobesuch ab, als für ihn zu animieren. So habe ich vergleichsweise lange gezögert mich doch in den Kinosaal zu setzen. Erst nach ausdrücklicher Empfehlung kaufte ich mir das Ticket.
Der Film beginnt zunächst mit einer kurzen Übersicht über das Geschehen zwischen den beiden Teilen und was die Familienmitglieder seitdem tun. So plätschert der Film zunächst ein bisschen vor sich hin, kann aber doch mit süßen kleinen Einfällen wieder punkten und bringt das Publikum bereits hier zum schmunzeln. Erst dann wird das eigentliche „Problem“ erläutert, auf der die Haupthandlung basiert. Paddingtons Tante Lucy wird 100 Jahre alt und Paddington möchte ihr ein ganz besonderes Geschenk machen. Der weitere Verlauf des Films ist ungemein liebevoll gestaltet, auch wenn einige Szenen zunächst etwas befremdlich wirken für einen Kinderfilm. Im Laufe des Films gibt es einige Szenen, die auch absolut „over the top“ sind und auf den ersten Blick einfach nur bizarr wirken. Doch gerade diesen Szenen werden mit einer solchen Herzlichkeit umgesetzt, dass sie doch wieder hervorragend funktionieren und dadurch fast zum Herzstück des Films werden. Ich denke hier nur an einige Szenen, die im Gefängnis spielen.
Paddington hat eine ganz besondere Art Humor zu zeigen. Denn statt mit plumpen Witzen um sich zu schmeißen, bahnen sich die Witze ganz langsam an und überrollen den Zuschauer, bis sich dieser vor Lachen kaum noch auf den Sitzen halten kann. Selbst Szenen, die auf den ersten Blick nicht lustig wirken, schaffen es dann doch durch Kleinigkeiten – oder durch das Auftauchen von Mr. Curry, ich find seine schrullige Art ungemein lustig – wieder das Kino zum lachen zu bringen. So wechseln sich ernste, lustige, traurige und spannende Szenen regelmäßig ab und als Zuschauer fühlt man sich nur bestens unterhalten.
Zum bereits bekannten Cast um Hugh Bonneville und Sally Hawkins gesellen sich diesmal Hugh Grant als Bösewicht und Brendon Gleeson als Gefängniskoch. Ersterer scheint sich ungewollt selbst zu parodieren und spielt einen einst erfolgreichen Schauspieler, der sich selbst noch immer als das größte Talent weit und breit sieht, aber einfach keine ernstzunehmenden Rollen mehr bekommt. Trotzdem passt sein Charakter deutlich besser in den Paddington Film als noch Nicole Kidmans Millicent aus dem ersten Teil. Auch Brendon Gleeson ist ein großer Gewinn für den Paddington Film, spielt er doch den grummeligen Gefängniskoch mit einer Leidenschaft, die seinesgleichen sucht. Auch der bekannte Cast spielt gewohnt auf hohem Niveau.

Das Fazit

Paddington 2 ist ein süßer und liebevoller Familienfilm, der noch mehr als der erste Teil überzeugen kann. Obwohl er manchmal ein bisschen übertreibt, bringt er alle Emotionen gut rüber. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

Cinemathek: Logan Lucky

Willkommen in der Cinemathek, heute mit Logan Lucky. Der Film lief ursprünglich ab dem 14.09.2017 in den deutschen Kinos.

Ein Vorwort

Vor ein paar Jahren konnte Regisseur Steven Soderbergh mit seinen Filmen Ocean’s Eleven/Twelve/Thirteen die Kinolandschaft überzeugen. Gut angezogene Männern bilden ein Team und rauben mit spektakulären Plänen Casinos in Las Vegas aus. Der bekannte Cast rund um Brad Pitt, George Clooney, Matt Damon und vielen mehr, tat sein übriges. Doch bereits danach faszinierte Regisseur Soderbergh ein ganz anderes Prinzip. Was wenn die Räuber keine Anzüge trugen, kein Geld hätten und über keine Technik verfügten. Und was wenn nicht die schillernde Stadt Las Vegas das Ziel wäre, sondern eine Rennstrecke mitten in den Südstaaten? Diese Vision setzte Soderbergh nun mit Logan Lucky um.

Die Handlung

Die Logan Familie scheint vom Pech verfolgt. So hat Jimmy Logan (Channing Tatum) ein zertrümmertes Knie, was ihn hinken lässt und dafür sorgt, dass er immer wieder seine Jobs verliert. Sein Bruder Clyde (Adam Driver) verlor im Krieg seinen einen Arm, was bei seinem Job als Barkeeper immer wieder für Spott sorgt. Nur Schwester Mellie (Riley Keough) scheint nicht betroffen zu sein. Als Jimmys Exfrau (Katie Holmes) droht mit seiner Tochter umzuziehen, beschließt er die NASCAR Rennstrecke auszurauben. Dafür brauchen die Logan Brüder die Hilfe von Joe Bang (Daniel Craig), der wegen mehrerer Raubüberfälle aktuell einsitzt.

Meine Meinung

Wie startet man einen großen Raub, wenn man eigentlich keine Ahnung davon hat, keine technische Ausrüstung und eigentlich die Familie auch von Pech verfolgt wird? Diesen Ansatz verfolgt Soderbergh in seinem neusten Film. Und man muss sagen, dass es verdammt gut funktioniert. Denn Logan Lucky ist ein Film geworden, der verdammt gut funktioniert, gerade weil er nicht versucht es allen Recht zu machen. Es gibt keinen hochkomplizierten und super gut durchdachten Plan, sondern einfach nur einen Plan. Es wird kein Team von Profis zusammengestellt, sondern ein Profi aus dem Gefängnis geholt, um ihnen zu helfen. Hinzu kommt, dass Logan Lucky kein Hochglanzfilm ist, sondern in den Südstaaten spielt und das Feeling auch gut aufgreift und dem Zuschauer nahe bringt. Es gibt keine gestelzten Dialoge, in denen Machtpositionen geklärt werden. Mit Dialogen wird sowieso ein wenig gespart. Dafür hat er so subtilen Witz – man denke nur an die Game of Thrones Buchdiskussion – das man mit einem guten Gefühl aus dem Kino geht und sich gut unterhalten fühlt, ohne ständig auf dem Boden liegen zu müssen vor Lachen. Er hat keinen allzuhohen Spannungsbogen, aber dafür einen ausreichend hohen, um mit den Charakteren mitzufiebern. Heißt im Endeffekt er hat eigentlich alles, was man bei einem „normalen“ Heist Movie bemängelt werden würde. Aber hier ist es goldrichtig eingesetzt und funktioniert damit sehr gut.
Einen Channing Tatum etwas verwarlost aussehen zu lassen, braucht schon ein gewisses Talent. Dafür schafft es Tatum noch einmal eine ganz andere Seite seines schauspielerischen Könnens zu beweisen, fernab von 21 Jump Street oder Magic Mike. Adam Driver hingegen scheint seine Rolle hier gefunden zu haben, denn als Clyde Logan passt er sehr gut – im Gegensatz zu seinem Kylo Ren. Auch Daniel Craig scheint sichtlich Spaß zu haben einmal nicht den steifen 007 zu spielen, sondern einfach ein bisschen verrückt sein zu dürfen.

Das Fazit

Logan Lucky versucht gar nicht erst ein gewisses Niveau zu erreichen und deswegen funktioniert der Film sehr gut. Er erzählt seine Geschichte, die in sich stimmig ist und fügt an ein paar Stellen subtilen Humor hinzu. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.