So weiter geht es mit meiner Aufräumaktion in dieser Kategorie. Diesmal geht es um das Jahr 2017. Die Beträge für 2014/15 und 2016 findet ihr verlinkt in den Jahreszahlen.
2017
1) Begabt
Frank Adler (Chris Evans) sorgt seit dem Suizid seiner Schwester für deren Tochter Mary. Das diese ebenso hochbegabt wie ihre Mutter ist, ist offenkundig, dennoch versucht Frank ihr eine normale Kindheit zu ermöglichen. Als sich die Schulleiterin einmischt, da sie Mary eher auf einer Begabtenschule sieht, wird Großmutter Evelyn hinzugezogen. Ein Gerichtsstreit um das Sorgerecht entbrennt.
Begabt setzt sich mit der Frage auseinander, ob hochbegabte Kinder wirklich eine Frühförderung brauchen oder ob sie wie jedes andere Kinder aufwachsen sollen. Dabei drückt der Film die Charaktere ganz bewusst in Extreme, was der eigentlichen Diskussion jedoch schadet. Lediglich die Onkel-Nichte-Beziehung ist mit so viel Herz überschüttet, das die Sympathie im Film doch noch entstehen kann.
2) Das Belko-Experiment
Der Horror für jeden Büroangestellten. In einer Filiale von Belko Industries sind alle Mitarbeiter mit einem Chip im Nacken angeblich vor Entführungen geschützt. Eines Tages wird das Bürogebäude abgeriegelt und eine Stimme fordert über die Sprechanlage alle Mitarbeiter auf drei Kollegen zu töten, ansonsten würden über die Sprengsätze in den Chips die doppelte Menge getötet werden.
Herzlich Willkommen zu den diesjährigen Büro-Spielen, und möge das Glück stets mit euch sein. Als Vorbild dürfte Drehbuchautor James Gunn (Guardians of the Galaxy) gewiss entweder die Hunger Games Reihe oder deren Vorbild Battle Royal gedient haben. Die Frage ist hier, wie wird mit so einer Ankündigung umgegangen. Schnell teilt sich das Büro in zwei Lager. Den Pazifisten, die versuchen Hilfe zu holen und zu fliehen, und denen, die jeden töten würden, um nur ihr eigenes Leben zu retten. Kein Film für Leute mit schwachen Nerven.
3) Jahrhundertfrauen
Die alleinerziehende Dorothea (Anette Benning) ist mit der Erziehung ihres Sohnes Jamie (Lucas Jade Zumann) völlig überfordert und hat Angst, dass die männliche Komponente der Erziehung einfach fehlt. Sie bittet Jamies Freundin Julie (Elle Fanning) und ihre Untermieterin Abbie (Greta Gerwig) um Hilfe.
Braucht es einen Mann um einen Mann großzuziehen? Diese Frage ist im Film allgegenwärtig. Drei Frauen, die sehr unterschiedlich sind, versuchen Jamie zu helfen und vertreten dabei zum einen absolut unterschiedlich Ansätze und zum anderen haben sie auch noch ihre ganz eigenen Probleme. Daraus wird ein Film, der über seine tiefgründigen Dialoge hinaus versucht auch eine witzige Komponente einzufügen, diese aber nicht so richtig umsetzen kann.
4) Boston
2013 kommt es beim Boston-Marathon zum undenkbarem: Beim Zieleinlauf explodiert eine Bombe. Schnell ist klar, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Die zuständigen Polizisten und ein Spezialteam arbeiten in den nächsten Tagen fieberhaft an der Aufklärung und damit gegen die Zeit.
Boston ist erzählt aus der Sicht des Polizisten Tommy Saunders (Mark Wahlberg), der sowohl beim Marathon anwesend war, als auch bei den weiteren Ermittlungen hilft. Dadurch ist der Zuschauer bei allen Entwicklungen direkt dabei. Während der Film am Anfang eine ungeheure Wucht hat und mit der Darstellung wohl alle fassungslos macht, verliert er gegen Ende leider seine erzählerische Macht. Denn der Anschlag selbst wird aus verschiedenen Sichten erzählt und baut damit bereits einen großen Spannungsbogen auf. In Folge dessen verfolgt der Zuschauer zum einen das schnell gegründete Spezialteam, das sich sofort in die Ermittlungen stürzt. Andererseits bleibt die Kamera bei den Läufern. Bei dem Entsetzen der Zuschauer. Bei den schnell überfüllten Krankenhäusern. Die berührendste Szene für mich war die im OP einer Läuferin, bei der die Ärzte das Bein untersuchen und sehr schnell feststellen, dass es nicht zu retten ist und damit zur Knochensäge greifen, um eine Amputation durchzuführen. Denn während der Film bereits wieder bei den Ermittlungen war, war ich gedanklich noch immer in diesem OP-Saal, wo ein junges Mädchen ihr Bein verlor. Genau diese Emotionalität wird dann aber absolut verschwendet, indem sich der Film auf das Fassen der Täter in einer unübersichtlichen Nacht und Nebel Aktion verliert.
5) Table 19
Eloise (Anna Kendrick) hat die beinah perfekte Hochzeit für ihre älteste Freundin geplant. Doch als sie sich von ihrem Freund trennt und dieser der Trauzeuge des Bräutigams ist, wird sie von ihrer Pflicht als Brautjungfer entbunden. Als sie dennoch anreist, landet sie am Tisch 19. Der Tisch, der am weitesten von allen entfernt ist und nur die Gäste beinhaltet, die eigentlich keiner dabei haben wollte. Die ungleiche Gruppe lernt sich im Laufe der Feier besser kennen und erfahren so manche Geheimnisse von den anderen.
Table 19 ist ein Film mit mehreren Komponenten. Die Ex-Brautjungfer Eloise steht dabei deutlich im Mittelpunkt. Eine Hochzeit einmal aus der Sicht der „Verstoßenen“ zu erleben, hat zwar bis zu einem gewissen Punkt seinen Reiz, verliert sich aber irgendwann in zu vielen Geschichten, so dass zwar eine engagierte Anna Kendrick und der restliche Cast sich sichtlich Mühe geben, doch Regisseur Jeffrey Blitz nicht ohne Slapstick-Momente auskommt.
6) Hampstead Park
Emily Walters (Diane Keaton) ist Witwe und lebt im Londoner Nobel-Viertel Hampstead. Sie fühlt sich zunehmend eingeengt in der perfekten Fassade ihrer Freundinnen und den Erwartungen an sie. Eines Tages sieht sie im gegenüberliegenden Park einen Mann (Brendon Gleeson), der so gar nicht in das Viertel passen mag. Als sie ihn in seiner Hütte besucht, ist sie sogleich von ihm fasziniert. Sie hilft ihm dabei sich vor den Immbobilienhaien zu schützen, die es auf das Land unter seiner Hütte abgesehen haben und beide kommen sich näher.
Hampstead Park befasst sich mit dem Ausbrechen aus bekannten Konventionen und schnappt sich dafür die begabte Diane Keaton. An ihrer Seite wird Brendon Gleeson zu einem mürrischen Gesellen, die sich gerade durch ihre Gegensätze anzuziehen scheinen. Herauskommt eine süße kleine Geschichte, die sich der Liebe von mehreren Seiten nähert und beleuchtet.
7) The Circle
Die junge Psychologie-Absolventin Mae (Emma Watson) bekommt ihren Traumjob bei der Firma „The Circle“, die in einer nahen Zukunft alle Social Media Aktivitäten in sich vereint. Dabei wird von Transparenz gesprochen, was jedoch in mehreren Beispielen als absolute Kontrolle dargestellt wird.
Der Film ist ein absolut gelungenes Beispiel für eine gute Idee, die wohl auch auf einem starken Buch basieren soll, jedoch mit einer absolut grottigen Umsetzung aufwartet. Den Bezug zu Protagonistin Mae hat man bereits nach 20 Minuten verloren und beobachtet nun kopfschüttelnd ihre Naivität. Während hier die Dystopie durch eine Übermacht der sozialen Medien demonstriert wird, kommt genau diese Diskussion viel zu kurz. Dabei versucht der Film die Sichtweise immer wieder zu ändern, scheint sich dabei aber eher lose an einem Gesamtwerk zu orientieren. Kurzum: Der Film funktioniert einfach nicht.
8) What happened to Monday
In dieser Zukunftsversion kommt es immer vermehrt zu Mehrlingsgeburten, was zu einer absoluten Überbevölkerung führt. Es wird eine Ein-Kind-Politik eingeführt, die dazu führt, dass nur ein Kind bei seiner Familie verweilen darf. Als Terrence Settmann vor den Siebenlingen seiner bei der Geburt verstorbenen Tochter steht, nimmt er kurzerhand alle mit und trichtert ihnen ein, dass sie nur an einem Wochentag das Haus verlassen dürfen. Sie werden benannt nach eben diesem Wochentag und verkörpern außerhalb alle die Person Karen Settmann (Noomie Rapace). Doch eines Tages kehrt Monday nicht zurück.
Eine brutale Zukunftsversion, die sich mit diesem Szenario dem Thema Überbevölkerung nähert. Dabei inszeniert Regisseur Tommy Wirkola einen spannenden Thriller, der neben einer angespannten Familiengeschichte auch das Zukunftsszenario auserzählt.