Am 30.03.2017 erschien ein neuer Animationsfilm aus dem Hause DreamWorks in den deutschen Kinos.
Er kam mit einem Taxi an, trägt einen Anzug, hat eine tiefe Stimme und verhält sich irgendwie merkwürdig. So beschreibt Tim seinen neuen kleinen Bruder. Während die Eltern nur noch für das Baby da zu sein scheinen, versucht der 7-jährige Tim herauszufinden, was genau mit seinem Bruder nicht stimmt.
Jeder, der das ältere Geschwisterchen ist, kennt den Moment, wenn einem die Eltern mitteilen, dass man bald kein Einzelkind mehr sein wird. Jeder geht mit dieser Nachricht anders um. Und dann irgendwann ist der große Moment da und der Storch kommt vorbei und bringt ein kleines schreiendes Baby vorbei. Die Babys kommen doch vom Storch, oder?
Nicht in The Boss Baby. Hier kommen die Babys vom Fließband und werden nach einem Test entweder zu den Familien gebracht oder ins Management von Baby Corp. Hier sorgen die Mitarbeiter, die bereits denken und sprechen wie Erwachsene, dass die Liebe der Menschen sich zum größten Teil auf Babys verteilt und nicht auf Hunde und ähnliches. Eines Tages wird das Boss Baby (im Film wird nie ein anderer Name genannt) zur Familie Templeton geschickt, um undercover Nachforschungen anzustellen. Während die Eltern Ted und Janice komplett in ihrer Elternrolle aufgehen und sich auch keineswegs wundern, wieso das Baby einen Anzug trägt oder im Taxi zur Familie kam, ist der 7-jährige Tim alles andere als begeistert, die Liebe seiner Eltern auf einmal teilen zu müssen. Gleichzeitig fallen ihm die eigenartigen Verhaltensweisen des Babys auf. Er ist sich sicher das Ganze auch beweisen zu können.
In The Boss Baby geht es primär um die Akzeptanz eines neuen Familienmitglieds und inwiefern sich dann das Familienleben ändert und wie man als Erstgeborenes damit umgeht. Dabei wird das Thema extrem überzogen dargestellt in Form eines sehr dominanten Babys.
Während Disney und Pixar Jahr für Jahr Filme produzieren, die sowohl viele lustige Szenen für die Kinder einbauen, als auch genug Thematik und Andeutungen haben, um auch bei den Erwachsenen gut anzukommen, tut sich DreamWorks mit The Boss Baby in der genauen Zielgruppe etwas schwer. Zu 75% ist der Film sehr stark auf die Zielgruppe der Kinder angelegt und daher auch sehr zuckersüß gestaltet, so dass Erwachsene eher wenig Gefallen an dem Film finden dürften. Dann aber gibt es noch die restlichen 25% in der die Dialoge sich sehr stark auf Dinge beziehen, die Kinder einfach noch nicht kennen, wie beispielsweise der Satz aus dem Trailer “Du hast eindeutig nicht BWL studiert”. Woher soll ein Kind wissen, was BWL ist? So ist es schwierig eine Empfehlung für den Film auszusprechen, weil man ihn keiner Zielgruppe zu 100% empfehlen kann.
Die Handlung selbst ist sehr vorhersehbar- abgesehen von einer Wendung zwischendurch, die doch überraschen konnte – und nach dem altbekannten Schema konstruiert. Die Charaktere waren allesamt sehr weichgespült und hatten wenig Tiefe. Auch die Gagdichte ließ zu wünschen übrig. Wenn das Publikum – also auch die Kinder – gerade einmal alle ca. 20 Minuten ein bisschen schmunzeln können, dann ist die Humorschiene definitiv verfehlt, andererseits legt der Film es aber genau darauf an. So nehmen die Schwächen des Films leider überhand und lassen die eigentlich süße Idee hinter dem Film in der Versenkung verschwinden. Im Endeffekt geht man aus dem Kino und hat den Film nach ein paar Minuten wieder komplett vergessen.
Die Idee bot Potenzial, aber die Umsetzung weist zu viele Mängel auf. Dafür gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.