Willkommen in der Cinemathek, heute mit „Mit Siebzehn“. Der Film lief ursprünglich ab dem 16.03.2017 in den deutschen Kinos.
Ein Vorwort
Der französische Film „Quand on a 17 ans“, zu Deutsch „Mit 17“, nahm im Jahr 2016 am Wettbewerb zur Berlinale teil. Die Kritiken überschlugen sich und lobten den Film für sein Feingefühl und den vielen Aussagen ohne etwas zu sagen.
Die Handlung
Damien und Tom gehen in die gleiche Klasse, leben aber doch in völlig unterschiedlichen Welten. Damien lebt mit seiner Mutter, einer Ärztin, in der Stadt, während sein Vater als Berufssoldat überall auf der Welt ist und sich nur regelmäßig durch Videoanrufe meldet. Seine Mutter bringt und holt ihn täglich mit dem Auto von der Schule ab und auch wenn seine Familie nicht reich ist, können sie doch gut leben. Tom hingegen lebt bei seinen Adoptiveltern auf einem Bauernhof in den Bergen. Um zur Schule zu kommen muss er durch meterhohen Schnee stapfen und braucht jeden Tag drei Stunden für den Weg. Er hilft gerne auf dem Hof und nimmt die Schule nicht ganz so ernst. Beide verstehen sich überhaupt nicht. Ständig prügeln sie sich oder stellen dem jeweils anderen ein Bein. Das Verhältnis bessert sich auch nicht, als Damiens Mutter Tom zu sich einlädt, damit er einen kürzeren Schulweg hat. Doch woher kommt der ganze Groll.
Meine Meinung
Mit Siebzehn versucht sich an einer langsamen Erzählweise in der wenig gesagt wird. Was die Kritiker noch lobten, funktioniert für den durchschnittlichen Kinobesucher nicht mehr. Denn schon die ersten Minuten, die praktisch nur die Landschaft des französischen Ortes zeigen, in dem der Film spielt. Erst nach und nach scheint sich eine Handlung zu entwickeln, die man so richtig erst nach über einer Stunde Film erkennt. So entsteht schon früh eine große Langeweile im Kinosaal, die man hören kann. Erst nachdem scheinbar alles und doch absolut nichts gesagt wurde, kommt der Film auf den Punkt und offenbart seine eigentliche Handlung. Leider ist dieser kurze Abschnitt der Deutlichkeit schon ganz bald wieder vorbei und der Film versteckt sich wieder hinter Andeutungen. Hinzu kommt, dass keiner der Charaktere wirklich sympathisch ist und man so auch keine Verbindung aufbaut. Es ist einen bis zuletzt total egal, was aus Damien und Tom wird. Es ist einem egal, warum sie sich ständig prügeln, wieso sie die ganze Zeit gemein zueinander sind und doch immer wieder die Nähe des anderen suchen.
Durch die fehlende Handlung und Tiefe verläuft sich der Film in Belanglosigkeiten, obwohl er eigentlich im Verborgenen wirklich etwas zu erzählen hat. An sich greift er immer wieder verschiedene Themen auf: Adoption und die Angst vor einem leiblichen Kind, Homosexualität, Tod eines Elternteils und die alles zerfressende Trauer des zweiten Elternteils. Leider schafft es „Mit Siebzehn“ nicht diese Themen wirklich zu erzählen, sondern schneidet sie nur immer wieder an. Nach 114 Minuten Laufzeit ist der Film zu Ende, der Kinosessel wird verlassen und „Mit Siebzehn“ ist schon nach einer Minute wieder komplett vergessen. Kein Grübeln über die ernsten Themen des Films. Das einzige, was zumindest für fünf Minuten im Gedächtnis bleibt ist die Landschaft.
Fazit
„Mit Siebzehn“ ist ein Film, der die Kritikergemeinde zur Berlinale begeistern konnte, für den durchschnittlichen Kinogänger aber an keiner Stelle funktioniert. Er ist langweilig, verliert sich im Nichtssagen und hätte doch so viel zu erzählen. Dafür gibt es 02 von 10 möglichen Punkten.
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