Ein Vorwort
Wer auch immer das Kinoprogramm in meinem Heimkino plant, mit dem würde ich gerne einmal ein ernstes Gespräch über die Kinoplanung führen. Mal ganz abgesehen von der grauenhaften Filmauswahl teilweise, aber auch wer die Idee hatte Cinemathek und Cinesneak auf den gleichen Termin zu legen. So hatte ich nun die Qual der Wahl endlich die Frau des Nobelpreisträgers zu sehen oder mich in der Sneak überraschen zu lassen. Ich überließ die Wahl letztendlich meiner Begleitung und es wurde sich für die Sneak entschieden. Ob Greta nun die bessere Wahl war oder ob ich die Entscheidung nicht in die Cinemathek gegangen zu sein, bereue, erfahrt ihr in meiner Kritik.
Die Handlung
Frances (Chloe Grace Moretz) findet in der U-Bahn eine Handtasche. Anstatt den Rat ihrer Mitbewohnerin zu befolgen, das Geld zu nehmen und die Tasche zu entsorgen, will sie die Tasche der rechtmäßigen Besitzerin zurückgeben. Diese stellt sich als die freundliche Greta (Isabelle Humpert) raus, die ihren Mann und Tochter betrauert und sich über Gesellschaft freut. Doch schnell merkt Frances, dass mit Greta etwas nicht stimmt. Nachdem sie den Kontakt abbricht, wird Greta zur erbitterten Stalkerin, die vor nichts zurückschreckt.
Meine Meinung
Chloe Grace Moretz war vor ein paar Jahren der absolute Senkrechtstarter. Man konnte sie von der Leinwand kaum noch wegdenken. Nachdem sie in „Wenn ich bleibe“ mich noch verzaubern konnte, war ich schnell von ihrer gleichbleibenden Spielart schnell gelangweilt. So konnte sie mich in The Equalizer nicht mehr begeistern und ab Dark Places und Bad Neighbours 2 war ich nur noch gelangweilt und genervt von ihr. Nun stand der nächste Film mit ihr an. Hatte sie sich endlich weiterentwickelt? Die Antwort ist: ein wenig. Ihre Mimik weist ein wenig mehr Spielraum auf und sie konnte auch ein paar neue Emotionen zeigen, allerdings bei weitem noch nicht genug für diese Rolle. Dennoch hat sie mich nicht mehr vollständig genervt.
Ihr an der Seite spielt Isabelle Huppert. Leider habe ich auch mit Madame Huppert so meine Schwierigkeiten. Das liegt hier allerdings nicht an ihrem Schauspiel, das tadellos ist. Vielmehr ist hier das Problem, dass ich ihr Gesicht nicht mehr von ihrer Rolle in Elle gelöst kriege. Ein Film über Vergewaltigung mit dem ich noch immer so meine Probleme in der Darstellung habe. Und so habe ich ihre Rolle in Elle noch im Hinterkopf und sehe sie nun in der Rolle einer Soziopatin.
Schlechte Voraussetzungen für Greta, denn beide Hauptdarstellerinnen sind mir schon zu Anfang unsympathisch. Doch was kann der Film nun wirklich, versucht man mal die persönlichen Befangenheiten außen vor zu lassen. Auch hier bin ich etwas zwiegespalten. Denn Greta kommt mit einem aufbauenden ersten Teil und einem sehr starken zweiten Teil daher. Erst der dritte Teil geht dann wieder zu weit und schwächt den Film wieder ab. Aber langsam und der Reihe nach.
Im ersten Teil lernen Francis und Greta sich kennen. Francis findet die Handtasche und bringt sie zu ihrer Besitzerin. Schnell hat sie Mitleid mit der einsamen Witwe, dessen Tochter angeblich in Paris studiert und sich selten meldet. Da Francis den Tod ihrer Mutter noch nicht verwunden hat, flüchtet sie sich in die Mutterrolle, die Greta ihr geben kann. Hier ist die Stimmung ruhig und es hätte ein ganz normales Drama über Verlust und Trauer werden können. Das ändert sich dann zu Beginn des zweiten Teils, als Francis plötzlich eine Entdeckung macht und sich von nun an versucht von Greta fern zu halten. Diese sieht das leider gar nicht gern und entwickelt sich zur Stalkerin, die ihr und ihrer Mitbewohnerin ständig auflauert und ihr versucht ihre Nähe aufzuzwingen. Versuche von der Polizei Hilfe zu erhalten, schlagen fehl. Hier entwickelt der Film eine unglaubliche Stärke, weil er mit einer Grundangst der Menschen spielt. Letztendlich reich Gretas Anwesenheit irgendwo, um die Stimmung merklich abzukühlen. Hier wird erfolgreich mit der Frage gespielt, was man in so einer Situation machen kann und wie man damit umgehen soll. Hierfür hätte es bestimmt viele gute Endszenarien gegeben. Ich hätte dafür genug Vorschläge. Leider wurde keiner davon genutzt, sondern der dritte Teil gedreht. Hierzu möchte ich aus Spoilergründen nicht allzu viel sagen. Nur so viel: Hier wird die Stimmung der untergründigen Bedrohung aus dem zweiten Teil komplett zunichte gemacht und durch keine neue Spannung ersetzt. Denn jetzt passieren einige sehr vorhersehbare Dinge und die Charaktere verhalten sich wie in den meisten Horrorfilmen, was noch nie besonders klug war.
Das Fazit
Greta ist ein Film, der viel Potential hatte und auch gerade im Mittelteil eine bedrohliche Spannung erzeugt, die vor allem von Hupperts Spiel kommt. Dies wird im finalen Teil aber komplett über den Haufen geworfen und so gibt es nur 05 von 10 möglichen Punkten.
Greta läuft ab dem 16.05.2019 in den deutschen Kinos.
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