Neulich in der Sneak: The Peanut Butter Falcon

Ein Vorwort

Schauspieler mit Down-Syndrom sind in Filme rar gesät, tauchen in letzter Zeit jedoch immer mal wieder als Sidekick mit auf. Denken wir an … in Die Goldfische oder … in Glee, so fallen einem doch ein paar Beispiele ein, es bleibt jedoch eine Seltenheit. Ein Schauspieler mit Down-Syndrom gleich als Mithauptdarsteller eines Buddy-Movies zu engagieren, war wohl lange Zeit undenkbar. Zu viele Vorurteile standen im Weg. Nun haben das Regisseurenduo Tyler Nilson und Michael Schwartz mit ihrem aktuellen Werk alle eines besseren belehrt. Warum The Peanut Butter Falcon ein Film mit absolut großem Herz ist, verrate ich euch in meiner Kritik.

Die Handlung

Zak (Zack Gottsagen) hat Down-Syndrom und wurde von seiner Familie verstoßen, weswegen er in einem Altenheim untergebracht wurde. Die Pflegerin Eleanor (Dakota Johnson) versucht ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Zak hat jedoch nur einen Traum. Er will in die Wrestlingschule in Ayden von „Salt Water Redneck“, deren Werbung er auf einer alten Videokassette immer und immer wieder angesehen hat. Als ihm eines Nachts die Flucht gelingt, trifft er auf Tyler (Shia La Beouf). Der ehemalige Krabbenfischer und inzwischen Kleinkriminelle ist auf der Flucht vor den Konsequenzen seines Handelns und irgendwo auch vor der Vergangenheit. Zunächst ist er wenig begeistert, als Zak sich an seine Fersen heftet, doch schon bald entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.

Meine Meinung

Nachdem uns Anfang des Jahres bereits „Green Book“ mit einem ungleichen Freundschaftspaar und einem schönen Road-Trip begeistern konnte, bringt The Peanut Butter Falcon erneut ein sehr ungleiches Paar auf die Leinwand. Diesmal geht es quer durch die Landschaft North Carolinas. Allein die dabei entstehenden Naturaufnahmen sind schon ein Augenschmaus. Gleichzeitig nimmt der Film aber auch kein Blatt vor den Mund. Die Reise der beiden Protagonisten wird nicht als einfacher Spaziergang dargestellt, es wird aber auch nicht übertrieben auf die Steine im Weg hingewiesen.
Dies spricht gleich einen großen Vorteil des Films an. Denn das Regisseurenduo beruft sich in vielen Szenen auf die alte Filmmacher-Weisheit „Show, don’t tell“ (auf Deutsch: Zeigen, nicht erzählen). Und so bleibt es bei vielen Szenen, gerade was die Vergangenheit von Tyler betrifft, bei Andeutungen über ein paar Bildern aus der Erinnerung, ohne das er groß erzählen muss, warum er so geworden ist. Und das funktioniert in diesem Film so gekonnt, weil sich die Bilder mühelos in die Geschichte einweben lassen und doch einen Großteil zur Charakterisierung beitragen.
Der größte Pluspunkt des Films dürften aber seine beiden Protagonisten sein, die im Laufe des Films eine unglaubliche Dynamik entwickeln. Hier merkt man dem Film an, dass sich nicht nur eine Freundschaft entwickeln sollte, sondern gleich ein Familiengefühl. Beide sind von allen verlassen und fühlen sich einsam. Beide haben Ziele, die in die ungefähr gleiche Richtung führen. Und beide haben ihre Verfolger, die ihnen weiter Steine in den Weg legen. Leider kommt zu diesem funktionierendem Trio im letzten Dritten noch Dakota Johnsons Eleanor dazu. Wobei sich Johnson tatsächlich Mühe gibt, ihrem Charakter irgendetwas besonderes zu verleihen, bleibt er doch absolut eindimensional und scheint nur ein Mittel zu sein, um bestimmte Handlungsstränge noch einweben zu können. Damit stört sie ein bisschen die Dynamik des Ganzen, bringt aber gleichzeitig noch die Diskussion um das Down-Syndrom Zaks mit ein.
Denn zuvor wird dies eigentlich nur von Statisten eingebracht, die ihn immer wieder als Mungo beschimpfen. Erst die überfürsorgliche Eleanor bringt bei Tyler das Fass zum überlaufen. Er ist mit Zaks bereits eine ganz schön weite Strecke bekommen und hat ihm einiges beigebracht, ohne sich irgendwie an der Trisomie 21 zu stören, Eleanor behandelt ihn jedoch wie ein kleines Kind, das sie bevormunden muss. So ist es schön, dass die Diskussion nicht den ganzen Film dominiert, aber trotzdem Eleanors Verhalten nicht unkommentiert bleibt.
Schauspielerisch ist zu sagen, dass sich hier keiner der Darsteller verstecken muss. Während Shia LaBeouf endgültig über seinen Transformers-Schatten gesprungen zu sein scheint und sich schauspielerisch im Minimalismus anordnet, was perfekt zu seinem schweigsamen Charakter passt, muss sich Newcomer Zack Gottsagen keinesfalls verstecken. Die Darstellung eines jungen Mannes mit Down-Syndrom, der nur in Unterwäsche aus einem Altenheim flieht, hätte leicht ins Lächerliche abdriften können. Aber die Regisseure setzen seine Szenen so gelungen um und Gottsagen spielt sich so schnell in die Herzen der Zuschauer, dass der Balanceakt absolut gelungen ist. Auch Dakota Johnson zeigt hier deutlich mehr Emotionen als in anderen Filmen, durch sie bekannt ist, schafft es aber nicht ihrem eindimensionalem Charakter Tiefe zu verleihen, was aber eher am Drehbuch als am Schauspiel liegt.
Auch am Ende beweist das Regisseurenduo einen kühlen Kopf. Während die finale Wrestling-Szene vielleicht etwas zu abgedreht für den ansonsten bodenständigen Film ist, wird etwas händeringend nach einem befriedrigenden Ende gesucht. Hier wurde nur eine Abschlussszene eingefügt, die den Zuschauer als Erklärung befriedigt und dennoch nicht mit dem Film an sich bricht.

Das Fazit

The Peanut Butter Falcon ist ein Road-Movie mit ganz viel Herz. Getragen von seinen Hauptdarstellern entwickelt er eine ganz eigene Dynamik, die einen mitreißt und bis zum Ende nicht loslässt. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

The Peanut Butter Falcon läuft ab dem 19.12.2019 in den deutschen Kinos.

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Neulich in der Sneak: Zombieland 2

Ein Vorwort

Nach 10 Jahren erhält der Überraschungsfilm aus dem Jahr 2009 nun eine Fortsetzung. Der Grundcast wurde wieder versammelt und scheint den gleichen Spaß wieder gehabt zu haben. Doch war 2009 noch eine Hochphase der Zombiefilme, die sich durch die gesamten ersten 10 Jahre der 2000er zog und 2010 in den Start der beliebten Serie „The Walking Dead“ gipfelte, scheint das Genre nun ausgelutscht, wenn nicht sogar tot zu sein. Kann da nun eine späte Fortsetzung noch funktionieren? Erfahrt es in meiner Kritik.

Was bisher geschah

Hier werde ich kurz die zuvor erschienenen Filme zusammenfassen. Dadurch sind Spoiler leider nicht zu vermeiden. Du weißt bereits, was geschah? Dann überspring diesen Absatz einfach.

Columbus (Jesse Eisenberg) lebt in einer Welt, in der ein Virus fast alle Menschen in Zombies verwandelt hat. Überlebt hat er bisher nur durch seine penibel aufgestellten Regeln im Umgang mit den Untoten. Auf der Suche nach seinen Eltern trifft er auf Tallahassee (Woody Harrelson), der großen Spaß am Jagen der Zombies hat und das ganze Land durchkämmt auf der Suche nach Twinkies. Zusammen zieht das ungleiche Team weiter und trifft auf die Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin). Diese nehmen die Männer zunächst aus, um dann abzuhauen. Die beiden Gruppen treffen aber immer wieder aufeinander, bis die Männer die Damen am Ende aus einer ausweglosen Situation retten müssen. Von da an beschließen sie zusammen zu bleiben.

Die Handlung

Einige Jahre nach den Ereignissen aus dem ersten Teil beschließen die vier Zombieüberlebende Columbus (Jesse Eisenberg), Tallahassee (Woody Harrelson), Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) sesshaft zu werden und ziehen ins weiße Haus ein. Doch während Columbus und Wichita anscheinend das große Glück gefunden haben, wird Little Rock zunehmend unruhiger und fängt an sich selbst nach der großen Liebe zu sehnen. Als sie eines Tages wegläuft und auf den Hippie Berkeley (Avan Jogia) trifft, beschließen die anderen, ihr zu folgen. Dabei treffen sie auch auf einige andere Überlebende.

Meine Meinung

Eine gute Grundvoraussetzung für Fortsetzungen ist es ja inzwischen schon, wenn man wirklich den Originalcast wieder vereinen kann und nicht einen Charakter mit einem Nebensatz entschuldigen muss. Diese Hürde hat Zombieland 2 – Doppelt hält besser schon einmal genommen. Zwar sind die 10 Jahre, die zwischen den Filmen liegen, an keinem Darsteller spurlos vorbeigegangen, doch am auffälligsten dürfte es wohl bei Abigail Breslin sein, die die Little Rock spielt. Während sie im ersten Teil noch 13 Jahre alt war, sind es nun 23 Jahre. Doch genaue diese Wandlung nimmt sich der Film sogleich als Basis für seine erzählte Geschichte. So bekommen zwar alle Charaktere ihre gleichen Charakterzüge wieder zugeschrieben, aber dennoch wurden gut durchdachte Weiterentwicklungen bereits am Anfang eingeflochten. Während nämlich eine 13 Jährige, noch froh ist mit ihrer großen Schwester durchs Land zu ziehen, sucht eine 23 Jährige dann doch nach anderen Lebenszielen. Und genau diese Entwicklung wird dann für die Handlung gezielt eingesetzt.
Wie bereits im ersten Teil erzählt Zombieland 2 keine großartige tiefgreifende Geschichte, sondern beschränkt sich darauf das Zombiegenre zwar ernst zu nehmen, aber als Komödie umzusetzen. Auch hier ziehen sich Columbus Regeln als Leitfaden durch den Film. Hinzugefügt werden einige Nebencharaktere, die mal einen größeren, mal einen kleineren Auftritt haben. Und genau die sind es, die auch Zombieland 2 wieder den gewissen Charme verleihen. Denn auch, wenn die vier Hauptcharaktere bereits in ihrer Unterschiedlichkeit für Konfliktpotential sorgen, sind es gerade die Nebencharaktere, die neuen Schwung in die Geschichte bringen. Sei es nun das pink liebende Blondchen, das Zombiejägerpaar oder die Elvis liebende Schönheit.
So ist Zombieland 2 vielleicht kein Meilenstein in der Filmgeschichte, aber dennoch ein Film, der erneut frischen Wind in das Zombiegenre bringt und durch gezielt eingesetzten Witz eine Menge Spaß macht. Dabei wird nicht jedes Wort oder jede Entscheidung ins lächerliche gezogen und auch die Zombie-Apokalypse wird durchaus ernst genommen und die Zombies auch als wirkliche Bedrohung dargestellt, dennoch handelt es sich eher um einen gute-Laune-Film mit großem Actionanteil.

Das Fazit

Zombieland 2 – Doppelt hält besser schafft es auch nach 10 Jahren noch eine gute Fortsetzung zu sein, der die wichtigsten Elemente des ersten Teils aufgreift und sich doch weiterentwickelt. Mit einem sympathischen Hauptcast, einem gelungenem Nebencast, viel angebrachtem Witz, durchdachter Action und mitreißender Dialoge schafft es der Film gute Laune zu versprühen. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

Zombieland 2 – Doppelt hält besser läuft seit dem 07.11.2019 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: Ronny und Klaid

Ein Vorwort

Während für viele der Oktober unter dem Motto des Gruselns steht, scheint für das Kino der deutsche Film im Oktober überepräsentiert zu sein. Wobei diesmal allerdings auch einige ansprechende Filme dabei sind, wie dem Horizont so nah, Ich war noch niemals in New York oder auch Das perfekte Geheimnis. Ein deutscher Film, um den ich jedoch einen großen Bogen gemacht hätte, ist Ronny und Klaid. Aber dafür ist die Sneak bekanntlich gut, dass man genau solche Filme doch vorgesetzt bekommt und manchmal auch überrascht wird. Ob dies auch vergangenen Montag der Fall war, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Ronny (Franz Dinda) und Klaid (Sahin Eryilmaz) haben ihren eigenen Späti in Berlin eröffnet. Da ihre Kasse jedoch leer ist, haben sie noch kein großes Sortiment und versuchen sich durch Tricks über Wasser zu halten. Während sich Ronny in eine der ersten Kundinnen verliebt und beide ihr in einen Club folgen, verliert Klaid bei einem Roulette Spiel 80.000 Euro an den örtlichen Mafiaboss. Dieser fordert sein Geld innerhalb von einer Woche wieder. Doch Ronny und Klaid haben einen Plan. In einem Artikel habe sie gelesen, dass jeder 10. Deutsche Millionär sei. Daher beschließen sie einfach 10 Kunden aus ihrem Späti zu entführen und einer davon wird schon ein Millionär sein.

Meine Meinung

Ronny und Klaid ist so ein Film, bei dem man sich in den ersten 15 Minuten ganz weit wegwünscht und sich fragt, warum man sich immer wieder auf so eine Sneakvorstellung einlässt, um einen danach komplett zu überraschen und am Ende vielleicht auch ein bisschen begeistern zu können. Dabei ist es vor allem bemerkenswert bei so einem absoluten Klamaukfilm, dass  er sich doch die ganze Zeit über ein gutes Grundniveau behält und die Komik eher aus anderen Aspekten bezieht.
Aber fangen wir noch einmal von vorne an. Zunächst lernen wir die beiden Protagonisten Ronny und Klaid kennen, die in den ersten 15 Minuten von ihrem neueröffneten Späti erzählen, eine Disco besuchen, bei einem illegalen Roulettespiel 80.000 Euro verlieren und dann den Plan haben in ihrem Späti 10 Kunden zu entführen, die potentielle Millionäre sein könnten, denn statistisch sei ja jeder 10. Deutsche ein Millionär. Hier wird eine Handlung auf einem absolut abstrusen Grundgerüst aufgebaut, das vorne und hinten nicht zu funktionieren scheint. Damit ist der durchschnittliche Zuschauer bereits gelangweilt und genervt von den schlechten Witzen. Doch dann wandelt sich der ganze Film. Denn sobald die einzelnen Entführungen losgehen, die tatsächlich alle gänzlich anders geschehen und mit einer Menge Kostümen zusammenhängen und erstaunlicherweise irgendwie funktionieren, obwohl sich die beiden Protagonisten nicht sonderlich geschickt anstellen, kommt man aus dem Lachen bereits nicht mehr raus. Hier beginnt tatsächlich das zuvor sehr holprige Drehbuch sich zu einem stimmigen Gesamtwerk zu entwickeln. So sind die beiden Protagonisten noch immer nicht die schlausten und haben teilweise mehr Glück als Verstand, aber dennoch funktionieren die einzelnen Witze, die running Gags bleiben bis zum Ende witzig und die einzelnen Charaktere sind so stereotypisch, aber gleichzeitig auch gut gezeichnet, dass sie mit der Zeit den besonderen Charme des Films ausmachen.
Der ganze Film gipfelt dann in einer der besten Familienessensszenen, die ich je gesehen habe. Hier kommt eine Menge Abstrusität zusammen, die aber einfach funktioniert, weil die Charaktere über 90 Minuten lang aufgebaut wurden und man sich an das ganze Zusammenspiel gewöhnt hat. So geht man am Ende aus einem Film, der einen absolut gut unterhalten hat und das trotz der Grundvoraussetzung auf einem relativ hohem Niveau ohne auch nur einen einzigen Witz unter der Gürtellinie gerissen zu haben, den man eigentlich am Anfang fluchtartig verlassen wollte. Aber den sehr erzwungen wirkenden Anfang, hat man am Ende zum Glück größtenteils wieder vergessen.

Das Fazit

Ronny und Klaid ist eine dieser deutschen Überraschungskomödien, die am Anfang so gar nicht funktioniert und sich dann stückweise immer mehr steigert und am Ende durch seinen ganz eigenen Charme einfach überzeugen kann. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Ronny und Klaid läuft seit dem 10.10.2019 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: The Kitchen

Ein Vorwort

Im letzten Jahr gab es einen Film mit dem Namen Widows, in der die Frauen von kriminellen Männern in deren Fußstapfen treten, um selbst zu überleben. Mit einem ähnlichen Prinzip wird auch in The Kitchen gearbeitet, nur das es diesmal um die irische Mafia geht. Warum der Film jedoch einfach nicht funktioniert, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Bei einem gescheiterten Raubüberfall werden die Ehemänner von Kathy (Melissa McCarthy), Ruby (Tiffany Haddish) und Clair (Elisabeth Moss) verhaftet und für mehrere Jahre ins Gefängnis gesteckt. Finanziell sind sie von der irischen Mafia abhängig, doch das Geld reicht nicht einmal für die Miete, geschweige denn um Kinder zu ernähren. Also beschließen sie die Geschäfte selbst in die Hand zu nehmen. Doch der ein oder andere Gegner muss auch aus dem Weg geschafft werden. Wie passend, dass Gabriel (Domnhall Gleeson) gerade wieder in der Stadt ist.

Meine Meinung

Nachdem das letzte Mal in der Sneak die Agentin lief und ich bereits da fragte, was mir der Regisseur mit dem Film sagen will, muss ich diese Frage leider erneut stellen. Denn The Kitchen scheint eine Geschichte über Frauen zu schreiben, die sich auf dem Schatten ihrer Männer erheben und sich emanzipieren, um für ihren Lebensinhalt selbst aufzukommen. Doch gleichzeitig ist der Film in den Fangstricken der irischen Mafia, dessen Grundstrukturen und Regeln mir vorher nicht bekannt waren, auf die im Film aber auch immer nur am Rande Bezug genommen wird. Ein klärender Dialog nach dem Motto „Bei uns läuft das so, weil“, wäre sehr hilfreich gewesen. Gleichzeitig baut er aber relativ viele Charaktere auf, wo von aber einige kaum mehr als einen Satz haben, die aber dazu dienen sollen, möglichst viele Wendungen einbauen zu können. Jedoch ist der Zuschauer bei dem Film sehr schnell ausgestiegen, wegen zu vieler Charaktere und Handlungsstränge und Intrigen, so dass man die große Auflösung am Ende gar nicht mehr richtig wahrnimmt.
Melissa McCathy, als eine der Hauptrollen, ist besetzungstechnisch ja eine schwierige Entscheidung, hat sie sich in den letzten Jahren doch eher mit unterirdischen Komödien einen Namen gemacht. Jedoch hat sie zwischendurch immer wieder bewiesen, dass sie auch ernst Rollen spielen kann und erhielt zuletzt für Can you ever forgive me eine Oscarnomineriung. In The Kitchen spielt sie auf ähnliche Art, mit einer durchgehenden Leidensmiene, die zwar größtenteils passend ist, dennoch kommt sie schauspielerisch nicht darüber hinaus. Auch Elisabeth Moss scheint ihre Rolle als graues Mäuschen, die regelmäßig von ihrem Mann geschlagen wurde, so sehr verinnerlich zu haben, dass sie selbst als ihr Charakter darüber hinaus gewachsen ist, ihre Mimik nicht darüber hinausgewachsen ist. Tiffany Haddishs Rolle ist dann auch der undurchsichtigste Charakter, was durchaus seine Berechtigung für den Verlauf des Filmes hat, jedoch scheint Haddish daher gleich jegliche Bemühung einer schauspielerischen Leistung abgelegt zu haben.
Am Ende weiß man nicht, was am enttäuschendsten war. Die nichtssagende langsam vor sich hin plätschernde Handlung, die unmotivierten Darsteller, das verwirrende Drehbuch ohne Aussage, oder das der Film endet ohne irgendetwas wirklich erzählt zu haben. Abgesehen von ein paar wenigen Szenen, die einem zum schmunzeln gebracht haben, ist The Kitchen ein vollkommen vergessenbarer Film.

Das Fazit

The Kitchen hat es leider verpasst eine nachvollziehbare Handlung aufzubauen und scheitert am Großaufgebot an sinnlosen Charakteren und Handlungswendungen. Dafür gibt es 03 von 10 Punkten.

The Kitchen – Queens of Crime läuft ab dem 19.09.2019 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: Die Agentin

Ein Vorwort

Vom 07.-17.02.2019 fanden die Internationalen Filmfestspiele Berlin, kurz Berlinale, statt. Diesmal mit dabei war die deutsch-französisch-israelische Produktion über eine in Deutschland ausgebildete Mossad-Agentin. Gezeigt wurde der Film außer Konkurrenz. Mit einer Diane Kruger als Spionin und Martin Freeman an ihrer Seite, konnte von der Besetzung her schon wenig schiefgehen. Was der Film darüber hinaus kann, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Rachel (Diane Kruger) wird vom Mossad angeworben und in Deutschland zur Spionin ausgebildet. Doch auf der Beerdigung ihres Vaters taucht sie unter. Kurz darauf erhält ihr ehemaliger Kontaktmann in Deutschland (Martin Freeman) einen mysteriösen Anruf von ihr. Vor einem Sonderkommando muss er nun die Geschichte noch einmal erzählen.

Meine Meinung

Regisseur Yuval Adler hatte bei seiner Grundidee drei Möglichkeiten der Inszenierung. Er hätte einen Film über die politischen Verstrickungen in der Spionage machen können. Oder Adler hätte einen hochspannenden Spionage-Thriller inszenieren können. Oder aber er hätte aus dem ganzen eine Charakterstudie machen können, was Spionage und die ständige Verstellung aus einem Menschen macht.
Vermutlich hat Adler auf letzteres abgezielt. Scheitert aber in allen Belangen in der Umsetzung. Denn Die Agentin ist leider einfach nur ein nichtssagender Film geworden. Keine Aussage, keine Tiefe, keine verständliche Handlung.
Aber fangen wir mit den positiven Sachen an. Die Dreharbeiten fanden in Deutschland, Israel und Bulgarien statt, da man einen Film über eine Mossad-Spionin im Iran, schlecht im Iran drehen konnte. Dennoch sind die Aufnahmen sehr authentisch und gerade für mich als Ex-Leipzigerin war es sehr schön einzelne Schauplätze in Leipzig zu haben. Die Agentin hat mit Diane Kruger und Martin Freeman durchaus zwei sehr talentierte Schauspieler gewonnen. Leider wurde gerade Freeman eher wegen seines bekannten Namens gecastet, denn an keiner Stelle im Film darf er zeigen, was wirklich in ihm steckt. Man merkt, dass er das beste aus seiner Rolle rauszuholen versucht, nur ist da wenig Potential. Kruger wird da schon mehr gefordert und ist damit auch die engagierteste Darstellerin im ganzen Film. Denn die anderen wussten wohl schon beim Lesen, wie der Film wird: Total langweilig.
Und somit kommen wir auch schon zum großen Problem des Films. Er hat kein Konzept. Während am Anfang noch beschrieben wird, wieso Rachel so geeignet als Kandidatin für den Mossad war, wird ihre eigentliche Tätigkeit dann sehr lasch angerissen. Letztendlich kommt eigentlich nur heraus, dass sie trotz allem immer noch versucht ihren eigenen Kopf durchzusetzen, was ihr Ende für die Mission bedeutet. Trotzdem soll sie wahllos noch einzelne Menschen beschatten oder mal eben Bomben in den Iran schmuggeln. Diese Schmuggelszene ist letztendlich auch die einzige, die wirklich unter die Haut geht und den Zuschauer zumindest für fünf Minuten den Atem anhalten lässt. Aber auch hier wird das ganze wieder mit einer Fast-Vergewaltigung übertrieben. Ansonsten erfährt man weder Rachels Beweggründe, noch etwas über ihre Gedanken, weswegen der Film als Charakterstudie durchfällt. Man erfährt nicht, warum ihre Vorgesetzten Entscheidungen treffen und was der Hintergrund des ganzen ist. Es ist also kein Film über politische Verstrickungen in der Spionage. Und als hochspannender Spionage-Thriller fällt er komplett durch, weil er in einem gemächlichen Tempo erzählt wird, dass er mit einem Thriller erst recht nichts gemein hat.
So verlässt man am Ende das Kino und weiß nicht, was der Film einem nun sagen wollte, ist absolut gelangweilt und über das plötzliche Ende völlig irritiert. Denn nachdem gefühlt der gesamte Film die Vorgeschichte der aktuellen Ereignisse erzählt, bricht Adler genau dort mitten während einer Verfolgungsjagd ab. Im Nachhinein ein mutiger Schritt, aber auch der richtige. Denn der Film wäre durch eine Verfolgungsjagd am Ende kein bisschen spannender oder tiefgründiger geworden. Er wäre einfach nur länger und hatte mit 117 Minuten schon lange seinen Zenit überschritten.

Das Fazit

Die Agentin ist einer der langweiligsten Spionage-Filme, die ich kenne. Er hat kein Konzept, keine Tiefe und keine Handlung. Eine engagiert spielende Diane Kruger konnte daran auch nichts ändern. Dafür gibt es 03 von 10 möglichen Punkten.

Die Agentin läuft seit dem 29.08.2019 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: Fisherman’s Friends

Ein Vorwort

Als Reisewütige gibt es doch noch viele Sehnsuchtsorte auf meiner Liste. Die unendlichen Weiten der so nahen und doch so fernen Nachbarinsel Großbritannien gehören auf jeden Fall dazu. Auch der südliche Zipfel mit dem Namen Cornwall steht definitiv noch auf meiner Liste zu erkundender Regionen. Umso mehr freute ich mich, als in der Sneak ein Film über echte Cornwaller Urgesteine lief. Warum Fishermans Friends noch so viel mehr zu bieten hat, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Danny (Daniel Mays) und seine Freunde fahren für einen Junggesellenabschied in das kleine Städtchen Port Isaac in Cornwall. Die vier Londoner bringen mit ihrem Übermut so manche Dorfbewohner ein wenig auf dem Konzept. Durch Zufall sehen sie eine Gruppe Einheimischer Männer, die Chantis singen. Da sie bei einem Plattenlabel arbeiten, bringen seine Freunde Danny dazu in Cornwall zu bleiben und den Fishermans Friends einen Plattenvertrag anzubieten. Dass dies nur ein Scherz ist, ahnt dieser zu diesem Zeitpunkt nicht.

Meine Meinung

Fishermans Friends ist ein Film, der von vielen Faktoren lebt. Zum einen ist da natürlich die im Vorwort bereits erwähnte Landschaft. Schroffe Klippen, Häfen, die raue See und immer im Hintergrund die grünen Hügel Cornwalls. Allein das zu sehen ist schon eine Augenweide. Im Mittelpunkt des Films steht das kleine verträumte Dörfchen Port Isaac. Während so manch einer hier wohl gerne Urlaub machen würde, um die Seele baumeln zu lassen, treffen wir auf eine kleine Freundesgruppe aus London, die hier versuchen die Sau rauszulassen, um den Junggesellenabschied eines ihrer Freunde zu feiern. Alle vier arbeiten bei einem großen Plattenlabel und verdienen in London einen Haufen Geld, weswegen sie auch glauben, dass alle ihnen zu Füßen liegen müssten. Die Einheimischen sind von den Urlaubern jedoch eher genervt und erlauben sich gerne kleine Scherze. Auch im späteren Verlauf des Films wird immer wieder auf den Unterschied zwischen Stadt und Land eingegangen.
Der zweite Faktor sind die Charaktere. Während man am Anfang noch nicht weiß, was man von Danny halten soll, der zwischen tollpatschig, arrogant und einfach nur unsicher hin und her schwankt, schließt man die Cornischen schnell ins Herz. Sie sind zwar ein eingeschworener Verein, die kaum Einflüsse von außen an sich lassen, aber dafür zutiefst sympathisch.
Der dritte Faktor sind die Chantis. Denn während mir ein paar durchaus bekannt waren, hab ich auch Neu entdeckt. Zumal es hier eben nicht um die große Rockband oder den großen Sänger und ihren Durchbruch ging – sowie wir es gerade mit Bohemian Rhapsody und Rocketman gefeiert haben – sondern es geht um eine kleine Gesangsgruppe, die es fernab des großen Trubels trotzdem geschafft hat.
Und so ist Fishermans Friends einfach ein zutiefst sympathischer Film, der am Ende natürlich nicht ohne den großen Dramawendepunkt auskommt, dem man dieses kleine Manko aber verzeiht. Denn letztendlich verleiht er einen zum Fernweh nach Cornwall und schafft es ganz dezent gute Laune zu versprühen. Es sind eben diese kleinen Filme, die die Filmlandschaft so vielseitig macht und auch abseits von großen Blockbustern einfach funktionieren.

Das Fazit

Fisherman’s Friends ist ein sympathischer kleiner Film über eine Chantis singende Fischergruppe, mit einer Menge Heimatgefühl, aber eben auch dem Fernwehfaktor. Für den gute Laune Faktor einfach einmal ansehen! Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

Fisherman’s Friends läuft seit dem 08.08.2019 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: Greta

Ein Vorwort

Wer auch immer das Kinoprogramm in meinem Heimkino plant, mit dem würde ich gerne einmal ein ernstes Gespräch über die Kinoplanung führen. Mal ganz abgesehen von der grauenhaften Filmauswahl teilweise, aber auch wer die Idee hatte Cinemathek und Cinesneak auf den gleichen Termin zu legen. So hatte ich nun die Qual der Wahl endlich die Frau des Nobelpreisträgers zu sehen oder mich in der Sneak überraschen zu lassen. Ich überließ die Wahl letztendlich meiner Begleitung und es wurde sich für die Sneak entschieden. Ob Greta nun die bessere Wahl war oder ob ich die Entscheidung nicht in die Cinemathek gegangen zu sein, bereue, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Frances (Chloe Grace Moretz) findet in der U-Bahn eine Handtasche. Anstatt den Rat ihrer Mitbewohnerin zu befolgen, das Geld zu nehmen und die Tasche zu entsorgen, will sie die Tasche der rechtmäßigen Besitzerin zurückgeben. Diese stellt sich als die freundliche Greta (Isabelle Humpert) raus, die ihren Mann und Tochter betrauert und sich über Gesellschaft freut. Doch schnell merkt Frances, dass mit Greta etwas nicht stimmt. Nachdem sie den Kontakt abbricht, wird Greta zur erbitterten Stalkerin, die vor nichts zurückschreckt.

Meine Meinung

Chloe Grace Moretz war vor ein paar Jahren der absolute Senkrechtstarter. Man konnte sie von der Leinwand kaum noch wegdenken. Nachdem sie in „Wenn ich bleibe“ mich noch verzaubern konnte, war ich schnell von ihrer gleichbleibenden Spielart schnell gelangweilt. So konnte sie mich in The Equalizer nicht mehr begeistern und ab Dark Places und Bad Neighbours 2 war ich nur noch gelangweilt und genervt von ihr. Nun stand der nächste Film mit ihr an. Hatte sie sich endlich weiterentwickelt? Die Antwort ist: ein wenig. Ihre Mimik weist ein wenig mehr Spielraum auf und sie konnte auch ein paar neue Emotionen zeigen, allerdings bei weitem noch nicht genug für diese Rolle. Dennoch hat sie mich nicht mehr vollständig genervt.
Ihr an der Seite spielt Isabelle Huppert. Leider habe ich auch mit Madame Huppert so meine Schwierigkeiten. Das liegt hier allerdings nicht an ihrem Schauspiel, das tadellos ist. Vielmehr ist hier das Problem, dass ich ihr Gesicht nicht mehr von ihrer Rolle in Elle gelöst kriege. Ein Film über Vergewaltigung mit dem ich noch immer so meine Probleme in der Darstellung habe. Und so habe ich ihre Rolle in Elle noch im Hinterkopf und sehe sie nun in der Rolle einer Soziopatin.
Schlechte Voraussetzungen für Greta, denn beide Hauptdarstellerinnen sind mir schon zu Anfang unsympathisch. Doch was kann der Film nun wirklich, versucht man mal die persönlichen Befangenheiten außen vor zu lassen. Auch hier bin ich etwas zwiegespalten. Denn Greta kommt mit einem aufbauenden ersten Teil und einem sehr starken zweiten Teil daher. Erst der dritte Teil geht dann wieder zu weit und schwächt den Film wieder ab. Aber langsam und der Reihe nach.
Im ersten Teil lernen Francis und Greta sich kennen. Francis findet die Handtasche und bringt sie zu ihrer Besitzerin. Schnell hat sie Mitleid mit der einsamen Witwe, dessen Tochter angeblich in Paris studiert und sich selten meldet. Da Francis den Tod ihrer Mutter noch nicht verwunden hat, flüchtet sie sich in die Mutterrolle, die Greta ihr geben kann. Hier ist die Stimmung ruhig und es hätte ein ganz normales Drama über Verlust und Trauer werden können. Das ändert sich dann zu Beginn des zweiten Teils, als Francis plötzlich eine Entdeckung macht und sich von nun an versucht von Greta fern zu halten. Diese sieht das leider gar nicht gern und entwickelt sich zur Stalkerin, die ihr und ihrer Mitbewohnerin ständig auflauert und ihr versucht ihre Nähe aufzuzwingen. Versuche von der Polizei Hilfe zu erhalten, schlagen fehl. Hier entwickelt der Film eine unglaubliche Stärke, weil er mit einer Grundangst der Menschen spielt. Letztendlich reich Gretas Anwesenheit irgendwo, um die Stimmung merklich abzukühlen. Hier wird erfolgreich mit der Frage gespielt, was man in so einer Situation machen kann und wie man damit umgehen soll. Hierfür hätte es bestimmt viele gute Endszenarien gegeben. Ich hätte dafür genug Vorschläge. Leider wurde keiner davon genutzt, sondern der dritte Teil gedreht. Hierzu möchte ich aus Spoilergründen nicht allzu viel sagen. Nur so viel: Hier wird die Stimmung der untergründigen Bedrohung aus dem zweiten Teil komplett zunichte gemacht und durch keine neue Spannung ersetzt. Denn jetzt passieren einige sehr vorhersehbare Dinge und die Charaktere verhalten sich wie in den meisten Horrorfilmen, was noch nie besonders klug war.

Das Fazit

Greta ist ein Film, der viel Potential hatte und auch gerade im Mittelteil eine bedrohliche Spannung erzeugt, die vor allem von Hupperts Spiel kommt. Dies wird im finalen Teil aber komplett über den Haufen geworfen und so gibt es nur 05 von 10 möglichen Punkten.

Greta läuft ab dem 16.05.2019 in den deutschen Kinos.