Ein Vorwort
Wenn ein deutscher Film ohne die Standartschauspieler in die deutschen Kinos kommt, werde ich ja doch schon mal hellhörig. Der Trailer sah dann zwar nach einer 08/15-Komödie aus, aber mal mit einem neuen Ansatz und eigentlich wollte ich nur ein bisschen was zum Lachen haben. Ob ich das bekommen habe, erfahrt ihr in meiner Kritik.
Die Handlung
Der Portfoliomanager Oliver (Tom Schilling) landet nach einem riskanten Überholungsmanöver und einem daraus resultierenden Unfall mit einer Querschnittslähmung in einer Reha-Klinik. Dort versucht er trotz Rollstuhl sein bisheriges Leben fortzuführen. Auf der Suche nach W-Lan trifft er auf die Behinderten-WG „Die Goldfische“. Nachdem er erfährt, dass sein Schwarzgeld in der Schweiz durch die Finanzbehörde bedroht ist, überredet er die WG zu einer Kamel-Therapie in der Schweiz, damit er auf diesem Weg sein Geld heimlich über die Grenze bringen kann. Doch bei diesem Ausflug geht allerlei schief.
Meine Meinung
Am Anfang eines Films über Behinderte steht meist die Frage, wie realistisch werden die Behinderungen dargestellt und wird damit respektvoll umgegangen. Bei einer Komödie kommt noch die Frage hinzu: Darf man über Behinderte Witze machen? Die Antwort ist für den Film ganz einfach: Ja, darf man, solange respektvoll mit den Behinderungen umgegangen wird.
Und genau das schafft die Goldfische. Denn zunächst wird mit Portfoliomanager Oliver zum einen der Protagonist vorgestellt, aber gleichzeitig auch ein Charakter ohne normale Moralvorstellungen. Für ihn zählt nur Geld und Profit, die Menschen um ihn herum sind ihm scheißegal. Diese Grundeinstellung behält er lange Zeit bei. Doch nach und nach merkt man immer mehr eine Veränderung an ihm. Diese Wendung in der Geschichte ist zwar sehr vorhersehbar, passt aber wunderbar in den Film. Doch gerade am Anfang ist er eben auch ein Charakter, der nicht um Political Correctness bemüht ist. Seine ersten Begegnungen mit der Behinderten-WG sind daher lustig, auch wenn nicht jede Aussage angebracht wäre. Gerade dafür ist ja wieder seine Charakterwendung fast notwendig, um am Ende die Witze auf eine andere Ebene zu heben. Am Anfang ertappt man sich selbst teilweise dabei, wie man bei noch etwas unangebrachteren Witzen lacht, obwohl man sich selbst für toleranter hält. So hält Die Goldfische einem noch einmal geschickt den Spiegel vor.
Gleichzeitig schafft der Film es aber dem Zuschauer das Thema Behinderung und den Umgang damit noch einmal näher zu bringen. Gerade in der Szene, in der die blinde Magda Oliver erklärt, dass sie regelmäßig klauen kann, weil niemand eine Blinde verdächtigt, ertappt man sich selbst dabei, wie man genau das gleiche denkt. Niemand würde es wagen einer Blinden im Supermarkt eine Straftat, wie Diebstahl, zu unterstellen. So hat auch wieder die eigene Toleranz Grenzen.
Über den guten Umgang mit dem Thema Behinderung ist Die Goldfische aber dann doch genau der Klamauk, der im Trailer angekündigt wurde. Und selbst, wenn die Handlung jetzt nicht so bombastisch ist und auch sehr vorhersehbar in der Charakterentwicklung, so macht der Film einfach Spaß. Eine gute Gelegenheit einfach mal das Gehirn abzuschalten und die Gags auch sich wirken zu lassen. Zwar zündet nicht jeder Witz gleich gut, aber der Film weiß eine hohe Gagdichte auf, so dass dies kaum auffällt.
Das Fazit
Die Goldfische ist ein typischer Klamauk-Roadmovie, der gerade dann überzeugt, wenn er sich weit aus dem Fenster lehnt und die Political Correctness ein bisschen außer Acht lässt. Trotzdem wird respektvoll mit dem Thema Behinderung umgegangen. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.
Die Goldfische läuft seit dem 21.03.2019 in den deutschen Kinos.
Wenn Tom Schilling dabei ist, kann so ein Film ja schon mal gar nicht so schlecht sein…
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