Ein Vorwort
Im Jahr 2000 verlor Russland eines ihrer Atom-U-Boote, die Kursk. Während sich meine Kollegin sofort an den Namen erinnern konnte, als ich ihr von dem Film erzählte, sagte mir der Name tatsächlich gar nicht – ich war 2000 eben doch noch in einem Alter, wo Nachrichten überhaupt nicht interessierten. Doch auch mein Lebensgefährte, der mit mir im Kino saß, konnte sich schnell an den Namen erinnern. Und leider auch, wie die Geschichte ausging, was er mir sofort erzählen musste. Ob Kursk trotzdem Spannung aufbauen kann, erfahrt ihr in meiner Kritik.
Die Handlung
Der russische Kapitänleutnant Mikhail Averin (Matthias Schoenaerts) nimmt mit seiner Crew an einem Manöver der Nordflotte teil. Mit dabei haben sie einen neuen Torpedo, den sie stark unter Beobachtung halten müssen. Als dieser jedoch sehr schnell überhitzt, kommt es zu einer großen Explosion, die die Kursk sinken lässt. Nach einer zweiten Explosion warten noch gut zwei Dutzend Überlebende auf die Rettung. Doch Russland hat Probleme ihre Männer selbst zu retten und lehnt internationale Hilfe strikt ab.
Meine Meinung
Mit Matthias Schoenaerts hat Kursk einen charismatischen Schauspieler, der zuletzt in Produktionen, wie The Danish Girl oder Suite Francaise durch seine markanten Gesichtszüge auffiel. Leider hat er sich für mich mit genau diesen Produktionen in die Rolle des tragischen Helden manövriert, so dass er mir auch in Kursk wenig neue Facetten zeigte, bzw. mir von vornherein klar war, worauf die Rolle hinsteuerte. Etwas überraschter war ich einen Matthias Schweighöfer in dieser Produktion vorzufinden, der aber auch mit allgemeinem Gestöhne wahrgenommen wurde – er taugt halt nicht besonders als Charakterschauspieler. Dennoch kann Kursk durchaus mit einem respektablen Cast punkten, geben sich hier doch Schauspielgrößen, wie Colin Firth (The King’s Speech), Peter Simonischek (Toni Erdmann) und Max von Sydow (Minority Report) die Klinke in die Hand.
So sieht das Grundszenario aus, die Männer der Kursk feiern kurz vorm Auslaufen noch Ausgiebig Hochzeit, nach russischer Manier natürlich mit sehr viel Wodka. Doch damit hält sich der Film wenig auf und schon geht es auf große Fahrt. Auch ohne den Hinweis zu meiner rechten über den Ausgang der Tragödie, merkt man schnell, dass die geplante Fahrt nicht gut ausgehen kann. Und genau so kommt es auch. Nun fährt der Film dreigleisig. Zum einen geht es um die Überlebenden Männer auf der Kursk, die verzweifelt versuchen den Sauerstoff zu sichern, den Wasserfluss zu stoppen und gleichzeitig auch noch nicht zu erfrieren. Dann geht es um die Rettungsmaßnahmen. Die werden zum einen aus russischer Sicht präsentiert. Hier sieht man General Gruzinsky verzweifelt mit mangelhaften Mitteln Rettungsmissionen planen. Dem gegenüber steht eine bestens ausgestattete Royal Navy und die norwegische Flotte, die sich schnell zusammengetan haben, um Hilfe anzubieten. Diese Hilfe wird jedoch von russischer Seite abgelehnt. Als dritte Handlungsposition gibt es noch die Frauen und Eltern der Kursk-Besatzung. Diese bekommen lediglich unwichtige Informationen zugespielt und müssen sich mit Hinweisen und Gerüchten zufrieden geben.
Grundsätzlich ist Kursk ein Film, der selbst auf dem beengten Raum eines U-Bootes mit guten Bildern punkten kann. Grundsätzlich ist der Film auch spannend. Man versucht mit den Männern selbst bei bekanntem Ausgang mitzufiebern, man trauert mit den Frauen und man schüttelt den Kopf über die Entscheider an der Oberfläche, die einfach die benötigte Hilfe nicht annehmen. Leider ist der Film verpackt in diesem typischen Tragödienfilm, den man schon einmal zu viel gesehen hat. Er bietet keine neuen Elemente und verliert sich mit einer Spiellänge von 117 Minuten leider einmal zu oft, um wirklich auf den Punkt zu kommen. Da kommen auch keine hochmotivierten Darsteller gegen an. Die Produktion, die ausnahmsweise nicht aus den USA kommt, sondern eine Koproduktion Belgiens, Frankreichs und Norwegens ist, hält sich zu sehr an die typischen Charaktere, der tragische Held tritt hier ebenso auf wie der resignierende General.
Das Fazit
Tragische Geschichte trifft auf viele richtige Ansätze, schafft es aber am Ende nicht sich aus dem bekannten Schema zu befreien und holt so den Zuschauer nicht richtig ab. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.
Kursk läuft ab dem 11.07.2019 in den deutschen Kinos.
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