Ein Vorwort
Mit Hilfe von E-Mails die große Liebe finden? Erinnert in den Grundzügen sehr an E-Mail für dich, ein Film mit Meg Ryan und Tom Hanks aus den 1990er Jahren. Doch in der modernen Welt scheint diese Kommunikationsform doch nur noch für geschäftlichen Schriftverkehr genutzt zu werden. Dennoch spielt genau dieses Grundprinzip in Vanessa Jopps neustem Film eine wichtige Rolle. Wie Gut gegen Nordwind es schafft sich von Filmen mit ähnlichem Grundprinzip abzuheben, erfahrt ihr in meiner Kritik.
Die Handlung
Leo (Alexander Fehling) ist Linguist und führt eine On/Off-Beziehung mit Marlene (Claudia Eisinger). Als es wieder einmal zu einer Trennung kam, kommt eine E-Mail von Emma (Nora Tschirner). Diese wollte ein Abonnement kündigen, hatte aber einen Tippfehler drin. Es folgt ein erster Schriftverkehr, der immer privater wird. Doch Emma ist verheiratet.
Meine Meinung
Ich kann gut verstehen, warum einige Gut gegen Nordwind nicht mögen werden. Gerade die Fans von großen Romanzen werden hier ihr Glück nicht finden. Denn Gut gegen Nordwind erzählt eine sehr subtile Geschichte, die von ihren großartigen Hauptcharakteren lebt. Es gibt aber keine tränenreichen Dialoge darüber, wie sehr die beiden sich lieben, es gibt kein großes Kennenlernen über die E-Mails hinaus, es gibt kurzum nicht die typischen Handlungsverläufe.
Die größte Schwierigkeit des Films dürfte sein, dass viele der Dialoge nur schriftlich erfolgen. Dennoch mussten diese spannend und immer wieder neu eingearbeitet werden. Hierbei war es wichtig zwei gute Schauspieler zu casten, die durch ihre Mimik den Zuschauer auch dann fesseln können, wenn sie eigentlich gerade nur in ihrem Laptop gucken.
Mit Alexander Fehling und Nora Tschirner ist ihnen genau das gelungen. Beide schaffen es ohne große Gesten oder überbordener Mimik die Zuschauer sofort in ihren Bann zu ziehen. Der erste Teil des Films konzentriert sich größtenteils auf Leo, der an seiner on/off-Beziehung mit Marlene scheitert und sich immer mehr an den E-Mails mit Emma festklammert, um seinen Liebeskummer zu überwinden. Er wird schnell so süchtig nach den Mails, dass er selbst bei einem realen Date flüchtet, um antworten zu können. Der Film ist schon ein ganzes Stück fortgeschritten, als wir das erste Mal Emma wirklich sehen und nicht nur über ihre Mails. Wir lernen ihren Alltag kennen und auch ihren Ehemann. Dieser Fakt überrascht Leo dann wohl ebenso wie den Zuschauer, vor allen da Emma betont, glücklich verheiratet zu sein. Die Realität lässt dann an der Aussage doch etwas zweifeln, denn sie ist die zweite Frau ihres Mannes und damit Stiefmutter zweier Kinder. Während sie mit den Kindern durchaus gut umgeht, ist ihr Mann deutlich älter und ein erfolgreicher Dirigent, der kaum Zeit für seine Familie hat.
Diese beiden Menschen, die irgendwo mitten im Leben und irgendwo doch an einem Scheideweg stehen, finden sich gerade zur rechten Zeit und fangen an sich auch privatere Dinge zu erzählen. So ist der Film herrlich unaufgeregt, versteht es aber trotzdem den Zuschauer in jeder Szene abzuholen und eine gewisse Spannung aufzubauen.
Das Fazit
Gut gegen Nordwind ist eine gelungene Verfilmung eines E-Mailromans mit hochmotivierten Darstellern und einer unaufgeregten Handlung. Fans klassicher Liebesfilme dürften hier weniger auf ihre Kosten kommen, doch wenn man ihm eine Chance gibt, entfaltet er seinen ganzen Charme. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.
Gut gegen Nordwind läuft seit dem 12.09.2019 in den deutschen Kinos.
Ich glaube der springende Punkt ist, ob man sich von den cleveren Mails anstecken lässt. Dann mag man den Film sicher, auch weil er keine stereotypische Romanze ist. Ich mochte den sehr
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