Ein Vorwort
Das Prinzip der Zeitschleife hat sich seit „Und täglich grüßt das Murmeltier“ immer mehr durchgesetzt und ist inzwischen in allen möglichen Varianten ausprobiert worden. Nun hat es auch der deutsche Film entdeckt und gleich in die nächste romantische Komödie gesteckt. Warum die Umsetzung leider nicht so richtig funktioniert, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung
Zazie (Alicia von Rittberg) erhält kurzfristig eine Einladung zu der Hochzeit von Philipp (Tim Oliver Schultz) und Franziska (Emilia Schüle). Während Philipp in ihrer Kindheit Zazies bester Freund war, erinnert sie sich an Franziska als Sadistin. Also überredet sie ihren Mitbewohner Anton (Edin Hasanović) sie auf die Hochzeit zu begleiten. Durch sehr viel Alkohol verwandelt Zazie die Hochzeit jedoch in ein Desaster. Zum Glück wacht sie jeden Tag wieder am gleichen Morgen auf. Doch was ist ihre Aufgabe, um aus dieser Zeitschleife zu erwachen?
Meine Meinung
1993 lief „Und täglich grüßt das Murmeltier“ in den Kinos an. Seitdem hat sich am Prinzip der Zeitschleifenfilme wenig geändert. ProtagonistIn erlebt den gleichen Tag immer und immer wieder, bis sie das Geschehen richtig abgeändert hat und endlich am darauffolgenden Tag aufwachen darf. Nachdem das Murmeltier als romantische Komödie gut ankam, wurde das Prinzip auch in anderen Genres versucht. So konnten beispielsweise Edge of Tomorrow im Sci-Fi-Action Bereich und Happy Deathday im Horrorfilmgenre das Prinzip gelungen umsetzen.
Wenn man schon am Grundprinzip und -ablauf nichts ändert, dann muss wenigstens die Geschichte irgendwo interessant und spannend bleiben. Und genau hier liegt das große Problem an Hello Again. Er verliert den Zuschauer sehr schnell und kann ihn nicht mehr zurückgewinnen. Aber fangen wir am Anfang an. Das Szenario ist schnell klar. Zazie wacht jeden Morgen auf, kommt verspätet auf der Hochzeit an, kann sie also nicht mehr verhindern und verhält sich dann total daneben. Anton wird eigentlich immer nur mit in die Katastrophe reingezogen und kann einfach nicht Nein sagen. Zazie erhält immer mehr Informationen und versucht auf alle möglichen Arten die Hochzeit noch zu verhindern. Doch während die Möglichkeiten, wenn man sie kurz zusammengefasst erzählt, durchaus Potential haben und für viele Lacher hätten sorgen können, verlieren sie leider durch die Länge einzelner Szenen diese Kraft und sorgen nur ab und an für einen müden Lacher. Obwohl der Film mit 92 Minuten kurz und knackig erzählt wirkt, fühlt er sich einfach sehr lange an.
Das könnte auch daran liegen, dass man zu keinem der Charaktere eine wirkliche Bindung aufbaut. Von Rittbergs Zazie ist ein komplettes Wrack und zeigt das auch in jeder Szene. Ihre Abneigung gegenüber Beziehungen und Hochzeiten wird anhand einer kurzen Einleitung mit ihren immer streitenden Eltern versucht zu erklären, was aber auch nur bedingt funktioniert. Hinzu kommt, dass man sich mitunter bei ihrer dauerhaft brüchigen Stimme, was nicht immer passend ist, leider eine geübte Synchronsprecherin gewünscht hat und das für einen deutschen Film. Dabei hat von Rittberg eigentlich mehrfach bewiesen, dass sie durchaus starke Rollen spielen kann (Ballon, Herz aus Stahl, Verräter wie wir). Auch ihr Gegenpart, die Braut Franziska, wird nur als arrogantes Biest dargestellt, wogegen Emilia Schüle in ihrem Spiel auch wenig versucht anzugehen.
Lediglich die beiden Herren im Spiel Bräutigam Philipp und Mitbewohner Anton versuchen noch die Sympathien der Zuschauer durch ihre „Eigenheiten“ auf sich zu ziehen, sei es der Ordnungstick des Bräutigams oder die Narkolepsie des Mitbewohners.
Die Auflösung des Ganzen ist dann halt auch genau das, was der geübte Zuschauer von Anfang an vorhergesehen hat. Absolut kein Überraschungseffekt, der das Ende vielleicht doch noch ein bisschen spannender gemacht hätte.
Kurzum der Film hangelt sich am altbekannten Schema entlang, punktet zwischendurch ein bisschen durch Ideen, schafft es aber nicht die pointiert genug darzustellen, so dass sich der Film ziemlich zieht und verliert die Punkte dann wieder durch ein einfallsloses Ende und nervige Charaktere.
Das Fazit
Hello Again schafft es leider nicht sich vom Altbekanntem zu lösen und setzt die eigenen Ideen langatmig um, so dass er weder wirklich lustig noch wirklich spannend ist. Mit kürzeren Szenen hätte es vielleicht noch funktionieren können. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.
Hello Again läuft seit dem 17.09.2020 in den deutschen Kinos
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