Ein Vorwort
Der Dracula-Stoff ist ja schon mehrfach in verschiedenster Form umgesetzt worden. Dennoch bin ich bei Neuverfilmungen immer wieder gespannt, ob nicht doch noch ein neuer Ansatz gefunden werden kann, der neuen Schwung in das Material bringt. Und was soll ich sagen ein overactenden Nicholas Cage als der Graf, war schon Grund genug für den Film. Warum mich Renfield auch darüber hinaus nur begeistern konnte, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung
Robert Montague Renfield (Nicholas Hoult) sucht sich eine Selbsthilfegruppe für toxische Beziehungen. Dort fühlt er mit den anderen mit, verschließt sich aber selbst. Denn seine Abhängigkeit ist anders. Er ist der Diener von niemand geringerem als Graf Dracula (Nicolas Cage). Doch als er bei der Beschaffung von Blut für seinen Meister auf die Polizistin Rebecca (Awkwafina) trifft, nimmt er sich wirklich vor sein Leben zu ändern. Doch das ist gar nicht so einfach.
Meine Meinung
Wie viel Splatter darf es sein? Das beantwortet Renfield mit einem sehr lautem Ja! Die Mengen an Kunstblut, die hier fließen sind wirklich beeindruckend und man sollte vorab auf jeden Fall wissen, worauf man sich einlässt. Aber Renfield ist deutlich mehr als das!
Denn zunächst lernen wir Renfield kennen, seine Geschichte, was aus den Büchern bekannt ist (auch wenn hier ein paar Personen miteinander verschwimmen, wenn ich mich an Bram Stokers Buch richtig erinnere), und die Weiterentwicklung in die heutige Zeit. Und hier kommt die Genialität des Films und warum ich ihn unbedingt sehen wollte: Er schafft eine Analogie zu einer toxischen Beziehung, in dem er Renfield immer wieder zu einer Selbsthilfegruppe gehen lässt. Dabei schafft er es auch, dass die Geschichten der anderen Teilnehmenden in keiner Weise runtergespielt werden oder als lose Lacher genutzt werden. Stattdessen wird mit dem Thema toxische Beziehung sehr respektvoll umgegangen, es wird auf die Stadien eingegangen und warum es so schwer ist, aus ihnen auszubrechen. Und um das Ganze aufzulockern, wird dies eben auf Renfiel und Dracula übertragen.
So versucht sich Renfield aus eben dieser zu befreien und kämpft doch mit sich und seinem Gewissen. Er liebt die Stärke, die Dracula ihm gibt, aber er sucht ein unabhängiges Leben. Neben dieser schon sehr starken Geschichte, haben wir dann noch die Geschichte von Rebecca, die versucht einer kriminellen Bande dem Tod ihres Vaters nachzuweisen. Dabei trifft sie auf Renfield, der sich ungewollt mit eben dieser Gang angelegt hat. Sie tun sich zusammen, was nebenbei noch eine sehr coole Liebesgeschichte einfließen lässt. Keine Angst, sie ist sehr dezent und nimmt nicht so viel Platz ein, harmoniert aber gut mit der restlichen Geschichte.
So ist Renfield in erster Hinsicht eine Horrorkomödie. Das Actionlevel ist sehr hoch und sorgt für viele Splattereinlagen, die zusätzlich nochmal für eine gute Portion Humor sorgen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Sehen und es waren gerade die kleinen Details, die mir den Film nachhaltig versüßt haben.
Das liegt auch an dem sehr gegenteiligen Spiel der beiden Nicholase. Während Nicholas Cage seinen Dracula im absoluten overacting widergibt, was hier aber erstaunlich gut passt und ein weitere Grund ist, warum ich den Film so unbedingt sehen wollte, ist es gerade Nicholas Hoult mit seinem dazu sehr dezentem Schauspiel. Hier beweist er wieder einmal, wie viel er allein über kleine Änderungen der Mimik zu vermitteln weiß. Irgendwo dazwischen ordnet sich Awkwafina ein, die ihren typischen Schauspielstil teilt, der hier allerdings erstaunlich gut passt. Und sie ist mal mehr als nur der lustige Sidekick, was sie bisher leider viel zu selten zeigen durfte.
So ist Renfield mit seinen gerademal 94 Minuten ein absolut runder und stimmiger Film. Es wird alles erzählt, ohne gehetzt zu wirken und vor allem gab es keine unnötige Handlung, um die Länge auf die sonst meist angepeilten 120 Minuten zu strecken. So ist der Film gleichzeitig kurzweilig und tiefgründig und bietet für viele Geschmäcker etwas.
Das Fazit
Renfield vereint gekonnt Horror, Action, Splatter, Komödie und eine erstaunlich gute Darstellung einer toxischen Beziehung und spricht damit zeitgleich ein wichtiges Thema an und schafft es doch für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen. Mit vielen kleinen schönen Details geschmückt, ist Renfield einer dieser Filme, die es inzwischen viel zu selten im Kino gibt. Dafür gibt es 09 von 10 möglichen Punkten.
Renfield läuft seit dem 25.05.2023 in den deutschen Kinos
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