Caveman

Ein Vorwort

Niemand:
Absolut Niemand:
Deutsches Kino: Hier ein Film über Geschlechterklischees, die längst überholt sind, mit Erklärungsversuchen, die wissenschaftlich längst widerlegt sind
Warum Caveman ein reiner Film zum Fremdschämen ist, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag

Die Handlung

Bobby (Moritz Bleibtreu) erzählt nach einem Streit mit seiner Freundin bei einem Stand-up Event, wie es dazu kommen konnte. Dabei durchleuchtet er die Probleme, die in der Kommunikation zwischen Männer und Frauen entstehen können. Er trifft auf seinen inneren Höhlenmenschen, der ihn auf die Evolution und den Unterschied zwischen Jäger und Sammlerinnen aufmerksam macht.

Meine Meinung

Es muss so 2018 gewesen sein, als ich mit meinem Mann in das Bühnenstück Caveman ging. Auch damals war die Geschichte schon längst überholt und die geäußerten Theorien längst widerlegt. Aber die Ein-Mann-Show war sympathisch gestaltet, kreativ rübergebracht und es war einfach was zum Schmunzeln. In manchen Sachen hat man sich doch irgendwie wiedergefunden, in anderen gar nicht. Dass das Stück erstmals bereits in den 1990er Jahren aufgeführt wurde, merkte man, störte an diesem Abend aber nicht. Warum im Jahr 2023 (bzw. ist der Film schon länger abgedreht, aber immer wieder verschoben worden) noch jemand auf die Idee kam, daraus müsste man unbedingt einen Film machen, erschließt sich mir nicht.
Doch es wird leider nur schlimmer. Nachdem die Trailer schon eher peinlich aussahen, hatte ich doch das Bühnenstück noch in guter Erinnerung und ging daher doch in den Film. Keine Minute nach Beginn schlug ich mir schon das erste Mal gegen den Kopf. Das hätte der Hinweis sein sollen, schnellstmöglich das Kino wieder zu verlassen. Doch ich blieb und erhielt 100 Minuten voller Peinlichkeiten, Klischees, und einfach einen so unsympathischen Typen als Protagonist, dem man einfach nur das Scheitern der Beziehung wünscht, damit seine Freundin endlich was Besseres finden kann.
Aufgebaut wird das Ganze als Stand-up Show und arbeitet von da an mit Rückblenden. Die Ausgangsfrage ist, wer den Protagonisten für einen Arsch hält. Hier gibt es wohl niemanden, der sich nicht meldet. Leider ist dies auch am Ende des Films noch so, weswegen hier wohl alles schief läuft, was in Sachen Charakterentwicklung schief laufen kann. Protagonist ist ein Mann, der unaufmerksam seiner Frau gegenüber ist, grundsätzlich mit seinem Leben unzufrieden und dies an ihr auslässt. Das versucht er mit gestellten Witzen und pseudowissenschaftlichen Erklärungen zu rechtfertigen. Dem Film ist hier nichts zu schade, inklusive der namensgebenden Reise in die Vergangenheit zu den Höhlenmenschen („Cavemen“), wo die Ursache für all sein Verhalten liegen soll. Das dies wissenschaftlich schon lange widerlegt ist, ist dem Film hier sehr egal. Mit dem Nachbarn, gespielt von Wotan Wilke Möhring, soll wohl ein Gegenpol geschaffen werden, aber dafür bleibt die Rolle zu blass und bekommt zu wenig Screentime, als dass man hier irgendeine richtige Aussage draus ableiten könnte.
Auch schauspielerisch ist der Film leider durchgefallen. Moritz Bleibtreu bringt absolut null Emotionen rüber, was seinem unsympathischen Charakter leider nur noch mehr Minuspunkte einbringt. Laura Tonke als Freundin, spielt zwar in Ordnung, kommt aber auch nicht gegen das grottige Drehbuch an. Martina Hill als Nachbarin und beste Freundin bleibt leider auch sehr blass im Spiel. Hier merkt man, dass ihr die kurzen Comedy-Sketche viel eher liegen, als großes Schauspiel. Auch Gastauftritte von Thomas Hermanns und Guido Maria Kretschmer helfen dem Film nicht mehr in der Sympathie zu steigen.
Für eine Komödie ist es wohl ein schlechtes Zeichen, wenn der komplette Kinosaal nicht ein einziges Mal lacht. Das zeigt aber auch nur wieder, dass das Bühnenstück einfach nicht in Filmform hätte gepresst werden dürfen. Der Film ist langatmig, voller Fremdschammomente, überhaupt nicht lustig und funktioniert vorne und hinten nicht.

Das Fazit

Caveman ist eine Aneinanderreihung von Fremdschammomenten, erzählt eine langweilige Geschichte über einen unsympathischen Protagonisten voller Klischees, die so nicht mal mehr zutreffend sind und garniert das Ganze mit schlechtem oder halbherzigem Schauspiel. Dafür gibt es 02 von 10 möglichen Punkten.

Caveman läuft seit dem 26.01.2023 in den deutschen Kinos

Werbung

Massive Talent

Ein Vorwort

Mit Blackpink als Trailermusik hatte mich der Film direkt. Auch der Rest sah spannend aus, aber auch so, dass es nach hinten losgehen könnte. Warum Massive Talent fast ein Geheimtipp ist, erfahrt ihr in dem heutigen Beitrag.

Die Handlung

Nic Cage (Nicolas Cage) scheint mit seiner Schauspielkarriere am Ende zu sein. Da bekommt er von einem reichen Fan das Angebot von einer Million Dollar, wenn er zu dessen Geburtstagsfeier auf Mallorca erscheint. Unterwegs schaltet sich die CIA ein, denn Javi (Pedro Pascal) soll der Kopf eines Kartells sein. Nic wird ungewollt zum Agent.

Meine Meinung

Nicolas Cage Karriere ist ein absolutes auf und ab. Während ich die meisten Filme gar nicht gesehen habe, ist mir wohl eher noch die Community Folge, wo Filmfan Abed eine Analyse darüber abgibt, in Erinnerung geblieben. Dennoch reizte mich allein der Trailer, um den Film eine Chance zu geben, rechnete allerdings mit dem Schlimmsten. Bekommen habe ich eine absolut faszinierende Hommage an den Film, ans Schauspielersein und das ganze verpackt in einer gelungenen Komödie.
Doch fangen wir vorne an. Zunächst wirkt der Film abgedreht und fernab einer Komödie. Hier schienen sich meine Befürchtungen zu bestätigen. Doch schon kurz darauf, sobald Cage Richtung Mallorca reist, um Javi zu treffen, wendet sich der Film komplett. Die Handlung rund um die CIA wirkt auf einmal nur wie ein Lückenfüller für die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft und der Liebe zum Film. Okay, das ist vielleicht doch etwas übertrieben, schließlich gibt sie dem Film den nötigen Rahmen. Aber mitunter verliert sich der Film in seinen einzelnen Szenen und nimmt Elemente und Klischees aus Filmen gleichzeitig aufs Korn und spielt sie doch ganz wunderbar aus. So vereint der Film Action, Komödie und erzählt doch vordergründig die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft.
Denn gerade die Chemie zwischen Cage und Pedro Pascal ist es, was diesen Film so faszinieirend macht. Wie sie es schaffen Szenen komplett auszuspielen, ohne dabei aus der Rolle zu fallen, ist faszinierend. Aber auch ihre Charaktere entwickeln sich gut. Gerade bei Javi hatte ich die große Befürchtung, dass er sich als ein absoluter Stereotyp herausstellt. Doch meine Gebete wurden erhört und er bekommt als Charakter eine tolle Wendung und kann so bis zum Ende überzeugen. Fast ist es ein wenig schade, dass sich hier nicht getraut wurde eine queere Liebesgeschichte einzubauen, sondern es bei der Bromance und eine aus dem Hut gezauberten straighten Liebesgeschichte zu lassen. Die Vorlage dafür war da und es hätte wunderbar funktioniert.
Aber davon mal abgesehen, läuft der Film bis auf ein paar kleinere Stolperer rund und unterhält (nicht ganz) ab der ersten Minute und bis zum Ende. Gern mehr solcher mutiger Filme, aber bitte bitte keine Fortsetzung. Der Film funktioniert gerade als Einzelfilm.

Das Fazit

Massive Talent ist einer dieser kleinen Filme, bei der einfach die Kombi aus Genres wunderbar funktioniert und der durch seine beiden Protagonisten auflebt. Kleinere Stolperer und ein etwas holpriger Anfang sind da schnell vergessen und folgt eine unterhaltsame Zeit im Kino. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

Massive Talent läuft seit dem 16.06.2022 in den deutschen Kinos

Stasikomödie

Ein Vorwort

Dass die DDR gerade durch die Stasi nicht unbedingt ein schöner Ort zum leben war, haben schon einige Filme gezeigt. Das Ganze jetzt noch einmal als Komödie zu verpacken, war noch einmal ein Ansatz, der mich interessierte. Wie das in Leander Haußmanns verpackt wurde, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung

Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf/David Kross) lässt sich von seiner Familie überreden Einsicht in seine Stasiakte zu nehmen. Dabei erinnert er sich an die 1980er Jahre, wo er von der Stasi in die Künstlerszene des Prenzlauer Bergs eingeschleust wurde und dort zu einem gefragten Dichter aufsteigt.

Meine Meinung

Mit Sonnenalle und NVA – beide von mir ungesehen – hat Leander Haußmann sich bereits zweimal mit der DDR-Geschichte befasst. Stasikomödie soll nun der Abschluss der Trilogie sein. Ich habe keine Ahnung, wie in den anderen Filmen an das Thema herangegangen wurde, aber hier wurde ein bunter Misch aus Ostalgie, dem bunten Treiben der Kunstszene am Prenzlauer Berg, feiner Dialogkomik und groß aufgefahrenen und überladenen Szenen, die die eigentliche Komödie ausmachen sollen. Zusammen gibt das eine ganz eigenwillige Mischung, die durchaus einen Blick wert ist, wer noch einmal einen völlig anderen Film erleben will.
Dennoch hat der Film deutliche Schwächen. Wer das Wort Komödie im Titel einbaut, schührt damit gewisse Erwartungen. Über Humor lässt sich zwar streiten, aber wirklich witzig war der Film nun nicht. Der komödiantische Anteil wird hier entweder zu subtil untergebracht oder eben in viel zu übertriebenen Szenen. Wobei mich gerade die abgeholt haben, auch wenn sie immer sehr fehl am Platz wirkten. Gerade die Abschlussszene wirkte wie aus einem ganz anderen Film.
Auch ist nicht direkt zu erkennen, welche Aussage der Film nun zur Stasi treffen will. Zwar wird sich an vielen Stellen über sie lustig gemacht, eine komplette Abrechnung mit den Methoden ist dann aber auch nicht. So schafft es der Film durch seine einnehmende Atmosphäre einen irgendwie in seinen Bann zu ziehen, lässt einen hinterher aber ziemlich ratlos zurück, was genau der Film nun aussagen wollte.
Schauspielerisch und durch eine Vielzahl an verschiedenen Charakteren ist der Film mit seiner Lauflänge von 115 Minuten nicht langweilig oder langatmig und lässt sich gut weggucken. Vor allem Henry Hübchen als Ludgers Vorgesetzter bringt eine ordentliche Portion Charme mit. Letztlich ist der Film wohl vor allem an die ehemaligen Bewohner der DDR gerichtet, die hier ein wenig in Ostalgie schwelgen können. Denen Schauplätze bekannt vorkommen und die sich einfach nochmal für eine Weile in die Vergangenheit versetzen lassen wollen.

Das Fazit

Stasikomödie ist so ein Film, von dem man nichts erwartet und wenig bekommt,  der in seiner Schlichtheit irgendwie funktioniert und gleichzeitig schnell in Vergessenheit geraten dürfte. Der von allem etwas, aber nichts richtig hat. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Stasikomödie läuft seit dem 19.05.2022 in den deutschen Kinos

Lost City

Ein Vorwort

Es gibt Trailer, die sieht man und weiß, man will den Film sehen oder eben nicht. Dann gibt es die, die einem eigentlich schon den ganzen Film verraten oder wo man schon weiß, dass die besten Szenen im Trailer verbraten wurden. Und dann gibt es den Trailer zu Lost City. Hier waren so ziemlich alle Varianten möglich. Welche davon jetzt zutreffend ist und ob Lost City auch als Film in voller Länger funktioniert, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung

Die Bestsellerautorin Loretta Sage (Sandra Bullock) kommt seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr wirklich aus dem Haus raus. Doch ihre Managerin (Da’Vine Joy Randolph) hat eine Tour zu ihrem neuen Buch arrangiert. Beim ersten Termin wird Loretta jedoch vom exzentrischen Milliardär Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe) entführt, da sie im Buch eine sehr exakte Übersetzung einer alten Sprache verwendet hat. Ihr Covermodel Alan (Channing Tatum) will ihr zur Hilfe eilen, scheint aber nicht gerade der geeignetste Kandidat zu sein.

Meine Meinung

Komödien gibt es in Hollywood wie Sand am Meer. Wirklich gute sind indess in der Masse schwer zu finden. Lost City hatte nach dem Trailer die Möglichkeit in beide Richtungen zu gehen. Denn da gab es ein paar Szenen, über die ich jedes Mal wieder lachen konnte und gleichzeitig Szenen, die mir zu viel waren. Also welche, die in die niveaulose Richtung gingen.
Letztlich ist die Tendenz des Films doch eher in die erste Richtung, auch wenn viele gute Szenen bereits im Trailer verarbeitet wurde.
So ist die Handlung an vielen Stellen vorhersehbar und auch die Grundentwicklung dürfte wohl niemand überraschen. Doch dann gibt es immer wieder kleinere Einschübe, die habe ich nicht kommen sehen. So ist beispielsweise Brad Pitts Rolle doch ganz anders, als ich erwartet hatte.
Grob zusammengefasst war wohl die Grundidee einen Abenteuerfilm in Indiana Jones Manier, aber mit einer entführten Autorin und einem Covermodel als Protagonisten. Das Ganze dann verpackt als Komödie. Im großen und ganzen funktioniert das, denn Lost City schafft es durch die Charaktere viel Situationskomik einzubringen, die zumindest mich voll abgeholt hat. Das die Handlung eher einfach gestrickt ist und sich den üblichen Klischees bedient, ist daher erst einmal zu vernachlässigen, da sie eher den Rahmen vorgibt.
In seiner Gesamtheit mit der relativ bekannten Handlung, der vielen Situationskomik und den harmonierenden Charakteren funktioniert Lost City ziemlich gut. Es ist jetzt kein Film, der einen total überrascht und vom Hocker haut, reiht sich aber eher in die guten Komödien ein, da mehr auf aufgebaute Witze gesetzt wird, als stoische One-Liner. Mit Sandra Bullock und Channing Tatum wurden auch die richtigen Schauspielenden gecastet, um die Rollen glaubhaft rüberzubringen. Daniel Radcliffe ist in seiner Rolle irgendwo zwischen Overacting und so drüber, dass es schon wieder witzig und passend ist und sorgt damit für die letzte Rundung, die den Film und ein unterhaltsames Level hebt.

Das Fazit

Lost City mag eine einfache und relativ vorhersebare Handlung haben, doch durch die Charaktere und die Situationskomik funktioniert der Film als Komödie in seiner Gesamtheit. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

Lost City läuft seit dem 21.04.2022 in den deutschen Kinos

Beckenrand Sheriff

Ein Vorwort

Über die Klischees deutscher Komödien habe ich wohl schon so ziemlich alles gesagt. Dennoch zieht es mich immer wieder rein, da es ja dieses Mal besser sein könnte. Bei Beckenrand Sheriff reizte mich, dass es wohl ausnahmsweise mal keine romantische Komödie sein sollte. Ob ich überrascht oder einmal mehr enttäuscht wurde, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung

Für Bade… pardon Schwimmeister Karl Kruse (Milan Peschel) gibt es nichts anderes außer seinem Freibad. Mit seiner grantigen und überkorrekten Art hat er sich im Ort leider eher Feinde als Freunde gemacht. Als das Freibad wegen Mängeln am Bau und in der Kasse geschlossen werden soll, muss er sich mit dem örtlichen Wasserballteam zusammentun.

Meine Meinung

Wir brauchen mal eben alle Klischees zur deutschen Überkorrektheit in einer Person. Auftritt Karl Kruse. Jede Liege muss im absolut perfekten Winkel stehen, das Bad wird Punkt 10 Uhr aufgeschlossen und keine Sekunde eher, um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Das funktioniert gerade in der Auftaktszene sehr gut, doch kann es einen ganzen Film tragen?
Natürlich nicht und deswegen prallen hier einige verschiedene Themen aufeinander. Wir haben natürlich die Thematik rund um das Freibad, dem die Schließung droht, dann die Wasserballmannschaft, die sich auf ein wichtiges Spiel vorbereitet. Aber damit nicht genug, wir hätten noch die Themen Flüchtlinge, Einwanderung und Schlepper. Desweiteren Profisport und ein angeschlagenes Vater-Tochter-Verhältnis. Und natürlich auch ein bisschen Romantik, aber diesmal tatsächlich ganz dezent und an unerwarteter Stelle.
Aber wie passt das nun alles zusammen in die 114 Minuten Laufzeit? Erstaunlicherweise sogar sehr gut, wenn man darüber hinwegsieht, dass es sehr oberflächlich abgearbeitet wird. Aber manchmal braucht es auch gar nicht mehr, als ein paar nebenbei eingestreute Dialoge, um auf ein Problem aufmerksam zu machen. Vorurteile und Rassismus gegen Flüchtlinge ist schlimm, aber anstatt hier eine Grundsatzdiskussion draus zu machen, wird mit wenigen Szenen und Worten gezeigt, wie es anders geht. Andere Themen warten dafür auch am Ende noch auf eine Aufklärung.
Thematisch funktioniert der Film also schonmal. Doch wie sieht es mit der Komödie aus? Glücklicherweise wurde diesmal viel auf Situationskomik durch die verschiedenen Charaktere gesetzt, statt einen platten Spruch nach dem nächsten rauszuholen. Das funktioniert größtenteils sehr gut, doch so ganz kann der Film nicht aus seiner Haut. So sind einige Szene einfach drüber und gerade am Ende zieht es sich doch ins Lächerliche. Das wäre nicht notwendig gewesen und nimmt den bis dahin humorvollen Film irgendwie den Schwung, da man sich eher daran zurück erinnert.
Letztlich ist Beckenrand Sheriff ein Film, der auf vielen Ebenen vollkommen okay ist, auf einigen wenigen gut und an ein paar Stellen wohl einfach nicht anders konnte. So kommt er nicht über die Mittelmäßigkeit heraus, aber man kann ihn gut mal nebenbei schauen. So ein typischer Film für verregnete Herbsttage, an denen man sich noch einmal in den Sommer und damit ins Freibad zurückträumen möchte. Und jetzt entschuldigt mich, durch den Film habe ich Heißhunger auf Freibadfritten bekommen.

Das Fazit

Beckenrand Sheriff nimmt sich vieler Themen an, die er oberflächlich abarbeitet und dabei trotz der lockeren Atmosphäre auch ein paar gute Statements setzt. Ein paar Klischees über deutsche Komödien sind zu finden, aber im großen und ganzen funktioniert der Film gut. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Beckenrand Sheriff läuft seit dem 09.09.2021 in den deutschen Kinos.

Autokino: Kings of Hollywood

Ein Vorwort

Ich war im Kino! Zwar erst einmal nur im Autokino, aber wir nähern uns damit schrittweise wieder einer gewissen Normalität. Neben allerlei altbekannten Filmen, zeigte das Autokino in meiner Umgebung auch einen neuen Film. Als Krimi-Komödie angekündigt und mit Namen, wie Robert de Niro, Zach Braff, Morgan Freeman und Tommy Lee Jones war ich sofort angefixt. Wie ich den Film fand, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Quelle

Die Handlung

Das Produktionsstudio von Max Barber (Robert de Niro) und seinem Neffen Walter Creason (Zach Braff) läuft nicht sonderlich gut. Zumal Max Schulden bei Kredithai Reggie Fontaine (Morgan Freeman) hat. Doch nach einem Unfall an einem anderen Filmset kommt ihm eine Idee. Er will einen Film drehen, bei dem der Hauptdarsteller am ersten Drehtag bei einem Stunt stirbt und dann die Versicherungssumme abzukassieren. Doch Duke Montana (Tommy Lee Jones) ist widerstandsfähiger als gedacht.

Meine Meinung

The Comeback Trail wurde bereits 1982 gedreht. Im vergangenen Jahr inszenierte Geroge Gallo ein Remake. Im Zuge der geschlossenen Kinos durch Corona, startet er jetzt auch bei uns unter dem Namen Kings of Hollywood.
Zunächst braucht der Film eine ganze Weile ehe er in Fahrt kommt. Zwar sind die Dialoge zwischen Max und Walter ziemlich auf den Punkt und bergen eine ganze Menge Komik, doch so richtig weiß man nicht, worauf die Handlung hinaus will. Der Film ist schon zu einem Drittel vorbei, als das erste Mal die Idee auftaucht, einen Film zu produzieren, bei dem der Hauptdarsteller drauf geht. Als Einleitung vielleicht etwas zu lang, auch wenn alles gegeben wird, das zu überspielen. Sobald man den Punkt überwunden hat, macht der Film einfach nur noch Spaß. Die Unfallversuche Max Barbers sind schon wunderbar lustig, aber wie sie dann immer wieder schief gehen, ist so pointiert, dass man aus dem Lachen kaum noch rauskommt. Die Auflösung am Ende ist dann fast ein wenig vorhersehbar, funktioniert aber im großen und ganzen gut und führt den Film zu einem runden Ende.
Dass der Film in seiner Kürze, mit einer Laufzeit von 105 Minuten, so gut funktioniert, liegt vor allem daran, dass die Dialoge unglaublich gut auf den Punkt gebracht sind. Hier ist kein Wort zu viel, auch wenn man in der Argumentationsgeschwindigkeit von de Niro und Braff erst mal mitkommen muss.
Schauspielerisch wurde hier auf altbekannte Darsteller zurückgegriffen, die in der Kombination wunderbar funktionieren. Dabei sind alle Schauspielleistungen sehr souverän, gehen darüber aber auch nicht hinaus. Leider ist es gerade Zach Braff der hier am unscheinbarsten spielt, was aber auch mit an der Anlegung seiner Rolle liegt.
Letztlich ist Kings of Hollywood ein schöner Film für einen Sonntag Nachmittag. Er verbreitet Spaß und gute Laune, aber für mehr als die nette Unterhaltung reicht es eben nicht.

Das  Fazit

Kings of Hollywood ist eine wunderbar kurzweilige Unterhaltung, die trotz einer etwas langen Einleitung gut funktioniert und mit gut pointierten Dialogen den Lachnerv trifft. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

Kings of Hollywood läuft seit dem 24.06.2021 in den (geöffneten) deutschen Kinos.

Miracle Workers

Ein Vorwort

Manchmal passiert es, dass ich von einer Serie zuvor noch nie gehört habe, sie durch Zufall anklicke und auf einmal kann ich nicht mehr ohne sie. So passiert zuletzt bei Miracle Workers. Ich wollte eigentlich nur eine kleine Serie für zwischendurch, sie sollte möglichst ein bisschen witzig sein, aber sich doch irgendwie von anderen Serien unterscheiden. Beim durchscrollen bot mit Sky Miracle Workers an. Und schon nach dem Trailer wusste ich, ich würde diese Serie lieben. Es handelt sich übrigens um eine Anthologieserie und ich werde euch die beiden bereits erschienenen Staffeln vorstellen.

Miracle Workers – Staffel 1

Die Handlung

Der Himmel ist eine große Fabrik. Es gibt verschiedene Abteilungen, die alle für einen kleinen Teil der Abläufe auf der Erde zuständig sind. Es gibt eine Abteilung für Polöcher, eine für Schmutz, eine für Donner und so weiter und so fort. Eliza (Geraldine Viswanathan) hat bisher in der Schmutzabteilung gearbeitet, bittet nun aber nach einer Versetzung. Sie landet in der Abteilung für Wunder und trifft dort auf Craig (Daniel Radcliffe), der mit Müh und Not pro Tag eine Handvoll Wunderanfragen bearbeiten kann. Die meisten gelten jedoch als unerfüllbar und werden auf direktem Weg zu Gott geschickt. Eliza ist darüber so entrüstet, dass sie um eine Audienz bei Gott (Steve Buscemi) bittet. Gott ist jedoch ganz anders, als gedacht. Da er sowieso gerade eine neue Idee für die Erde hat – er will daraus ein großes Restaurant machen – beschließt er das Ende der Welt einzuleiten. Eliza schafft es gerade noch einen Deal auszuhandeln. Wenn es der Wunderabteilung innerhalb von zwei Wochen gelingt ein unerfüllbares Wunder zu vollbringen, bleibt die Erde so wie sie ist. Eliza und Craig geben alles und versuchen das unmögliche wahr zu machen. Doch dafür werden sie Hilfe brauchen.

Meine Meinung

Stellt euch vor, ihr sterbt und kommt in den Himmel. Und auf einmal seid ihr mitten in einem Vorstellungsgespräch, und werden kurz darauf einer Abteilung bei der Heaven Inc zugeteilt. Dort müsst ihr bis in alle Ewigkeit eurer Arbeit nachgehen. Willkommen bei Miracle Workers. Und ja, auch ich freute mich zunächst mit Eliza, als sie von der Schmutzabteilung in die Wunderabteilung versetzt wurde. Doch das ist so ziemlich die deprimierendste Abteilung und es gibt immerhin eine für Polöcher. Während Eliza lernt, was möglich ist und was nicht, löst sie auch evtl. eine verherrende Naturkatastrophe aus. Und genau, dass ist es, was die Serie so unfassbar witzig macht! Ein falscher Knopf und schon wird wieder der Nachrichtensprecher eingeblendet, der von neuen unfassbaren Dingen erzählt. Ich musste einfach die ganze Staffel über so richtig herzhaft lachen.
Natürlich kann die Serie nicht nur Fans haben. Gerade die Darstellung von Gott, dürfte vielen nicht gefallen. Denn hier ist er eher ein großes weinerliches Baby, dessen Spielzeug – die Erde – außer Kontrolle geraten ist. Aber Steve Buscemi gibt hier absolut alles, um seinen Gott dennoch irgendwie liebevoll zu machen.
Letztlich ist es das Zusammenspiel der Charaktere, die Idee der Heaven Inc, und vor allem einfach der absolut böse Humor, der aber so unglaublich gut passt, was diese Serie zu etwas unglaublich gutem macht. Man wartet eigentlich nur auf die nächste große Katastrophe und dann passiert trotzdem wieder etwas unvorhergesehenes.

Miracle Workers: Dark Ages – Staffel 2

Die Handlung

Alexandra „Al“ Shitshoveler (Geraldine Viswanathan) ist einfach zur falschen Zeit geboren. Ihr größter Traum ist es zur Uni zu gehen, zu studieren und als Frau ihren eigenen Weg zu gehen. Aber sie lebt im Mittelalter. Es wird von ihr verlangt, dass sie den Beruf ihres Vaters nachgeht, der – daher auch der Nachname – Scheißeschaufler ist. Gleichzeitig ist Prinz Chauncley der Ziemlich Coole (Daniel Radcliffe) mit seiner Rolle als Prinz und Sohn eines blutgierigen Königs ebenfalls sehr unglücklich.

Meine Meinung

Die Serie konnte nach der absolut genialen ersten Staffel nur verlieren. Zumal die Geschichte nach der ersten Staffel auch einfach fertig erzählt war. Also wurde einfach der Großteil der Besetzung genommen und in ein ganz neues Setting mit einer ganz frischen Idee gesteckt. Und es funktioniert. Man braucht vielleicht ein bis zwei Folgen, ehe man sich an das neue Setting gewöhnt hat, aber dann hat Miracle Workers wieder allerlei gute Ideen, witzige Charaktere und vor allem eine Menge schwarzen Humors. So spaßig war wohl noch keine Darstellung des Mittelalters.
Das fängt schon damit an, dass alle eigentlich die Berufe ihrer Vorfahren ausüben sollen und der Nachname praktisch aussagt, was man mal werden wird. Und wer mit dem Nachnamen ‚Shitshoveler‘ gezeichnet ist, hat dabei wohl nicht allzuviel zu lachen. Aber auch hier sind es vor allem wieder die kleinen Details, die die Serie so wunderbar machen. Das Spiel mit der Naivität der damaligen Zeit. Statt des Nachrichtensprechers gibt es diesmal den örtlichen Herold, der immer wieder in den passendsten Momenten irgendwo auftaucht und Nachrichten verkündet.
Doch auch, wenn sich die zweite Staffel wirklich Mühe gibt, sie kommt einfach nicht an die erste heran. Das ist aber auch völlig in Ordnung, denn die zweite bringt einen trotzdem zum lachen, hat tolle Charaktere und bitte ich brauche eine dritte Staffel!

Das Fazit

Falls es noch nicht klar wurde: Schaut diese Serie! Sie hat tolle Ideen, schwarzen Humor, wunderbare Charaktere, unvorhersehbare Wendungen, bringt einen dauerhaft zum lachen und ist einfach noch einmal etwas ganz anderes!

Es ist zu deinem Besten

Ein Vorwort

Während durch die geschlossenen Kinos in den USA und dem asiatischen Markt, Hollywood immer weiter fleißig Filme verschiebt, ist derzeit zumindest auf den deutschen Film verlass. Denn der haut aktuell ein Film nach dem nächsten raus. Nach Into the Beat und Hello Again dürfen nun aber wieder die altbekannten Herren in eine Komödie schlüpfen. Ob der Film letztendlich mehr kann als sein Trailer, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Quelle

Die Handlung

Die drei Schwäger Artur (Heiner Lauterbach), Kalle (Jürgen Vogel) und Yus (Hilmi Sözer) sind unglücklich über die Wahl der Männer ihrer Töchter. Arturs Tochter Antonia (Janina Uhse) hat die Hochzeit mit einem Anwalt aus Arturs Kanzlei platzen lassen, um mit dem linken Weltverbesserer Alex (Jacob Matschenz) durchzubrennen. Kalles Tochter Luna (Lisa-Marie Koroll) hat sich in einen Aktfotografen und ehemaligen Schulkamerad ihres Vaters (Andreas Pietschmann) verliebt und Yus Tochter Sophie (Lara Aylin Winkler) hat durch Andi (Junis Marlon) Kontakt zum Drogenmilieu. In einem sind sich die Väter einig. Die Männer müssen weg.

Meine Meinung

Handlung und Trailer lassen auf eine typische deutsche Komödie schließen, was mich eher abgeschreckt hätte. Wie schon bei Der Vorname und Das perfekte Geheimnis handelt es sich wieder um eine Neuverfilmung, diesmal eines spanischen Films (Es por tu bien). Während das bei Der Vorname erstaunlich gut funktionierte, war Das perfekte Geheimnis zwar durchaus witzig, hatte aber auch einige Stellen, die schwierig waren. Was mich letztlich doch ins Kino zog war Regisseur Marc Rothemund. Denn mit Sophie Scholl, Mein Blind Date mit dem Leben und Dieses bescheuerte Herz lieferte er durchaus gute Filme ab. Hinzu kommt, dass mein guilty pleasure Groupies bleiben nicht zum Frühstück von ihm ist. 
Zunächst wurde ich in meinen Befürchtungen jedoch bestätigt. Die drei Herren Lauterbach, Vogel und Sözer spielen eben jene deutsche Klischees, die man erwartet hat. Die dazugehörigen Töchter wirken allesamt naiv und wollen zu bewusst rebellieren, und die angehenden Schwiegersöhne sind natürlich bewusst die Dornen im Auge der Väter. Soweit so klischeehaft. Nachdem sich die Charaktere ein wenig gesetzt haben und die Geschichte Fahrt aufnimmt, kann der Film jedoch stellenweise durchaus überraschen. Auch gibt es einige sehr intelligent witzig geschriebene Szenen, die gut funktionieren. Das wird zum Beginn der zweiten Hälfte wieder abgelöst von einigen zu lang ausgespielten Szenen, wie der im Trailer angedeutete Drogenkauf, der dann wieder zu gewollt witzig war. Doch auch das ändert sich dann noch einmal, und wird zum Finale hin noch einmal etwas tiefgründiger. Doch auch hier schafft es der Film nicht über die üblichen Klischeeüberwindungen hinauszugehen. Ernstere Momente und wirkliche Auseinandersetzung mit den Themen gibt es nicht, da die Handlung zu sehr auf Konflikt und Konfrontation aus ist, um möglichst viele vermeintlich witzige Szenen rauszukitzeln. 
Letztlich geht Rothemund hier in allen Bereichen auf Nummer sicher. Der Cast an sich dürfte schon Zuschauer ziehen, der Witz ist größtenteils stimmig und auch das Ende ist genau das, was man erwartet. Die Handlung bietet keine Überraschungen, um die Wohlfühlatmosphäre nicht kaputt zu machen und sich mit den angesprochenen Themen nicht wirklich auseinander setzen zu müssen. Hier ist durchaus Potential liegen geblieben, aber um das zu nutzen, hätte man den Zuschauer aus der Komfortzone ziehen müssen und das hätte das durchschnittliche Erfolgsrezept kaputt gemacht.

Das Fazit

Es ist zu deinem Besten arbeitet nach dem üblichen Prinzip einer deutschen Komödie und verpasst dabei den Absprung, um die Themen ernsthaft zu vertiefen. Das führt zu wenig Überraschungen und voraussehbarem Ende. Dennoch kann der Witz und die Handlung durchaus an einigen Stellen punkten und ist damit doch besser als nach dem Trailer zu erwarten war. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Es ist zu deinem Besten läuft seit dem 08.10.2020 in den deutschen Kinos

Das perfekte Geheimnis

Ein Vorwort

Wie viele Beziehungen würden zerbrechen, wenn der Partner in Handy des Partners schauen würde. Wenn man der Prämisse für das perfekte Geheimnis trauen darf, anscheinend sehr viele. Und so wurde erneut ein namenhafter Cast deutscher Schauspieler vereint, um ein Kammerspiel zu inszenieren. Nur mal so als Fun Fact: Der Film Perfetti Sconosciuti (Perfect strangers) stammt aus Italien und hält den aktuellen Weltrekord mit 18 Versionen. Die deutschen sind also nicht die einzigen, die diesen Stoff aufgegriffen haben, um ein Remake zu erstellen.

Die Handlung

Vier Freunde aus der Schulzeit treffen sich mit ihren Frauen/Freundinnen zum Abendessen. Rocco (Wotan Wilke Möhring) und Eva (Jessica Schwartz) sind verheiratet und geraten öfter aneinander, da Eva mit der pubertierenden Tochter Sophie (Emily Kusche) nicht mehr klar kommt. Carlotta (Karoline Herfurth) und Leo (Elyas M’Barek) sind ebenfalls verheiratet und frisch Eltern von Zwillingen geworden. Während Carlotta jedoch ihre Karriere nicht aufgeben wollte, ist Leo als Hausmann sichtlich überfordert, weswegen er seine Mutter immer öfter um Hilfe bittet. Simon (Frederick Lau) und Bianca (Jella Haase) haben sich kürzlich verlobt. Während Bianca ihre Berufung als Veterinärin gefunden hat, sucht sich Simon immer wieder ein neues Projekt. Zu guter Letzt gibt es noch Pepe (Florian David Fitz), der eigentlich seine neue Freundin beim Essen vorstellen sollte, die er jedoch mit der Begründung, sie hätte Fieber, nicht mitbringt. Zu Beginn des Abends erzählen die Freunde von einem Bekannten, dessen Ehe kaputt ging, weil seine Frau in seinem Handy von seiner Affäre erfuhr. Eva schlägt daher ein Spiel vor. Während der Dauer des Essens werden alle Anrufe auf laut gestellt und alle eingehenden Nachrichten laut vorgelesen. Ein unvergesslicher Abend beginnt.

Meine Meinung

Das deutsche Remakes von Kammerspielen funktionieren können, hat im letzten Jahr erst „Der Vorname“ bewiesen. Ein bekannter Cast hat wohl sein übrigens getan. Diesmal diente der Film Perfetti Sconosciuti vom italienischen Filmemacher Paolo Genovese als Vorlage. Wie interessant die Vorlage für Filmemacher aus aller Welt zu sein scheint, beweist die Vielzahl an Remakes. Während das deutsche Remake viele Elemente aus dem italienischen Original übernommen hat, wurden auch einige Ereignisse abgewandelt und verändert.
Damit so ein Film funktioniert, muss natürlich dafür gesorgt werden, dass so ziemlich jeder ein Geheimnis hat und natürlich auch genau an diesem Abend die entsprechenden Nachrichten und Telefonanrufe eingehen. Dadurch wirkt die Handlung jedoch sehr konstruiert. Bei einem solchen Abendessen mit meinen Freunden wäre wahrscheinlich nicht einmal ein Anruf eingegangen und nur ganz wenige Nachrichten. Aber ohne genau diesen Grundsatz würde wohl der ganze Film nicht funktionieren.
Die Charaktere selbst wirken zunächst wie aus dem Leben gegriffen. Es gibt ganz alltägliche Probleme und selbst die größer wirkenden, wie etwas Uneinigkeit mit einer pubertierenden Tochter gehören noch in die Kategorie glaubhaft. Doch die anderen Geheimnisse scheinen immer größer zu werden, bis die Vielzahl an Affären und ähnlichem dem Film nach und nach die Glaubhaftigkeit nimmt.
Dennoch funktioniert gerade das Zusammenspiel der einzelnen Darsteller so wunderbar und die Handlung wird dennoch glaubhaft mit allen Emotionen herübergebracht. So kommt es, dass fast jeder Gag wirklich sitzt und das Timing stimmt. Das perfekte Geheimnis ist ein Film, dass einen vollen Kinosaal dazubringen kann, nicht mehr mit dem Lachen aufzuhören. Allerdings funktioniert dies wohl auch nur beim ersten Mal sehen, denn danach ist jeglicher Überraschungsfaktor, der die meisten Lacher herausgekitzelt hat, enttarnt.
Etwas schwieriger ist es wohl die gerade die gegen Ende deutlich werdende Homophobie zu tolerieren. Hier haben die Regisseure wohl versucht auf einem schmalen Grat zu balancieren, sind dann aber doch in die falsche Richtung abgerutscht. Hier schafft es letztendlich Florian David Fitz mit einer absolut ehrlichen Performance die Kurve noch zu kriegen.

Das Fazit

Das perfekte Geheimnis ist ein Film, der beim Erstmaligen Sehen großen Spaß macht, trotz einer sehr konstruierten Handlung. Gerade der gut harmonierende Cast schafft es den Film trotzdem rund zu gestalten. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

Das perfekte Geheimnis läuft seit dem 31.10.2019 in den deutschen Kinos.

Monsieur Claude und seine Töchter 2

Ein Vorwort

2014 überraschte ein Film aus Frankreich. Ein streng katholischer Mann mit vier Töchtern, die nach und nach alle nicht katholische Männer geheiratet haben. Es war witzig, traf den Nerv der Zeit und hielt dem Zuschauer doch noch einmal den Spiegel vor. Der Film spielte mit Vorurteilen, nahm diese aufs Korn oder verdrehte sie in die entgegengesetzte Richtung. Nun treffen wir erneut auf die Familie. Kann auch der zweite Teil wieder begeistern?

Was bisher geschah

Hier werde ich kurz die zuvor erschienenen Filme zusammenfassen. Dadurch sind Spoiler leider nicht zu vermeiden. Du weißt bereits, was geschah? Dann überspring diesen Absatz einfach.

Monsieur Claude Verneuil hat zusammen mit seiner Frau Marie vier Töchter groß gezogen. Sein größter Traum ist es, dass sie alle einmal gute französische katholische Männer heiraten. Doch es kommt alles ganz anders. Die erste Tochter Odile heiratet den jüdischen Geschäftsmann David, die zweite Tochter Isabelle heiratet den muslimischen Rachid und die dritte Tochter Segolene heiratet den chinesischstämmigen Banker Chao. Allein diese Konstellation sorgt bei den Familienessen für allerlei Reibereien, weil nicht nur Claude und Marie so ihre Vorurteile haben, sondern auch die Männer untereinander. Nachdem es immer wieder Streit gab, versucht Marie zu schlichten und versucht ein Festtagsessen der Kulturen auf die Beine zu stellen. Dabei wird halal, koscher und chinesisch gekocht. Schließlich findet auch die jüngste Tochter Laure die große Liebe. Am Telefon erzählt sie stolz ihrem Vater, dass es sich um einen Franzosen handelt. Claude ist außer sich vor Freude. Diese wird jedoch gedämpft, als die Familie zum ersten Mal auf Charles trifft und feststellt, dass es sich um keinen Franzosen, sondern um einen von der Elfenbeinküste handelt. Nun versuchen auch die drei älteren Schwestern mit ihren Männern zu integrieren, um neuen Streit in der Familie zu vermeiden. Doch Laure besteht darauf auch die Liebe ihres Lebens heiraten zu wollen. Schließlich wird diese im großen Anwesen der Verneuils ausgerichtet. Zu diesem Anlass reist jedoch auch Charles Familie von der Elfenbeinküste an. Diese hat ebenfalls wenig übrig für die Franzosen. Beim Zusammentreffen erkennen die Väter Claude und André, dass sie genau die gleichen Vorurteile haben, überwinden diese und freuen sich über neue Familienmitglieder. So bekommen auch Laure und Charles ihre Traumhochzeit.

Die Handlung

Claude und Marie Verneuils brechen zu einer großen Reise auf. Die Ziele sind die Herkunftsländer ihrer Schwiegersöhne. Völlig traumatisiert kommen sie wieder und erfreuen sich wieder an ihrem schönen Frankreich. Doch dann kommen die nächsten Hiobsbotschaften. Die älteren drei Schwestern und ihre Männer haben die Nase voll vom Rassismus in Frankreich und beschließen wieder in ihre Herkunftsländer auszuwandern. Auch Laure und Charles wollen Frankreich verlassen, aber nur, weil Laure ein attraktives Jobangebot aus Indien erhalten hat. Claude und Marie stehen kurz vorm nächsten Zusammenbruch. So beschließt Claude mit seinen Schwiegersöhnen eine ausgiebige Reise durch Frankreich zu machen und ihnen die Schönheiten seines Landes zu zeigen.

Meine Meinung

Monsieur Claude und seine Töchter 2 ist eine typische Fortsetzung eines absoluten Überraschungserfolges. Es wird sich verzweifelt an die bisher funktionierenden Strukturen geklammert und versucht diese weiterzuspinnen. Wie bei so vielen Fortsetzungen schlägt aber genau dieser Ansatz wieder fehl. Anstatt neue Themen und Ansätze reinzubringen, wird das alte lauwarm aufgewärmt.
Dabei beginnt der Film relativ spannend. Claude und Marie bereiten sich auf ihre große Reise vor. Genau diese hätte ich zumindest sehr gerne ausführlicher gesehen. Denn ein Treffen auf die Familien von den Schwiegersöhnen hätte dem Film eine neue Richtung gegeben und den Charakteren noch ein wenig mehr Tiefgang. Leider wird genau dieser Aspekt gleich übersprungen und wir treffen Claude und Marie am Ende ihrer Reise wieder. Und natürlich war die Reise furchtbar und alle anderen Länder außer Frankreich sind auch furchtbar. Dann geht es auch schon weiter zum nächsten Thema, die vier Töchter wollen mit ihren Männern auswandern, wobei eher die Männer die treibende Kraft sind – außer bei Laure und Charles. Das sorgt wieder für mächtigen Trouble im Hause Verneuil. Kurz darauf bekommt der Film aber auch schon seine ersten Längen. Es wird thematisiert, wie die vier Paare mit den Vorbereitungen anfangen. Und als schließlich die rettende Lösung der Frankreich-Reise kommt, ist der Zuschauer schon so weit abgedriftet, dass die wenigen guten Einfälle dieser Reise kaum noch wahrnehmbar sind.
Im Prinzip ist der Film ein einziges Loblied auf Frankreich und gleichzeitig eben auch nicht. Denn auch in Frankreich müssen Firmen Konkurs anmelden, finden Geschäfte keine Nachfolger und dünnt sich die Landbevölkerung immer mehr aus. Trotzdem wird mit aller Macht, genauer gesagt mit dem Vorschlaghammer, gepredigt, wie toll Frankreich sei. Dabei wäre der Ansatz mit einer etwas subtileren Art durchaus eine gute Idee gewesen. Hier hätte man aktuelle politische Entwicklungen, wie die andauernden Gelbwestenproteste, durchaus mit einbauen können. Aber stattdessen wird ein plumper Witz nach dem nächsten gerissen.
Und genau hier liegt dann auch das Hauptproblem von Monsieur Claude und seine Töchter 2. Er ist einfach nicht mehr witzig. Waren die Reibereien zwischen den Schwiegersöhnen im ersten Teil noch spannend und sorgten für allerlei Unterhaltung, scheinen sie nun eingeschlafen und können nur die immer gleichen Vorurteile wiederholen. Es fehlen gute Spitzen, es fehlen Pointen, es fehlt einfach alles, was den ersten Teil noch lustig machte. Bei einer Komödie, die ihren ersten Teil eigentlich nur noch einmal neu aufwärmt, keine gute Voraussetzung.

Das Fazit

Monsieur Claude und seine Töchter 2 verfehlt auf die interessanten Handlungsteile einzugehen und fokussiert die langweiligen zu sehr. Darüber hinaus schafft er es nicht politische Aktualität mit einzubringen und ist nicht wirklich witzig. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Monsieur Claude und seine Töchter 2 läuft seit dem 04.04.2019 in den deutschen Kinos.