Am 27.04.2017 erschien eine neue deutsche Komödie, die sich mit dem Thema Burnout befasst, in den deutschen Kinos.
Fussel ist Punker und lebt von Hartz 4. Dass er dafür eigentlich Auflagen erfüllen müsste, ignoriert er, immerhin hat er seine Betreuerin mit allerhand mitfühlender Geschichten gefüttert, so dass sie ihm stets den Rücken freigehalten hat. Doch durch eine interne Untersuchung ist nun Schluss damit. Eine Diagnose muss her und zwar schnell. Burnout wird als Lösung gefunden, aber für die Glaubwürdigkeit muss Fussel noch in eine Klinik. Doch dort trifft er auf Menschen, die wirklich Hilfe brauchen.
Der Begriff Burnout existiert in der heutigen Form erst seit den 1960er/1970er Jahren. Heute ist er in aller Munde und wird gerne als “Modekrankheit” abgetan. Während die eine Seite versucht durch die Diagnose an Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen heran zu kommen, kritisiert die andere Seite, dass die Diagnose Burnout oftmals die Diagnose Depression verhindere. Und dazwischen gibt es die Menschen, die es betrifft, die, die Burnout ernst nehmen, und die, die den Patienten auch wirklich helfen wollen. Vor diesem Kontext spielt Happy Burnout – oder versucht es zumindest.
Gleich zu Anfang wird der Protagonist Fussel vorgestellt. Sein richtiger Name ist Andreas Poschka, ein Punk, der vollkommen sorglos in den Tag hinein lebt. Sein größtes Talent liegt im Erfinden von Geschichten. Dies stellt er auch sofort unter Beweis. Im Anschluss besucht er Frau Linde, seine Bearbeiterin beim Arbeitsamt. Auch ihr hatte Fussel immer wieder rührende Geschichten erzählt, die sie bereitwillig geschluckt hat und ihm sein Hartz 4 genehmigt, ohne dass er die dafür erforderlichen Auflagen erfüllt hat. Doch nun gibt es eine interne Prüfung und Fussel droht sein Hartz 4 und Frau Linde ihren Job zu verlieren. Um dies zu verhindern hat Frau Linde einen Notfallplan. Fussel wird als an Burnout erkrankt eingestuft und zur Bestätigung muss er an einer Therapie in einem Sanatorium teilnehmen. Doch dort trifft er auf Menschen, die wirklich Burnout haben und Hilfe brauchen. Mit seiner ganz eigenen Sicht auf die Welt versteht er nicht so genau, was denn deren Probleme sind, trifft aber manchmal auch gerade deswegen den richtigen Ton.
Schon nach dem ersten Trailer war klar, dass der Film sich nicht mit dem Thema Burnout auseinander setzen wird. Dafür ist er zu sehr auf die Sparte Komödie fixiert. Und so kam es auch. Burnout ist hier nur der Mittel zum Zweck, um eine Kulisse für die Handlung zu schaffen. Die Einzelschicksale der Patienten, werden nur teilweise und dann auch nur sehr grob erzählt. So wirklich weiß man danach immer noch nicht, wie es denn genau zu dem Burnout kam.
Viel zu sehr hängt die Handlung an Fussel, der auch während der Therapie das Leben sehr locker nimmt, was aber bei manchen Patienten Anklang findet. Und gerade dadurch provoziert er immer wieder Szenen, die einfach nur lustig sind. Dabei achtet der Film sehr stark darauf, über wen man lacht. So lacht man beispielsweise meist über Fussel und seine Sprüche oder die Abstrusität der Situation, aber niemals über die Patienten oder die Krankheit selbst. Und das ist einem Film mit dem Titel “Happy Burnout” hoch anzurechnen.
Ansonsten plätschert die Handlung so vor sich hin und nimmt keinen richtigen Spannungsbogen auf. Da sich der Film an das deutsche Komödienschema hält, gibt es selbst beim Showdown am Ende wenig Überraschungen. Alles verläuft so, wie man es sich von Anfang an denken konnte. Wenn man dies aber nicht schlimm findet, hat Happy Burnout durchaus seine Momente, in dem man laut loslachen muss. So gesehen funktioniert der Film als leichte Komödie, wenn man weder Thema näher beleuchtet haben muss, noch eine neue Handlung erwartet. Die Charaktere sind alle sehr unterschiedlich, was im Zusammenspiel den komödischen Reiz ausmacht. Die schauspielerischen Leistungen liegen alle auf einem guten Niveau.
Alles in allem kann Happy Burnout durchaus Spaß machen, hat aber leider nicht zu übersehende Schwachstellen. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.