Ein Vorwort
Durch Zufall stieß ich im letzten Jahr auf das Buch Mortal Engines von Philip Reeves, als es mir als Leseexemplar angeboten wurde. Vom Klappentext begeistert, sagte ich zu und begann zu lesen. Kurz darauf erschien der erste Trailer zu Peter Jacksons neuestem Werk. Ich war noch mehr angefixt von der Geschichte, denn durch Jacksons Vision wurde die Geschichte nun beim Lesen noch lebendiger. Leider enttäuschte mich das Buch immer mehr. Trotzdem gab ich dem Film eine Chance. Konnte er die Fehler des Buches richten?
Die Handlung
Im dritten Jahrtausend hat sich die Menschheit im sogenannten 60-Minuten-Krieg fast vollständig selbst zerstört. Die übrig gebliebenen Städte haben sich mobil gemacht und versuchen nun nach dem Städtedarwinismus zu überleben. Das heißt, das die größeren Städte die kleineren „fressen“, um sich Sklaven, Rohstoffe und Lebensmittel zu sichern. Der junge Tom Natsworthy (Robert Sheehan) lebt als Historiker in London, eine der größten der rollenden Städte. Sein großes Vorbild Thaddeus Valentine (Hugo Weaving) wird nach einem erfolgreichen Beutezug von der geheimnisvollen Hester Shaw (Hera Hilmar) angegriffen, die jedoch fliehen kann. Valentine voller Angst vor dem was Hester weiß und Tom erzählt haben könnte, der die Verfolgung aufnahm, stößt ihn ebenfalls durch einen Müllschacht. Auf einmal ist er auf Hesters Hilfe angewiesen und erfährt ihre Geschichte. Eine Verfolgungsjagd beginnt, denn Valentine will mit Hilfe der geheimnisvollen Waffe Medusa den Wall der Anti-Traktions-Liga durchbrechen will. Tom und Hester wollen aus unterschiedlichen Gründen zurück nach London.
Das Buch
Ihr seid ein wenig verwirrt durch die lange Handlungszusammenfassung? Dann wisst ihr, wie es mir ging, als ich das Buch las. Denn ständig wurden neue Orte und Personen in den Raum geworfen, die man als Leser aber nicht so schnell zuordnen kann. Hinzu kommen Begriffe, wie Städtedarwinismus und Anti-Traktions-Liga, die man sich zwar noch irgendwie logisch herleiten kann, die aber als selbstverständlich vorausgesetzt werden.
Aber fangen wir noch einmal ganz von vorne an. Reeve versetzt den Leser direkt in eine Welt, die der unseren zwar noch entfernt ähnelt, aber durch den sogenannten 60-Minuten-Krieg fast vollständig ausgelöscht wurde. Was es genau damit auf sich hat, bleibt bis zum Ende ungeklärt. So lernt der Leser zunächst den Historiker-Lehrling Tom kennen, der die Geschichte bis zum Ende begleitet. Er kann uns zwar das Leben in London ein wenig erklären, aber alles darüber hinaus ist auch für ihn neu.
Handlungstechnisch hat sich Reeve leider sehr auf den Spannungsfaktor konzentriert. So werden Tom und Hester auf ihren Weg zurück nach London von einer brenzligen Situation in die nächste gestoßen und kommen daher leider nicht dazu ihre Situation genauer zu beschreiben oder ihre Welt zu erklären. Bis zum Ende bleibt alles ein Mysterium. Sie treffen auf Charaktere, die man ein paar Seiten später schon wieder vergessen hat.
Der zweite Handlungsstrang spielt auf London und begleitet Valentines Tochter Catherine. Dieser ist dann zwar sehr actionarm, dafür voller Geheimnisse, die es zu lüften gilt. Leider braucht Catherine dafür sehr viel Zeit, so dass man am Ende fast schon wieder vergessen hat, auf welche Auflösung man genau noch wartet. Dennoch sind die Passagen ganz gut, um wieder Ruhe einkehren zu lassen.
Leider verwirrt sich das Ende dann wieder in einer Actionwut. Tom und Hester haben zwischenzeitlich Hilfe von Anna Fang erhalten, eine Pilotin der Anti-Traktionisten. Irgendwo zwischendrin ging es auch noch um eine Art Roboter und warum Valentine Hesters Mutter ermordet hat. Das ist übrigens ihr Motiv für den Mord an Valentine. Ihr seid jetzt noch mehr verwirrt? Ist okay, war ich am Ende des Buches auch. Spannend ist es übrigens ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr, da man nur noch frustriert ist, dass nichts aufgelöst oder erklärt wird.
Der Film
Man spricht immer von Peter Jacksons neustem Werk. Der Fairness halber sollte man erwähnen, dass er zusammen mit seinem Herr der Ringe Team das Drehbuch schrieb, die Regie selbst übernahm Christian Rivers. Rivers war bisher bei den Jackson Filmen meist als Visual Effects Supervisor beteiligt. Mit Mortal Engines gibt er sein Regiedebüt unter Jackson als Produzent.
Dennoch zeigt der Film deutlich Jacksons Handschrift, gerade was die Gestaltung der Welt angeht. Im Buch war die Beschreibung von London doch immer ein wenig seltsam, konnte ich sie mir doch nicht wirklich auf Rädern vorstellen. Doch genau dies wurde ausgezeichnet umgesetzt und so bekommt Reeves Welt Konturen. Vom Aussehen her macht die Verfilmung auf jeden Fall schon einmal alles richtig!
Auch Castingtechnisch sind die Charaktere sehr gut besetzt. Sei es die isländische Schauspielerin Hera Hilmer als Hester Shaw oder ein Hugo Weaving als Thaddeus Valentine oder letztendlich Robert Sheehan als Tom. Hinzu kommen Neuentdeckungen, wie Jihae oder Leila George, die ihre Rollen gut umsetzen.
Auch Drehbuch-/Handlungstechnisch macht der Film erst einmal viel richtig. Denn er schreibt einige Passagen des Buches komplett um und charakterisiert ebenfalls teilweise neu. Dadurch bekommt der Film einen wesentlich besseren Drive als noch das Buch und ergibt an vielen Stellen auch mehr Sinn. Leider ist die Handlung immer noch der Hauptkritikpunkt, denn das Buch wird nun einmal nicht komplett neu erfunden. So wird zwar schon mehr erklärt als im Buch, aber immer noch zu wenig. Und auch ist der Actionanteil weiterhin viel zu hoch und die Dialoge werden auf ein nötigstes beschränkt.
Das Fazit
Als vom Buch enttäuschte Leserin war ich von der Verfilmung wahrscheinlich begeisterter als die reinen Filmseher. Trotzdem kann ich leider nicht sagen, dass ein spannender und runder Film herauskam. Letztlich bleibt es ein Film, der rein auf die Optik beschränkt herausragend ist, aber leider zu starke Schwächen in der Handlung hat. Dafür gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.
Mortal Engines – das Buch gibt es 24.10.2018 im örtlichen Buchhandel zum kaufen.
Mortal Engines – der Film läuft seit dem 13.12.2018 in den deutschen Kinos.
Ich frage mich gerade wie schlecht das Buch sein muss und wieso so etwas verfilmt wird. Ernsthaft.
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Ich denke, dass Jackson und Team den Reiz in der visuellen Umsetzung der Welt sahen (die auch gelungen ist). Ansonsten gab es wohl wenig Anreiz für die Verfilmung
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Aber wenn das mittlerweile reicht, ist das auch dünn. 😉
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Jihae ist mir zuletzt in der Serie „Mars“ über den Weg gelaufen und da fand ich sie (für die wenige Screentime, bedingt durch den Dokutouch der Serie) sehr gut.
„Mortal Engines“ hat mir damals, als der erste Trailer da war, ziemlich Hoffnung gemacht. Aber die Kritiken sind ja durchweg eher vernichtend, so dass ich von einer Sichtung (zumindest im Kino) dann wohl doch absehe.
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Man kann sich das Geld sparen, ja^^
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