Es ist Juni und damit Pride Month. Bedeutet, dass jedes Jahr im Juni die LGBTQIAP+ Gemeinde zu verschiedenen Veranstaltungen, inkl. dem Christopher Street Day, aufruft und so für ihren Kampf auf Gleichberechtigung aufmerksam macht. Beginnend waren die Stonewall Unruhen von 1969, die als Beginn des Kampfes für Rechte und Gleichberechtigung angesehen wird. Wir haben seitdem einen wunderbaren Wandel in vielen Ländern erlebt, aber noch immer sind wir weit von realer Gleichberechtigung entfernt. In diesem Beitrag soll es um ein paar Lesetipps gehen, die sich mit LGBTQIAP+ befassen. Es handelt sich lediglich um eine kleine Auswahl, gerne könnt ihr mit eure liebsten Bücher zu diesem Thema nennen.

Und ich leuchte mit den Wolken
Die Handlung: Lilou reist nach Paris, um ihre französischen Wurzeln zu erforschen. Dabei trifft sie auf Mignon. Zwischen beiden ist sofort eine Anziehung, doch gerade Mignon möchte sich das nicht eingestehen.
Warum das Buch so wichtig ist: Und ich leuchte mit den Wolken spricht gleich mehrere Themen an. Zum einen die Unterscheidung von Bisexualität und Pansexualität. Wie es sich anfühlt pan zu sein, welche Probleme es mit sich bringen kann (durch Vorurteile unaufgeklärter Menschen) und welche Ängste es birgt. Dafür haben wir mit Lilou eine wunderbar nahbare Protagonistin. Und dann haben wir Mignon, die sich sicher war hetero zu sein, bis sie auf Lilou trifft. Im Buch stellt sie ihre Sexualität in Frage und überlegt, welches Label am besten zu ihr passen würde. Wozu wir zum nächsten Thema kommen: Sind Labels notwendig? Braucht jede*r ein Label, wenn er*sie sich einfach verliebt hat? Und genau diese Vielzahl an Themen verwebt mit einer absolut tollen Liebesgeschichte, die einen tief im Herz berührt vor der wundervollen Kulisse Paris.
Rowan & Ash
Die Handlung: Rowan ist seit seiner Kindheit mit der Kronprinzessin von Iriann, einer Insel, die einst von den Magiereserven aus dem mysteriösen Schattenlabyrinth profitierte, verlobt. Nun steht die Hochzeit bald bevor. Doch es gibt zwei Probleme. Zum einen droht die dunkle Königin aus dem Schattenlabyrinth zu erwachen und es wird überlegt, dieses zu versiegeln, was aber große Auswirkungen auf den Einfluss der Insel hätte. Zum anderen liebt Rowan jemand anderen. Allerdings nicht seine beste Freundin Raven, was ihm gerne unterstellt wird, sondern den Königssohn Ash.
Warum das Buch so wichtig ist: Helden in Fantasy-Büchern sind immer stark, mutig und hetero. Und dann kam Christian Handel und präsentierte uns in Rowan & Ash den wohl nachvollziehbarsten Helden seit langem. Rowan überlegt, geht taktisch vor und weiß, wann er bei einem Kampf keine Chance hat. Schon allein das bricht mit allen gängigen Klischees auf wunderbare Weise. Hinzu kommt, dass er sich in Ash verliebt hat. Homosexualität in einer Fantasywelt, die dem Thema kritisch gegenübersteht. Wir haben hier also nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch einen Helden, der für sich und seine große Liebe kämpft. Und dabei ist seine Sexualität vollkommen egal. Ich kann dieses Buch nur jedem Fantasy-Fan ans Herz legen!
Someone New
Die Handlung: Micah kommt aus gutem Haus und beginnt ihr Jurastudium, um ihren Eltern zu gefallen, die erfolgreiche Anwälte sind. Doch ein Schatten liegt über der Familie, da Micahs Bruder Adrian nach seinem unfreiwilligem Outing verschwunden ist. Eigentlich würde Micah lieber Kunst studieren, aber damit würde ihre Hoffnung auf eine wiedervereinte Familie entgültig zerstört werden. Dann trifft sie auf ihren Nachbarn Julian, der seltsam verschlossen wirkt. Doch Micah lässt nicht locker.
Warum das Buch so wichtig ist: Das ist etwas schwierig zu beschreiben, ohne das LGBTQIAP+ Thema zu verraten. Da dies aber ein großer Spoiler wäre, versuche ich es zu umschiffen. Schön ist hier, dass wir lange Zeit annehmen, dass es sich um eine New Adult Geschichte handelt, wie wir sie schon in einer Vielzahl kennen. Bis wir eines besseren belehrt werden. Der Umgang mit dem Thema ist nachvollziehbar und realistisch. Leider nach hinten raus etwas kurz gehalten, aber dennoch absolut lesenswert!
Rosen & Knochen
Die Handlung: Rosalie und Muireann sind Dämenjägerinnen. Unter den Decknamen Schneeweißchen und Rosenrot ziehen sie umher und nehmen Aufträge an. Diesmal zieht es sie in den Wald zu einem Hexenhaus. Die Hexe soll getötet worden sein, doch noch immer spukt etwas in diesem Wald umher. Doch Rose und Muireann merken schnell, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.
Warum das Buch so wichtig ist: Ich habe lange überlegt, ob ich noch ein zweites Buch von Christian Handel mit reinnehme. Aber ich wollte unbedingt noch ein zweites Fantasy-Buch nehmen und dann sollte das LGTBQIAP+ Thema auch eine*n der Protagonist*innen betreffen – weswegen leider das Buch der gelöschten Wörter rausfiel. Diese Märchenadaption basiert auf der Prämisse, dass Schneeweißchen und Rosenrot keine Geschwister sind, sondern ein Dämenjägerpaar. Und Paar ist hier auch im romantischen Sinne gemeint. Das zeigt zum einen zwei willensstarke Frauen, die es mit Hexen aufnehmen und das Klischee von der zu rettenden Frau brechen und zeitgleich auch wieder, dass Homosexualität in der Fantasy möglich ist ohne irgendwelche Einschränkungen zu haben. Bitte mehr davon!
Ich bin Linus
Die Handlung: Linus Giese ist trans. Das dies in der aktuellen Gesellschaft noch immer nicht leicht ist, aber sein sollte, nimmt Linus uns hier mit auf seine ganz eigene Reise, um Vorteile abzubauen und den Weg ein Stück weit zu ebnen, für eine Gesellschaft in der trans sein, ganz normal ist.
Warum das Buch so wichtig ist: Zum Abschluss gibt es noch ein Sachbuch von mir. Einfach weil LGBTQIAP+ Themen in die Belletristik aufzunehmen und somit eine Selbstverständlichkeit dafür zu schaffen eine Seite ist. Aber die direkten Erfahrungsberichte und damit Missverständnissen und Vorurteilen zu begegnen und sich damit auseinander zu setzen, noch einmal die andere. Und genau das schafft Linus hier. Er erzählt nicht nur seine Geschichte, sondern geht auch auf alltägliche Dinge ein, über die man selbst vielleicht nicht nachdenkt, die trans Menschen aber verletzen können. Dabei weist er stets daraufhin, dass er es nur aus seiner Sicht erzählen kann und andere es anders empfinden können. Wer also seine eigenen eingefahrenen Denkmuster überdenken will, der findet hier genug Denkanstößte.
Was sind eure Bücher zum Thema Pride? Gerne her mit dem Empfehlungen!
Danke für diese Liste! Gerade die Fantasy-Romane klingen sehr gut!
Ich liebe ja „Call Me By Your Name“ von André Aciman auch sehr, und finde, dass auch „The Left Hand of Darkness“ (1969) von Ursula K. Le Guin passend, da es auf dem Planeten Winter kein Geschlecht gibt – sie werden in jedem „Paarungszyklus“ dann entweder männlich oder weiblich, dazwischen sind alle geschlechtslos. Sehr interessant und irritierend für den Menschen, der diesen Planeten besucht und dokumentieren soll.
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Call me by your name hatte ich letztes Jahr bei den Filmen dabei. Die Buchvorlage habe ich noch nicht gelesen.
Das andere klingt auch spannend. Danke für den Tipp 😊
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Ich hab damals den Film in der Sneak gesehen und direkt am Wochenende danach das Buch gelesen (ich hatte es schon vorher mal in London im „Gay’s the Word“-Bookshop gekauft).
Biteschön! 🙂
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