The Marvels

Ein Vorwort

Marvel fährt ihren Stil weiter fort, in dem man für ihre Filme weiterhin einiges an Vorwissen braucht, inzwischen eben auch aus den Serien. Doch die Charaktere aus einem der schlechtesten Filme mit zwei Charakteren aus einer besser gelaufenen Serie und einer nicht so gut gelaufenen Serie zu kombinieren, war dann doch gewagt – wenn auch vorhersehbar nachdem Ms Marvel gefühlt nur dafür inszeniert wurde. Warum der Film dennoch erstaunlich gut funktioniert hat, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Was bisher geschah

Hier werde ich kurz die zuvor erschienenen Filme zusammenfassen. Dadurch sind Spoiler leider nicht zu vermeiden. Du weißt bereits, was geschah? Dann überspring dieses Absatz einfach.

Welche Filme/Serien man vorab aus dem MCU gesehen haben sollte: Captain Marvel, Ms Marvel und WandaVision– diese stelle ich hier kurz vor.
Welche Filme/Serien aus dem MCU gut wären vorab gesehen zu haben: Avengers – Endgame, Secret Invasion – hierfür verweise ich (soweit vorhanden) auf meine Zusammenfassungen (für die Links einfach die Titel anklicken).

In Captain Marvel lernen wir Vers kennen, die auf Hala, dem Hauptplaneten der Krees, lebt. Zusammen mit ihrem Vorgesetzten Yon-Rogg zieht sie los zu einer Operation gegen die Skrull, die einen Planeten der Kree besetzt haben. Doch die Informationen entpuppen sich als Falle und Vers wird von den Skrull festgenommen. Diese suchen nach einer bestimmten Erinnerung in ihrem Gedächtnis, wobei sie Erinnerungen freisetzen, die Vers vergessen hatte. Bei ihrer Flucht stürzt Vers auf die Erde in den 1990er Jahren. Hier glaubt sie ihre verlorenen Erinnerungen widerzufinden. Da sie die Gepflogenheiten der Erde nicht kennt, wird bald die Polizei und kurz darauf SHIELD auf sie aufmerksam. Agent Nick Fury und sein Praktikant Phil Coulson sammeln sie auf und zusammen begeben sie sich auf die Suche. In einem SHIELD Archiv finden sie Aufzeichnungen von Dr. Lawson, die Vers in ihren vergessenen Erinnerungen gesehen hat. Die Skrull sind inzwischen auch auf der Erde angekommen und versuchen Fury und Vers getarnt als SHIELD Agenten zu erwischen, doch diese können in einem Flugzeug entkommen. Dabei entdecken sie Goose, Lawsons Katze, als blinden Passagier. Die Flucht führt sie zu Vers früherer besten Freundin Maria Rambeau, die von ihrer gemeinsamen Vergangenheit berichtet und Vers wahren Namen Carol Danvers enthüllt. Talos, der Anführer der Skrull findet sie hier und bittet um ein friedliches Gespräch. Dabei erfährt sie, dass alles Geglaubte eine Lüge ist und die Kree gewaltsam das Universum versuchen zu erobern. Yon-Rogg, der sie nach ihrem Gedächtnisverlust aufnahm, hatte ihre Mentorin Dr. Lawson getötet, die den Skrull bei der Flucht vor den Kree helfen wollte. Eine geheime Energiequelle ging damals auf Danvers über, die ihre Kräfte hervorrief, die Yon-Rogg immer versuchte zu unterdrücken. Zusammen finden sie die geheime Basis der Skrull, die Lawson gebaut hatte, deren Standort sie aber Talos nicht mehr mitteilen konnte. Dort finden sie nicht nur den Tesseract, sondern es kommt auch zur finalen Auseinandersetzung mit Yon-Rogg und seinem Team. Dabei entfaltet Danvers ihre volle Kraft und blockt damit auch die zusätzliche Einheit von Ronan, dem Kläger, ab.
In WandaVision treffen wir auf die erwachsene Monika Rambeau, die Tochter von Maria Rambeau. Sie war durch Thanos Blip für fünf Jahre verschwunden und musste nun feststellen, dass ihre Mutter inzwischen verstorben ist. Sie schließt sich der paramilitärischen Organisation S.W.O.R.D. an und wird zur „Maximoff-Anomalie“ gerufen, eine von Wanda in ihrer Trauer geschaffene Barriere rund um eine Kleinstadt, in der sie in einer Art Sitcomwelt lebt und in der für sie Vision noch am Leben ist, aber auch alle Bewohnenden der Kleinstadt unter ihrer Kontrolle stehen. Rambeau tut sich mit dem FBI Agenten Woo (Ant-Man & the WASP) und Dr. Darcy Lewis (Thor) zusammen, um diese zu durchdringend. Dadurch gelangt sie in Wandas Sitcomwelt und versucht sie dort zu beeinflussen. Doch Wanda bemerkt die Manipulation und bringt Monica wieder auf die andere Seite der Anomalie. Dort spitzen sich die Dinge gerade zu, denn ihr Vorgesetzter hat heimlich einen weißen Vision bauen lassen, der mit Wandas Energie nun  einsatzfähig ist. Trotz der Warnung von Woo und Lewis versucht Monica erneut die Barriere zu durchdringen, wodurch sich etwas in ihrer DNA ändert und sie nun auch spezielle Fähigkeiten entwickelt. In der Midcredit Szene sehen wir, wie Monica von einem Skull rekrutiert wird und fortan arbeitet sie mit Nick Fury in einer Weltraumstation zusammen.
In Ms Marvel lernen wir Kamala Khan kennen. Sie ist ein riesen Fan von Carol Danvers und möchte sie unbedingt zu einer Convention cosplayen. Doch ihre Eltern sind dagegen. So entwendet sie heimlich einen alten Armreif von ihrer Großmutter aus der Schatulle ihrer Mutter und geht mit ihrem besten Freund auf die Convention. Dort kommt es zu einem Unfall, wobei Kamala entdeckt, dass sie durch den Armreifen übernatürliche Kräfte hat. Wieder zu Hause probiert sie mit ihrem besten Freund diese aus und lernt, dass sie eine Art von Lichtmagie beherrscht, genauso wie ihr großes Idol. Das ruft jedoch eine Spezialeinheit auf den Plan, die jegliche Ausbrüche von Kräften sofort unterbinden will. Gleichzeitig treffen Dschinns ein, die es ebenfalls auf den Armreif abgesehen haben. Kamala kann beiden entkommen und bekommt einen merkwürdigen Anruf ihrer Großmutter, die sie in die Heimat nach Pakistan einlädt. Dort trifft Kamala erneut auf die Dschinns und erfährt die Geschichte ihrer Familie. Während sie eine größere Katastrophe gerade noch abwenden kann, opfert sich die Anführerin der Dschinns, die einsah, dass sie falsch lag. Zurück in den USA sucht weiterhin die Spezialeinheit nach Kamala und ihren Freund*innen. Diese locken sie in die Schule, wo es zum finalen Showdown kommt. In einer Aftercredit Szene sehen wir, wie Kamala mit Captain Marvel den Platz tauscht, die davon ebenfalls überrascht ist. Der Auftakt für The Marvels wurde gelegt.

Die Handlung

Carol Danvers aka Captain Marvel (Brie Larson) untersucht eine seltsame Erscheinung, die an ein schwarzes Loch erinnert, doch bei der Berührung tauscht sie auf einmal den Körper mit Kamala Khan aka Ms. Marvel (Iman Vellani) und Monika Rambeau (Teyonah Parris). Während diese noch versuchen die Ursachen zu finden, taucht Dar-Benn, die neue Anführerin der Kree auf. Ihr Ziel ist es ein Artefakt zu finden, mit dem sie ihren Heimatplaneten Hala wieder zu altem Glanz führen kann. Doch der Preis dafür ist der Verlust von anderen Planeten. Und sie hat noch eine Rechnung mit Carol offen. So müssen Carol, Kamala und Monika sich zusammen tun, um gemeinsam Dar-Benn aufzuhalten.

Meine Meinung

Nach der sehr gehetzten Phase 4 des MCU, wo sich neue Filme und Serien in kürzester Zeit überschlugen, hat Marvel endlich die Bremse gezogen. So kam mit The Marvels erst der zweite Film dieses Jahr aus dem Hause Marvel in die deutschen Kinos. Auch serientechnisch wurde die Bremse gezogen. Und das war definitiv auch gut so, denn auch wenn Phase 5 bisher ebenso Schwächen zeigt, sind diese (abgesehen von Secret Invasion, die war wirklich schrecklich), bisher doch wieder stärker als das meiste aus Phase 4.
Aber von vorne. Der Beginn wurde bereits in einer After Credit Scene von Ms Marvel angeteasert und wir sehen, wie Kamala und Carol den Körper tauschen. Dann kurze Rückblende und wir erfahren, wie es unseren drei Protagonistinnen aktuell so ergeht. Carol abgeschieden im Weltraum, wo sie ab und an noch von Fury zu Einsätzen gebeten wird, Monica, die mit Fury auf einer Weltraumstation arbeitet und eben Kamala, die ganz normale Teenagerprobleme zu bewältigen hat. Bis Carol eine Anomalie untersucht und der Körpertausch beginnt.
Dabei ist die Grundgeschichte von The Marvels eigentlich gar nichts so besonderes. Die Drei reisen von Planet zu Planet und versuchen der Antagonistin zuvor zu kommen. Alles schön nach Schema, wenig Unvorhersehbares. Dennoch hat The Marvels unfassbar viel Spaß gemacht zu sehen. Denn die Körpertauschmomente, die zunächst unbewusst stattfinden, aber irgendwann als Waffe eingesetzt werden, sind intelligent geschrieben und bieten unfassbar viel Potential für gute Witze. So ist der Film direkt von der ersten Körpertauschszene an bis zum Ende spannend und unfassbar leicht erzählt. Der größte Trumpf des Films ist dann wohl Iman Vellani, die in ihrer Rolle als Ms Marvel einfach ziemlich viel Spaß hatte und das merkt man auch. Den Spaß, den sie an ihren Szenen hat ist ansteckend und überträgt sich auch aufs Publikum.
Natürlich ist The Marvels nicht die Rettung des MCU, denn die Ermüdung ist bereits weit fortgeschritten und es fehlt an innovativen Ideen. Über das CGI kann man denken, was man will, immerhin war es keine absolute Vollkatastrophe, wie bei She-Hulk. Die Geschichte ist an sich etwas dünn und vorhersehbar und die Antagonistin bekommt zwar eine kleine Hintergrundgeschichte, die ihre Taten rechtfertigen sollen, aber auch die wirkt relativ konstruiert. Dennoch hatte ich seit langem mal wieder richtig Spaß an einem MCU Film und damit auch einfach wieder Lust das Franchise weiter zu verfolgen.

Das Fazit

The Marvels ist vielleicht nicht die Rettung des MCU, aber ein Film, der einfach Spaß macht und unterhält. Die Handlung zwar größtenteils vorhersehbar und die Antagonistin eher blass, aber er ist trotzdem spannend und witzig und holt einen ab. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

The Marvels läuft seit dem 08.11.2023 in den deutschen Kinos.

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