Ein Vorwort
Marvel hat offiziell wieder die Superheldensaison für 2019 eröffnet. Als inzwischen 21. Film des MCU – Marvel Cinematic Universe – hat Captain Marvel nun ihren Soloauftritt. Marketingstechnisch ist der Filmstart kurz vorm großen Avengers – Endgame im April nur insofern logisch, als dass Captain Marvel in Endgame wohl eine zentrale Rolle spielen wird. Wer also auch den nächsten Avengersteil komplett verstehen will, sollte sich Captain Marvel wohl vorher ansehen. Ob es ansonsten noch gute Gründe gibt, verrate ich in meiner Kritik.
Die Handlung
Vers (Brie Larson) ist eine Soldatin der Kree in Ausbildung. Ihre Fähigkeit ist Photonenstrahlen aus ihren Fäusten zu entfesseln. Ihr Ausbilder Yon-Rogg (Jude Law) bereitet sie auf ihre erste Mission gegen die Skrulls vor. Dies entpuppt sich jedoch als Falle und Vers landet zunächst in Gefangenschaft und schließlich auf dem Planeten Erde. Dort trifft sie auf den SHIELD-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson). Nach und nach kommen jedoch Erinnerungen zurück. Sie merkt, dass sie auf der Erde groß geworden ist. Nun setzt sie alles daran ihr eigenes Geheimnis zu lüften.
Meine Meinung
Außerirdischer kommt auf die Erde und muss sich an die Gepflogenheiten gewöhnen? Diese Grundthematik kommt dem einen oder anderen Filmliebhaber, vor allem aber den Anhängern des MCUs, wohl bekannt vor. Denn diese Grundgeschichte hatten wir bereits mit dem vierten MCU Film „Thor“. Allerdings war dies 2011. Inzwischen haben wir 2019 und sind am Ende der dritten Phase des MCU. Man sollte meinen, dass sich die Filme inzwischen weiterentwickelt hätten. Und eigentlich haben sie das auch. Nur eben nicht Captain Marvel.
Die grundsätzliche Ausgangslage ist zwar neu, aber auch irgendwo bekannt. Denn die Kree um Ronan sind dem breiten Publikum aus Guardians of the Galaxy – Volume 1 bekannt. Dennoch lernen wir sie hier noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Dementsprechend holprig ist der Anfang. Die ganze Geschichte rund um Vers und ihre Ausbildung bei den Kree inklusive erstem Kampf gegen die Skrulls ist abgehackt erzählt. Hier wurde mehr Wert auf die Optik als auf einen guten Auftakt gelegt. So versteht man weder Brie Larsons Rolle, noch die von Jude Law. Wirklich in Fahrt kommt der Film erst mit dem Eintreffen Captain Marvels auf der Erde. Hier wurden Samuel L. Jackson als Nick Fury und Clark Gregg als Agent Coulson digital verjüngt, um ihre 90er Jahre Version von sich selbst zu geben. Ein Nick Fury als Level 3 Agent (sehr niedriges Level) und einen Agent Coulson in der Ausbildung zu sehen, dürfte dann erst einmal die Nostalgieschiene bedient haben, so dass dann auch der letzte Fan im Film angekommen ist. Der weitere Handlungsverlauf ist dann das typische Erforschen von Geheimnissen mit der ständigen Gefahr im Rücken. Am Ende gibt es dann den großen Plottwist, den der eingefleischte Fan wohl schon ab der ersten Szene vorausgeahnt haben dürfte und die obligatorische Endschlacht.
Wir haben hier also die typische „Wer bin ich“- Handlung eingeordnet im MCU. Am Ende entpuppt sich Captain Marvel als eine Art „Superman des Marvel-Universums“, zumindest was die Überkräfte angeht, und rettet den Tag. Als nicht Marvel Fan dürfte der Film damit ziemlich ungeeignet sein. Denn die Elemente die den Film doch sehenswert machen, sind eher die Kleinigkeiten, die Marvel Fans eben lieben – unter anderem eines der letzten Cameos von Stan Lee – und der ausgeprägte Humor. Wobei selbst der MCU-Humor hier seltsam deplatziert wirkt und teilweise zu gewollt hineingezwungen wurde.
Der heimliche Held des Films ist leider nicht Captain Marvel, sondern Agent Fury zusammen mit dem kleinen Vierbeiner Goose. Denn aus der Kombination ergeben sich einige Situationen, die wirklich sehr lustig sind.
Brie Larson als Captain Marvel macht eine solide Figur. Ihre gute Vorbereitung gerade auf die Kampfszenen sind dem Film deutlich anzumerken und auch den Spaß, den sie beim Dreh hatte. Nur die witzigen Dialoge wollen ihr nicht so leicht von den Lippen, wohingegen sie bei den dramatischen wieder mehr glänzen kann.
Letztendlich bleibt zu sagen, dass Captain Marvel kein grundsätzlich schlechter Film ist. Er erinnert in vielen Teilen an den ersten Thor-Film. Allerdings muss man sagen, dass er damit einfach nicht mehr in die aktuelle Zeit passt. Nach einem oscarnominierten Black Panther und dem zusammentreffen der bisherigen Charaktere in Infinity War, sind wir einfach schon über einen Captain Marvel hinaus. Was schade ist, denn als erste Heldin mit einem Solofilm im MCU wäre ein höheres Niveau angebracht gewesen.
Das Fazit
Captain Marvel ist ein grundsolider Film aus dem Hause Marvel. Leider bleibt er deutlich hinter seinen Möglichkeiten und beschränkt sich auf eine sehr einfach gehaltene Handlung, die einzig vom Nostalgiefaktor lebt. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.
Grundsolide. Das passt. So wirklich will dieser Film nie in Fahrt kommen, was ich echt schade fand. Hatte mich da sehr drauf gefreut…
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Ich war schon nach dem ersten Trailer skeptisch. Klang nicht nach einer Geschichte, die mich interessiert. Gute Marketingstrategie ihn für Endgame so wichtig zu machen
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Ja… Aber irgendwie fühlt es sich vor Endgame auch wie ein Cheat an. „Oh… alles scheint verloren. Aber Hey, Nick Fury kennt da noch den Übersuperhelden, der helfen kann.“ Ich bin echt gespannt, wie sie mit ihr in Avengers 4 umgehen werden.
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Das passt das hier ganz gut dazu: https://kinogucker.wordpress.com/2019/04/09/marvel-studios-lexikon-der-superhelden/
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