Ein Vorwort
Nach einer sehr zähen vierten Phase, kam das MCU (=Marvel Cinematic Universe) langsam wieder in Schwung, aber auch eher, weil die Notbremse gezogen wurde und wir nun nicht mehr mit Veröffentlichungen überschüttet werden. Nach noch drei Filmen in 2023 gibt es für 2024 nur einen angekündigten Start und das ist der dritte Deadpool-Teil. Das besondere hieran ist auch, dass es der erste MCU Film ab 16 ist, Deadpool und damit auch die X-Men zum ersten Mal im MCU auftauchen und dass Wolverine, der eigentlich in Logan sein verdientes Ende fand, auch wieder mit am Start ist. Warum der Film vielleicht nicht die Rettung des MCU, aber durchaus ein sehenswerter Streifen ist, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Was bisher geschah
Eigentlich würde ich hier die wichtigsten Informationen zusammenfassen, die man für den Film wissen muss. Die vorherigen Filme, die nur teilweise wichtig sind, zumindest erwähnen. Aber das ist bei diesem Film voller Anspielungen nicht möglich. Wenn ihr wirklich alles verstehen wollt, dann schaut das komplette MCU, alle X-Men, Fantastic Four Teile und jeder Film, der auch nur ansatzweise mit Marvel zu tun hat, schaut auch die Filmography von Ryan Reynold und Hugh Jackman, seit über deren Privatleben informiert und kennt die Gerüchteküche über Marvels zukünftige Filmpläne. Oh und schaut auch die Across the Spider-Verse Filme.
Oder(!) ihr lasst euch einfach auf den Film ein, ohne jede Referenz verstehen zu wollen. Viel Spaß!
Die Handlung
Wade Wilson aka Deadpool hat sich in ein paralleles Universum zurückgezogen, wo Vanessa noch am Leben ist. Dennoch läuft sein Alltag eher schleppend. Bis die TVA an seine Tür klopft und ihm gesteht, dass sie seine Welt auslöschen wollen, da durch den Tod Wolverines in Logan der Ankerpunkt fehle. Doch Deadpool sieht gar nicht ein, sich damit zufrieden zu geben und begibt sich auf die Suche nach einem neuen Wolverine. Nur, dass die Lösung damit noch nicht gefunden ist.
Meine Meinung
Als die ersten Gerüchte über einen neuen Deadpool Teil aufkamen, war ich nicht so sehr interessiert. Mochte ich den ersten Teil noch sehr gern, weil er erfrischend anders war, ging die Formel schon im zweiten Teil nur bedingt auf. Dann wurde gemunkelt, dass Hugh Jackman als Wolverine zurückkehren sollte. Meine Zweifel wuchsen, schließlich hatte dieser in Logan ein sehr berührendes und finales Ende gefunden. Warum daran wieder ruckeln? Doch dann drehten Ryan Reynolds und Hugh Jackman zwei kurze Sketche, wo sie die meiste Zeit auf einer Couch saßen und grob über die Ideen sprachen und ich war begeistert! Ich hatte richtig Lust auf den Film!
Die Begeisterung hielt nur kurz, denn der erste Trailer sah wieder sehr generisch aus. So ging ich schließlich ins Kino und hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Und ich kann euch sagen, es war eine Achterbahnfahrt! Aber fangen wir am Anfang an.
Im Vorfeld hieß es, dass an dem Tod Wolverines in Logan nicht gerüttelt werden sollte, nur, um uns in der ersten Szene genau an dieses Grab zu führen. Aber sie haben es tatsächlich geschafft eine gute Lösung zu finden und uns zeitgleich zu NSYNCs ByeByeBye das Tanzbattle zu liefern, dass uns seit dem ersten Guardians of the Galaxy Film versprochen wurde. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße, denn Deadpools Humor war zwar schon immer fragwürdig und häufig unter der Gürtellinie, aber hier wurden noch einmal alle Register gezogen.
So geht es dann auch den restlichen Film über. Wir haben immer wieder Szenen, wo ich dachte: Ja, hier funktioniert die Formel. Und vielleicht war ich auch ein bisschen stolz, weil ich echt viele Anspielungen und Wortwitze verstanden habe, aber dann kam immer wieder irgendetwas, das weniger funktioniert hat. Das ist insgesamt allerdings doch Jammern auf hohem Niveau, denn wir bekamen halt einen Film, wo Deadpool drauf steht und dann eben auch Deadpool drin ist.
Das größere Problem des Films ist dann eher eins, dass Marvel seit Phase Eins mit sich herumschleppt: Die schwachen Bösewichte. Zwar haben wir einen Morally Grey Charakter mit Jon Hamm und auch Emma Corrin spielt mit einer absoluten Leidenschaft und gibt ihrem Charakter einiges. Nur kommt sie nicht über das an dieser Stelle eher schwache Drehbuch hinweg. Sie hat eine eher fragwürdige Hintergrundgeschichte, die nicht genutzt wurde, hat überhaupt keine Motivation und ändert ihre Pläne dann auch einfach mal, weil passt gut zum großen Finale. Leider daher wieder zwei Bösewichte, die wir schon in kürzester Zeit wieder vergessen haben.
Wie eingangs erwähnt, strotzt der Film auch wieder nur so vor Referenzen und Anspielungen. Und brauchte man spätestens ab Phase Drei schon meist einiges an Hintergrundwissen, wird es hier noch einmal absolut auf die Spitze getrieben. Und während einiges gut funktioniert, wirkt anderes dann auch wieder sehr gewollt reingeschrieben. Ich gehe hier bewusst auf keine Details ein, denn das Entdecken dieser, macht doch einen großen Teil des Erlebnisses aus.
Insgesamt gesehen hatte ich eine gute Zeit im Kino. Ich wurde gut unterhalten, habe viel gelacht und hatte Freude am Erkunden der Settings. Aber irgendwo hat dieser gewisse Funke einfach gefehlt, den ich gerade beim ersten Teil hatte. Man merkt, wie sehr Ryan Reynolds diese Rolle lebt und wie gut er mit Hugh Jackman harmoniert, die auch im echten Leben gute Freunde sind. Aber so ganz kann er den Karren namens MCU nicht aus dem Mist ziehen. Aber immerhin sind wir wieder auf einem guten Weg.
Das Fazit
Deadpool & Wolverine funktioniert vor allem durch die große Liebe zu ihren Charakteren, den ganz eigenen Humor – auch wenn er hier ab und an doch etwas zu weit getrieben wird – und der durchdachten Handlung. Bösewichte bleiben gewohnt blass und mit den Andeutungen wurde es dann doch etwas übertrieben. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.
Deadpool & Wolverine läuft seit dem 24.07.2024 in den deutschen Kinos
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