Ein Vorwort
Nach den Nachrichten, dass Avatar (endlich) vom ersten Platz der erfolgreichsten Filme aller Zeiten (zumindest uninflationsbereinigt) gestoßen wurde, ist schon einmal eine gute Nachricht. Umso mehr freut mich, dass es Endgame geschafft hat. Denn damit wurden 11 Jahre Filmfranchise zu einem krönenden Höhepunkt geführt. Umso verwirrter wurde man, als Kevin Feige ankündigte, dass Phase 3 doch nicht mit Endgame ende, sondern eben erst mit dem zweiten Marvel-Spider-Man Versuch. Kann dies ein ebenso guter Abschluss für die dritte Phase werden?
Was bisher geschah
Hier werde ich kurz die zuvor erschienenen Filme zusammenfassen. Dadurch sind Spoiler leider nicht zu vermeiden. Du weißt bereits, was geschah? Dann überspring diesen Absatz einfach.
Peter Parker wird von Tony Stark aka Iron Man aufgesucht, damit dieser ihm als seine Geheimidentität Spider-Man hilft, um Captain America im Civil War aufzuhalten. Bei dem großen Kampf am Leipziger Flughafen hält er sich wacker.
Wieder zu Hause will er unbedingt ein Avenger werden und ruft Tony Stark regelmäßig mit Updates aus der Nachbarschaft an. Dieser ignoriert ihn jedoch geflissentlich. Als in seiner Umgebung jedoch Waffen mit Centauri-Technologie (wir erinnern uns an den großen Kmapf im ersten Avengers-Teil) auftauchen, macht er sich auf die Suche und trifft auf den Waffenhändler Adrian Toomes, der sich als The Vulture einen Namen gemacht hat. Da weder Stark, noch dessen Bodyguard Happy, ihn ernst nehmen, versucht Peter Toomes selbstständig zu fangen. Nachdem er dabei aber mehrere Menschenleben in Gefahr bringt, gibt es eine große Standpauke von Tony Stark, der ihm seinen Spider-Man Anzug wegnimmt. Beim Homecomingball trifft Peter wieder auf Toomes, der sich als Vater seines Schwarms herausstellt. Nach dem großen Endkampf will Stark ihn endlich als Avenger ankündigen. Peter hält das jedoch für eine Prüfung und beschließt lieber die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft zu bleiben.
In Avengers: Infinity War begleitet Peter eher unfreiwillig Iron Man und Doctor Strange in Thanos Raumschiff auf den Weg nach Titan, Thanos Heimatplaneten. Dort versucht er zusammen mit den Guardians gegen Thanos zu kämpfen. Am Ende fällt er Thanos Schnipsen zum Opfer und zerfällt zu Staub.
Erst im großen Endkampf am Ende von Avengers: Endgame taucht er zusammen mit den anderen „Gefallenen“ wieder auf, nachdem Hulk den Schnipser rückgängig machen konnte. Am Ende betrauert er den Fall seines großen Idols Tony Stark.
Die Handlung
Peter Parker (Tom Holland) versucht über den Verlust seines Idols hinwegzukommen und gleichzeitig die Erwartungen in Spider-Man zu erfüllen. Eine Studienfahrt seiner Klasse nach Europa soll die gelungene Ablenkung sein. Doch nachdem in Venedig ein Wasserungeheuer auftaucht und von dem geheimnisvollen Mysterio (Jake Gyllenhaal) bekämpft wurde, heuert Nick Fury (Samuel L. Jackson) ihn an, um die nächsten erdenbedrohenden Monster zu besiegen.
Meine Meinung
Meine Meinung über die im Vorwort gestellte Frage, ob Spider-Man auch ein guter Abschluss der vierten Phase sein könnte, stand eigentlich schon vorher fest: Nein, Endgame war an dieser Stelle nicht mehr zu übertreffen. Trotzdem bin ich versucht unvoreingenommen an die Sache herangegangen. Und auch, wenn man einmal akzeptiert, dass es diesmal kein Avengers ist, und eben auch kein Gänsehaut-Endgame, ist Far from home leider noch immer kein guter Superheldenfilm. Und das obwohl er durchaus einiges richtig macht.
Aber fangen wir ganz am Anfang an. Zunächst stellte sich die wichtigste Frage: Wann spielt der Film? Denn in Endgame sind zwischenzeitlich vier Jahre vergangen. Wurden die komplett zurückgedreht? Sind die wieder aufgetauchten Charaktere einfach mitgealtert? Diese Frage zumindest wurde gleich am Anfang aufgeklärt. Die vier Jahre sind vergangen und die Menschen, die nicht verschwanden, sind auch vier Jahre gealtert. Die anderen, eben nicht. Das führt zu einigen interessanten kurzen Dialogen, z.B über kleinere Geschwister, die auf einmal älter sind. Praktischerweise war aber wohl nicht nur Peter verschwunden, sondern auch sein bester Freund Ned und sein Schwarm MJ, so dass diese immer noch in die gleiche Klasse gehen.
Handlungstechnisch wurde also zunächst viel richtig gemacht. Die Zeitfrage wurde aufgeklärt und wir treffen auf einen zwiegespaltenen Spider-Man, der sich immer wieder mit der Frage um das Erbe seines Idols auseinander setzen muss. Nach den nervenraubenden Geschehnissen in Infinity War und Endgame schien uns nun auch MARVEL in die Ferien schicken zu wollen und lässt Spider-Man nun auf Klassenfahrt nach Europa fahren. Soweit, so gut. Wir kommen wieder in Berührung mit den alten Charakteren, es tauchen Neue auf und gerade die beiden Lehrer, die die Klassenfahrt begleiten, sorgen für einige Running Gags, die durchaus funktioniert haben.
Was leider nicht so richtig funktioniert ist alles, was danach kommt. Denn sobald das erste Monster und Mysterio auftauchen, gleitet die Handlung mehr und mehr davon. Das passierte bereits in Homecoming, doch während sich dort am Ende die Handlung wieder gefangen hat, was wohl vor allem mit einem gut spielenden Michael Keaton und einem nachvollziehbaren Bösewicht zu tun hat, weiß Far from home am Ende nicht mehr so richtig, was er nun eigentlich erzählen will. Es wird ein Nick Fury wieder eingesetzt, zusammen mit einer Agent Hill, die aber bald sehr untypisch agieren und so gar nicht im Film angekommen wirken. Stattdessen wird sich in die Geschichte rund um Mysterio verrannt, die aber schon bald nicht mehr interessant ist und die Entscheidungen eben diesem nicht so recht nachvollziehbar.
Und so bleibt ein Film zurück, der eigentlich die richtigen Fragen stellt, der eigentlich auch gute Witze hat und der eigentlich sich auch gut mit dem Thema Trauerbewältigung auseinander setzt. Aber eben nur eigentlich, denn den richtigen Bogen schafft er am Ende nicht. Und spätestens nach einer Illusion zu viel, dürfte der Großteil des Publikums abgeschaltet haben. Schade, denn Potential war da.
Das Fazit
Spider-Man: Far from home hat viele gute Ansätze, versucht die Marveltypische Spannung und Humor zu verbinden, scheitert aber letztendlich durch eine verworrene Handlung und einem unnachvollziehbarem Bösewicht. Damit zählt er zu den schwächeren Vertretern aus dem Hause Marvel. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.
Spider-Man: Far from home läuft seit dem 04.07.2019 in den deutschen Kinos
Ich fand gerade die Agenda des Antagonisten gut, weil es mal nicht darum ging, die Welt zu erobern respektive zu zerstören, sondern einzig allein darum, dass eigene Ego zu stimulieren. Und Jake Gyllenhaal bringt das ziemlich gut rüber.
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