The Father

Ein Vorwort

Die Tatsache, dass bei der diesjährigen Oscarverleihung die Reihenfolge der Kategorien geändert wurde und statt Bester Film diesmal Bester Hauptdarsteller als letztes vergeben wurde und Preisträger Anthony Hopkins dann nur per Bild eingeblendet werden konnte, sorgte für starke Kritik. Die Sinnhaftigkeit dessen sollte jedoch an anderer Stelle diskutiert werden. Ob der Gewinn Hopkins in der Kategorie gerechtfertigt war, das soll Thema des heutigen Beitrags sein.

Die Handlung

Anthony (Anthony Hopkins) ist 80 Jahre alt und dement. Dennoch will er seine Wohnung nicht verlassen und beteuert, dass er gut allein zurecht kommt. Seine Tochter Anne (Olivia Coleman) versucht so gut es geht für ihn da zu sein, doch stößt allmählich an ihre Grenzen.

Meine Meinung

Die Grundidee einen Film vollständig aus der Sicht eines Demenzkranken zu schreiben, ist schon ein schwieriges Unterfangen. Den schwierigsten Schritt dafür hatte Regisseur Florian Zeller schon hinter sich, denn der Film basiert auf seinem Theaterstück von 2012. Dies merkt man dem Kammerspielartigen Setting auch an. Nun musste es aber auch noch auf der Leinwand funktionieren.
Dafür setzt der Film auf kleine Details, die auf einer Bühne wohl schwierig umzusetzen gewesen wären. Die Feinheiten in der geänderten Einrichtung sind für die Zuschauer teilweise erst auf dem zweiten Blick ersichtlich, was aber den schleichenden Prozess der Verwirrung des Protagonisten unterstützt und auch den Zuschauer mehr  als einmal vor ein Rätsel stellt.
Die Handlung selbst bietet anfänglich, aber auch zwischenzeitlich immer wieder Stolpersteine, wo die Frage aufkommt, in welche Richtung der Film sich entwicklt. Die konkrete Auflösung erfolgt tatsächlich erst in den letzten Szenen, die die zuvor auftauchenden Rätsel lüftet. Das hängt damit zusammen, dass der Film aus dem hochgradig unzuverlässigen dementen Protagonisten erzählt wird. Der Film fängt gekonnt seinen Alltag ein, inklusive des Vergessens von Dingen. Aber auch zeitlich können einzelne Geschehnisse teils nicht richtig wiedergegeben werden. Dies erhöht die Spannung des Films, will man doch hinter des Rätselslösung kommen.
Getoppt wird die langsam erzählte, aber sehr feinfühlige Handlung und der dezente Kulissenwechsel, nur von den durch die Bank weg absolut grandiosen Darstellern. Während Rufus Sewell, Mark Gatiss oder auch Olivia Williams eher im Hintergrund bleiben, so sind es gerade Anthony Hopkins und Olivia Coleman, die ihren Ruf als ausgezeichnete Darsteller*innen wieder einmal gerecht werden. Denn der Film bedarf keiner großen Gesten oder der typischen „Oscarszene“, sondern es sind die kleinen Feinheiten. Der Stimmungswechsel, den man allein in den Augen der Darsteller*innen erkennt. Gerade Hopkins brilliert auf diesem Gebiet. Minutenlange Szenen mit einer Bandbreite von Emotionen und man sieht sie allein seinen Augen an. Für diese Leistungen kann man seinen Gewinn bei den diesjährigen Oscars nur als verdient ansehen. Coleman hingegen schafft es nicht gegen diese Leistung anzuspielen, sondern sie mit zu nutzen und zu eigen zu machen. Die innere Zerissenheit in jeder Szene nimmt man ihr ab und möchte sie mehr als einmal nur in den Arm nehmen.

Das Fazit

The Father ist ein ruhig erzählter und brilliant gespielter Film, dessen ganzes Spektrum erst am Ende deutlich wird und sich dadurch im Nachgang noch auf mehrfache Weise entfaltet. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

The Father läuft seit dem 26.08.2021 in den deutschen Kinos

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Ein Gedanke zu „The Father

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