The Night Manager

Der Reiz einer Kurzserie erschloss sich mir, als ich meine viel zu lange Liste mit Serien betrachtete, die ich entweder noch anfangen möchte zu sehen, oder bei denen inzwischen neue Staffeln erschienen sind. Also warum nicht eine Serie abarbeiten, die nur 8 Folgen umfasst und nach dieser einen Staffel komplett fertig erzählt ist?

Jonathan Pine arbeitet als Nachtmanager in einem Nobelhotel in Kairo zur Zeit des arabischen Frühlings 2011. Dort wird seine Geliebte getötet, die in Verbindung zu einer mächtigen Familie stand. Jahre später trifft er auf den Mann, der die Ermordung vielleicht angeordnet hat: Richard Roper. Er wendet sich an Angela Burr, die eine kleine Konkurrenzabteilung des MI6 führt, und lässt sich in Ropers Organisation einschleusen, um Informationen zu bekommen.

Etwas gezögert habe ich bei dieser Serie, als ich las, dass es sich um eine Serienverfilmung eines John le Carré Buches handelt. Nach der Verfilmung von Verräter wie wir diesen Jahres, die mich sehr enttäuschte, war ich doch etwas vorsichtig. Aber die Besetzungsliste mit Tom Hiddleston und Hugh Laurie überzeugte mich dann doch.
Während die erste Folge etwas holprig startet, da hier versucht wird sehr viel Handlung unterzubringen, um schnell zum eigentlichen Thema vorzudringen. Dadurch wird sehr viel mit Zeitsprüngen gearbeitet und gleichzeitig brasseln unzählige Namen auf einen ein. Dies entspannt sich aber schon ab der zweiten Folge, wenn Pine es schafft in Ropers Organisation unterzukommen. Trotz des nun relativ langsamen Erzähltempo kommt es immer wieder zu brenzligen Situation, so dass die Spannung trotzdem permanent aufrecht erhalten wird. Auch hat man wenig das Gefühl eine Serie zu sehen, da die einzelnen Folgen stringent hintereinander erzählt werden. So kommt es einem viel eher so vor, als würde man einfach einen sehr langen Film sehen. Allerdings lädt dies auch zum Binge-Watching ein, da man selbst am Ende einer Folge immer wissen möchte, wie es weitergeht und dann zwischendurch auszuschalten, fällt sehr schwer.
The Night Manager handelt mit vielen Charakteren und Namen, so dass man eine Weile braucht, um die Zusammenhänge richtig einordnen zu können. Doch auch nach acht Folgen überlegt man mitunter immer wieder, in welchem Zusammenhang in Dialog genannte Namen zur Handlung stehen. Dabei handelt es sich aber eher um die verzweigten Geschäftspartner Ropers, den Kreis der Hauptfiguren kann man sich durchaus merken. Hierbei ist vorallem die Besetzung wichtig. Dabei spielen alle Darsteller ihre Charaktere mit einer Hingabe, die die Serie auszeichnet. Hierzu zählen neben Hiddleston und Laurie, von denen man diese Leistung erwartet, auch Tom Hollander, Olivia Colman und Elizabeth Debicki.
Während die ursprüngliche Handlung von Carrés Roman „Der Nachtmanager“ zur Zeit des Endes des Kalten Krieges spielte, wurde die Handlung in der Serie aktualisiert und spielt nun während des arabischen Frühlings. Dadurch arbeitet Pine am Anfang zum Beispiel auch in Kairo und nicht wie im Roman in der Schweiz. Dadurch bekommt die Serie noch einmal eine Aktualität, die einen viel mehr mitnimmt. Durch verschiedene Handlungsorte, wie in Spanien, Ägypten, England und der Türkei, hat das Ganze einen sehr internationalen Touch, der einem nicht die Augen vor realen Fakten verschließen lassen kann.
Besonders gut gelungen ist auch das Intro der Serie. Hier werden Stilmittel des Prunks immer wieder umgewandelt zu Stilmitteln des Krieges. Zusammen mit einer zwar ruhigen, aber doch eindringlichen musikalischen Untermalung, trifft das Intro zu 100% den Ton der Serie und ist auch ästethisch sehr gut anzusehen.

Alles in allem eine absolute Empfehlung, aber vorsicht! Die Serie hat Suchtfaktor und sollte vielleicht an einem freien Wochenende gesehen werden.

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