Big little lies

Nach der Emmy-Verleihung war ich wieder von so vielen neuen Serien inspiriert, dass ich zunächst nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Letztendlich habe ich mich für den Anfang auf die neue HBO-Miniserie konzentriert. Big little lies ist auf eine Staffel mit 7 Folgen konzipiert.

 In dem kleinen Küstenort Monterey, mit vielen wohlhabenden Familien,kommt es auf der Spendengala der Grundschule zu einem Todesfall. Nachträglich erscheinen alle Mütter verdächtigt und durch Verhöre werden nach und nach Intrigen, Lügen, Dramen und noch vieles mehr enthüllt.

Im ersten Moment ist es immer merkwürdig, wenn nach dem HBO Slogan nicht das Theme von Game of Thrones erscheint, aber der erste Eindruck der Serie Big little lies ist auch nicht wirklich einprägsam. Denn das Intro dauert viel zu lang und zeigt einfach nur die wichtigsten Mütter der Serie beim Autofahren mit Einblicken in die Landschaft von Monterey. Wer sich davon noch nicht hat abschrecken lassen, muss sich noch zwei Folgen gedulden, ehe die Handlung richtig in die Gänge kommt. Denn die Serie nimmt sich zu Anfang viel Zeit, um die verschiedenen Charaktere sehr oberflächlich darzustellen. Erst nach und nach erfährt man immer mehr über die Familien und ihre genaueren familiären Hintergründe. Am wichtigsten sind hier fünf Familien. Jane Chapman (Shailene Woodley) und ihr Sohn Ziggy sind pünktlich zur Einschulung Ziggys neu nach Monterey gezogen. Janes Hintergründe bleiben lange im Dunkeln und werden nur durch Erinnerungen und Traumsequenzen angedeutet. In Monterey wird sie schnell abgestempelt, weil sie alleinerziehende Mutter ist. Dennoch freundet sie sich schnell mit Madeline Mackenzie und Celeste Wright an. Madeline (Reese Witherspoon) ist in zweiter Ehe verheiratet aus der Tochter Chloe entstand. Sie hat noch eine größere Tochter Abigail, die aus ihrer ersten Ehe mit Nathan Carlson entstand. Das Verhältnis zu ihrem Ex-Mann ist gereizt, vor allem seit er die jüngere Yoga-Lehrerin Bonnie (Zoe Kravitz) geheiratet hat. Über Madeline erfährt man schnell alles wichtige, auch wenn sie noch ein paar Überraschungen zu bieten hat. Celeste Wright (Nicole Kidman) ist mit Perry verheiratet und hat die Zwillinge Josh und Max. Während ihre Ehe nach außen sehr glücklich wirkt, spielen sich hier hinter verschlossenen Türen die wahren Abgründe der Serie ab. Als Gegenspielerin zu dem dreier Gespann entwickelt sich bereits zu Anfang der Serie Renata Klein (Laura Dern), die im Gegensatz zu den nicht arbeitenden oder in Teilzeit arbeitenden Mütter steht und versucht gleichzeitig Mutter und Karrierefrau zu sein.
Die Handlung der Serie baut sich sehr langsam auf und bis zur sechsten Folge mag man nicht denken, dass die Serie nach der siebten Folge fertig erzählt sein soll. Aber letztendlich schafft es die Serie einen runden und obwohl hochdramatisch doch ruhig erzählten Abschluss zu finden. Als Rahmen der Erzählung dienen Zeugenbefragungen der anderen Bewohner Montereys. Bis zum Ende bleibt jedoch die Frage offen, wer denn nun genau gestorben ist. Dadurch bleibt die Serie durchgehend spannend.
Obwohl sich Big little lies ausschließlich mit den Sorgen und Problemen der besser gestellten weißen Bevölkerung beschäftigt, werden hier keine selbstgemachten „Reichenprobleme“ dargestellt, sondern Ängste und Katastrophen, die sich überall genau so ereignen können. Dabei spricht die Serie trotz ihrer kurzen Lauflänge von nur sieben Folgen gleichzeitig eine Vielzahl von Themen an, unter anderem häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Mobbing und das zu starke Bemuttern von Kindern. Gerade durch seinen ernsten Ton unterscheidet sich die Serie von vergleichbaren Serien, wie Desperate Housewives.

Alles in allem ist Big little lies eine in sich geschlossene, ruhig erzählte, und durch Handung und Schauspiel überzeugende Serie, die zu Recht einige Emmys gewann.

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Miss Bodyguard

Gleichzeitig mit Jurassic World erschien am 11.06.2015 die neue Komödie mit Reese Witherspoon in der Hauptrolle in den deutschen Kinos.

Kurz zur Story: Die Cop-Anwärterin Cooper ist ihr Leben lang auf dem Rücksitz des Streifenwagens ihres Vaters mitgefahren. Durch überkorrektes und dabei ungeschicktes Verhalten wurde sie jedoch in das Beweislager verbannt. Nun soll sie einen Kollegen begleiten, um zwei Kronzeugen gegen einen Mafia-Boss in Zeugenschutz zu nehmen. Dabei kommt es zu einer Schießerei, der Kollege und ein Zeuge werden erschossen und Cooper flieht mit der frischen Witwe und wichtigsten Zeugin. Ein Roadtrip der anderen Art beginnt.

 Miss Bodyguard bietet von der Grundidee ein großes Potenzial und auch der Trailer sah witzig aus. Leider blieb es dabei. Die Gags zielen nur auf das ungeschickte Verhalten von Cooper ab und ansonsten auf wenig anderes. Das wird nach den ersten paar Gags schnell eintönig.
Auch bei der Charakterisierung der beiden Hauptfrauen ist einiges schief gelaufen. Reese Witherspoon scheint in ihrer Rolle durchgehend überfordert. Während am Anfang eine Charakterisierung angedeutet wird, indem man zeigt, wie sie praktisch im Streifenwagen ihres Vaters aufwächst und sie dann später als überkorrekten Cop zeigt, der leider doch damit ins Fettnäpfchen getreten ist, gerät dies immer mehr in den Hintergrund. Sie ist zwar weiterhin die überkorrekte Polizistin, aber noch viel mehr ist sie ungeschickt und trotz der ganzen auswendig gelernten Vorschriften grundsätzlich überfordert in jeder Situation. Sofía Vergara hingegen wird als die Kleidungsfixierte und reiche Ehefrau vorgestellt. Daher geht man zunächst davon aus, dass sie auch im Kopf nicht die hellste ist (Klitschees prägen irgendwie doch). Doch stattdessen ist sie diejenige, die alle Szenen beherrscht und ihren eigenen Kopf durchsetzt. Hinzu kommt, dass sie einige versteckte Seiten hat und daher die Handlung immer wieder umschlägt, wenn sich ihr Charakter „ändert“.
Trotz des daneben geratenen Humors wird der Film nicht langweilig, denn die Handlung schafft es die ganze Zeit unvorhersehbar zu bleiben. Der Film wendet sich immer wieder und wenn man denkt, dass man ihn durchschaut hat, überrascht er einen wieder.
Was mich an dem Film gestört hat, ist die nicht in die Handlung passende Liebesgeschichte, zwischen Cooper und einem ehemaligem Häftling, den sie zwischendurch treffen. Die Rolle wird nicht charakterisiert und scheint nur für die 08/15-Liebesgeschichte ins Drehbuch aufgenommen worden zu sein. Leider ist es so unpassend und wirkt so erzwungen, dass es eher stört. Hier stellt sich die Frage, ob es wirklich immer notwenig ist eine Liebesgeschichte in einen Film mit aufnehmen zu müssen.

Alles in allem ist der Film eher enttäuschend, obwohl er mehr Potenzial hatte. Daher erhält er von mir 04 von 10 möglichen Punkten.