Ein Vorwort
Inzwischen könnte man es wohl schon fast als ein Universum, ähnlich dem MCU, bezeichnen. Die Rede ist von Musiker*innen Biopics. Nach Queen (Bohemian Rhapsody), Elton John (Rocketman), Elvis (Elvis) und Aretha Franklin (Respect), bekam nun die nächste Stimme des Jahrhunderts ihren eigenen Film. Die Rede ist von Whitney Houston. Und da es sich wieder um die gleiche Optik und Erzählweise handelt, wie in den anderen genannten, ordnet sie sich eben doch in das Universum ein – gibt es hierfür eigentlich schon einen catchy name oder müssen wir noch brainstormen? Ob er dennoch hervorstechen kann oder in der Masse untergeht, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung
Whitney Elisabeth Houston (Naomi Ackle) wird bei einem Auftritt, wo sie für ihre Mutter einspringt, entdeckt und bekommt ihren Plattenvertrag. Nach dem ersten großen Erfolg kommen die Probleme, sowohl familiär als auch immer massiver werdender Drogenmissbrauch. Kann die Jahrhundertstimme das aushalten?
Meine Meinung
Ich weiß nicht, wie oft ich den Handlungstext jetzt schon überarbeitet habe, um ihn weniger generisch klingen zu lassen, doch so richtig ist es mir nicht gelungen. Weil wir das gebotene einfach schon einmal zu oft gesehen haben. Das unschuldige Mädchen mit starkem religiösem Hintergrund (vergleiche dazu Respect), bekommt Plattenvertrag (immerhin diesmal nicht von ausbeutendem Plattenboss), produziert massenhaft Hits (siehe alle anderen Biopics dieser Art), dann kommt der Fall mit einer Menge Drogen (vergleiche dazu Bohemian Rhapsody und Rocketman). Probleme mit den Eltern, die eher ausbeuten als helfen (siehe Elvis), unglückliche Ehe (siehe Respect) und dann der Punkt, wo es nicht mehr weitergeht (siehe alle anderen Biopics). Das ganze erzählt wie ein Wikipediaartikel, von Song zu Song, die gleichzeitig zu kurz kommen und doch zu lange ausgespielt werden. Während bei Bohemian Rhapsody das komplett nachgestellte Live Aid Konzert am Ende noch ein absolutes Highlight war und Rocketman durch eine sehr kreative Art der Einbindung der Songs punkten konnte, war alles danach nur noch ein auf die Bühne stellen, singen, weiter im Text. Es fehlt die Verbindung, das Fühlen, das Mitfiebern.
I wanna dance with somebody hat das gleiche Problem, wie auch die anderen genannten Filme: Man weiß, worauf es hinaus läuft. Ihr Drogenproblem und ihr verfrühter Tod sind keine Geheimnisse oder schockierende Entwicklungen, sondern bekannt. Genau deswegen hofft man, dass sich der Film dennoch auf eine andere Stelle hin entwickelt, etwas neues erzählt, vom sturen Wikipedia-Eintrag abhaken abweicht. Aber vergeblich.
Das macht den Film keinesfalls schlecht. Wäre er der erste der Reihe hätte er wahrscheinlich nicht die gleiche Welle nach sich gezogen, wie Bohemian Rhapsody, aber es wäre auch nicht der fünfte einer gefühlt immer gleichen Reihe. Die Übersättigung ist einfach bereits da und die viel zu lange Lauflänge von 146 Minuten macht es auch nicht besser. Denn eine Konzentrierung auf ein großes Ereignis mit kleineren Rückblenden, hätten hier wohl völlig ausgereicht.
Schauspielerisch ist an I wanna dance with somebody nichts auszusetzen. Naomi Ackle und auch alle anderen spielen ihre Rolle wunderbar und mit Stanley Tucci als Musikproduzent bekommt die Branche dann auch mal ein positives Beispiel geboten. Leider reicht es nicht, um den Film aus seiner Mittelmäßigkeit zu ziehen.
Das Fazit
I wanna dance with somebody ist leider nur ein weiterer Film aus der Reihe der Musiker*innen Biopics und bietet nichts außerhalb eines Wikipedia-Artikels. So versinkt er in der stoischen Mittelmäßigkeit. Das hatte die Stimme des Jahrhunderts so wohl nicht verdient. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.
I wanna dance with somebody läuft seit dem 22.12.2022 in den deutschen Kinos