Herzlich Willkommen zur vierten Ausgabe der filmischen Handvoll in diesem Jahr. Heute mit: Wenn eine Straße sprechen könnte, einem zukünftigen Krieg, wildgewordenen Vögeln, Abgründen in der Musikindustrie und eine Reise nach Korea.

If Beale street could talk
Die Handlung: 1970er, Harlem in New York. Alfonso Hunt wird festgenommen, mit dem Vorwurf der Vergewaltigung. Seine Freundin Tish und sein bester Freund Daniel können ihm ein Alibi geben, doch das Opfer identifiziert ihn bei einer Gegenüberstellung. Nun sitzt er im Gefängnis und Trish und ihre Familie versuchen alles, um ihn rauszuholen und seine Unschuld zu beweisen.
Meine Meinung: Nach Moonlight präsentierte uns Regisseur Barry Jenkins seinen zweiten großen Film, der direkt drei Nominierungen bei der Oscarverleihung 2019 bekam und einen Goldjungen für Regina King einheimste. Der Film basiert auf dem Buch von James Baldwin und erzählt die Geschichte von Afonso und Tish. Gleichzeitig könnte es aber auch die Geschichte von zu vielen anderen PoC sein. Dabei wird die Geschichte sehr langsam und ruhig erzählt. Es geht in vorderster Linie um die Protagonist*innen. Wie sie sich gefunden haben, was ihre täglichen Probleme sind und wie sie mit der aktuellen Situation zurecht kommen. Das geht stellenweise ganz schön nah, wenn man bedenkt wie viel Hass ihnen entgegengebracht wird, einfach aufgrund der Hautfarbe. Auch wenn der Film in den 1970er Jahren spielt, ist er noch immer aktuell – was ihn umso bestürzender macht. Regina King als überforderte Mutter hat hier verdient den Oscar als beste Nebendarstellerin gewonnen.
The Tomorrow War
Die Handlung: 2022 bekommt die Menschheit Besuch aus der Zukunft. Denn 2051 steckt die Menschheit im Krieg mit Aliens und es sieht schlecht aus. Deswegen werden Soldaten aus der Vergangenheit benötigt um für 7 Tage in der Zukunft zu kämpfen. Einer davon ist Dan Forester.
Meine Meinung: Die Prämisse des Films klang gut und auch wenn ich im Vorfeld bereits viele negative Kritiken gelesen hatte, wollte ich dem Film eine Chance geben. Wobei ich bei Filmen mit Zeitreisen grundsätzlich skeptisch bin, da einfach viele Fallen lauern. Aber während im letzten Jahr ein Tenet diese geschickt nutzt und mit Paradoxen spielt und sich zu eigen macht, denkt sich The Tomorrow War „egal“ und läuft mit Anlauf in jede sich bietende Falle. Herauskommt also ein Film, der schon einmal grundliegend unlogisch ist. Leider macht die Handlung darüber hinaus auch nicht viel her. Sehr vorhersehbar, austauschbare Charaktere und ein stoischer Chris Pratt, der sichtlich überfordert ist, seinem Charakter Sympathiepunkte einzubringen, ohne ein Witz nach dem nächsten zu reißen. Richtig lächerlich wird es dann aber im letzten Teil, in dem der ganze bisherige Film noch einmal auf den Kopf gestellt wird und noch unlogischer wird als zuvor. Wobei ich den Vulkanjungen schon ein bisschen gefeiert habe – das war aber so ziemlich der einzige erheiternde Moment.
Die Vögel
Die Handlung: Mitch Brenner spielt Melanie Daniels einen Streich. Sie will sich rächen und fährt dafür zu seinem Haus in Bodega Bay. Dort bleibt sie unerwartet länger und kommt Mitch näher. Doch die Vögel in Bodega Bay fangen an sich sehr merkwürdig zu verhalten.
Meine Meinung: Mein erster Alfred Hitchcock Film und ja Schande über mein Haupt. Aber ich hab dieses Jahr ein paar Klassiker nachgeholt und die Vögel war einer davon. Ob es nun die richtige Wahl für den Anfang war, dürfen mir gerne die Hitchcock-Fans unter euch verraten. Grundsätzlich hatte ich so meine Schwierigkeiten mit der ersten Szene, die sich mir einfach nicht erschlossen hat. Sobald wir jedoch ins verschlafene Bodega Bay reisen, nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf. Die namensgebenden Vögel sind für die heutige Zeit zwar sehr witzig animiert, aber nicht minder gefährlich. Die ständige Bedrohnung ist allgegenwärtig und auch ohne viel Handlung drum herum, reicht es um eine dauergespannte Stimmung zu erzeugen. Die Protagonistin ist stellenweise etwas anstrengend, entwickelt sich aber im Laufe des Films zum positiven. Wirklich gestört hat mich nur das sehr offene Ende. Keine Erklärung, was mit den Vögeln los war, wieso das passierte, wie das gelöst werden konnte, nichts. Ich habe zwar nachgelesen, dass das mit der Buchvorlage übereinstimmen soll, aber es hat mich gestört.
Kill your friends
Die Handlung: In den 1990er Jahren versucht der Musikproduzen Stelfox als A&R-Manager den Durchbruch zu schaffen. Doch die Musikszene ist ein Haifischbecken. Es wird blutig.
Meine Meinung: Den Film habe ich irgendwann mal auf gut Glück gekauft, weil mich der Cast ansprach. Auch der Titel klang ganz spannend. So ging ich mit wenigen Erwartungen an den Film und bekam einen ziemlichen Reinfall. Denn der Film versucht sich mit der Musikindustrie der 1990er Jahre auseinander zu setzen, greift aber ziemlich daneben. Im Prinzip ist die Aussage, dass die Branche ein reines Haifischbecken ist, dort nur schlechte Menschen arbeiten und ein Fehler jeden zum Mörder machen könnte. Er will provozieren, nicht weil es sinnvoll ist, sondern einfach weil er es kann. So zieht sich die Handlung, auch wenn der Film mit 103 Minuten eigentlich gar nicht so lang ist. Auch wenn ich Nicholas Hoult eigentlich als Schauspieler sehr gerne sehen, so hat er in diesem Film überhaupt nicht funktioniert. Er versucht seinen Charakter bewusst cool auszulegen, was nicht immer passt.
Die Taschendiebin
Die Handlung: In den 1930er Jahren ist Korea von Japan besetzt. Taschendiebin Sookee wird als Hausmädchen bei einer Japanerin eingeschleust. Sie soll die Erbin manipulieren, damit sie den Hochstapler Fujiwara heiratet. Dabei ist mehr als nur eine Intrige aktiv.
Meine Meinung: So hoch gelobt, dass ich ihm nun endlich auch eine Chance gab. Und rein optisch ist der Film durchaus einen Blick wert, hat er doch einen ganz eigenen Stil und eine interessante Farbgebung. Und die Handlung ist, was die Intrigen und Thrillerelemente angeht auch durchaus spannend. Die Dreiteilung des Films ist sinnvoll und bringt immer wieder etwas neues, da sich jeweils neue Intrigen zeigen oder gesponnen werden. Dennoch ist der Film mit 145 Minuten etwas zu lang für die Geschichte, die erzählt wird. Die Erzählweise ist hier auch entspannter, als beispielweise bei Oldboy, wo man sich ganz schön dran gewöhnen musste. Ihr merkt schon, dass hier noch ein großes Aber kommt – und ihr habt Recht. Denn der Film war mir zu gewollt provokant. Die Damen durften sich regelmäßig entkleiden und gerade in den lesbischen Sexszenen wurde dann auch jedes Klischee untergebracht, was die Pornoindustrie verbreitet. Auch darüber hinaus ging es an vielen Stellen gar nicht um die Intrigen, sondern rein um Provokation. Kann man natürlich als Kunst interpretieren, mich hat es eher abgeschreckt.
Habt ihr einen Film davon gesehen? Wie fandet ihr ihn?