Es ist Juni und damit Pride Month. Bedeutet, dass jedes Jahr im Juni die LGBTQ+ Gemeinde zu verschiedenen Veranstaltungen, inkl. dem Christopher Street Day, aufruft und so für ihren Kampf auf Gleichberechtigung aufmerksam macht. Beginnend waren die Stonewall Unruhen von 1969, die als Beginn des Kampfes für Rechte und Gleichberechtigung angesehen wird. Wir haben seitdem einen wunderbaren Wandel in vielen Ländern erlebt, aber noch immer sind wir weit von realer Gleichberechtigung entfernt. In diesem Beitrag soll es um ein paar Anspieltipps gehen, die sich mit LGBTQ+ befassen. Es handelt sich lediglich um eine kleine Auswahl, gerne könnt ihr mit eure liebsten Filme zu diesem Thema nennen.
Der verlorene Sohn
Die Handlung: Jared Eamons wächst als Sohn eines Baptistenprediger auf und ist damit sehr christlich erzogen. Auf dem College wird er von einem Kommilitonen vergewaltigt. Als dieser aus Angst, dass Jared ihn verrät, ihn bei seinen Eltern outet, gesteht ihm sein Vater, dass er keinen schwulen Sohn unter seinem Haus wohnen lassen kann. Da Jared sich selbst nicht über seine Gefühle im Klaren ist, stimmt er zu, einer Konversionstherapie beizuwohnen. Unter der Leitung von Victor Syked soll er innerhalb von 12 Tagen im sogenannten „Love and Action“-Zentrum zum Heterosexuellen umerzogen werden. Jared steht nun im Kampf um sich, seiner Familie und seinem Glauben.
Warum dieser Film so wichtig ist: Joel Edgerton verfilmt hier die Geschichte von Garrard Conley. Der Film nimmt sich zwei wichtiger Thematiken an. Zum einen die Intoleranz der Kirche gegenüber allen Mitgliedern der LGBTQ+ Gemeinde. Das dieser Glaube an einen wütenden Gott sich immer noch hält und ganze Familien zerstören kann. Und die daraus resultierende Thematik der Konversionstherapie. Der Glaube, dass wir alle Hetero geboren wurden und alles andere eine Krankheit oder falsche Erziehung sei, hängt darin. Dieser Film prangert niemanden wegen seines Glaubens an. Aber er prangert an, was in diesen Therapien propagiert wird. Er prangert an, dass es Leute gibt, die Eltern einreden, dass mit ihren Kindern etwas nicht stimme, nur wegen ihrer Sexualität und daraus auch noch Profit generieren. Dabei wird selbst der Leiter Victor Sykes nie als großer Bösewicht dargestellt, sondern Edgerton erzählt die Geschichte sehr ruhig, nachdenklich und reduziert. Allein die erzählten Themen stützen die Dramatik des Films.
Love, Simon
Die Handlung: Simon Spier ist ein ganz normaler Jugendlicher. Er hat drei gute Freunde und ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Sein einziges Geheimnis ist, dass er schwul ist. Als auf einem Tumblr-Account ein geheimnisvoller Blue sich outet, beschließt Simon mit ihm zu schreiben. Nach und nach verliebt er sich in Blue. Als er vergisst sich am Schulcomputer richtig auszuloggen, erfährt sein Mitschüler Martin sein Geheimnis. Fortan wird Simon von Martin erpresst, da sich Martin in eine Freundin Simons verliebt hat und ein Date will. Simon soll ihn helfen, sonst würde Martin ihn outen.
Warum dieser Film so wichtig ist: Love, Simon wird oftmals als Mainstream-Kitsch kritisiert. Ich sage, es ist gerade gut, dass auch das Mainstream-Hollywood eine Geschichte über das Coming-Out eines homosexuellen Jungen erzählt. Das es einfach kein Tabu-Thema mehr ist oder maximal als schwuler bester Freund toleriert wird. Wir haben hier einen ganz normalen Jungen mit einer ganz normalen Geschichte, der davon träumt, dass es in einer nahen Zukunft nicht mehr nötig ist, sich zu outen. Irgendwo zwischen Drama und Komödie ist diese Geschichte angesiedelt, lässt einen lachen, weinen, mit den Charakteren mitfühlen und ja, die Endszene ist sehr kitschig. Aber das stört uns in anderen Filmen auch nicht.
Porträt einer jungen Frau in Flammen
Die Handlung: 1770 reist die junge Malerin Marianne auf eine abgelegene Insel. Sie soll sich dort als Gesellschaftlerin ausgeben und heimlich ein Porträt von der adligen Heloise anfertigen. Dies soll ihrem Verlobten zur Hochzeit geschenkt werden. Heloise ist jedoch nicht einverstanden mit der Verlobung und verweigert daher auch das Anfertigen des Porträts. Marianne gibt ihr Bestes, doch nach dem ersten Versuch wirft ihr Heloise vor, sie gar nicht richtig zu kennen. Marianne bekommt einen zweiten Versuch und in Abwesenheit von Heloises Mutter kommen sich beide Frauen näher. Dies bringt Mariannes Malerei auf ein ganz neues Level.
Warum dieser Film so wichtig ist: Vergesst alle Romanzen, Liebesgeschichten, berühmte Beziehungen und Schauspieler, die angeblich die Anziehung zweier Personen gut rübergebracht hätten. Denn die Anziehung zwischen Marianne und Heloise ist unglaublich intensiv und wird größtenteils durch Blicke und kleine Berührungen vermittelt. So haben wir eine Geschichte über eine Liebe zwischen zwei Frauen, die zu der Zeit natürlich in keiner Weise toleriert werden würde und die bevorstehende Vermählung Heloises steht immer mit im Raum, dennoch wird nicht die ganze Zeit auf den Umstand hingewiesen. Keine langen Gespräche á la „Wir dürfen das nicht“. So haben wir einen Film, der die Liebe der beiden Frauen als etwas vollkommen natürliches darstellt und die Zwangsverheiratung Heloises mit einem Mann als etwas unnatürliches.
Call me by your name
Die Handlung: Der 17-jährige Elio verbringt den Sommer auf dem Landsitz seiner Eltern in Norditalien. Wie jedes Jahr lädt sein Vater, ein Archäologe, einen Studenten für sechs Wochen zu sich ein, damit dieser ihn bei seinen Forschungen helfen kann. Dieses Jahr ist es der 24-jährige Oliver. Während Elio Oliver wegen seiner Art, die er als Arrogant empfindet, zunächst nicht leiden kann, kommen sich beide schon bald näher.
Warum dieser Film so wichtig ist: Call me by your name spielt im Jahr 1983. Auch wenn wir dies vielleicht als nahe Vergangenheit betrachten, war es damals für homosexuelle Paare nochmal deutlich schwerer als heute. So müssen Elio und Oliver ihre Beziehung von Anfang an geheim halten. Dennoch hat der Film eine unglaubliche Leichtheit und man vergisst einfach alle Probleme, die auftauchen könnten. Und vor allem am Ende der Monolog des Vaters ist unglaublich tiefsinnig und so wichtig.
Danish Girl
Die Handlung: Gerda und Einar Wegener sind Anfang der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein Künstlerpaar in Dänemark. Als ein Model Gerdas ausfällt, springt Einar kurzerhand ein. Dadurch entdeckt er seine feminine Seite wieder. Er springt noch öfter ein und bald entwickelt es sich als Spiel zwischen dem Paar und Einar wird auch immer öfter in der Öffentlichkeit zu Lili. Als Einar beschließt sich einer geschlechts-angleichenden Operation zu unterziehen, wird die Beziehung der beiden auf eine harte Probe gestellt.
Warum dieser Film so wichtig ist: Wir wenden uns von der Homosexualität einem wahrscheinlich noch viel schwierigerem Thema zu: Transsexualität. Genauer gesagt begegnet uns mit Einars Wandel zu Lili Elbe eine der ersten Transsexuellen der Welt. Dabei befasst sich der Film an erster Stelle mit Einars Erkenntnis Lili sein zu wollen und der zunehmenden Nichtakzeptanz seines derzeitigen Geschlechtes. Gleichzeitig begleitet der Film Gerda auf ihrem Weg. Kritisiert wird der Film zwar von vielen Seiten, weil er wichtige Schritte in der Beziehung des Paares ausspare und auch die damaligen Operationsbedingungen beschönige. Das mag zwar alles sein, aber hier wird halt mehr Augenmerk auf Einars Gedanken gelegt. Und allein, dass das Thema angesprochen werden kann, ist schon ein großer Schritt.
Alle Farben des Lebens
Die Handlung: Ray ist als Ramona geboren, lebt inzwischen aber seit fünf Jahren als Ray. Nun will der 16-jährige auch die offizielle Geschlechtsangleichung vollziehen lassen. Dafür braucht er die Unterschrift beider Elternteile. So muss seine alleinerziehende Mutter ihren Ex ausfindig machen. Dieser ist der Angleichung jedoch abgeneigt. Keine große Hilfe ist Rays lesbische Großmutter, die ebenfalls mit im Haus lebt.
Warum dieser Film so wichtig ist: Wir bleiben beim Thema Transsexualität. Diesmal gehen wir in moderne Zeiten und betrachten die Seiten der Familie. Ray, der sich lange genug im Körper des falschen Geschlechts befunden hat und endlich er selbst sein will, seine Mutter, die es versucht zu verstehen und dennoch damit hadert ihre Tochter aufzugeben und schließlich der Vater, der zwar nie da war, sich nie um die Erziehung gekümmert hat, aber auf einmal meint, er wüsste es besser und gegen die Angleichung ist. Dabei bekommt jede Seite Zeit ihren Standpunkt darzustellen.
Brokeback Mountain
Die Handlung: Ennis und Jack lernen sich als Schafhirten auf dem Brokeback Mountain kennen. Während des einsamen Sommers kommen sich beide näher und erkennen ihre Liebe zueinander. Doch als sie nach der Saison wieder abreisen, kehren beide in ihr Leben zurück. Doch nach einigen Jahren treffen sie sich wieder und entfliehen ihrem Alltag. So geht es zwanzig Jahre lang.
Warum dieser Film so wichtig ist: Wir kehren zurück zum Thema Homosexualität. Und zwar zu einem Film, der eine ziemliche Kontroverse in den USA ausgelöst hat, da er das „Bild des Cowboys zerstöre“. Dabei haben wir hier einfach einen Film über zwei Männer, die ineinander verliebt sind, aber aus Angst vor der Reaktion der Gesellschaft sich in heterosexuelle Ehen flüchten und sich nur zweimal im Jahr sehen. Es geht darum, was das mit ihren Wünschen und Träumen macht. Dabei wird die Gesellschaft an sich gar nicht gezeigt, vor der sie Angst haben, sondern die Konzentration liegt auf beiden Charakteren.
Was sind eure Filme zum Thema Pride im Pride Month Juni? Gerne her mit dem Empfehlungen!