Ein Vorwort
Über 100 Bücher entsprangen der Feder von Sir Terry Pratchett bevor er seiner Alzheimer-Erkrankung erlag. Allein über 40 gehören zu seiner wohl bekanntesten Reihe über die Scheibenwelt. Nummer 28 der Reihe ist ein Buch, dass vorrangig als Kinderbuch konzipiert wurde, sich aber in die Scheibenwelt einfügt und von einem roten Kater handelt. Maurice, der Kater, adaptiert gleichzeitig das Märchen vom Rattenfänger von Hameln. Warum sich der Animationsfilm auf jeden Fall für eine Sichtung lohnt, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung
Maurice, der Kater versteht sich darauf Geld zu verdienen. Zusammen mit einer Gruppe von Ratten, die allesamt wie er sprechen und denken können, reist er von Dorf zu Dorf, täuscht dort eine Rattenplage vor, um diese dann mit seinem Kumpel Keith als Rattenfänger zu vertreiben. Doch als die Truppe in das kleine Städtchen Bad Blintz einkehrt, ist keine Spur von anderen Ratten und es sind erstaunlich viele Fallen aufgestellt. Als sie dann die Bücher liebende und häufig tagträumende Bürgermeister-Tochter Malicia treffen, erzählt diese von einer seltsamen Hungersnot. Schneller als ihnen lieb ist, finden sich Maurice und seine Gruppe in einem Abenteuer wieder.
Meine Meinung
Über 100 Bücher und ich habe gerade einmal eins (Gevatter Tod) als Hörbuch gehört. Vielleicht war mir die Welt von Anfang an zu groß, aber irgendwie habe ich mich nie an das Franchise herangewagt. Dennoch war für mich der Beisatz, dass es sich um eine Terry Pratchett Verfilmung handelt, der ausschlaggebende Grund, um den Film zu sehen. Durch das mangelnde Hintergrundwissen kann ich nicht beurteilen, ob es sich um eine gelungene Buchverfilmung handelt bzw. ob sie dem Stil Prattchetts gerecht wird.
Was ich aber sagen kann, ist dass sich der Film durchaus lohnt, auch für ein älteres Publikum, auch wenn einige Witze natürlich auf die jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist. Von Anfang an werden wir durch zwei Erzählperspektiven durch den Film geführt. Zum einen Maurice, der die Geschichte mit seiner flappsigen und leicht ironischen Art erzählt und zum anderen durch Malicia, die uns auf wunderbar leichte Art die Kunst des Geschichtenerzählens selbst näherbringt. Dabei werden typische Kniffe aufgegriffen, auseinander genommen, begleitende Literatur herangezogen und wer jetzt die Augen verdreht, wegen der Befürchtung es könnte sich um einen belehrenden Klugscheißerfilm handeln: Nein! Keine Angst, es wird spielerisch eingebunden und lädt eher zum Schmunzeln ein, als dass es einen wirklich belehrenden Charakter hätte.
Daraus resultieren auch running gags, wie die überbordende Neigung von Malicia, die Charaktere in mögliche Tropes einzubinden. Ist Keith der Love interest? Der Held, der seine Reise antritt oder doch nur ein Nebencharakter? Wer sich auch nur ansatzweise je mit Erzählstilen auseinander gesetzt hat, wird hier seine wahre Freude mit haben, aber auch für alle anderen ist es so witzig und überspielt verpackt, dass es eine witzige Eigenschaft des Films ist.
Grundsätzlich orientiert sich die Geschichte am Rattenfänger von Hameln, bietet aber durch die Zusammenarbeit von Ratten, Kater und Menschen eine ganz eigene Note und gehört wohl zu den besseren Märchenadaptionen. Das Ganze verpackt in eine Geschichte zum Schmunzeln, Lachen und einfach mal die Welt vergessen. Natürlich darf auch der Spannungsgrad nicht fehlen und für die jüngere Zielgruppe gibt es dann auch leichtes Gruselpotential. In gerade einmal 85 Minuten wird so viel erzählt, und dennoch ist der Film an keiner Stelle überladen. Natürlich gibt es gegen Ende auch noch die übliche Moralansprache und Gut und Böse tritt gegeneinander an, aber auch hier verschwimmen die Grenzen und es wird auf faszinierende Art erzählt.
So ist Maurice, der Kater, einfach ein Spaß für Groß und Klein und verspricht eine wohlige Auszeit vom Alltag, den ich bei den letzten Disney/Pixar Filmen eher vermisst habe. Eine kleine Perle im Animationsbereich, auch wenn die Animation an sich nicht großartig aufregend ist und eher simpel gehalten wurde. Als kleiner Bonus spricht Bastian Pastewka in der deutschen Synchronisation Maurice, was wunderbar zu seinem Charakter passt und noch die Kirsche auf einem guten Film ist.
Das Fazit
Maurice der Kater ist eine gelungene Märchenadaption mit tollem Erzählstil, der sich zwar nicht optisch, aber erzählerisch von der Masse abzuheben weiß. Für diese schöne Auszeit vom Alltag gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.
Maurice, der Kater läuft seit dem 09.02.2023 in den deutschen Kinos