Collide

Am 04.08.2016 erschien ein Thriller, der komplett in Köln gedreht wurde, in den deutschen Kinos.

Der amerikanische Autodieb Casey versucht in Köln ein neues Leben zu führen. Bis seine Freundin Juliette schwer erkrankt und sie dringend viel Geld brauchen. Zu diesem Zeitpunkt lässt er sich auf ein dubioses Geschäft mit dem Dealer Geran ein, der wiederum Rache an seinem ehemaligen Geschäftspartner den Drogenboss Hagen Kahl nehmen will. Doch der Plan funktioniert nicht ganz so wie geplant.

 Schnelle Autos und rasante Verfolgungsjagden. Diese Szenen auf einer deutschen Autobahn dürfte vielen aus der deutschen Serie „Alarm für Kobra 11“ bekannt sein – oder zumindest aus den vielen Trailern in den Werbepausen. Diesmal versuchte sich jedoch Hollywood an der Faszination der nicht Geschwindigkeitsbeschränkten deutschen Autobahn und bringt dafür gleich einige ihrer bekanntesten Gesichter mit.
Casey war in den USA ein bekannter Autodieb, der inzwischen in Deutschland wohnt, um sich der Konsequenzen in den Staaten zu entziehen. Auch hier führt er kein ganz legales Leben und nimmt immer wieder neue Aufträge des Dealers Geran an. Dieser gilt als ein Handlanger des Drogenbosses Hagen Kahl, würde aber gerne zu seinem Partner aufsteigen. Als Casey ebenfalls die Amerikanerin Juliette trifft und sich verliebt, versucht er ihr zu Liebe ein legales Dasein zu führen. Bis zu dem Punkt, als Juliette lebensgefährlich erkrankt. Doch für die lebenswichtige Operation brauchen sie viel Geld. In seiner Not sucht Casey Geran auf. Dieser will sich an Hagen Kahl rächen und gibt Casey den Auftrag eine große Ladung Drogen von Kahl zu stehlen. Doch der Plan geht natürlich nicht auf und so ist Casey schon schnell auf der Flucht.
Collide ist ein Film, der bewusst eine simple Handlung hat, um sich vollkommen auf eine spektakuläre Verfolgungsjagd zu konzentrieren. Leider geht dieses Prinzip nach hinten los, denn der Film verliert schon bald alles an Glaubwürdigkeit, da diese Jagd sehr stark ausartet. Und spätestens, wenn Casey sich mit dem dritten Auto mehrfach überschlägt und trotzdem nur mit ein paar Kratzern wieder aufsteht und wieder den professionellen Leuten von Kahl entgeht, fühlt man sich als Zuschauer nicht mehr ernst genommen. Denn einen gewissen Grad an Realität möchte man als Zuschauer doch erwarten. Zudem wird Caseys und Juliettes Liebesgeschichte im Film vorgestellt und so weiß man, dass sich die beiden noch nicht all zu lange kennen und schon tut Casey alles für sie? Nun gut, man könnte es als bedingungslose Liebe interpretieren, aber es wäre wesentlich nachvollziehbar, wenn es noch einen zweiten Antriebsgrund geben würde.
Auch versucht der Film an mehrern Stellen, vor allem durch einen sehr durchgeknallten Geran, Humor mit einzubringen, was aber auch nur stellenweise gelingt. Wirklich positiv im Film ist lediglich die Besetzung mit teilweise namenhaften Schauspielern, wie Anthony Hopkins und Ben Kingsley. Aber auch diese bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil es ihre Rollen einfach nicht nötig machen. Anthony Hopkins als Hagen Kahl spielt den eiskalten Drogenboss zwar sehr glaubhaft, aber auch ohne Facetten. Keine Rolle, die einem langfristig im Gedächtnis bleibt. Ben Kingsley spielt den völlig durchgedrehten Dealer Geran. Seine Rolle sorgt zwar für die einzigen humorvollen Momente und lockert den Film ein wenig auf, aber ist gleichzeitig wieder so überzogen, dass es nicht richtig passen will. Nicholas Hoult als Casey spielt seine Rolle zwar auch souverän, kann aber weder Nähe zur Figur oder gar Sympathie erzeugen.

Alles in allem versucht Collide gar nicht über eine mittelmäßige Leistung herauszukommen und kann damit in einem Thriller absolut keine Spannung erzeugen. Dafür gibt es 03 von 10 möglichen Punkten.

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Self/less

Am 20.08.2015 erschien ein Film, der die Möglichkeit eines verlängerten Lebens aufzeigt, in den deutschen Kinos.

Kurz zur Story: Damian hat sein ganzes Leben seiner Arbeit gewidmet. Nun steht sein Tod kurz bevor und er merkt, dass er eigentlich nie wirklich gelebt hat. Doch er findet eine Firma, die ihm ein neues Leben mit einem neuen jungen Körper anbietet. Ihm wird versichert, dass der neue Körper in einem Labor entstand. Doch schon bald merkt Damian, dass etwas nicht stimmt.

Self/less erinnert von der Handlung her an Filme wie “die Insel”, begeistert aber mit seinem ganz eigenen Flair. Das Thema des längeren Lebens wurde immer wieder behandelt und als sollte man es inzwischen gelernt haben, es geht nie gut aus. Während in diesem Film am Anfang auch wieder alles schön aussieht, lernt man im Laufe des Films doch wieder, dass dies nicht sein kann. Mit der Hauptperson zusammen findet man nach und nach Dinge heraus und schüttelt einmal mehr den Kopf über die Menschen. Im Film wird vieles erst später aufgeklärt und animiert so den Zuschauer permanent zum mitdenken. Dies zusammen mit der packenden Handlung, den gut choreographierten Actionszenen und einer gut dosierten Portion Humor lassen die Minuten nur so verfliegen.
Ben Kingsley übernimmt hier die Rolle des Damian. Man lernt ihn als reichen Mann kennen, der die besten Tage bereits hinter sich hat und alles in den Aufbau seiner Firma gesteckt hat. Sogar die wertvolle Zeit mit seiner Tochter, die nur noch Verachtung für ihn und sein Geld übrig hat. Trotzdem wirkt er durch eine Krankheit und durch das Bedauern seines Verhaltens durch und durch sympathisch. Ben Kingsley ist hier auch defintiv die richtige Schauspielerwahl, denn vor ihm hat man durchaus Achtung, wenn er in seinem teuren Anzug den Raum betritt.
Ryan Reynolds übernimmt dann den zweiten großen Part im Film, nämlich Damians neuer Körper. Nach dem Körpertausch noch geschwächt, lernt er schon bald ganz neue Züge an sich kennen, die in Verbindung mit dem Körper stehen. Er lässt sein bisheriges Leben hinter sich und möchte eigentlich noch einmal ganz von vorne anfangen. Aber etwas in ihm lässt ihn nicht. Reynolds zeigt in diesem Film einmal mehr, dass er von seiner Mimik mehr kann, auch wenn seine Leistung in diesem Film bei weitem nicht an seine Glanzleistung aus „The Voices“ heran kommt. Stellenweise schläft sein Ausdruck aber leider auch ein, weswegen er einem immer wieder den gleichen Ausdruck zeigt, was doch auf Dauer monoton wirkt. Hier wäre definitiv noch etwas gegangen.
Für Fans des Genres ist der Film definitiv empfehlenswert, auch wenn er von der Handlung einigen Filmen ähnelt, was bei manchen Zuschauern auf Ablehnung stieß. Der Film bietet dadurch wenig neues und vieles von der Handlung ist vorhersehbar. Mich hat er denoch überzeugt.

Alles in allem für Genrefans durchaus empfehlenswert und durch seinen ganz eigenen Charme bekommt er 06 von 10 möglichen Punkten.

Learning to drive

Am 06.08.2015 erschien der Film, der einen lehrt, dass es nie zu spät für den Führerschein ist, in den deutschen Kinos.

Kurz zur Story: Wendy ist Mitte 40, seit über 20 Jahren glücklich verheiratet, eine erfolgreiche Buchkritikerin und hat eine erwachsene Tochter. Doch ihr ganzes Leben gerät aus den Fugen, als ihr Mann eine Affäre hat und sich von ihr scheiden lässt. Ihre Tochter versucht sie zu trösten und erzählt ihr von ihrem Leben auf einer Farm. Wendy verspricht ihr sie zu besuchen, sobald sie ihren Führerschein gemacht hat. Bei ihren Fahrstunden lernt sie Darwan, ihren streng gläubigen Hindu-Fahrlehrer, kennen. Er lehrt sie jedoch nicht nur das Fahren, sondern auch Lebensweisheiten.

Learning to drive ist ein absolut lebensbejahender Film, der einem zeigt, dass Liebe leider doch nicht für immer sein muss und wie man dann damit umgeht. Wenn einem auf einmal auffällt, dass man grundlegende Dinge, wie einen Führerschein einfach nicht gelernt/gemacht hat, denn der Partner konnte ja fahren. Der Film befasst sich mit der Leere, die eine Scheidung hinterlässt und den Problemen, die dann aufgeworfen werden. Wer bekommt das Haus? Kann man den anderen auszahlen? Im Film wird die Leere gefüllt mit den Fahrstunden. Gleichzeitig kommen durch Darwan aber auch die Themen Glauben, Einwanderung, arrangierte Ehen und Rassismus hinzu, so dass der Film sehr vielschichtig ist und einem immer wieder Anstöße zum Nachdenken mit auf den Weg gibt. So schnell lässt der Film einen nämlich nicht los.
Patricia Clarkson verkörpert die Rolle der Wendy und zeigt dabei briliant die verschiedenen Phasen der Trennungsverarbeitung. Man erkennt schon an ihren Gesichtszügen, was ihr gerade im Kopf vorgeht, noch bevor sie es in Dialogen anspricht. Gleichzeitig harmoniert sie sehr gut mit Ben Kingsley, der Darwan verkörpert. Auch er bietet uns eine Bandbreite an Emotionen, auch wenn man sie nicht immer sofort deuten kann.
Wendy ist jemand, in den man sich gut hineinversetzten kann. Sie ist komplett in ihrem Job aufgegangen und führte zudem eine gute Ehe. Nur sah ihr Mann das nicht mehr so. Man erfährt wenig aus der Zeit der Ehe, da der Film mit der Trennung startet. Man fühlt mit ihr und möchte gerne dem Mann eine ‘reinhauen. Gleichzeitig möchte man sie schütteln, weil sie immer wieder hofft, dass er wieder zu ihr zurückkommt. Doch auch das ist nur zu verständlich. Ich selbst habe auch keinen Führerschein und Wendys Fahrversuche haben meine Vorstellungen von meinen ersten Fahrstunden bestätigt, was mich doch des öfteren schmunzeln ließ.
Darwan ist zwar ein lebenserfahrener Mann, hat aber keine Ahnung von der Liebe. Während er seine Fahrstunden immer gerne mit kleinen Lebensweisheiten durchführt, ist es beinahe komisch zu sehen, wie unerfahren er in der Liebe ist. Doch durch eine arrangierte Ehe wird er gezwungenermaßen mit dem Thema konfrontiert. So teilen Wendy und Darwan ihre Probleme miteinander und schaffen so die Grundlage für eine Freundschaft, die den Film so liebenswert macht.
Während der erste Teil des Films absolut gelungen ist, lässt er in der zweiten Hälfte leider etwas nach, was dem Film doch einige Längen verleiht. Das ist schade, aber wenn Wendy und Darwan dann die gleiche Unterhaltung wieder und wieder führen, zieht es sich für den Zuschauer dann doch.

Alles in allem ist den Machern ein absolut lebensbejahender und liebenswerter Film gelungen, dem ich 08 von 10 möglichen Punkten gebe.