Herzlich Willkommen zur vierten Ausgabe der Monsterwochen in diesem Jahr. Nach Dracula und Frankenstein im letzten Jahr, wollen wir uns in diesem Jahr mit dem Phantom der Oper auseinander setzen. Heute geht es um die Musicals.
Monsterwochen? Was?
Kurz gesagt, geht es hier in vier Beiträgen um Das Phantom der Oper in verschiedenen Interpretationen.
Okay… Und Warum?
Hey, es ist Oktober, der Horrormonat, und das Phantom der Oper ist ein prominenter Vertreter des Genres!

Das Phantom der Oper
Die Handlung: Nach einem Vorfall bei den Proben zu Hannibal, in der die Übergabe an die neuen Operndirektoren angekündet wurde, ersetzte die junge Baletttänzerin Christin Daae die Diva Carlotta. Dabei entdeckt die der Vicomte de Chagny, der sie aus Kindertagen kennt. Das Wiedersehen der beiden, ruft jedoch Christines heimlichen Lehrer aus den Plan: Das Phantom. Die Eifersucht ist geweckt und es folgt ein Tauziehen der beiden Konkurrenten, um das Herz der jungen Frau. Gleichzeitig gibt es mehrere Vorfälle an der Oper, die auch auf das Phantom zurückzuführen sind.
Meine Meinung: Der einzige Film aus der diesjährigen Reihe, den ich schon vorher kannte und liebe. Die Verfilmung von Andrew Lloyd Webbers Meistermusical. Düstere Klänge, Opernelemente, gepaart mit Musicalmelodien erzeugen ein Gänsehaut erzeugendes Klangmeisterwerk. Auch Schauspielerisch hat der Film einiges zu bieten. In einer Phase, in der Gerard Butler noch nicht mit Vorsicht zu genießen war, gibt er ein Phantom ab, das zwischen Mitleid und Wahnsinn so gekonnt schwankt, dass er einen komplexen Charakter ausbaut. Im Vergleich zum Buch merkt man, dass sich die Geschichte stark daran orientiert, aber auch einige Elemente ändert, ausbaut oder verschiebt. Die größte Änderung dürfte wohl die Hintergrundgeschichte des Phantoms sein, die seine ganze Persönlichkeit verschiebt. Wenn man nur das Musical kennt, kann durchaus die Frage aufkommen, warum er in meinen Monsterwochen behandelt wird, auch wenn hier deutlich Soziapathische Züge aufkommen und man sollte die Leichen beachten, die er hinter sich herzieht. Dennoch sind es alles Änderungen, die nachvollziehbar sind, oder dem Buch eine zusätzliche Ebene geben, die ihm gut getan hätte. Schön fand ich, dass die Rolle der Madame Giry deutlich ausgebaut wurde und wir eine weitere starke und durchsetzungskräftige Frauenrolle gewonnen haben. Dass dafür der Perser (im Buch namenlos und nur darüber definiert) komplett gestrichen wurde und dadurch ein rein weißer Cast genutzt wurde, hinterlässt dagegen einen schalen Nachgeschmack. Dennoch zählt das Musical für mich zur besten Verfilmung.
Love never dies
Die Handlung: Christine und Raoul reisen nach New York und folgen einer mysteriösen Einladung. Nicht ahnend, dass das Phantom noch lebt, treffen sie in Coney Island auf Madame Giry und ihre Tochter. Christine wird spontan für ein Auftritt engagiert. Da das Paar unter Geldproblemen leidet, nimmt sie an. Dort treffen die Eheleute mit ihrem Sohn Gustav auch auf das Phantom. Alte Gefühle und Rivalitäten werden neu entfacht.
Meine Meinung: Wusste ich, dass es eine Fortsetzung zum Musical gab? Nicht, bis ich für die Monsterwochen recherchiert habe. Zunächst stand ich dem Ganzen skeptisch gegenüber, ließ mich dann aber doch darauf ein, da Andrew Lloyd Webber erneut seine Finger mit im Spiel hatte. Diesmal handelt es sich um eine Aufzeichnung des Bühnenmusicals und nicht um einen eigenständig gedrehten Film. Dadurch unterscheiden sich auch die Darsteller*innen der Rollen, was aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kein Hindernis darstellt. Die Handlung ist in sich schlüssig und die Lieder gut inszeniert – auch wenn sie nicht an den Gänsehautfaktor des ersten Teil herankommen. Gestört hat mich dagegen, dass die Charaktere sich teilweise sehr gestark gedreht haben und nicht mehr ihrer Persönlichkeit entsprechen. Dem Phantom wird alles aus dem ersten Teil vergeben. Ein paar Leichen? Nicht weiter tragisch, er hatte es halt schwer. Entführung und Nötigung? Es ist halt wahre Liebe! Stalkerei und Obzession? Ich wiederhole: Es ist halt wahre Liebe! Man muss sich halt daran gewöhnen, dass all das vorherige größtenteils ignoriert wird, dann funktioniert auch die Geschichte.
Das Fazit
Andrew Lloyd Webbers Musicalverfilmung zu Das Phantom der Oper ist eine dieser Verfilmungen, die das Buch bereichern. Bei der großen Streitfrage Film oder Buch würde hier der Film gewinnen.
Love never dies als Fortsetzung dazu funktioniert nur bedingt, kommt inszenatorisch nicht an den Vorgänger ran und verfälscht auch die Charaktere stark.