Streifzüge durch das Abendland

Ein Vorwort

Drei Bücher hatte ich von Bill Bryson bereits gelegen. Nachdem mich das erste (Streiflichter der USA) mittelmäßig begeistern konnte, mich das zweite (Reif für die Insel) eher langweilte und mich das dritte (Frühstück mit Kängurus) dann endlich so richtig packen konnte – vielleicht gebe ich den Briten auch nochmal die Chance und lese das Buch mit anderen Erwartungen – versuchte ich es nun mit dem vierten Buch, in dem Mr. Bryson kreuz und quer durch Europa reiste und von seinen Erfahrungen berichtete.

Die Handlung

Bill Bryson hat wieder das Reisefieber gepackt. Nachdem er im nördlichsten Europa startet, um die Nordlichter zu sehen, führt ihn seine Reise kreuz und quer durch Europa. Dabei vergleicht er Kulturen, erzählt von Städten und Erlebnissen, lässt sich über Gewohnheiten einzelner aus, kurzum bringt uns Europa ein Stückchen näher.

Meine Meinung

Zunächst möchte ich loswerden, dass Streiflichter durch Europa wohl eines der hässlichsten Buchcover hat, die es in mein Bücherregal geschafft haben. Angelehnt an das Cover von Frühstück mit Kängurus, wo thematisch passend ein Känguru in die Kamera guckt und um Hintergrund der Ayers Rock mit Fernweggefühlen lockt, durfte diesmal ein Esel vor einer antiken Ausgrabungsstätte (vermutlich die Akropolis) posieren. Leider ist der Esel nicht wirklich hübsch, das knallige blau des Covers im komischen Kontrast dazu und Griechenland wird nicht einmal besucht. Der Esel wird übrigens auch nie erwähnt. Und ja, ich habe mich eigentlich noch nie so sehr über ein Buchcover geärgert. Oder so viel über Buchcover auch nur nachgedacht.
Aber kommen wir zum Buch selbst. Bill Bryson lässt uns wieder einmal an einem seiner Reiseerlebnisse teilnehmen. Diesmal wollte der gebürtige Amerikaner endlich einmal Europa genauer erkunden. Bewaffnet mit Rucksack, Traveller Checks und vielen guten Vorsätzen springt er auch mal eben schnell in einen Zug, wenn er vor einem Ort flüchten will oder wenn er gehört hat, dass es woanders noch viel schöner sein soll. Gerade diese Spontanität macht seine Reiseberichte so interessant. Mit gewohnt leicht ironischem Unterton berichtet er von seinen Abenteuern. Dabei bekommt jede Stadt/Ort ein paar Seiten gewidmet, manche mehr, andere weniger, aber irgendwie doch zu wenig, um wirklich etwas über die Städte zu erfahren. Mit 320 Seiten ist dieser Europabericht auch gute 100 Seiten dünner als sein Werk über Australien beispielsweise. Dadurch fehlen leider mitunter die liebgewonnenen Ausschweifungen über absurde Gesetze oder seltsame Vorkommnisse in der Vergangenheit. Kurzum dem Buch fehlt ein wenig des erwarteten Peps. Es ging dann sogar soweit, dass ich nach circa der Hälfte das Buch einfach weglegen musste. Das immer gleiche Schema der Kapitel ödete mich zu sehr an. Nach einer gewissen Pause hat sich das wieder gelegt und ich konnte mit neuer Entdeckungslust weiterlesen und fand auch wieder mehr Gefallen am Buch.
Die Auswahl der Städte selbst ist kunterbunt gemischt und bildet einige Stellen Europas gut ab. Natürlich gibt es auch genug Flecken, die nicht besucht wurden, aber ganze Europa repräsentabel zu bereisen und in ein Buch zu stecken, ist bei der Vielfalt wohl auch kaum möglich.

Das Fazit

Mit weniger Biss und skurilen Fakten, aber doch mit allerlei erheiternden Informationen, ist Streifzüge durch das Abendland weder Brysons bestes, noch bisher schlechtestes Werk. Es kann abschnittsweise durchaus begeistern, verfällt aber irgendwann in Monotonie.

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Frühstück mit Kängurus

Ein Vorwort

Er gilt als einer der besten Autoren für Reiseliteratur. Bill Bryson. Während mich seine Berichte über Großbritannien (Reif für die Insel) und die USA (Streiflichter aus Amerika) nicht so wirklich begeistern konnten, rief ich mir ins Gedächtnis, dass nun mal alle guten Dinge drei sind. So gab ich Mr. Bryson noch eine Chance und legte mir sein Werk „Frühstück mit Kängurus“ zu, da es mir noch einmal von einer Freundin empfohlen wurde. Wagemutig nahm ich es also als eines von drei Büchern mit in meinen Marokkourlaub, wohl wissend, dass wenn es mich wieder langweilt, ich nicht so schnell an ein Ersatzbuch kommen würde. Aber ob es nun die marokkanische Sonne war, die im März während in Deutschland alle froren auf meinen Bauch schien, oder das fremdländische Australien war, auf jeden Fall bereute ich meine Entscheidung nicht!

Die Handlung

Bill Bryson unternimmt insgesamt drei Reisen nach Australien, über die er auch genauer berichtet. Eine Zugreise von West nach Ost, eine Reise entlang der Ostküste und eine Reise ins Outback. Alle Reisen beschreibt er mit einer hübschen Portion Witz und Selbstironie und verpackt das ganze mit Geschichten rund um das Australien, das bisher kaum einer kennenlernte.

Meine Meinung

Der Schreibstil von Bill Bryson war auch bei den vorherigen Werken nie das Problem beim Lesen. Denn Witz und Selbstironie wechseln sich hier gekonnt mit Pointen und interessanten Hintergrundgeschichten ab, so dass das Lesen einem leicht fällt. In diesem Werk sind diese Hintergrundgeschichten jedoch wesentlich spannender, als noch in Reif für die Insel. Vielleicht ein Punkt, wieso sich Frühstück mit Kängurus so wunderbar einfach weg liest. Die knapp über 400 Seiten gehen nahtlos ineinander über und gäbe es keine klare Kapitelabgrenzungen, dann würde man wohl das ganze Buch einfach in einem Stück lesen.
Das Buch teilt sich in drei Abschnitte, wobei der zweite Teil (der gleichzeitig auch der interessanteste ist) den größten Platz einnimmt. Jeder beschäftigt sich mit einer von den drei Reisen Brysons. Die erste mit der Zugreise von West- nach Ostaustralien war wohl auch die Reise, die am wenigsten spannend war. Das dürfte wohl daran liegen, dass Bryson dort die meiste Zeit im Zug saß und nur ab und an mal nach draußen sah. Doch wer diesen Abschnitt geschafft hat, bekommt das Herzstück des Buches präsentiert. Das liegt vor allem daran, dass die Ostküste von Adelaide, Canberra, Melbourne und Sydney (unter anderem) handelt und dies auch dem Australienfremden ein Begriff sein dürfte. Der dritte Teil, der sich mit dem Outback befasst, wurde dann wieder etwas langatmiger, aber immer noch spannend, auch wenn der bekannteste Ort hier Alice Springs mit dem Uluru (ehemals Ayers Rock) sein dürfte. Auf jeden Fall lernt man Australien aus den verschiedenen geographischen Gesichtspunkten kennen. Aber Bryson lässt es sich nicht nehmen, den Leser auch hinsichtlich der australischen Geschichte aufzuklären und dabei auch das unliebsame Kapitel der Aborigines nicht auszulassen, lässt aber auch hier immer wieder Meinungen von Australiern einfließen, so dass es keine reine Außenbetrachtung wird. Ebenso spricht er Politik, Wirtschaft und Städteplanung mit an, so dass für gute Abwechslung der Anekdoten gesorgt ist.
Der wichtigste Aspekt ist aber, dass man während des gesamten Buches Brysons Begeisterung für das Land spürt und dabei unweigerlich das Fernweh geweckt wird. Die Begeisterung schlägt auf den Leser über und man merkt, wie man im Kopf die Preise für Australien überschlägt und durchrechnet, wie lange man dafür sparen muss. Und das ist das größte Kompliment, dass man einer Reiseliteratur machen kann.

Das Fazit

Frühstück mit Kängurus ist witzig und gleichzeitig interessant geschrieben, lässt sich gut weg lesen und schürt dabei ordentlich das Fernweh. Bisher Brysons stärkstes Werk (gemessen an den bisher gelesenen).

Streiflichter aus Amerika

Neulich grübelte ich vor meinem DVD-Regal über eine passende Abendunterhaltung und stieß auf Picknick mit Bären, eine Verfilmung eines Buches von Bill Bryson, und wieder war ich fasziniert von der Geschichte. Ein paar Tage später fiel mein Blick auf meinen SuB (Stapel ungelesener Bücher) in dem sich doch tatsächlich zwei Bücher des Herrn Bryson versteckten. Meine Wahl fiel auf Streiflichter aus Amerika.

Bill Bryson und seine Familie kehren nach einigen Jahren in England in Brysons Heimat die USA zurück. Kurz darauf bittet ein Freund von ihm für seine Zeitung eine Kolummne über die USA zu schreiben. Obwohl Bryson dafür eigentlich keine Zeit hat, schreibt er doch über alles, was ihm in seiner neuenalten Heimat auffällt.

Streiflichter aus Amerika kommt mit dem Untertitel „Die USA für Anfänger und Fortgeschrittene“ daher, was die Erwartung schürt einen humorvollen Guide durch die Eigenheiten der USA zu bekommen gepaart mit nützlichen Tipps für Touristen. Hier wird der Leser jedoch durch Titel und Klappentext in die Irre geführt. Denn die einzelnen Kapitel waren ursprünglich Kolummnen in der Mail on Sunday, eine britische Zeitung. Dies wird jedoch in einem sehr lustigen Vorwort schnell erklärt und so ist man auf die neue Situation von Anfang an eingestellt.
In den Kolummnen schreibt Bryson über praktisch alles. Von der Post, Kino, Motels, Strand, Steuererklärung, die Wunderwelt der Technik, Flughäfen, Bürokratie, Automietung, Sommer, Winter, Universitäten, Drogen, Friseur und Lesereisen, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. In 78 Kapiteln, die je einer Kolummne entsprechen, erzählt Bryson über seinen Alltag, seine Beobachtungen und über alles, was ihn gerade ausregt. Dabei sind manche Kapitel interessanter und spannender als andere, aber im großen und ganzen ist eine so große Mischung an Themen vorhanden, dass für jeden etwas dabei sein dürfte. Leider überwiegt bei vielen Kapiteln das Meckern. Bryson lässt an seinen Landsleuten kaum etwas Gutes. Würde man die Amerikaner nur nach diesem Buch bewerten, dann bewegen sie sich praktisch gar nicht und die Hellsten sind sie auch nicht. Das ist etwas schade, denn gekauft habe ich das Buch bei der Reiseliteratur, aber vorbereitet auf eine Reise in die USA ist man nach diesem Buch nicht. Aber wenn man sich von diesen Erwartungen löst und sich vor Augen führt, dass die Kolummne 1996 geschrieben wurde, dann macht das Lesen Spaß. Ein gutes Buch für zwischendurch mit abgeschlossenen Kapiteln.

Alles in allem schüren Titel und Klappentext falsche Erwartungen und leider überwiegt das Meckern, aber trotzdem macht das Lesen Spaß.

A walk in the woods – Picknick mit Bären

Am 15.10.2015 erschien eine Buchverfilmung von Bill Bryson, mit ihm als zentraler Figur, in den deutschen Kinos.

Kurz zur Story: Bill Bryson ist erfolgreicher Reisebuchautor und hat nicht vor noch einmal ein Buch zu schreiben. Doch inzwischen ist er im fortgeschrittenen Alter und muss an den ersten Beerdigungen teilnehmen. Bei einem Spaziergang entdeckt er den Appalachian Trail und sucht kurzerhand einen Freund, der ihn mit ihm besucht. Doch nur sein Schulfreund Steven Katz erklärt sich bereit die 3.500km mit ihm zu wandern.

Bill Brysons Reisebücher sind weltweit bekannt. Doch eine seiner Geschichten mit dem festen Vorsatz „Ich schreibe kein Buch“ zu sehen, gibt dem ganzen einen ganz neuen Charme. Am Anfang fühlt man mit Bryson mit. In die Jahre gekommen, muss er sich damit abfinen, dass Menschen in seinem näheren Umfeld sterben. Er selbst fühlt sich aber noch sehr lebendig und kann das Rentnerdasein nicht akzeptieren. Also flüchtet er in die Idee den Appalachian Trail entlang zu wandern. All die Warnungen seiner Frau ignoriert er und sucht nun nach einer Begleitung. Doch 3.500km sind eine sehr abschreckende Zahl. Nur sein alter Schulfreund Steven Katz bietet ihm an, ihn zu begleiten. Das sie nicht immer das beste Verhältnis zueinander hatten ist auch schnell vergessen. Doch als Katz für die Wanderung zu Besuch kommt, stellt sich heraus, dass er ein Alkoholiker frisch auf Entzug ist und vor einer Haftstrafe flieht. Doch Bryson ist das alles egal, solange er nicht alleine wandern muss. Die beiden fliegen zum Ausgangspunkt des Wanderweges. Doch bereits nach wenigen Metern ist Katz außer Atmen, was die beiden aber nicht von ihrer Wanderung abhält. Auf ihrem Weg treffen sie freundliche Menschen, hilfsbereite Menschen, übermotivierte Menschen und Bären. Dabei hilft ihnen eine gesunde Portion Zynismus und Sarkasmus. Gepaart mit zusätzlichen humorvollen Elementen wird Picknick mit Bären zu einem amüsanten Filmerlebnis. Man verfolgt mit tränendem Auge vor Lachen, wie die beiden alten Herren sich durch die Wildnis kämpfen, während man selbst gemütlich in dem Kinositz sitzt und die sehr schönen Landschaftsaufnahmen genießt.
Robert Redford übernimmt die Rolle des Bill Bryson. In die Jahre gekommen, aber immer noch abenteuerlustig, wagt er mit guter Laune die Wanderung. Doch im Laufe des Films merkt man immer mehr, dass er vor dem Rentnerdasein wegläuft. Selbst im jungen Alter kann man sich mit der Angst vor dem Altwerden identifizieren. Die Flucht aus dem Alltag mit einer verrückten Idee kommt bis zu einem gewissen Grad bestimmt jeden bekann vor. Robert Redford ist auch sehr glaubwürdig in seiner Rolle.
Nick Nolte übernimmt die Rolle des Steven Katz. Dieser flüchtet vor einer Haftstrafe und ist frisch nüchtern. Zusätzlich zu seinem Alter und dem Alkoholentzug macht ihm beim wandern auch sein Übergewicht zu schaffen. Während Bryson locker vorweg wandert, schleicht Katz mit zynischen Kommentaren hinterher. Trotzdem hält er gut durch und überrascht damit die Zuschauer. Ohne ihn wäre das Abenteuer wahrscheinlich nur halb so lustig geworden.
Ein negativer Punkt an dem Film ist die sehr langsame Erzählweise. Bis der Film ein wenig in Fahrt kommt, dauert es ca. eine halbe Stunde, was für eine Einführung deutlich zu lange dauert. Für jede einzelne Szene nimmt sich der Film Zeit und erzählt sie sehr ausführlich, teilweise zu ausführlich. Aber der Humor schafft es dies zu überspielen.

Alles in allem ist der Film vielleicht kein Film, den man unbedingt im Kino sehen will, aber ein Muss für einen gemütlichen DVD-Abend ist. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.