James Bond 007 – Keine Zeit zum sterben

Ein Vorwort

Ein weiterer Film, an dessen Kinostart man schon nicht mehr glaubte, hat es endlich auf die große Leinwand geschafft. Daniel Craigs letzter Auftritt als Doppelnullagent mit der Lizenz zum töten. Seine bisherigen Filme wurden gemischt aufgenommen, ich mochte gerade Skyfall, für mich einer der stärksten (bisher gesehenen) Bond-Filme. Ob sich das lange Worten gelohnt hat, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Was bisher geschah

Hier werde ich kurz die zuvor erschienenen Filme zusammenfassen. Dadurch sind Spoiler leider nicht zu vermeiden. Du weißt bereits, was geschah? Dann überspring dieses Absatz einfach.

Die ersten James Bond Filme mit Daniel Craig sind grundsätzlich nicht verkehrt gesehen zu haben: Casino Royal, Ein Quantum Trost und Skyfall. Zusammenfassen werde ich aber nur Spectre, da hier wichtige Figuren eingeführt werden, die direkt in No time to die auftauchen.
Nach einem eigenständigen Auftrag in Mexiko-Stadt, den er von der in Skyfall verstorbenen M erhielt, wird James Bond vom neuen M suspendiert. Denn dieser hat gerade mit dem Chef des Joint Intelligence Service C zu kämpfen, der verschiedene Auslandsgeheimdienste zusammenführen will. Trotz der Anordnung in London zu bleiben, reist Bond nach Rom, um sich mit der Witwe seines Opfers aus Mexiko-Stadt zu treffen. Von ihr erfährt er von einer geheimen Organisation, die sich in Rom trifft. Durch das Vorzeigen eines erbeuteten Ring, bekommt Bond Zugang und trifft dort auf einen tot geglaubten Bekannten aus seiner Jugend: Franz Oberhauser.
Mit Hilfe von Moneypenny findet Bond in Österreich Mr. White (bekannt aus Ein Quantum Trost), der ihn bittet auf seine Tochter Madeleine aufzupassen. In deren Klinik kommt Bond gerade noch rechtzeitig und nimmt sie mit nach Marokko, wo er durch den Nachlass von Mr. White von Oberhausers aktuellem Aufenthaltsort erfährt. Dort kommt es zum ersten Showdown als Oberhauser sich als Ernst Stavro Blofeld vorstellt, der Kopf von Spectre, einer Organisation, zu der auch die bisherigen James Bond Bösewichte (der Daniel Craig Ära) gehörten. Ihr gehört auch C an, der für Blofeld die Weichen zur absoluten Überwachung gestellt hat. Bond und Madeleine schaffen es zu fliehen und das Gebäude in die Luft zu jagen. Zurück in London treffen sie sich mit M, Moneypenny und Q, um C aufzuhalten. Sie werden jedoch getrennt. Während M an C dran bleibt, muss Bond im alten MI6 Gebäude (wurde in Skyfall zerstört), Madeleine suchen und vor der Explosion retten, denn Blofeld hat überlebt und sinnt auf Rache. Letztlich kann Bond sie retten, Blofeld stellen und M schaltet C aus.

Die Handlung

Fünf Jahre nach Spectre wird die Biowaffe „Herakles“ aus einem Labor in London gestohlen. Da der MI6 und M ihre Finger mit im Spiel haben, wird eine Agentin (Lashana Lynch) auf den flüchtigen Forscher Obruchev (David Dencik) angesetzt. Gleichzeitig bittet Felix Leiter (Jeffrey Wright) von der CIA James Bond (Daniel Craig) ebenfalls um Hilfe bezüglich Herakles. Obwohl eigentlich im Ruhestand, muss Bond von Kuba zurück nach London und sich einigen Personen aus der Vergangenheit stellen.

Meine Meinung

Daniel Craigs Bond war anders. Schon seit Casino Royal hob er sich deutlich von den bisherigen Bonds ab. Er war älter, härter und brach mit vielen vorher unumstößlichen Regeln. Mit Skyfall wurde er auch nochmal deutlich persönlicher. Nach einem schwachen Spectre war ich zunächst kritisch, da Akteure wie Lea Seydoux und Christoph Waltz erneut groß präsent im Trailer waren. War doch gerade Waltz in Spectre ein sehr schwacher Bösewicht – zumal er den ganzen Film über riesig aufgebläht wurde, um dann schnell zu fallen.
Doch No time to die schafft es die Balance zu halten, zwischen Aufarbeitung aus Spectre und Übergang zu Neuem. Craigs Bond ist hier verletzlicher denn je, aber auch nahbarer, menschlicher und doch noch immer der knallharte Doppelnullagent. Gleichzeitig ist die Handlung aufgelockert durch kleine Schmunzler. Hier merkt man, dass neben Regisseur Cary Joji Fukunaga und dem Autoren-Duo Purvis & Wade, die schon an einigen Bond-Filmen beteiligt waren, auch Phoebe Waller-Bridge – die Schöpferin der Dramedyserie Fleabag – maßgeblich am Drehbuch beteiligt war.
Handlungstechnisch schließt No time to die beinahe nahtlos an Spectre an. Viele der Szenen aus dem Trailer – bei dem man dachte, dass man das beste vom Film schon gesehen hätte – tauchen genau an diesem Anfang auf. Dann ein Zeitsprung von fünf Jahren. Was ist passiert? Wo kommt der her? Doch die Erklärungen folgen zeitnah. Und sie sind logisch. Bond ist aus bestimmten Gründen aus seinem Leben als Doppelnullagent ausgetreten. Aber auch seine Wiederkehr ist logisch und sorgt gerade im Aufeinandertreffen mit Nomi für viel Schmunzelmaterial.
Die Handlung bietet genau die Elemente, die in den bisherigen Bonds gut funktioniert haben. Die verschiedenen Orte auf der Welt, die als Kulisse dienen, bieten optische Abwechslung und Bond darf auch einmal mehr vom typischen Anzug abweichen.
Rami Malek als Bond-Bösewicht dürfte spalten zwischen sehr gelungen und eher blass, spielt er doch sehr ruhig und eher zurückhaltend. Doch gerade darin liegt der Reiz. Denn statt großer Worten überzeugt er durch kleine Taten.
Mit einer Lauflänge von 165 Minuten könnte man meinen, dass No time to die zu überladen ist und seine Längen besitzt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Denn der Film versteht es die Spannung auch in ruhigen Szenen zu halten. Das große Finale ist dann noch einmal das Topping eines durchgehend spannendes Films, auch wenn ich einige Entwicklungen zwischendurch für unnötig halte. Daniel Craig bekommt auf jeden Fall ein für seinen Bond würdiges Ende. Die Suche nach einem*r Nachfolger*in dürfte nochmal spannend werden.

Das Fazit

No time to die vereint die gelungenen Elemente aus den bisherigen Craig-Bonds zu einem fulminanten Finale. Kleinere Stolpersteine in der Handlung und eine große Emotionalität dürften die Fans spalten, aber gerade das lockerere Drehbuch belohnt in vielen Kleinigkeiten. Dafür gibt es 08 von 10 Punkten.

James Bond 007 – No time to die läuft seit dem 30.09.2021 in den deutschen Kinos

Mr. Robot

Nachdem Mr. Robot im letzten Jahr regelmäßig Nominierungen bei den Emmys, den Golden Globes und ähnlichem erhielt und dabei auch den ein oder anderen Preis abräumte, wagte ich mich endlich auch einmal an die Serie. Diese Kritik bezieht sich auf die erste Staffel.

Elliot Anderson arbeitet am Tag bei einem IT-Sicherheitsunternehmen, in der Nacht hackt er die Daten seiner Mitmenschen. Gleichzeitig leidet er unter Persönlichkeitsstörungen und Angstzuständen. Eines Tages erfährt er von dem ominösen Mr. Robot und der Hackergemeinde f-society. Er beschließt sich ihnen anzuschließen und gegen den Multikonzern E Corp vorzugehen und damit das globale Finanzsystem zum Einsturz zu bringen.

Mr. Robot befasst sich mit mehreren großen Themen und schnürt diese zu einem einzigen. Zum einen ist da die Verantwortung der Unternehmen. E Corp – von Elliot immer nur Evil Corp genannt – ist ein großer Multikonzern, der sich jedoch mehr um seine Finanzen als um seine Mitarbeiter kümmert. So kam es, dass Mitarbeiter Giftmüll ausgesetzt waren und dadurch an Leukämie erkrankten und starben. So auch Elliots Vater und die Mutter von Angela Moss, Elliots Kollegin und eine gute Freundin. Das zweite große Thema der Serie ist die Hackerszene. Die f-society um Mr. Robot, der Elliot beitritt, ist nur ein ganz kleines Licht. Im Laufe der Staffel haben sie aber immer wieder Kontakt zu anderen Hackergemeinschaften. Das dritte Thema ist Drogenkonsum und -vertrieb. Elliot selbst nimmt regelmäßig Morphium, versucht aber nicht abhängig zu werden. Seine Freundin Shayla ist seine Dealerin, steht aber im Abhängigkeitsverhältnis zu größeren Dealern. Beim vierten und letzten großes Thema geht es um Elliots Persönlichkeitsstörung und seinen Angstzuständen, mit denen er tagtäglich zu kämpfen hat. Woher rühren diese und wie kann er seinen Alltag mit Ihnen bewältigen? Durch diese vier großen Themen ist die Serie mehr als überfüllt. Sie springt wild hin und her, behandelt jedes Thema am Rand, aber nie gründlich.
Zeitgleich hat Mr. Robot sehr viele Figuren, die nur gelegentlich einmal auftreten oder die etwas häufiger auftreten, aber niemals richtig vorgestellt wurden. So wird selbst in der f-society auf Elliot, Mr Robot und Darlene der Fokus gelegt und die anderen Mitglieder immer mal wieder nebenbei erwähnt, wenn sie gerade einmal nützlich für die Serie wurden. Auch bei Allsafe Cybersecurity, der IT-Sicherheitsfirma, bei der Elliot arbeitet, werden einzelne Charaktere vorgestellt, teilweise charakterisiert und dann wieder abgelegt, weil sie nicht mehr wichtig genug sind. So lernt der Zuschauer im Laufe der Serie viel zu viele Charaktere kennen, um sie dann doch wieder zu vergessen. Hier wäre, wie auch schon bei den Handlungsthemen, weniger eindeutig mehr gewesen.
Aber wieso hat Mr. Robot dann so viele Nominierungen bekommen? Das liegt zum einen an der sehr guten Erzählstruktur, die einem durch das Wirrwarr der Handlung verhilft. So erzählt Elliot seine Gedanken, Weltanschauung und Beweggründe einem unsichtbaren Freund. Es wird immer als off-Stimme eingeblendet und dient so als Erzähler, um die teilweise doch verwirrenden Handlungen oder die technischen Begriffe besser nachvollziehbar zu machen. Gleichzeitig ist dies ein weiteres Indiz für Elliots Persönlichkeitsstörung, da er sich im Laufe der Staffel mehrfach fragt, wem er das denn alles erzählt, da sein Freund doch nur eingebildet ist.
Als zweiter Grund für die vielen Nominierungen ist zu sehen, dass die Serie trotz verworrener und überquellender Handlung immer noch einen großen Spannungsbogen schafft. Gebannt sieht man Folge für Folge, wie Elliot mit all seinen Problemen zu kämpfen hat und trotzdem irgendwie den Alltag meistert.
Ein weiterer großer Erfolgsfaktor ist Rami Malek, der Elliot Anderson spielt. Er schafft es perfekt den schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn bei Elliot zu verkörpern. Dabei spielt er ganz nuanciert und bezieht immer wieder mit ein, dass Elliot größtenteils unter Drogeneinfluss steht. So kann man sich stets in den Protagonisten hineinversetzen, auch wenn man seine Handlungen nicht immer nachvollziehen kann.

Alles in allem ist Mr. Robot eine Serie mit Stärken und Schwächen. Schon nach den ersten Folgen sollte für den Zuschauer feststehen, ob sie mit den Schwächen klar kommt, oder nicht. Mich persönlich hat die Serie nicht richtig abholen können, weswegen ich noch nicht sicher bin, ob ich mir auch die zweite Staffel ansehen werde.