Neulich in der Sneak: 7500

Ein Vorwort

Wenn ich in den Urlaub fliege, habe ich immer irgendwo ein bisschen Restangst. Das Gefühl der vollkommenen Kontrollabgabe ist beim Fliegen noch einmal viel größer, als beispielsweise beim Bahnfahren. Regelmäßige Filme über Flugzeugentführungen und Flugzeugabstürze sind auch nicht gerade hilfreich dabei. Doch anscheinend wurde es einmal wieder Zeit für einen neuen Film über genau die Themen. Ob sich 7500 von anderen Filmen seiner Art abheben kann, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) ist Pilot auf der Strecke Berlin-Paris. Alles scheint seinen ganz normalen Gang zu gehen, bis kurz nach dem Start mehrere Männer versuchen das Cockpit zu stürmen und das Flugzeug zu entführen. Tobias setzt also einen Hilferuf ab. Den internationalen Code für Flugzeugentführungen: 7-5-0-0

Meine Meinung

Während Filme, wie Flightplan und ähnliche, sich zumeist mit den Passagieren oder dem eigentlich in diesen Filmen immer anwesenden Air Marshall beschäftigt, setzt 7500 bereits ganz anders an. Die deutsche Produktion zeigt zunächst Aufnahmen von Überwachungskameras von einem der Berliner Flughäfen. Hier scheint es zunächst nur um die allgemeinen Routinen zu gehen, nur wer den Trailer gesehen hat oder sich mit der Inhaltsangabe des Films beschäftigt hat, sieht, dass es die immer gleichen Männer auf den Aufnahmen zu sehen sind. Perspektivwechsel ins Cockpit eines Flugzeuges. Man sieht hier, wie die Crew eintrifft und ihre Vorbereitungen treffen. Hier folgt auch der verzweifelte Versuch eine Bindung mit den Zuschauern aufzubauen. Wenn Protagonist Tobias mit seiner Freundin, einer der Stewardessen, über das Kindergartenproblem ihres Sohnes sprechen, bringt das aber keinen den Charakteren wirklich näher. Schnell verliert sich der Film im stupiden Abarbeiten der Checklisten. Ca. 20 Minuten fühlt es sich eher wie eine Dokumentation über den Flugalltag an als ein Thriller. Dann überschlagen sich die Ereignisse und die Männer von vorhin, versuchen ins Cockpit einzudringen. Dies gelingt ihnen nur teilweise, weswegen Tobias nun immer wieder vor die Wahl gestellt wird, Cockpittür öffnen oder geschlossen lassen. Die Anweisungen sind eindeutig, aber wie verhält man sich, wenn die eigene Freundin bedroht wird.
Der Film hat mit seinen 90 Minuten eine klare Dreiteilung. Einführung und erster Versuch der Entführung dauern ca. 30 Minuten, die nächsten 30 Minuten sind der Kampf der Männer endgültig ins Cockpit zu gelangen inkl. Geiselnahme. Die letzten 30 Minuten sind dann der verzweifelte Versuch ein Ende zu finden, das nicht zu überhastet wirkt.
Positiv zum Film zu sagen ist, dass er großen Wert auf realistische Szenarien legt. Es gibt nicht den Air Marshall, der immer wieder durch das Flugzeug rennt und dabei viel Action erfolgt. Stattdessen verlegt sich der Film auf eine Variante einer Flugzeugentführung, die – leider – genauso stattfinden könnte. Dabei werden gerade die Routinen ausgenutzt, um die strengen Bestimmungen zu umgehen. Auch der übrige Film wird nur aus der Perspektive des Cockpits gezeigt. Dadurch liegt der Film aber auch in der Hand der wenigen Akteure. Denn von den Passagieren und wie die auf die Ankündigungen der Piloten reagieren, bekommt man nichts mit. Dadurch wirkt der Film sehr zurückgenommen und auch die vereinzelten Actionszenen wirken weniger Adrenalingeladen, als das große Rumgerenne durch das Flugzeug,
Problematisch an der Sache wird es dann aber, wenn man durch diese Darstellung als Zuschauer den Bezug zum Film verliert. Dadurch, dass die Charaktere nicht richtig eingeführt wurden, ist es einem letztendlich eigentlich egal, was mit ihnen passiert. Man kann sich nicht einmal in einen der schreienden Gäste reinfinden, da die gar nicht gezeigt werden. So spielt Joseph Gordon-Levitt zwar gut, schafft es aber nicht den Film im Alleingang zu tragen, bzw. scheitert an seiner zu einfach gehaltenen Person.
Auch die Terroristen wirken sehr blass im Film. Ihre Motive bleiben bis zum Ende eigentlich unklar. Zwischendurch wird zwar eine kurze Botschaft vorgelesen, die aber auch wenig Aufschluss gibt. Im Prinzip sind es einfach wieder die „bösen Muslime“, die meinen, dass die „bösen Weißen“ ihnen Unrecht getan haben und deswegen halt mal eben das Flugzeug entführen. Vedat gespielt von Omid Memar ist dann der einzige Charakter, der noch ein wenig mehr Tiefe bekommt und gerade im letzten Dritten noch ein wenig mehr zu sich sagen darf. Aber auch hier bleibt es bei den bekannten Klischees.

Das Fazit

7500 zeigt ein realistisches Szenario einer Flugzeugentführung und bleibt bei den Geschehnissen beinahe vollständig im Cockpit. Da aber kaum Charakterisierung erfolgt und Motive lediglich oberflächlich behandelt werden, fehlt dem Zuschauer aber die Sympathie und damit die Nähe zum Geschehen. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

7500 läuft ab dem 26.12.2019 in den deutschen Kinos.

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Snowden

Am 22.09.2016 erschien ein Film über die realen Ereigisse um Edward Snowden in den deutschen Kinos.

Edward Snowden arbeitete bei verschiedenen Geheimdiensten, unter anderem der CIA und der NSA. Dort fand er heraus, dass die USA heimlich fast die ganze Welt ausspionierten und die Legalität dafür fast erfanden. Bis er es nicht mehr aushält und der ganzen Welt davon erzählt. Und dafür als Verbrecher angesehen wird.

Die Geschichte des Whistleblowers Snowden erschütterte die Welt. Die USA soll fast die ganze Welt ausspionieren und auch die eigene Bevölkerung. Es soll zwar den Kampf gegen Terrorismus unterstützen, wurde aber in vielen Fällen missbraucht und sich auch gegen die Regierungen anderer Länder richten. Nach diesen Enthüllungen gab es in den Medien kaum noch ein anderes Thema. Doch was hat sich wirklich verändert? Die USA fanden viele Ausreden und Beschönigungen und zumindest die deutsche Regierung hat es sehr schnell auf sich beruhen lassen. Bereits 2014 gab es einen Dokumentarfilm über Snowden von Laura Poitras, in dem Snowden selbst seine Geschichte erzählt. Nun zwei jahre später wurde die Thematik wieder aufgegriffen, diesmal aber nicht als Dokumentation, sondern als Drama/Thriller für die Kinoleinwand.
Im Jahr 2013 wandte sich Snowden, der bereits aus den USA nach Hongkong geflüchtet war, an die Dokumentarfilmerin Laura Poitras und Glenn Greenwald, einem Journalisten des Guardian. Diesen erzählt er für den später veröffentlichten Dokumentarfilm Citizenfour seine Geschichte. Wie er schon immer seinem Land dienen wollte, aber bei den Special Forces ausgemustert wurde, aber durch seine guten IT-Kenntnisse schnell einen Posten in den Geheimdiensten CIA und später auch NSA bekam. Dies dient als Rahmenerzählung des Films und wird gepaart mit der persönlichen Ebene Snowdens. Wie er seine Freundin Lindsay Mills kennenlernt und wie sich ihre Beziehung zu seinen steigenden Erkenntnisse verhält. Wie er letztendlich aussteigt und aus den USA flüchtet, um seine Geschichte publik zu machen.
Die Schwierigkeit bei Biographien ist immer, dass eine große Anzahl des Publikums die Geschichte bereits kennt. Vorallem das Ende dürfte jedem bekannt sein. Trotzdem schafft Snowden es die Spannung hochzuhalten, da der Film nicht nur die Fakten aufzählt, sondern auch die persönliche Komponente hochhält. man erfährt mehr von Snowdens innerer Zerrissenheit, weil er seinem Land dienen will, aber gleichzeitig die vollkommene Überwachung nicht mit seinem Gewissen vereinen kann. Auch wird zum ersten Mal seine Beziehung zu Lindsay Mills thematisiert. Er durfte ihr nichts von seiner Arbeit erzählen, weswegen seine Beweggründe für sie immer schwer nachvollziehbar waren. Snowden versuchte sie vor der Spionage zu warnen, ohne etwas preisgeben zu können. Dadurch erweitert der Film die Erzählungen aus Citizenfour. Leider leiden darunter Fakten zur eigentlichen Arbeit Snowdens, die im Film nicht klar dargestellt wurden, sondern meistens nur angedeutet wurden. Der Film versucht die Jahre 2003 bis 2013 abzudecken, kann daher jede Station in Snowdens Leben immer nur anreißen, was irgendwann etwas unübersichtlich wirkt. Die wesentlichen Etappen sind jedoch klar erkennbar und so hilft Snowden dem Zuschauer die wahren Ereignisse nahe zu bringen.
Einen großen Teil zum erfolgreichen Gelingen des Filmes tragen die Schauspieler, die überwiegend herausragende Leistungen abliefern. Gerade Joseph Gordon-Levitt überzeugt als Edward Snowden. Er traf sich vor Drehbeginn mehrfach mit Sowden in dessen Exil in Russland, um Gestik und Mimik möglichst detailgetreu wiedergeben zu können. Dies gelang ihm auch, so dass man in keiner Sekunde des Films zweifelte, wen er darstellen möchte. Auch Shailene Woodley zeigte einmal mehr, dass sie eine herausragende Schauspielerin ist. Auch der weitere Cast ist mit bekanten Schauspielern besetzt, die ihre Rollen alle sehr souverän spielen, wie Melissa Leo, Zachary Quinto, Tom Wilkinson, Nicolas Cage und Rhys Ifans.
Snowden geht über eine Spielzit von 135 Minuten und schafft es beinahe ohne Längen auszukommen. Nur im Mittelteil, wenn es praktisch nur noch um die persönliche Ebene geht, zieht der Film sich etwas. Hier hätte man ihn um ca. 15 Minuten einkürzen können. Das Ende wurde noch einmal sehr rührend gestaltet, als es um die Enthüllungen und die Reaktion der USA ging. Leider zielt der Film sehr stark auf Präsident Obama als Bösewicht ab, praktisch als wäre er alleine Schuld an der Spionage. Das er als Präsident wenig Macht hat und die meisten Entscheidungen der Kongress fällt, wird nicht berücksichtigt.

Alles in allem ist Snowden ein bewegender und überzeugender Film, der einem wieder die Enthüllungen ins Gedächtnis ruft. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

Die Highligen 3 Könige

Am 26.11.2015 erschien der erste Weihnachtsfilm des Jahres in den deutschen Kino.

Kurz zur Story: Ethan, Isaac und Chris sind seit Kindheitstagen beste Freunde. Seit Ethans Eltern an einem Weihnachten tödlich verunglückten und seine besten Freunde ihn aufmunterten, haben sie feste Weihnachtstraditionen. Jedes Jahr ziehen sie um die Häuser und trinken zu viel. Doch alle drei sind älter geworden und Isaac erwartet ein Kind. Also soll dieses Weihnachten das letzte der Tradition und damit auch das beste werden.

Die Highligen 3 Könige sind ein Film mit der wohl unpassensten Titelübersetzung seit langem. Aus „The night before“, die sich darauf bezieht, dass der Film immer an Heilig Abend spielt, hat das deutsche Übersetzterteam ein unlustiges Wortspiel verwendet, was den Film auf einen Part reduziert. Drogenkonsum.
Alles beginnt an einem Weihnachtsfest kurz nach dem Tod von Ethans Eltern. Seine Freunde Chris und Isaac kommen zu Besuch und wollen ihn aufheitern. Also beginnen sie in der Stadt umher zuziehen und es entsteht eine Weihnachtstradition, die sie viele Jahre aufrecht erhalten. Dabei nehmen sie gerne einmal ein paar Drogen, aber hauptsächlich trinken sie viel zu viel. In dieser ersten Nacht erfahren sie von dem legendären Nussknackerball. Doch so sehr sie sich auch bemühen in all den Jahren danach suchen sie jedes Jahr wieder nach diesem Ball, doch er bleibt unauffindbar. Nun, viele Jahre später, soll sich aber einiges ändern. Alle älter geworden, soll es nun das letzte Weihnachten mit dieser Tradition werden. Chris ist inzwischen ein erfolgreicher Sportler und Isaac erwartet ein Kind. Nur Ethan scheint nicht weitergekommen zu sein im Leben. Die Vorweihnachtszeit jobbt er als Elf und seine Freundin hat ihn gerade frisch verlassen. Für ihn ist es schwerer die Tradition beruhen zu lassen und weiterzuziehen. Durch einen Zufall bekommt er doch genau in diesem Jahr drei Karten für den Nussknackerball in die Hände. Und damit ist sicher, es wird das beste Weihnachten, dass sie je hatten. Doch die Konzentration scheint zu fehlen. Chris möchte unbedingt einen Kollegen beeindrucken und bemüht sich eher darum, als um seine Freunde, und Isaac bekommt von seiner Frau eine Schachtel voller Drogen, weil er sie in der Schwangerschaft so gut unterstützt hat.
Die Highligen drei Könige nutzt eine nett konstruierte Grundgeschichte und eine leicht weihnachtliche Vorstimmung und versucht hier gut zu unterhalten, schafft es aber einfach nicht. Durch den Cast mit Anthony Mackie und Joseph Gordon-Levitt erwartete man zumindest ein einigermaßen gehobenes Level an Humor, mit ein bisschen Tiefgang. Doch stattdessen handelte es sich um Fäkalhumor, der  sich auf zwei Themen konzentrierte: Penisse und Juden. Anstatt herzhaft zu lachen und sich wirklich unterhalten zu fühlen, war es eher ein Reflexlachen. Das heißt, dass es im ersten Moment vielleicht lustig erscheint und man lacht. Das würde aber nicht passieren, wenn man den Film noch einmal ansieht.
Seth Rogen übernimmt die Rolle des Isaac. Wie schon in Bad Neighbors übernimmt er die Rolle eines Familienvaters, bzw. eines werdenden Vaters, der aber trotzdem gerne Drogen nimmt. Auch hier stopft er sich praktisch damit zu. Die Szenen, die aus seiner Sicht spielen und sich mit der Wahrnehmung im Drogenrausch befassen, sind gut umgesetzt, tragen aber wenig zur eigentlichen Handlung bei.
Anthony Mackie übernimmt die Rolle des Chris. Seine Sportlerkarriere hat seit neustem einen ganz neuen Aufwind bekommen. Daher belügt er auch seine Mutter, dass er nicht an Weihnachten nach Hause kommen kann, obwohl er mit seinen Freunden umherzieht. Auch scheinen seine Sportlerkollegen auf einmal Vorang zu haben vor den Traditionen seiner Freunde.
Joseph Gordon-Levitt übernimmt die Rolle des Ethan. Er ist der einzige, der noch wirklich an der Tradition hängt und diese auch gerne noch viele weitere Jahre durchführen würde. Hinzu kommt, dass sich seine Freundin gerade von ihm getrennt hat. Dieses Thema wird immer wieder aufgefriffen und die Ex-Freundin taucht auch mehrfach auf. Scheinbar soll die Frauenquote gewahrt werden, also wird die unglückliche Liebesgeschichte der beiden immer wieder aufgewärmt und zieht sich wie ein roter Faden durch den Film.
Einziger Anreiz am Film bleiben die beiden Nebendarsteller James Franco und Miley Cyrus, die sich selbst spielen und ein bisschen neuen Wind in die einschläfernde Handlung bringen. Aber auch sie konnten den Film nicht mehr retten. Als weiterer Nebencharakter wird Mr. Green vorgestellt, der Jungs an drei Stellen im Film Drogen verkauft. Dabei lässt er sie immer vorher probieren und im kurzfristigen Drogenrausch nimmt der Film Bezug auf Charles Dickens Weihnachtsgeschichte und lässt den Geist der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht aufleben. Diese drogenvernebelte Vergewaltigung eines Klassikers hebt weder das Niveau noch schafft es eine Aussage im Film zu finden.

Alles in allem ist der Film maximal etwas für Anhänger des Filmes „Das ist das Ende“, versagt aber ansonsten auf ganzer Linie. Dafür gibt es 02 von 10 möglichen Punkten.

The Walk

Am 22.10.2015 erschien ein Film, der den Gang des Philippe Petit über ein Drahtseil, dass zwischen den zwei Türmen des World Trade Centers gespannt wurde, in den deutschen Kinos.

Kurz zur Story: Der Artist Philippe Petit hat nur ein Ziel im Leben. Immer einen neuen Ort finden, an dem er sein Drahtseil spannen kann. Eines Tages liest er beim Zahnarzt über den Bau des World Trade Centers. Von nun an ist er regelrecht besessen zwischen den zwei Türmen ein Drahtseil zu spannen und darüber zu laufen. Immer mehr Unterstützer findet er für seinen Traum, bis er schließlich oben am Rand steht und auf das gespannte Seil blickt.

Die Geschichte des Philippe Petit verkörpert von Joseph Gordon-Levitt. Doch wer denkt, dass der Film an der spannenden Stelle, nämlich in den USA am World Trade Center, einsetzt, hat weit gefehlt. Denn erst einmal bekommt man die gesamte Geschichte erzählt, wie Petit zum Drahtseil kam, in seiner Heimat in Frankreich. Er begann als kleiner Artist, als Straßenkünstler, immer auf der Flucht vor der Polizei und es reichte kaum zum überleben. Dies ändert sich auch nicht, als er das Drahtseil für sich entdeckt und Lektionen bei dem Zirkusdirektor Rudy lernt. Nur das seine anfängliche Faszination für das Seil schnell in eine Art Wahn umschlägt. Immer neue Plätze sucht er für seinen Seilgang, nicht zuletzt schritt er zwischen den beiden Türmen von Notre Dame über ein Seil. Schließlich findet er seinen Traum in den zwei Türmen des World Trade Centers. Kurzentschlossen sucht er nach Verbündeten und reist mit diesen in die USA. Eine halbsbrecherische Nacht- und Nebel-Aktion beginnt, denn ein Drahtseil zwischen die noch nicht fertigen Türme zu spannen ist illegal.
Joseph Gordon-Levitt übernimmt die Rolle des Philippe Petits. Er ist zwar ohne Frage ein brillianter Schauspieler, aber der gefakte französische Akzent wirkt doch etwas störend, hier wäre die Wahl eines echten Franzosen besser gewesen. Petit ist ein Träumer. Er selbst erzählt die Geschichte vom Kopf der Freiheitsstatue aus. Er kann keine Gründe für sein Faible für das Drahtseil oder für seinen lebensgefährlichen Traum nennen. Er scheint keine Angst vor dem Tod zu haben, ja er nimmt ihn sogar auf die leichte Schulter. Von seiner Erzählung aus, wirkt der Film sehr märchenhaft und realitätsfern. Gleichzeitig merkt man schnell, dass diese realitätsferne Petit zu einem unangenehmen Zeitgenossen machen. Seine Arroganz und Selbstsicherheit legt er selbst gegenüber seinen Helfern an den Tag und kann diese nur kritisieren, aber ihnen nicht danken.
Der Film schafft es an keiner Stelle richtige Spannung aufzubauen. Anstatt zwischen dem Aufbau des Seils und der Hintergrundgeschichte hin und her zu springen, um so zumindest Abwechslung in die Geschichte zu bringen, wird der Film in strenger Chronologie erzählt. Dadurch ist der Zuschauer nach der Hälfte schon fast eingeschlafen, als der vermeintlich spannende Part geginnt. Das Seil wird in einer Nacht und Nebel-Aktion gespannt, was mehr wie ein Banküberfall wirkt. Doch auch hier baut der Film keine Spannung auf, denn die Sequenz wird zu lang erzählt und zu oft müssen die Charaktere warten, weil irgendwo ein Wachmann seine Tour macht. Dies mag vielleicht realistisch sein, hätte aber doch kürzer gehalten werden können. Auch der Abschluss, der Gang über das gespannte Seil lässt keinen Nervenkitzel spüren, was auch daran liegen könnte, dass der Trailer einem schon verraten hat, dass Petit wirklich das Seil betritt. Doch selbst dort lässt er seine selbstgefällige Art heraus hängen und erzählt mit einer Arroganz von den Geschehnissen auf dem Seil, dass man ihm regelrecht wünscht zu fallen oder von einem Sturm überrascht zu werden.
Letztendlich hat der Vorfall es in die Zeitungen geschafft, aber ob Petit nun zufrieden ist, bleibt am Ende des Films abzuwarten.

Alles in allem schafft Regisseur Zemeckis es diesmal leider nicht einen Film zu schaffen, der zu einem zeitlosen Klassiker mutieren kann, sondern eher die Zuschauer zu langweilen. Lediglich für die gute Optik gibt es von mir 03 von 10 möglichen Punkten.