Rückblick auf den Februar

Der kürzeste Monat des Jahres war dieses Jahr gar nicht so kurz und brachte uns relativ zeitig die Oscarverleihung. Bei mir wurde der Februar ein sehr filmlastiger Monat, zum einen, was die Kinogänge anging, aber auch was das Heimkino so zeigte. Aber auch von meiner 20 für 2020 Liste konnte ich ein bisschen was abhaken.

Cinemathek

Porträt einer jungen Frau in Flammen: Malerin Marianne reist auf eine einsame Insel, um Eloise zu malen, die davon aber nichts mitkriegen darf. Dabei knüpfen die beiden Frauen ein ganz besonderes Band. Ein Film voller schöner Bilder, interessanter Charaktere, ruhiger Erzählart und eine versprühende Erotik, die gerade durch die Subtilität funktioniert.

Sneak Preview

Bombshell: Die wahre Geschichte über den Missbrauchsskandal bei FOX News gegen den früheren Senderleiter Roger Ailes. Stark gespielt, versinkt aber in Zeitsprüngen und zu vielen Nebencharakteren, das man der eigentlich wichtigen Handlung nicht richtig folgen kann.

The Gentleman: Drogenbaron Mickey Pearson will sein Imperium verkaufen. Das sorgt für allerlei Trubel. Heraussticht die besondere Erzählart, die dem Film einen ganz eigenen Rhythmus gibt. Sobald man sich an den gewöhnt hat, entfaltet der Film einen Sog, den er bis zum Ende durchhält.

Filme – auf der großen Leinwand gesehen

Jojo Rabbit: Jojo ist in der Hitlerjugend zur Zeit des zweiten Weltkriegs und hat Adolf Hitler als imaginären besten Freund. Doch als er feststellt, dass seine Mutter eine Jüdin versteckt, stellt das sein Weltbild auf den Kopf. Ein Film, der einen auf zwei Weisen zum Weinen bringt. Durch die Komik und Satire und durch die dramatische Geschichte.

Little Woman: Jo March wächst mit ihren drei Schwestern in ärmlichen Verhältnissen auf. Schon früh ist es ihr größter Wunsch Schriftstellerin zu werden. Doch Mitte des 19. Jahrhunderts ist es für Frauen schwierig Geld zu verdienen. Dennoch versucht Jo gegen die strengen Konventionen zu rebellieren. Little Woman ist trotz reduzierter Inszenierung ein Film, der tief ins Herz geht. Durch liebevolle Charaktere und ein Schwesterband, das unerschütterlich scheint, braucht es kaum Drama, um einen einfach nur schönen Film zu inszenieren.

Parasite: Eine arme Familie erschleicht sich nach und nach Jobs bei einer reichen Familie.  Parasite ist ein Film, der verschiedene Genres vermischt und doch eine deutliche Systemkritik spüren lässt. Stellenweise sehr extrem inszeniert, kommt er mit einer starken ersten Hälfte und einer überraschenden zweiten Hälfte daher.

Birds of Prey: Harley Quinn hat sich vom Joker getrennt. Dadurch wird sie zu Freiwild. Sie stimmt zu einen Auftrag des Mafiabosses Sionis anzunehmen. Dabei trifft sie auf noch mehr Frauen, die nach Emanzipation suchen. Der Film hat zwei Schwerpunkte, die beide zu kurz kommen. Dies macht er aber mit einer großen Portion Spaß und Frauenpower wett und schafft es trotz Stolpersteine zu funktionieren. Garniert wird das mit dem besten Finale seit Endgame.

Enkel für Anfänger: Drei Renter stehen an einem Punkt, an dem sie etwas im Leben ändern wollen. So legen sie sich – teilweise nicht ganz freiwillig – Patenenkel zu. Da ist das Chaos vorprogrammiert. Eine gutes Drama, das sich hinter einer nicht funktionierenden Komödie verbirgt. Aber genau dann, wenn der Film ruhiger wird und hinter die Masken schaut, zeigt er seine große Stärke.

Nightlife: Milo und Renzo wollen ihre eigene Bar eröffnen. Doch während Renzo sich in Schwierigkeiten bringt, um an Geld zu kommen, versucht Milo ein Date unter außergewöhnlichen Umständen hinzubekommen. Leider eine Komödie, die eher durch plumpe Witze und Klischees versucht vorwärts zu kommen. Bis auf wenige Momente funktioniert das Konzept nicht.

Sonic – the Hedgehog: Die Videospielreihe bekommt ihre Verfilmung. Dabei wird eine einfache Origin Story erzählt, die für Fans der Spiele durchaus funktionieren kann, für alle andere aber wenig Neues bietet.

Ruf der Wildnis: Der Weg eines Hundes nach Alaska. Dort hat er mit immer neuen Herausforderungen zu kämpfen. Auch wenn viele den CGI Hund kritisieren, findet man gerade durch die übertriebene Mimik des Hundes eine Verbindung und verliert sich schnell in den eisigen Kälten Alaskas.

Filme – auf großem Fernseher gesehen

Erneut gesehen habe ich Dogma und Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Die zwei Päpste: Der amtierende Papst Benedikt XVI. und der zukünftige Papst Franziskus treffen sich und führen Gespräche, die zum finalen Rücktritt Benedikts führten. Ein Film, der den Drehbuchoscar durchaus verdient gehabt hätte, denn er schafft es allein durch Dialoge den Zuschauer an den Fernseher zu fesseln. – Netflix Original

Late Night: Katherine Newbury hat eine Late Night Show, die nicht mehr so richtig läuft. Also will sie in ihrem rein männlichen Autorenteam eine Frau engagieren. Die verträumte Molly kommt da gerade richtig. Eim Film über zwei Frauen, die es auf unterschiedliche Art in einer Männerdomäne versuchen. Dabei schafft er es nicht durchgehend eine starke Performance hinzulegen und versinkt in Nebenhandlungen.

Long Shot: Die amerikanische Außenministerin will für das Präsidentenamt kandidieren, doch dafür sollen ihre Reden besser werden. Da passt es ihr sehr gut einen alten Bekannten aus Kindertagen wieder zu treffen. Sein Auftreten passt zwar nicht ins Schema, dafür treffen seine Texte ins Schwarze. Wer auch immer auf die Idee kam  Charlize Theron und Seth Rogen in eine romantische Komödie zu stecken, hatte zwar eine gute Grundidee, doch leider funktioniert der Film eher schlecht als recht. Vor allem, wenn man einen Funken Realismus erwartet.

I,Tonya: Die Geschichte Tonya Hardings, die eine vielversprechende Eiskunstlaufkarriere vor sich hatte, bis der Vorfall mit einer zertrümmerten Kniescheibe ihrer Konkurrentin auf sie zurückfällt. Der Film stützt sich dabei auf Interviews, die einen am Ende immer noch zweifeln lassen, was damals wirklich passiert ist. Dafür bietet er eine starke Geschichte mit engagierten Darstellern.

Isle of Dogs: Ein etwas gewöhnungsbedürftig erzählter Animationsfilm über eine Welt, in der Hunde auf eine Müllinsel zum sterben gebracht werden, weil sie angeblich für Seuchen verantwortlich seien. Und die Geschichte eines Jungen, der auf der Suche nach seinem Hund ist. Der Film punktet durch viele kleine Spitzen und viele kleine Momente und fühlt sich eher wie ein Episodenfilm an. Einen Blick riskieren lohnt sich.

Filme – leider in diesem Monat verpasst

Just Mercy: Ein junge Anwalt setzt sich für Todestraktinsassen ein. Starker Trailer mit starker Botschaft. Hier wäre ich gespannt, was der Film noch alles kann.

Ganz knapp nicht auf die Liste geschafft hat es Chaos auf der Feuerwache

Serien – ein kurzer Rückblick

Im Februar habe ich – mal wieder – die ersten beiden Staffeln von IT Crowd geschaut. Außerdem habe ich die außergewöhnlichsten Häuser der Welt mit Staffel 2b fortgesetzt. Auch diesmal waren wirklich interessante Gebäude in den unterschiedlichsten Ländern dabei. Einen Blick gewagt habe ich auf The Kominsky Method mit der ersten Staffel. Die Serie konnte mich zwar irgendwo kriegen, aber ich kann nicht genau sagen, ob ich die mochte. Und zum Schluss konnte ich endlich bei American Horror Story die vierte Staffel beenden. Die Freak Show hatte mich wie die Staffeln zuvor irgendwann durch ihre hundert Nebenstränge verloren, konnte mich jetzt am Ende aber noch einmal kriegen. Vielleicht ist es einfach eine Serie, die ich nicht am Stück gucken sollte.

Mein Lesemonat

Bücher insgesamt: 4
Seiten gesamt: 2.256
Seiten pro Tag: 78 im Durchschnitt
Taschenbuch: 3
E-Book: 1

Was perfekt war: Colleen Hoover ist zurück und präsentiert mit Was perfekt war eine gewohnt gute Liebesgeschichte, doch diesmal geht es auch um die gleiche Geschichte acht Jahre später, wo ein Problem eine funktionierende Ehe zu zerstören droht. Wieder widmet sich Hoover einem wichtigen Thema, schafft es aber eher durch die Rückblenden den Leser bei der Stange zu halten, da sie sich an einem gewissen Punkt in Wiederholungen verliert.

Harry Potter und der Orden des Phönix: Da mein Lebensgefährte sich aktuell zum ersten Mal der Bücher in Form der Hörbücher annimmt, lese ich parallel wieder mit. Der fünfte Band ist bekanntlich der zähste der Reihe, allerdings hatte ich ihn schlimmer in Erinnerung.

Wo das Glück zu Hause ist: Nina liebt Bücher. Als nicht nur sie ihren Job als Bibliothekarin verliert, sondern auch die Bücher ihr Zuhause, eröffnet sie einen mobilen Buchladen in Schottland. Weit ab größerer Städte könnte jedoch mehr auf sie zukommen als nur ein beruflicher Neustart. Ich mochte die Grundidee und wollte das Buch wirklich mögen. Leider verliert sich die Autorin in ihren Ideen, hält sich an bestimmten Teilen zu lange auf und hastet dann an anderer Stelle, so dass ihre Charaktere sehr sprunghaft wirken. Und ihre Protagonistin ist leider ein kleines Naivchen, das natürlich trotzdem alles problemlos meistert. Es konnte mich nicht überzeugen.

Someone New: Laura Kneidl nimmt sich einem neuen Thema an, das viel zu lange Tabuthema war. In über 500 Seiten erzählt sie die Geschichte von Micah, die aus gutem Hause kommt, und ihren verschwundenen Bruder sucht, der nach seinem Outing von ihren Eltern verstoßen wurde. Dabei lernt sie Julian kennen, der ebenfalls ein Geheimnis zu haben scheint. Eine starke Geschichte, die am Ende etwas sprunghaft aufgelöst wurde – was jedoch meckern auf hohem Niveau ist. Am liebsten würde ich das Buch jedem in die Hand drücken.

 

 

Neulich in der Sneak: The Gentleman

Ein Vorwort

2014 brachte Kingsman die englische Eleganz abseits des James Bond Franchises auf die große Leinwand. Mit einer Fortsetzung und einem geplanten Prequel scheint der Film den Nerv der Zuschauer getroffen zu haben. In The Gentleman wird die Eleganz wieder aufgegriffen, allerdings nicht mehr in einem Agententhriller, sondern in einem Film über den großen Drogenbaron Britanniens. Warum der Film mich vor allem durch seinen unkonventionellen Erzählstil überzeugen konnte, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Mickey Pearson (Matthew McConaughey) hat ein großes Drogennetz in Großbritannien aufgebaut. Da er sich gerne aus dem Geschäft zurückziehen möchte, will er es an Matthew Berger (Jeremy Strong) verkaufen. Doch zu dem Zeitpunkt taucht Dry Eye (Henry Golding), ein aufstrebener Kopf in der chinesischen Mafia, auf und will das Geschäft ebenfalls kaufen. Ein Kampf um den Mann mit der größten Macht entbrennt.

Meine Meinung

The Gentleman sticht vor allem dadurch hervor, dass er sich an einem neuen Erzählstil versucht. Denn ein Großteil des Films wird erzählt indem der Privatdetektiv Fletcher (Hugh Grant) bei Pearsons Assistent Raymond (Charlie Hunnam) auftaucht und ihm den aktuellen Stand seiner Ermittlung mitteilt. Dies wird jedoch immer wieder auf die Schippe genommen – „ich hab das mal als Drehbuch verfasst, du kannst auch die Rechte kaufen“ – das der Erzählstil immer wieder etwas neues zu bieten hat. Im Prinzip geht es nur um das Gespräch zwischen den beiden, das immer wieder durch den eigentlichen Film unterbrochen wird. Das ist spannend und funktioniert nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr gut. Die ersten 10-20 Minuten braucht man tatsächlich um sich an den Rhythmus des Films zu gewöhnen, aber danach ist man voll drin.
Hilfreich ist wohl auch, dass Guy Ritchie hier ein Who is who in Hollywood versammelt. Matthew McConaughey, Michelle Dockery, Jeremy Strong, Colin Farrell, Charlie Hunnam, Henry Golding, Eddie Marsan und Hugh Grant geben sich hier die Klinke und geben sich schauspielerisch an keiner Stelle gegenüber den anderen eine Blöße. So funktioniert das Zusammenspiel der verschiedenen Charaktere wunderbar. Und trotz der Vielzahl an verschiedenen Namen, kann man sich die Funktion der einzelnen Charaktere wunderbar merken, denn jeder spielt einzigartig und auf andere Art, so dass man sich auf jede weitere Szene freut.
Und so versprüht der Film nicht nur britische Eleganz, sondern auch jede Menge Humor und findet sich immer wieder in den abstrusesten Situationen wieder. Diese sind jedoch so akkurat in die Handlung eingebunden, dass sie nie fehl am Platz wirken. Einziger Wermutstropfen des Films ist nur, dass Michelle Dockery als Pearsons Frau Rosalind zwar eine starke Frau an der Seite eines einflussreichen Mannes spielt, dies jedoch nur ein einer überschaubaren Anzahl an kleinen Szenen zeigen darf. Hier wäre wesentlich mehr möglich gewesen.

Das Fazit

The Gentleman kommt mit einer interessanten Erzählstruktur, spannender Handlung, großartigem Cast und einem ganz eigenen Rhythmus daher. Nach einer Eingewöhnungsphase am Anfang macht der Film einfach nur Spaß. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

Neulich in der Sneak: Bombshell

Ein Vorwort

Die #metoo Debatte ist zwar etwas abgeflaut, aber trotzdem nicht minder wichtig. Pünktlich zu einer Oscarverleihung, in der wieder jede Regisseurin übergangen wurde, kommt ein Film über den Skandal der sexuellen Belästigung bei FOX News.

Die Handlung

Gretchen Carlson (Nicole Kidman), Moderatorin bei FOX News, verklagt den CEO des Senders, Roger Ailes (John Lithgow) wegen sexueller Belästigung. Die Frage ihrer Anwälte ist nun, ob sich weitere Frauen melden, die ihre Geschichte bestätigen können. Zum Beispiel Megyn Kelly (Charlize Theron) das Aushängeschild des Senders, oder die ambitionierte Kayla Pospisil (Margot Robbie).

Meine Meinung

Bombshell trägt den passenden Beititel „Das Ende des Schweigens“. Denn viele der betroffenen Frauen haben am Ende Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnet und können so ihre eigene Geschichte nicht mehr erzählen. Dies wird jedoch umgangen, in dem beispielsweise die fiktive Rolle der Kayla, gespielt von Margot Robbie, eingeführt wurde, um eben all diesen Frauen eine Stimme zu geben. Dies hat sich niemand geringeres als Drehbuchautor Charles Randolph auf die Fahne geschrieben, der an ähnlichen anklagenden Projekten mitgearbeitet hat, wie The Big Short. Regie übernahm Jay Roach, der vielen durch die Austin Powers Filme bekannt sein dürfte, in der Vergangenheit aber auch ernstere Filme, wie Trumbo, gemacht hat.
Randolph verzichtet hier jedoch fast gänzlich auf die charakterisierenden Erklärungen aus den eben genannten Projekten. In The Big Short wird es durch eine Off-Stimme gemacht mit prominenten Einschüben in ungewöhnlichen Szenen. In Bombshell erzählt uns Protagonistin Megyn Kelly (Charlize Theron) noch die wichtigsten Infos. Wie ist das Gebäude von Fox News aufgeteilt, welche Aufgabe hat Roger Ailes, was hat es mit den durchsichtigen Tischen auf sich. Danach wird genau darauf verzichtet. Und genau hier liegt das Hauptproblem von Bombshell. Der Zuschauer wird mit einer Sturmflut von Namen und Personen überrollt, dass man sie sich einfach nicht merken kann. In Erinnerung bleiben lediglich die aus dem Trailer bekannten Rollen von Kidman, Robbie, Theron und Lithgow. Eine Allison Janney oder eine Kate McKinnon erkennt man durch die prominente Besetzung zwar noch wieder, doch könnte ich beim besten Willen nicht mehr sagen, wie ihre Rollen hießen. Und während man noch die ganzen Charaktere verarbeitet und sich wieder fragt, wer war das nochmal und welche Funktion hatte die nochmal, beginnt die Geschichte an sich. So tauchen am Ende Figuren auf, die einem am Anfang einmal vorgestellt wurden, von denen man aber zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr weiß, wie die in das Bild passen. Garniert wird das ganze dann noch mit mehreren Zeitsprüngen, die zwar versucht wurden auf einer Zeitlinie darzustellen, die dem Zuschauer aber auch wenig hilft. Wirklich erkennbar, wie viel Zeit vergangen ist, erkennt man eher an Therons Frisur.
Und das der Film die Zuschauer durch die verwirrend erzählte Handlung so verliert, ist bei diesem Film absolut schade. Denn Bombshell hat nicht nur ein wichtiges Thema zu erzählen, sondern auch ein erschütterndes. Dabei sind es gerade die kleinen Szenen, die einen tief treffen. Wenn eine Gruppe von Moderatorinnen sich ankleiden und sich dabei, trotz eigentlich perfekter Figuren, noch in Shapewear pressen müssen und durch die hohen Schuhe sich bereits Blasen blutig gelaufen haben und diese mit einem einfachen Pflaster überdecken, um sofort wieder auf Sendung sein zu können, dann prangert das mehr an, als nur einen Roger Ailes. Aber genau solche Momente werden einfach übergangen und mit der Haupthandlung weitergemacht.
Vor allem die Rolle von Charlize Theron wird hier in den Vordergrund gerückt. Am Anfang ist sie noch die taffe Frau, die sich mit Donald Trump als Präsidentschaftskandidat anlegt, nach einem Jahr Dauerkritik aus Reihen der Republikaner, ist sie so fertig, dass sie nachgiebig wird, einfach nur damit sie wieder ihre Ruhe kriegt. Und genau in dieser Zeit soll sie die Entscheidung fällen, ob sie sich Gretchen anschließt und ebenfalls aussagt. Diese innere Zerissenheit spielt Theron grandios. Auch Margot Robbie als Kayla, die symbolisch für alle betroffenen Frauen steht, spielt ihre Rolle, hin- und hergerissen zwischen Ekel vor sich selbst und Karrierewunsch, absolut sehenswert. Lediglich Nicole Kidman als Gretchen bleibt ein wenig blass, was aber auch an ihrer relativ geringen Screentime liegen könnte.
So bleibt Bombshell weit hinter seinen Möglichkeiten, versteckt sich hinter starken Darstellerinnen und vielen guten kleinen Momenten, schafft es aber nicht das große und ganze zusammenhängend zu erzählen und den Zuschauer bei der Stange zu halten. Schade um das Thema, das doch leider so wichtig ist.

Das Fazit

Bombshell – das Ende des Schweigens blickt nicht nur hinter einen Skandal der sexuellen Belästigung, sondern geht thematisch noch tiefer. Leider wird sich für die kleinen wichtigen Momente zu wenig Zeit genommen und der Zuschauer so sehr mit Charakteren und Zeitsprüngen zugeschüttet, das wenig im Gedächtnis bleibt. Hier wäre weit mehr möglich gewesen. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Bombshell läuft seit dem 13.02.2020 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: 21 Bridges

Ein Vorwort

Wusstet ihr, dass Manhattan eine Insel ist und über 21 Brücken mit den umliegenden Bezirken verbunden ist? Genau darauf nimmt der neue Film von Brian Kirk Bezug. Drumherum inszeniert er einen Actionthriller rund um einen gescheiterten Drogendeal. Warum der Film aus der Mittelmäßigkeit nicht herauskommt, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Andre David (Chadwick Boseman) wird zu einem Tatort gerufen, an dem sieben Polizisten ermordet wurden. Da sein Vater in seiner Kindheit ebenfalls Polizist war und im Einsatz getötet wurde, hat er den Ruf bei ermordeten Polizisten keine Gnade zu kennen. So lässt er kurzerhand Manhatten abriegeln und alle 21 Brücken sperren, damit er die Täter in kürzester Zeit stellen kann.

Meine Meinung

Man nehme einen charismatischen Detective mit dunkler Vergangenheit, ein verwirrendes Grundszenario mit allerlei Missverständnissen, einen Sidekick, der sich gut mit dem Detective versteht, ein anfängliches Blutbad, einen bad cop, der sich nicht an Anweisungen hält und natürlich ein eindrucksvolles Setting. Herauskommen soll mit diesem einfachen Schema ein gelungener Actionthriller mit Verfolgungsjagden und ermittlerischem Geschick. Grundsätzlich hat 21 Bridges auch von allen Elementen etwas. Wir haben Chadwick Boseman als Detective, der in jungen Jahren seinen Vater, ebenfalls Cop, verlor und seitdem den Ruf hat bei „Copkillern“ voreilig zu schießen. Als er kurz nach einer Anhörung zu dem Thema zu einem Tatort mit sieben toten Cops gerufen wird, dürfte eigentlich jedem klar sein, dass dies kein Zufall ist. Weiter geht es mit dem verwirrendes Grundszenario über einen geplatzten Drogenüberfall, bei dem es zu Schusswechsel und eben auch zu erschossenen Cops kam. Auftritt Sidekick in Form von Frankie Burns (Sienna Miller) vom Drogendezernat, die fortan mit Boseman ermitteln darf. Im Revier der verstorbenen Cops gibt es dann auch noch die bad cops und ein abgeriegeltes Manhattan als eindrucksvolles Setting rundet die Erfolgsformel ab.
Das Problem an 21 Bridges ist, dass er sich so penibel ans Schema F hält, dass er nichts neues/modernes/eigenes wagt, sondern lieber die Nummer Sicher geht. Herauskommt ein Film, den Fans des Genres bereits im ersten Viertel komplett bis zum Ende vorausahnen können. Es kommen auch keine Überraschungen dazu, so dass der Ausgang eigentlich sehr früh feststeht. Hinzu kommt, dass die titelgebenden 21 Brücken bzw. die Abriegelung Manhattans bis auf zwei kurze Szenen nicht weiter thematisiert werden. Hier hätte man wunderbar mit dem Wettlauf gegen die Zeit und dem gleichzeitig auftretenden Protesten aufgrund der abgeriegelten Stadt spielen können.
Versteht mich nicht falsch. 21 Bridges ist ein hochspannender Thriller, der vor allem von Bosemans Charisma lebt, aber trotzdem ein paar moralische Fragen mit aufwirft, die mit dem frühen Verlust des Vaters zusammenhängen. Das Problem ist nur, dass er in seinen Figuren und in seiner Handlung einfach nicht über Mittelmaß hinauskommt. Zu viele Stereotypen, zu viel Vorhersehbares. Grandiose Schauspieler wie J.K. Simmons werden praktisch verschwendet, weil ihnen plumpe Rollen zugeschrieben werden, ohne der Rolle und dem Schauspieler die Möglichkeit zu geben, sich richtig zu entfalten.
Mit einer Lauflänge von 101 Minuten ist 21 Bridges kurz und kompakt abgefilmt, so dass die Spannung immer auf einem guten Level gehalten werden konnte. Leider gibt es dann am Ende noch die obligatorische „Haha, du wurdest überführt“-Szene, die dem Film nichts neues gibt, ihm aber die Chance auf ein annehmbares Ende nimmt.

Das Fazit

21 Bridges ist ein spannender Thriller, der es leider nicht aus der Mittelmäßigkeit heraus schafft und sich zu sehr an altbekanntem festklammert, anstatt neue Wege einzuschlagen. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Neulich in der Sneak: 1917

Ein Vorwort

1917 wird bereits als hoher Oscarfavorit gehandelt. Sam Mendes inszeniert hier eine Geschichte, die er seinen Großvater, einem Kriegsveteran, widmet. Die Geschichte hat er aus den Erzählungen dessen entwickelt und versucht den Familien und Veteranen der „verlorenen“ Generation Tribut zu zollen.

Die Handlung

Lance Corporal Tom Blake (Dean-Charles Chapman) und Lance Corporal William Schofield (George McKay) werden zum General (Colin Firth) beordert. Dieser hat den wichtigen Auftrag die beiden zu Colonel Mackenzie zu schicken, um den bevorstehenden Angriff abzublasen, da es sich um einen Hinterhalt der Deutschen handelt. Dafür müssen sie durch Niemandsland. Da Blakes Bruder in der Einheit Mackkenzies ist, ist er sehr motiviert den Auftrag auzuführen.

Meine Meinung

Zuletzt brachte uns Christopher Nolan mit seinem gefeierten Dunkirk ins Frankreich in Kriegszeiten. Dort ging es jedoch während des zweiten Weltkrieges um die Evakuierung der britischen Soldaten aus Dünkirchen. Sam Mendes reist nun noch ein Stück weiter in die Vergangenheit. Genau genommen ins titelgebende Jahr 1917. Auch hier verfolgen wir zunächst britische Soldaten, die die Ruhe vor dem Sturm nutzen, um sich etwas auszuruhen. Schnell lernen wir unsere beiden Protagonisten Blake und Schofield kennen. Doch um die Ruhe ist es bald vorbei. Denn der General hat einen Auftrag für die beiden. Und die Kamera wird sie auch nicht mehr allein lassen.
Wo wir schon beim bemerkenswertesten am Film wären. Die Kameraarbeit. Denn diese bleibt an unseren Protagonisten kleben und fährt mal vornweg, mal nebenher, mal hinterher. Dadurch wirkt der Film wie ein einziger Take, auch wenn dies natürlich nicht sein kann. Aber Achtung an alle Leute mit schwachen Magen. Die Kamera „marschiert“ praktisch mit, weswegen immer ein verstärkter Wackeleffekt eintritt, der einen leicht auf den Magen schlagen kann, wenn man dafür empfindlich ist.
Ebenso erwähnenswert ist dadurch auch die schauspielerische Leistung der beiden Protagonisten, deren Emotionen permanent von der Kamera eingefangen werden. Gerade der Marsch durch das Niemandsland wird in allen Details gezeigt. Dies wirkt am Anfang ein bisschen Langatmig, aber auch absolut realistisch, was die Länge wieder wett macht. Und die Langatmigkeit wird auch schon bald durch ein paar hochspannende Szenen ersetzt. Und auch wenn man ein paar Entscheidungen der beiden nicht nachvollziehen kann, bleibt man doch immer mit dran und leidet praktisch bei jeder Wendung wieder neu mit. So bleibt 1917 bis zur letzten Szene hochspannend.
Zwischendurch gibt es auch ein paar ruhigere Momente, wo auch immer mal wieder eine Hollywoodpersönlichkeit auftauchen darf, so dass es auch über die aus dem Trailer bekannten hinaus immer wieder ein bekanntes Gesicht zu erkennen gibt. So ist 1917 letztlich ein erschreckend reales Abbild des ersten Weltkrieges, der beinahe vollkommen auf überdramatische Augenblicke verzichtet und dadurch nur noch bestürzender ist.

Das Fazit

1917 ist ein von der Grundidee her sehr undramatischer und realistisch gehaltener Kriegsfilm, der aber gerade durch den Realismus bestürzt und dadurch lange im Gedächtnis bleibt. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

1917 läuft seit dem 16.01.2020 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: 7500

Ein Vorwort

Wenn ich in den Urlaub fliege, habe ich immer irgendwo ein bisschen Restangst. Das Gefühl der vollkommenen Kontrollabgabe ist beim Fliegen noch einmal viel größer, als beispielsweise beim Bahnfahren. Regelmäßige Filme über Flugzeugentführungen und Flugzeugabstürze sind auch nicht gerade hilfreich dabei. Doch anscheinend wurde es einmal wieder Zeit für einen neuen Film über genau die Themen. Ob sich 7500 von anderen Filmen seiner Art abheben kann, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) ist Pilot auf der Strecke Berlin-Paris. Alles scheint seinen ganz normalen Gang zu gehen, bis kurz nach dem Start mehrere Männer versuchen das Cockpit zu stürmen und das Flugzeug zu entführen. Tobias setzt also einen Hilferuf ab. Den internationalen Code für Flugzeugentführungen: 7-5-0-0

Meine Meinung

Während Filme, wie Flightplan und ähnliche, sich zumeist mit den Passagieren oder dem eigentlich in diesen Filmen immer anwesenden Air Marshall beschäftigt, setzt 7500 bereits ganz anders an. Die deutsche Produktion zeigt zunächst Aufnahmen von Überwachungskameras von einem der Berliner Flughäfen. Hier scheint es zunächst nur um die allgemeinen Routinen zu gehen, nur wer den Trailer gesehen hat oder sich mit der Inhaltsangabe des Films beschäftigt hat, sieht, dass es die immer gleichen Männer auf den Aufnahmen zu sehen sind. Perspektivwechsel ins Cockpit eines Flugzeuges. Man sieht hier, wie die Crew eintrifft und ihre Vorbereitungen treffen. Hier folgt auch der verzweifelte Versuch eine Bindung mit den Zuschauern aufzubauen. Wenn Protagonist Tobias mit seiner Freundin, einer der Stewardessen, über das Kindergartenproblem ihres Sohnes sprechen, bringt das aber keinen den Charakteren wirklich näher. Schnell verliert sich der Film im stupiden Abarbeiten der Checklisten. Ca. 20 Minuten fühlt es sich eher wie eine Dokumentation über den Flugalltag an als ein Thriller. Dann überschlagen sich die Ereignisse und die Männer von vorhin, versuchen ins Cockpit einzudringen. Dies gelingt ihnen nur teilweise, weswegen Tobias nun immer wieder vor die Wahl gestellt wird, Cockpittür öffnen oder geschlossen lassen. Die Anweisungen sind eindeutig, aber wie verhält man sich, wenn die eigene Freundin bedroht wird.
Der Film hat mit seinen 90 Minuten eine klare Dreiteilung. Einführung und erster Versuch der Entführung dauern ca. 30 Minuten, die nächsten 30 Minuten sind der Kampf der Männer endgültig ins Cockpit zu gelangen inkl. Geiselnahme. Die letzten 30 Minuten sind dann der verzweifelte Versuch ein Ende zu finden, das nicht zu überhastet wirkt.
Positiv zum Film zu sagen ist, dass er großen Wert auf realistische Szenarien legt. Es gibt nicht den Air Marshall, der immer wieder durch das Flugzeug rennt und dabei viel Action erfolgt. Stattdessen verlegt sich der Film auf eine Variante einer Flugzeugentführung, die – leider – genauso stattfinden könnte. Dabei werden gerade die Routinen ausgenutzt, um die strengen Bestimmungen zu umgehen. Auch der übrige Film wird nur aus der Perspektive des Cockpits gezeigt. Dadurch liegt der Film aber auch in der Hand der wenigen Akteure. Denn von den Passagieren und wie die auf die Ankündigungen der Piloten reagieren, bekommt man nichts mit. Dadurch wirkt der Film sehr zurückgenommen und auch die vereinzelten Actionszenen wirken weniger Adrenalingeladen, als das große Rumgerenne durch das Flugzeug,
Problematisch an der Sache wird es dann aber, wenn man durch diese Darstellung als Zuschauer den Bezug zum Film verliert. Dadurch, dass die Charaktere nicht richtig eingeführt wurden, ist es einem letztendlich eigentlich egal, was mit ihnen passiert. Man kann sich nicht einmal in einen der schreienden Gäste reinfinden, da die gar nicht gezeigt werden. So spielt Joseph Gordon-Levitt zwar gut, schafft es aber nicht den Film im Alleingang zu tragen, bzw. scheitert an seiner zu einfach gehaltenen Person.
Auch die Terroristen wirken sehr blass im Film. Ihre Motive bleiben bis zum Ende eigentlich unklar. Zwischendurch wird zwar eine kurze Botschaft vorgelesen, die aber auch wenig Aufschluss gibt. Im Prinzip sind es einfach wieder die „bösen Muslime“, die meinen, dass die „bösen Weißen“ ihnen Unrecht getan haben und deswegen halt mal eben das Flugzeug entführen. Vedat gespielt von Omid Memar ist dann der einzige Charakter, der noch ein wenig mehr Tiefe bekommt und gerade im letzten Dritten noch ein wenig mehr zu sich sagen darf. Aber auch hier bleibt es bei den bekannten Klischees.

Das Fazit

7500 zeigt ein realistisches Szenario einer Flugzeugentführung und bleibt bei den Geschehnissen beinahe vollständig im Cockpit. Da aber kaum Charakterisierung erfolgt und Motive lediglich oberflächlich behandelt werden, fehlt dem Zuschauer aber die Sympathie und damit die Nähe zum Geschehen. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

7500 läuft ab dem 26.12.2019 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: Official Secrets

Ein Vorwort

Wenn man das Wort Whistleblow hört denkt man unweigerlich zunächst an Edward Snowden, der 2013 die NSA-Affäre auslöste. An den Namen Katharine Gun denken dabei wohl die wenigsten, wobei ihre Tat gar nicht mal so unwichtig ist. Mit den Details befasst sich Official Secrets. Wie der Film so performt, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

2003. Katharine Gun (Keira Knightley) arbeitet beim britischen GCHQ als Übersetzerin. Diese dem britischen Geheimdienst unterstehende Behörde erhält ein Memo von der NSA, in der sie angewiesen wird, UN-Abgeordnete einiger Länder abzuhören, die noch unentschlossen in der Irak-Krieg-Frage sind. Gun entdeckt das amerikanische Erpressungsmittel für den Krieg und leakt das Memo, in der Hoffnung damit den Krieg oder zumindest die britische Beteiligung verhindern zu können.

Meine Meinung

Official Secrets ist ein Film mit einer unheimlich spannenden Prämisse, die den Irak-Krieg bzw. dessen Ausrufung noch einmal aus einer völlig neuen Perspektive beleuchtet. Hinzu kommt, dass mit Keira Knightley, Matt Smith, Matthew Goode, Conleth Hill, Indira Varma, Rhys Ifans und last but not least Ralph Fiennes  ein absolut grandioser Cast zusammengesetzt wurde. Leider schafft er es nicht aus der Mittelmäßigkeit herauszukommen und irgendwo besonders hervorzustechen. Versuchen wir einmal die Gründe dafür näher zu beleuchten.
Zum einen spoilert die Handlung sich an vielen Stellen selbst. Ganz zu Anfang wird bereits gezeigt, wie Gun vor dem Gericht steht und sich verantworten muss. Damit steht die Möglichkeit, dass sie nicht entdeckt wird, schon gar nicht mehr zur Debatte. Dennoch bemüht er sich danach den uninformierten Zuschauer im Schnelllauf durch ein paar wenige Dialoge in die Hintergründe der UN-Abstimmung zum Irak-Krieg einzuweihen. Dies gelingt relativ gut – hilfreich war es aber trotzdem, dass in diesem Jahr mit Vice bereits die kritische Sicht der USA darauf dem Kino präsentiert wurde. Danach geht es relativ kurz um den eigentlichen Leak und wie der von statten ging. Während bei Snowden dieser Akt im fortgeschrittenen Teil des Films erst geschah, da Snowden mit Rückblenden arbeitete, war dort die Spannung noch einmal wesentlich größer. Im folgenden wird auf zwei Ebenen erzählt. Zum einen geht es um Katharines Reue, vor allem weil alle im GCHQ verhört werden und auch ihre Freunde alle unter Verdacht stehen, und wie sie versucht damit umzugehen. Zum anderen wird eine zweite Ebene eröffnet und es geht um die Zeitung „Observer“, bei der der Journalist Martin Bright (Matt Smith) das geleakte Dokument erhält und nun die Frage nach dessen Echtheit im Raum steht. Die Recherchearbeiten des Observer sind dann aber leider auch der einzig spannende Teil des Films. Hier ist interessant, wie verschiedene politische Motivationen mit hineinspielen und wie viele Bekanntschaften es benötigt, um die Echtheit zu überprüfen. Dabei bekommt der Observer mit Matt Smith zwar einen sehr talentierten Schauspieler, bleibt jedoch außerhalb der Recherchearbeit sehr blass.
In der zweiten Hälfte fällt die Handlung dann auch noch einmal deutlich ab. Hier geht es praktisch nur noch um Katharine, die den Krieg nicht verhindern konnte mit ihrem Leak, aber dennoch unter Anklage steht. Hier kommt das Anwaltsteam mit Ralph Fiennes ins Spiel. Leider steht es hier ähnlich wie um den Observer. Der Ansatz ist gut, der wichtige Charakter mit einem sehr talentierten Schauspieler besetzt, aber die Umsetzung bleibt blass und beinahe bedeutungslos.
So verbrät der Film letztendlich viel Potential in der Handlung, in den Charakteren und vorallem nutzt er nicht seinen grandiosen Cast. Zurück bleibt eine eigentlich interessante Geschichte, verpackt in einen uninteressanten Film, der mit 112 Minuten eigentlich eine gute Länge hat, daraus aber doch mehr hätte machen können.

Das Fazit

Official Secrets hatte den Cast und die Geschichte um einen spannenden Film über die Whisteblowerin Katharine Gun zu machen. Leider nutzt er die Elemente nicht und schafft es nicht aus der Mittelmäßigkeit herauszukommen. Dafür gibt es 05 von 10 möglichen Punkten.

Official Secrets läuft seit dem 21.11.2019 in den deutschen Kinos.

Neulich in der Sneak: Halloween Haunt

Ein Vorwort

Pünktlich zum Horroroctober und dem bevorstehenden Halloween war wieder einmal Zeit für die Sneak. Die Entscheider im Kino fanden es anscheinend auch eine super Idee dann doch direkt einmal einen Horrorfilm zu zeigen, der auch noch passend den Namen Halloween Haunt trägt. Dass das Genre bei einem Angsthasen wie mir schon einmal keine gute Idee ist, scheint auf der Hand zu liegen. Warum der Film darüber hinaus aber auch nicht überzeugen kann, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Harper (Katie Stevens) hat sich frisch von ihrem gewalttägigen Freund getrennt. Ihre Mitbewohnerin Bailey (Lauryn Alisa McClain) überredet sie mit auf eine Halloween-Party zu kommen. Nach dem Zapfenstreich wollen die beiden zusammen mit vier Freunden aber noch nicht nach Hause und finden durch Zufall ein Horrorhaus. Ähnlich einer Geisterbahn müssen die sechs Freunde den Ausgang finden. Doch die Betreiber des Hauses denken gar nicht daran sie wieder gehen zu lassen. Ein Überlebenskampf beginnt.

Meine Meinung

Der Produzent von Hostel als Produzent und die Drehbuchautoren von A Quiet Place als Drehbuchautoren? Die Mischung könnte eigentlich nur etwas Gutes hervorbringen, möchte man meinen. Die Meinung ändert sich jedoch schnell, wenn man Halloween Haunt gesehen hat. Denn hier scheitert der Versuch das Prinzip Geisterbahn und Escape Room zu einem Horrorhaus zu mischen. Man merkt zwar, dass die Macher sich an den einfachsten Horrorelementen bedienen, diese aber auf so plumpe Art vermischen, dass eher eine Klamaukfassung, denn ein Horrorfilm entsteht.
Fangen wir aber auch hier erst einmal mit den positiven Aspekten an. Die liegen ganz eindeutig bei den Maskenbildnern und Kulissengestalter. Denn hier sieht man, dass auch wenig Budget ausreicht, um mit Handarbeit ein gelungenes Horrorhaus zu gestalten, das so realitisch daher kommt, dass man es sich gut an Halloween auch in der eigenen Nachbarschaft vorstellen kann. Bekannte Elemente aus Geisterbahnen, wie hervorspringende Skelette, und aus Escape Rooms, wo ist der Schlüssel zur nächsten Tür?, werden geschickt kombiniert, um von der Grundatmosphäre her, eine gute Ausgangsbasis zu schaffen. Dabei orientieren sich die einzelnen Räume an bekannten Szenarien. So haben wir beispielsweise den Friedhof mit dem Kettensägenmörder oder die Hexe mit dem rauchenden Kochtopf. Oh und damit das Ganze dann noch beängstigender wird, gibt es natürlich hinter Masken verborgene Darsteller.
Kommen wir zu den Gründen, warum der Film aber trotzdem einfach nicht funktioniert. Scheinbar versucht der Film bekannte Klischees aufzugreifen und sie dann ähnlich wie bei Cabin in the Woods zu verdrehen. Allerdings vergisst er das verdrehen und präsentiert uns eigentlich nur die gängigen Klischees. So spiegeln schon die sechs Freunde so viele Stereotypen wider, die dann nur noch von den Ereignissen im Halloweenhaus übertroffen werden. Es erzeugt nicht gerade Stimmung und Spannung, wenn man die meisten Ereignisse sehr früh vorhersehen kann. Und die paar überraschenden Wendungen reichen dann nicht mehr aus, um doch noch Spannung zu erzeugen. Die größten „Horror“momente waren dann ein paar meistens vorhersehbare Jump Scares – die leider trotzdem dazu führten, dass ich mich erschreckte… Allein durch die Erzählweise war von Anfang an auch schon klar, wer überleben würde, und wer wohl eher nicht.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Handlung sehr konstruiert wirkt und durch die vielen Klischees und Stereotypen sehr vorhersehbar ist und nur in seltenen Fällen überraschen kann. Die Überzahl an Jump Scares anstatt Atmosphäre richtig aufzubauen, zeigt die niedrige Qualität im Horrorbereich. Das größte Problem ist aber, dass der Film seine nicht nachvollziehbaren Handlungen auch nicht erklärt. So erfährt man bis zum Schluss nicht den Hintergrund des Hauses und der Gestalter. Man weiß nicht, wieso es das Haus gibt und was die Absicht dahinter war. So verlässt man leider statt gut gegruselt geworden zu sein, den Film eher mit einem genervten Augenrollen.

Das Fazit

Halloween Haunt verfolgt im Ansatz mit der Kombination aus Geisterbahn und Escape Room eine gute Ausgangsbasis, verliert sich jedoch in Klischees und Stereotypen und einer nicht nachvollziehbaren Handlung. Dafür gibt es 03 von 10 möglichen Punkten.

Halloween Haunt läuft ab dem 31.10.2019 in den deutschen Kinos.